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Reise von London nach Taunton wird mit den Mailzügen ungefähr in sechs Stunden, mit den gemischten in sieben, und mit den „Waggons" in siebzehntehalb Stunden gemacht! Ist eS nun da wohl übertrieben, wenn man behauptet, daß nichts als die dringendste Nothwendigkeit irgend Jemanden, wie arm er auch sein mag, dazu bewegen kann, mit solchen privilegirten Aergerniffen zu reisen? und daß Jeder, wenn ihm an seiner Gesundheit oder Bequemlichkeit etwas gelegen ist, wie sauer es ihm auch wer den mag, das Opfer zu bringen, mit einem offenen Wagen zweiter Classe fahren muß, wobei auch keine sonderliche Bequemlichkeit ftatlfindet. Die Folge dieses Systems liegt am Tage; der Secretair dieser Compagnie lehnte cs ab,! die Anzahl der Passagiere dritter Classe, welche! befördert worden war, anzugeben; die Gejammt-! zahl aber für daS Jahr, von allen Classen, war! 1,606,015 und zur Belehrung des würdigen Interessenten, der von dem Secretair keine Aus kunft darüber erhalten konnte, will ich hinzu setzen, baß die Anzahl von Passagieren dritter Classe 100,000 nicht überstiegen hat. Eine andere große Unannehmlichkeit, welcher Passagiere dritter Classe ausgesetzt sinv, entsteht aus dem Mangel sichernder Vorkehrungen gegen die Funken und Kohlenpartikeln, die aus dem Ofen heraussprühen. In öffentlichen Druckblät tern werden unablässig Klagen darüber erhoben, daß den Leuten das Zeug verbrannt wäre, und es ist unnöthig hinzuzufügen, daß sie nie die geringste Entschädigung für die gehabte Einbuße erhalten. Der Presse im Allgemeinen, und ins besondere dem „Morning Herald" und den „Times", haben es die Armen in unserem Lande zu verdanken, daß sie überhaupt aus den Eisenbahnen reisen können. Der folgende Aus zug ist auS einem raisonnirenden Aufsatze in den Times genommen: — „Es sind uns Mitthei- lungen von unseren Korrespondenten zugegan gen, worin wir dringend ersucht werden, als Anwälde der ärmeren Classe von Eisenbahn- Reisenden aufzutreten, die sich der beschränkten Gelegenheit, welche die Hauptlinien darbieten, bedienen müssen, und uns darum bitten, die Nothwendigkeit einer größeren Erleichterung und Bequemlichkeit bei ihren Bahnfahrten, als sie jetzt genießen, in ein helleres Licht zu stellen. Aus den in den verschiedenen Briefen, die wir empfangen haben, angegebenen Thatsachen geht hervor, daß nicht viel dabei herauökommt, wenn man zwischen der einen oder anderen Bahn wählen wollte, und daß alle großen Fahrlinicn so kärglich als möglich dafür sorgen, Denen, die daS Unglück haben, auf dem Wagen der dritten Classe fahren zu müssen, die gehörigen Annehmlichkeiten und Bequemlichkeiten zu ver schaffen. Die Art und Weise, wie die Grcat- Wcstern Compagnie diese dritte Classe von Pas, sagieren behandelt, wird als schlimmer, wie jede andere, sonst befolgte, beschrieben, indem die ein zigen Züge, womit man sie befördert, dieselben sind, die zum Transporte von Vieh, Kohlen und Waaren aller Gattungen verwandt wer den. So wird z. B. angeführt, daß ein Passa gier der dritten Classe Paddington in einem offenen Wagen um halb vier Uhr Morgens ver ¬ läßt, wobei nie von der Regel abgcwichen wird, nm elwa Wind und Wetter vorübergehcn zu^ lassen. Wenn er zu Swindon ankommt, wird er über eine Stunde aufgehalten, und gelangt endlich nach Bristol, wenn der Zug seine Stun den hält, in 9'/- Stunden, während die Wa gen erster und zweiter Classe dieselbe Reise in weniger als halb so viel Zeit machen. Wenw ein Reisender der drittel! Classe von irgend einem östlich von Bristol belegenen Platze nach Taun ton zu gehen wünscht, so soll dies mit noch grö ßeren Schwierigkeiten verbunden sein, weil er 4 bis 5 Stunden in Bristol ausgehalten wird,! und nach mäßiger Berechnung 14 bis 16 Stun den auf dem Wege zubringen muß, da hinge gen auf der anderen Seite Passagiere der er sten und zweiten Classe in 6'/> Stunden an denselben Bestimmungsorten ankommen. Dies sind schlagende Angaben, und wenn man sic nicht auf überzeugende Weise widerlegt, so müs sen sie früher oder später diese Unternehmungen unter die Beaufsichtigung der Handelskammer bringen, welche Behörde wohl daran thun würde, dahin zu sehen, daß alle Eisenbahn- Compagnieen billige und angemessene Vorkeh rungen zu Gunsten der ärmeren Classen wäh rend passender Tageszeiten treffen. Die Eiscn- bahndirectoren üben jetzt eine gar zu wenig verantwortliche Macht auS, und glauben daher ganz nach Belieben mit dem Publikum umge hen zu können. Sie müssen sich indessen in Acht nehmen, bei der Behandlung der Sache die ge-! bührenden Gränzen nicht zu überschreiten; denn,! obgleich durch die Gründung und glückliche Be werkstelligung des auf diesem CommunicationS- systeme beruhenden Verkehrs viel Gutes erreicht worden ist, so bleibt doch noch immer der wirk-j lichc Erfolg dieser administrativen Einrichtungen abzuwarten, wenn sie ohne alle höhere Beaus-j sichtigung ganz und gar der Bcurthcilung der jenigen Personen überlassen bleiben sollten, die! allein diese Macht auszuübcn berechtigt sind.! Es kann vielleicht als vorläufige Andeutung von Nutzen sein, diese Materie in so weit berührt zu haben, ohne den betreffenden Eisenbahnbe-! Hörden noch dringender ans Herz zu legen, wie durchaus nothwendig cs ist, in dem gegenwär tig bei der Beförderung der Passagiere dritter ! Classe befolgten Plane gewisse Verbesserungen eintreten zu lassen; denn, wenn man diese An stalten im Lichte volkSthümlicher Culturfortschritte, die auf dem Boden deS NationalwohlstandcS erwachsen sind, betrachtet, so muß man eS als ihre Bestimmung ansehen, der einen Classe des Publikums so gut, wie der anderen, verhältniß- mäßigen Vortheil zu gewähren. Die Franzosen, die jetzt daS Eisenbahnwesen in großem Um fange betreiben, sind vor diesen Mängeln, wenn sie eintreten sollten, weit besser gesichert, als wir in unserem Vaterlande, weil sich dort die Re gierung durch den von ihr zu leistenden Geld zuschuß mit diesen Unternehmungen in die ge naueste Verbindung gesetzt, und daher das über wiegende Recht hat, sich hincinzumischen, ohne sich mißfälligen Urtheilen von Seiten desjenigen Theils deS Publikums auszusctzcn, der ein In teresse dabei haben kann, die Eisenbahndirectoren von dergleichen Beaufsichtigung unabhängig zu erhallen. Es ist ein LieblingSauSdruck unter ven Interessenten unserer Eisenbahnen, der ein Paar Male heftigen Widerstand gegen die Aussicht der Handelskammer in diesen Angelegenheiten herbeigeführt hat, nämlich, daß die Regie rung, da sie, was den erstem Punkt betrifft, alle Verantwortlichkeit von sich abgclehnt, und es begüterten Privatleuten allein überlassen hat, die mit diesen Unternehmungen verbundenen Schwierigkeiten zu überwinden, jetzt keinen un mittelbaren Zusammenhang mit der Verwaltung derselben verlangen und in Anspruch nehmen dürfe. Allein die Alles niedcrschlagende Antwort hierauf ist, daß „wo es die Sicherheit oder Be quemlichkeit des Publikums gilt, die Regierung auch die Befugniß hat, ein Einsehen zu thun, und dieselbe zum Besten der Unterlhanen aus üben wird." Hier aber tritt eine Schwierigkeit ein, — wie die Regierung nämlich die Eisenbahn-Compagnicen dazu zwingen könne, Maßregeln zu befolgen, welche die Letzteren ihrem Interesse nachtheilig glauben, ohne ihnen dafür Entschädigung zu bewilligen? ES wurde mit diesen großen Com- pagnieen ein Vertrag geschlossen, Passagiere zu 3'/> Pence für die Meile zu befördern; erst seit den letzten Paar Jahren haben sie zu ihrem eigenen Vortheile Passagiere dritter Classe zu 1Pence die Meile befördert; sie könnten die „WaggonS" morgen im Tage ganz und gar abschaffen, wenn sie es für gut fänden. Sie nehmen das System, den Passagieren dritter Classe das Fahren zu verleiden, nur in der Ab sicht an, sie zum Gebrauche der besseren Wa gen zu nöthigcn, und daß sie dabci wirklich ge winnen, kann nicht in Abrede gestellt werden. Zu der Zeit, als die Eigner der Croydon-Bahn den Entschluß faßten, ihre Fahrten cinzustellen, fragte einer von ihnen in Beziehung aus den großen Nachtheil, den das Publikum erleiden würde, den Vorstand, ob sich die Regierung in einem solchen Falle nicht ins Mittel legen würde; der Vorstand erwiderte aber mit Recht, daß die Regierung Niemanden dazu nöthigcn könne, sich selbst Schaden zuzuziehen. Die Handels kammer vermochte darauf die Compagnie, durch daö Versprechen eines » quick pro quo" zur Unterstützung eines anderen Gesetzvorschlages, ihre Fahrten fortzuseyen. Das ist unser System! Die Londoner und Birminghamer Compagnie geben in ihrem Berichte an, daß die Summe der gemachten Meilen auf ihrer Linie für daS letzte Halbjahr, bei der ersten Classe 11,043,483, bei der zweiten 12,192,051 und bei der dritten nur 2,140,705 betrüge. Wenn wir nun diese Berechnung mit anderen Eisenbahnen verglei chen, wo eS die Directorcn nöthig finden, der ärmeren Classe der Reisenden besonderer Um stände wegen vortheilhafterc Einrichtungen zu gewähren, so finden wir, daß die letzteren, an statt nur Len fünfte^ oder zehnten Theil der Gesammtzahl auszumachen, zuweilen zwei Drit tel oder drei Viertel betragen. Wenn sich eine Compagnie die auöschließende Beförderung von Passagieren gesichert hat, so crhöhet sie ihre Fahrpreise dritter Classe, sowie die anderen bis auf den äußersten Punkt, den sie mit Sicher heit annchmen kann, indem daS einzige Hemm-