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Bünden sahen, fanden sie den Knaben in seinem Zimmer erhängt auf. Der Junge hatte der Kostfrau seiner Eltern einen Betrag von 6 Kronen entwendet und au» Furcht vor Strafe seinem Leben ein Ende gemacht. Atirze Chronik. Der dreifache «audmard i« Berit«. In AeMkow wurden Sonnabend nachmittag auf dem Bahn- Hof drei Männer verhaftet, deren Signalement genau mit dem der drei jungen Leute übereinstimmt, die den Juwe lier Schulz und seine Familie ermordet haben sollen. Die drei Männer waren von Lübben durch die Krimtnal- dolizei signalisiert worden. Sie wurden auf dem Bahn hofe von zwei Gendarmen in Empfang genommen und sofort gefesselt. Sie setzten ihrer Verhaftung keinen Widerstand entgegen. An ihren Kleidungsstücken wurden viele Blutflecken wadrgenommen. Auch trugen sie Schlag ringe und anderes Werkzeug in ihren Laschen. Zur Zett ist aber noch nicht endgültig festgestellt, ob sie mit den Tätern identisch sind. Drei P-rs-«-« g«st»rve«. In Oderberg bei Eberswalde starben der Töpfermeister Seeliger sowie dessen Ehefrau und Tochter an Speisevergiftung Vor mehreren Tagen halte Frau S. eine Ananasspeise zu- bereitet und alle Familienmitglieder aßen tüchtig davon. Am folgenden Tage stellten sich bei ihnen KrankheitSer- scheinunge« ein, die den Tod aller drei Personen herbet- führten. Der Nest der Ananasspeise ist von der Behörde beschlagnahmt worden. Rewe GrVftStze i« Süddeutsch!««-. Nus Eß lingen und Rothenburg wurde» am Freitag früh 6 Uhr tb Min. zwei neue heftige Erdstöße gemeldet, die auch in Stuttgart verspürt wurden. Schneeftürme «u« Tirol. In Osttirol herrschen furchtbare Schneestürme. Der Wiener Nachtschnellzug blieb bei Firberbrunn im Schnee stecken und wurde voll- ständig zugeschneit. Ei«« »t«fse«g«»der-if1««s i» der Schule. In der Schule zu Isernhagen, Kreis Burkoorf, erlitten am Freitag während der ersten Unterrichtsstunde zahl reiche Schulkinder Ohnmachtsanfälle. Dem Lehrer gelang es, einige Kinder an die frische Lust zu bringen- Als er dann rief: „Alle hinauSgehen", drängten die übrigen Kinder dem AuSgang zu. Die meisten erreichten tyn nicht mehr, sondern brachen bewußtlos zusammen. Einige hatten noch so viel Kraft, daß sie den Weg nach Hause antreten konnten, doch erreichten zahlreiche ihre Wohnungen nMusb brachen bewußtlos am Wege zusammen. Passanten Wurden durch daS Wimmern der Kinder aufmerksam und btachten die im.Klassenzimmer liegenden Schüler und den Lehrer in- Freie. Giftige Gase, die aus dem Ofen strömt n, sollen die Ursache des Vorfalles sein. Drei Perfsue« bei eine« Bra«de umge« komme«. Wir aus Kopenhagen gemeldet wird, sind bei einem Brande auf dem Gute Socgebjerg bei Kerte- Minde ein Gärtner, ein Gärtnergehilfe uns ein Oberknecht unts Leben gekommen. Wissenschaft und CiteratnV. Wocheu-Lpielpla« »er Dresdner Theater. Opernhaus: Dienstag Der fliegende Holländer, Mittwoch Arda, Donnerstag Wenn ich König wär, Frei tag lV. Sinfonie-Konzert Srrte Sonnabend Die Meistersinger von Nürnberg, Sonntag Dcr Roseukavalier, Moütaz Mtznon Schauspielhaus: Dienstag König Richard m, Mittwoch Etga, Donnerstag Wilhelm Trll, Freitag Der zerbrochene Krug, Soonavend Götz von Berlichtnge«, Soustag Dok or Klaus, Montaz Eine Frau ohne Be deutung. Außerdem Sonnabend nachmittag Schneewittchen. Restdenztheater: Dienstag uud Soauadens Pol- uische WirlsqM Mittwoch Die kteme Freundin, Donners tag Der BitlelftuSmt, Freitag uud Sonntag Kreolenblut, Montag Der Familientug. Anfang aveuSs 8 Uhr. Außer dem Mittwoch, Sonnabend und Sonntag nachmittags Uhr Der Edelweißkönig. Zentral-Theater: DienStag Die moderne Eva, Mittwoch, Donnerstag und Freitag Wirser Blut. Sonn abend uud Sonntag unbestimmt. Anfang abends 8 Uhr. Außerdem Mittwoch und Sonnabend nachmittag« */,4 Uar das Weihnachtsmärchen Peters Jagd nach dem Glücke Viktoria-Salon: Täglich Spezialitäten-Borst Uns , u. a. „Heinrich amüsiert sich!" mit Komik r Hmstrt« in der Hauptrolle uud dir große» Neujah-s Novitätm. An fang täglich abends 8 Uhr, außerdem Sonntags nach mittags 4 Uhr. Die Striche und Punkte entspreche» den einzelnen Buchstaben der nute» aufgeführten Wörter. Diese Wörter stad so zu ordnen, daß die auf die Punkte fallenden Buch staben im Ztsammeahang ein bekanntes Sprichwort ergeben. ^äer, ^ster, 8-mtea, Qeis, Häkle, leisten, lAtttax, kreier, kÜLume, LckSire, Ton, Vkr, Vorsaal, ^eia, Lösungen in nächster Nummer. Lin Wort über die Msde. Nr. 6261. Lmpirestlcid mit Ucberbluse. Diese» hübsche Kle d da» auch der Schwarz-weiß Mode folgt, wurde aus einem Unterkleid voa weißem Flanell mit schwa z u Punkten gearbeitet und erotli dazu eine weiße Tunika nebst Uatcrbluse, die schwarz eingefaßt und unten mit schwarzes F-a«sev garniert wurde. Ei-re schwarze Schnur markiert de» Ta ll nschluß Die kurzen Kimonoä^mel und der freie Halsausschnitt machen es für ganz junge Mädchen recht geeignet. DaS Modell kann von jeder Dame mit Hlfe eines Favorit- schsittrs nachgeschveidcrt werden. Der Schnitt ist vorrätig unter Nr. 5261 in 38 bis 42 Zentimeter halber Oberweite (Läsge 90 102, 113, 119 Zentimeter), jede Grüß-: für 85 Pfennige, zu bezieht» von der Modeozentrale, DreSdes-Ncu- stabt. Hanrwirtschaftliche Ratschläge. Stiefel ««» Schmhe hatte« fich h-»e«t-«d lä«ger in gut-r Form, wenn man pafl-uoe Lüsten dazu hat, die jedesmal sofort nach dem Ausziehen in den noch warmen Schuh gesteckt werden. Sind die Stiefel sehr naß geworden, so stopfe man sie beim Ablegen gleich gut mit Z-itusgSpapier aus, das die Nässe aufsaugt und den Schuhen die gute Form erhält. Rätsel-Ecke. Bilderrätsel. Aahleapyramide. 1 1 2 1 2 3 12 4 3 3 12 4 1 5 12 3 14 6 5 1 2 3 1 4 Vokal. Naturerzeugniß. Gabe des Winters. Zadlwort. Fluß in Frankreich Singvögel. Insekten. Telegrapheurätsel. Auflösungen der Rätsel aus voriger Nummer. Vexierbild: Qnec am Bo^es. Kopf au der Gießkanne. Sil» von recht» betrachten. Logogriph: Nadel, Pudel, Nudel. Marktbericht. Meißen, am 20. Januar. Butter, 1 Kilo 2,90 AS 3,— -Nk.; Gänse, 1 Pfund 90-95 Vfg.:Hase«, SlüL 4,00-4,50 Mk.; Eier. 1 Stück 10-11 Pfg. Getreidrpreise: geringe Qualität mittlere Qualität gute Qualität niedrigst, höchst, niedrigst, höchst. Niedrigst, höchst. Wetzen «euer- - - - 20.30 20,70 Rogges neuer — — — — 18,60 18,80 «erste — — — — — — Hafer — — 20,00 20,50 20,60 21,00 Meist«-» Kerkelmnrkt weg-« S-«ch-«O-f»h» auDges-ke«. Nossener pro-nktenborse am 19. Januar 1911. Wetzen«« —- 15,00 Rogge« »e«-/ 10,00 -193. 100 8,00 9,75 per 3,80 50 50 50 50 50 5,50 3,5« 3,— - 200, - 185, - 5,— - 3,— - 2,50 - 18,75 - 17,75 - 14,75 - 14 20 Heu, alt Heu, nm Schüttstroh Gebuudstroh Kartoffeln alt - neu - 10,50 bi» Mk. - Gerste Brau- - Futter- Hafer «eu - alt Futtermehl l . il Roggeuklete Weizenkleie grob - Maiskörner grob - Maisschrot , — — . — — 50 . —50 50 Kilo von Mk. — 1000 Kg Mk. bis Mk. l-8 Rk.btS Mk. , —85—,— - —,— . 203,- 8517,00 - 17,25 - 188,— 8014,70 - - —80 —,— - . —70 —- . 70 - - 200,— 50 9,65 - - —50 —- , — — 50 9,50 - . —50 9,-- - 15,75 50 7 50 - , _ — 50 7,25- ri» MA ^i^ 8türmiscke Mögen Kriminal-Roman von Karl von Niegerstein. 26) (Nachdruck verboten.) „Das arme, süße Kind", sagte Käthe und streichelte dem schlafenden Knaben über die Locken. »Nun, deine Mutter kann ich dir nicht wieder schaffen, deinen Vater aber will ich dir, so Gott will, heute noch wiedergeben.* „Und nun, Karl*, wandte sie sich an diesen, „er- «zahlen Sie mir alles. Wie war es? Wann haben Sie das Kind aus dem Hause entführt? Sind Sie an dem Abend Frau von Walter begegnet? Hat sie Sie mit dem Kinde überrascht? Haben Sie sich, Karl, in der Aufwallung, an ihr vergriffen? Nein, ich glaube eS nicht. Aber sagen Sie mir alles.* „So wahr mir Gott helfe, ich bin unschuldig", sagte der Mann. „Ich wußte es. Ich glaube es. Aber nun er zählen Sie alles." Und er erzählte. ES war genau so, wie Käthe sich die Sache kon struiert hatte. Karl, der seinem Herrn blind ergeben war, hatte den festen Entschluß gefaßt, diesem sein Kind zu bringen. Wiederholt hatte er den Versuch gemacht, unbemerkt in das Zimmer zu treten. Es war ihm nicht möglich. Das Kammermädchen wachte im Zimmer und las. Er mußte also warten, bis das Mädchen unten beschäftigt war. Bis die Frau nach Haus kam. Das war gegen zwei Uhr. Da fuhr der Wagen vor. Das Kammermädchen eilte hinunter, und er benutzte diesen Moment. Er nahm das Kind aus dem Bett, in demselben Moment aber hörte er Schritte. Frau von Walter kam die Treppe hinauf. Er hatte gerade noch Zett, das Kind wieder hinzulegen und sich hinter den Fensteroorhang zu verstecken. Sie trat ein. Funkelnd von Brillanten, schön wie sie immer war. Und sie ging zu dem Knaben hin. Nicht wie eine Mutter. Wie eine triumphierende Siegerin. „Nie, nie wirst du deinem Vater gehören, das schwöre ich dir!" Das war's, sonst nichts, was sie am BetR ihres Kindes sagte. Hätte sie das Kind geküßt, hätte sie ihre Liebe gezeigt, wer weiß, vielleicht hätte auch er den Ge danken an die Entführung des Kindes fallen gelassen. So aber war es der Hab, der am Bette des Kindes stand, der Haß gegen den Vater, der keine andere Schuld auf sich geladen hatte, als die, zu gut und zu schwach gewesen zu sein Zeit seines Lebens. Nichts konnte ihn also au seinem Entschlusse mehr hindern. Er hob das Kind aus dem Bette, wickelte es in eine Decke, nahm die Sachen des Kindes noch mit und verlieb durch die Gartenpforte das Haus. „Mit dem Kinde kam ich hierher, wo ich mich vor jeder Nachforschung sicher glaubte, und — jetzt wissen Sie alles." „Und wollen Sie mir das Kind anvertrauen?* Frau Welpner und er tauschten einen Blick. „Kann es nicht hier bleiben?" „Der Vater möchte es sehen.* „Kann er nicht her?* „Nicht ohne sich der Gefahr auszusetzen, ver haftet zu werden.* Karl ging mit groben Schritten auf und ab. „Das darf er nicht. Wie wäre es, wenn ich.. .* „Wollen Sie sich der Gefahr aussetzen?* fragte Käthe Field. „Nee, daS erlaub' ich nicht. Du bleibst hier. Hier findet dich keen Mensch. Das heißt*, sagte sie, mit einem Seitenblick auf Käthe, „Sie haben ihn ge- funden, wenn ich auch nich begreifen kann, wie. Aber die andern, dafür lassen Sie mir sorgen, die andern finden ihn nich. Aber rin in die Stadt, nee, da laß ich ihn nich. DM geh ich schon lieber selbst mit. Nich, daß wir Ihnen nich trauen, Fräuleinche«, aber besser ist besser." „Gewiß", nickte Käthe, „sehr gern." „Und wann wollen wir geh'n?" „Gleich, wenn der Kleine erwacht ist . . * Eine Stunde später kamen die beiden Frauen mit dem Kinde schon in der Stadt an. Der Zu« fuhr ein. Käthe, Frau Welpner und der kleine Fritz stiegen aus. Ein Menschenstrom kreuzte sich hier mit dem anderen, denn drüben stand ein Zug, der zur Abfahrt bereit war. Plötzlich schrie der Knabe auf: „Papa, Papat* Hell und jubelnd klang seine Kinderstimme. „Fritz, Fritz!" antwortete drüben die eines Mannes, und Herr von Walter stürzte, sich durch die Leute Bahn brechend, auf den Knaben zu. Im selben Augenblicke aber legte sich eine Hand schwer auf seine Schulter und riß ihn zurück. „Im Namen des Gesetzes, Herr von Walter, erkläre ich Sie für verhaftet." Herr von Walter aber riß sich wie ein Wahn sinniger los. „Mein Kind, mein Kindl* (Fortsetzung folgt.)