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4 VMWWWM Sonntag, den 5. Juni 1927. 80. Jahrg Nr. 130 D« ,<ri««»tr,ilch« «ftd«fti «»«»» «II »«, »«d e«u» «» ft «Hilft«». D« Vr«t» !«, dt« 34 mm br«U» Im V»>»»i<M«llrll Ist ro <gomUi«»<nit«t-n «d »«MM»' "). »« ftr dl, «I mm br«, P«t». «««Mi««« »». mm»«» »SO, ft' dl' «> mm »mU« „n. e«l»»«IM« << «mwdrl» «1 Ailftvl'wift. Va»>ch«»»»»«»> V«ft»t, »LS». O,»«i»»<^tr»-«»»i» > v«. »»««d. «r. » str dl« «,«,»»>«« «rl-ttiund« Rumm« dl, oonnIUa-» S Uhr In d« L<iupI«lchhW» stillin. «In, ««-«»' ftr dl« «usnahm, d« «äÄjm F<rnlpr«ch«r aiil,«-,lxn«n UnjUam. — gi>r«ick,,d< m- «rla»«l «I„4,nd1« SchUM«« olmrnlmm« dl« Schrift. I«lluna del», D«!Mlworluna. — Unl«rdr«chunam d« S» jchdftibUriid« b«sründ«n d«In« Unsprüch«. Ä gahlunz». «rz», und ftoiftur» ,,««» Und«» al, nicht o«r«lndart. -auht,,ich»ft»ft«li«» ftr «ii«, LSHnlh, Sch««d«r, «d Schwarj«nd«ri. Tageblatt » "«»«-<« ««»»»«»«»«»««» d« Amlshoupimannschafi und d«r Staatsbehörden in Schwarzenbera, der Staats- u. städtischen Behörden in Schneeberg, Löbnitz, Neustüdlel, Grünhain, sowie der Flnanzümter in Au« und Schwarzenberg. E« werden auberdem verössenllicht r Dl« Bekanntmachungen der Stadtröt« zu Au« und Schwarz«nb«ra und d«r Amtsg«richt« zu Au« und Sohanng«org«nstadt. Verlag L. M. «Srlner» Aue, Srzgeb. F<rnftr«ch«" ««««!»»«, LSSeft «lmt «»«1 440. Schn««», , 10, Sch»«,««»««, «»« vmhftnlLNNi v»N»^nd «nur«,»Ir^ Amtliche Anzeigen. Unter dem Geflügel der Firma Nier L Ehmer, sogen. Diertelgut Nr. 86 in Beierfeld ist die Geslügelcholera aus- gebrochen. Die Amtshauptmannschaft Schwarzenberg, am 4. Juni 1927. Wegen Vornahme von Massenschuttarbeiten wird die Staatsstraße Schneeberg—gwickau -wischen Km. 0,0 und 1,4 in Flur Griesbach in der Zeit vom 7. bis mit 14. Juni 1927 für allen Fährverkehr gesperrt. Die Umleitung erfolgt über Lindenau. Zuwiderhandlungen werden nach 8 366 Ziffer 10 des Reichsstrafgesetzbuchs in Verbindung mit 8 21 des Gesetzes über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. Mai 1909 (RGBl. S. 437) bestraft. Die Amtshauptmannschast Schwarzenberg, 3. Juni 1927. Unter dem Viehbestand« des Wirtschaftsbesitzers Ernst Beyreuther in Steinheid«! ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Sperrbezirk: Das verseuchte Gehöft. Beobachtungsgebiet: Der Ortsteil Fällbach. Auf die in ortsüblicher Weise bekanntgegebenen Vorschrif ten wird besonders hingewiesen. Die Amtshauptmannschast Schwarzenberg, 3. Juni 1927. Die Gemeindeverordneten von Lauter haben beschlossen, die beiden unteren Verbindungswege von der Schillerstraße nach der oberen Hauptstraße zwischen den Flurstücken Nr. 266 und 267 sowie zwischen Nr. 267 und 268 des Flurbuchs für Lauter für den öffentlichen Verkehr einzuziehen. Dies wird mit der Aufforderung bekannt gemacht, Ein sprüche dagegen unter Darlegung der Gründe binnen 3 Wochen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, bei der unterzeichneten Behörde einzureichen. Die Amtshauptmannschast Schwarzenberg, 3. Juni 1927. Dienstag, den 7. Juni 1927, vorm. 9 Uhr, soll in Grün- Hain 1 Drehbank meistbietend gegen sofortige Barzahlung ver steigert werden. Sammelort der Bieter: Gasthof „Zum Löwen". sQ 4706/26 De, Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Schwarzenberg. Dienstag, den 7. Juni !927, vormittags 8 Uhr soll in Schwarzenberg-Neuwelt ein Posten Aluminiumwaren (Kaffee- !ftlter ca. 5000 St.) meistbietend gegen sofortig« Barzahlung versteigert werden. Sammelort der Dieter: Merkels Gasthof. Qu. 482/27. . Der Serlchtsvollzieher detz Amtsgerichts Schwarzenberg. Aue. Vergebung. Für die städtischen öffentlichen Gebäude find im Haus haltjahre 1927/28 rund 1000 Ztr, Steinkohlen und 1500 Ztr. Draunkohlen-Drlketts erforderlich: Lieferungsinteressenten wol len ihre Bewerbung unter Angabe der Preise und der Qua- lität und Sorte des angeboteneu Materials bis zum 10. ds. Mts. bei unserem Wirtschastsamte, Stadthaus, Zimmer 7, schriftlich einreichen. Der Stadtrat behält sich verteilte Ver gebung vor. Aue, 1. Juni 1927. Der Rat der Stabt. Stu -und, dunkelbraun, mit hellbraunen Flecken am Kopf, ist hier zuge laufen. Wenn er nicht bis Dienstag, den 7. Juni 1927, mit tags 12 Uhr, vom Eigentümer abgeholt wird, wird über ihn verfügt werden. Auskunft erteilt die Polizeiwache. Aue, den 4. Juni 1927. Der Rat der Stadt. Pfingslge-anken. Don Walter von Molo. Pfingsten ist das Fest der Ausgießung des heiligen Geistes, der seltene Augenblick, in dem sich alle die verstanden, die in verschiedenen Sprachen redeten. Wir in Deutschland reden eine Sprache, die deutsche, Md dennoch verstehen wE uns nicht. Warum ist das wohl so? Neil es nicht genügt, nur dem Worte nach die gleiche Sprache zu reden, weil die Seele gleiche Sprache sprechen soll. Cs genügt nicht, dem Worte nach zu dienen, sondern es muß im Geist und in der Wahrheit gedient werden. Jesus hat am Sabbath geheilt, und dies schien ein Ver brechen. Jesus aber vertrat die Meinung, daß jeder Tag ein Sabbath der Seele sein solle. Es genügt daher nicht, nur zu Pfingsten von der Einigkeit zu sprechen, sie muß immer da sein, und es soll nicht nur davon gesprochen werden, es soll danach gehandelt werden. Hiermit steht es sehr übel. Konfessionelle und politische Scheidungen und Trennungen haben Deutschland langsam dahin gebracht, daß keiner mehr den andern verstehen darf, will er bei seinen nächsten Anhängern nicht in Verruf geraten. Es ist aber sehr traurig um eine Sache bestellt, wenn sie sich nur dadurch erhalten kann, daß sie mit Böswilligkeit arbeitet und die andere Meinung überhaupt nicht hört oder zum Schweigen bringt, durch Ueberschreien und Gewalt. Was trennt uns denn? Der eine hat solche Meinung, der andere hat jene Meinung, und das ist gut so, denn schließlich ist nur das schöpferisch, weil jeder den anderen dadurch zwingt, seine Anschauung immer wieder zu überprüfen, zu klären, zu verbessern oder zu festigen. Aber verschiedene Meinungen haben nur ein Recht ihres Bestandes, wenn sie dem Ganzen dienen wollen. In unserem Falle also vornehmlich Deutsch- land. Man kann gewiß auf verschiedenen Straßen marschieren, und es dies bei einem so großen Heerbann von über 60 Mil- lionen auch verständlich und nötig, aber all dies Marschieren hat nur Sinn, wenn man einem Ziel zustrebt. Wenn sich jedoch die Heerzüge auf verschiedenen Straßen gegenseitig an- fallen und bekriegen, so wird nicht zum Ziele marschiert, viel- mchr läßt die Hitze des Kampfes das Ziel verschwinden, und es wird viel später, wenn überhaupt, erreicht. Es genügt nicht, nur an Festtagen in sich zu gehen und nur zu Pfingsten von einigendem Pfingstgeiste zu reden, es Pruß jeden Tag bei allem Tun gehandelt werden. Es ist sonderbar, wenn Menschen, die sich befehden, von denen keiner am andern ein gutes Haar läßt, sich kennen ler-, nen, dann kommen sie meistens darauf, daß sie bei allen Tren nungen doch Menschen sind, und dann verstehen und ver- tragen sie sich. Mr leben zusammen, wir tragen alle die gleichen Nöte Md Sorgenvoll sind alle darin einig, baß Deutschland wie- der stark werden soll und muß, wir wollen alle das unsere dazu tun; tatsächlich aber handeln fast alle derart, daß das Gegenteil von dem eintritt, was sie wollen. Ich weiß sehr gut, daß es nicht viel nützt, das auszu- sprechen, denn es wohnt eine Bestie im Menschen, gewisser maßen das schwache Mi,sH^tzoH,.iHen Entschluß zur Besserung immer wieder zunichte maU.' Wer schließlich tragen wir doch alle eine unsterbliche Seele in uns, sind wir alle Kinder eines Geistes, dem auf die Dauer nicht widersprochen werden kann. Man könnte also geruhsam warten, bis dieser unbesiegliche Geist sich wieder von selbst durchsetzt. Das ginge vielleicht an, wenn wir in glücklicheren Zeitläuften lebten, wenn die Aer zen der Heranwachsenden Jugend, der deutschen Zukunft, nicht durch das kulturlose- Spiel, das die Erwachsenen vor ihnen aufführen, in große Unsicherheit gerieten und vergiftet wür den. Weil dem aber so ist, dürfen wirnichtwarten, sondern wir müssen endlich besser werden und anfangen, größeres Verantwortungsgefühl zu haben, d. h. wir müllen uns immer bewußt sein und immer danach handeln, daß wir Einigkeit sind, daß wir Einigkeit wollen, und daß die Wege von der unbewußten Einigkeit, die wir durch Blut, Ab kunft und Kultur besitzen, zum Bewußtwerden unse- rer Einigkeit — Erscheinungen sind, deren Vergänglich keit wir in allen großen Augenblicken unserer Geschichte und unseres Schicksals erlebt haben und nach meiner festen Ueber- zeugung wieder erleben werden. Wer der Meinung ist, daß wir ruhig warten sollen, bis der Geist alles wieder von selbst in Ordnung bringt und die Ordnung der Einigkeit schafft, der möge dann folgerichtig auch mit seinem Ausschreien der Trennungen warten, denn wer sich aufs Ganze wartend verläßt, darf im Kleinen nicht ungeduldig sein. Der Mensch ist das Wesen, welches will. Der deutsche Mensch will Einigkeit. Wenn wir im Ganzen Einigkeit wollen, dann müssen wir doch auch im Kleinen Einigkeit an streben? Ls ist sinnlos, die Ernte i«r Einigkeit zu wollen und immer Trennung zu säen. Das sind sehr einfache und unwiderlegliche Gedanken. Ls scheinen sie aber nur sehr wenige zu haben. Möge die äußerliche Feier des Pfingstfestes vielen zu der innerlichen Feierlichkeit werden, den andern verstehen zu wol len. Dann ist die große Einigkeit unserer Seelen sofort da. Wenn wir guten Gemütes sind, bann kann und wird jeder den andern verstehen, dann steht Pfingsten nicht nur im Aalender, dann ist jeder Tag ein Pfingsten. Die Feier des Pfingstfestes ist nicht dazu da, um zu wissen, daß Einigkeit sein soll und möglich ist, die Feier des Pfingstfestes soll uns daran erinnern, daß wir jederzeit Einigkeit durch gegenseifiges Verstehen schaffen mllsscn und können, wenn wir guten Willens dazu find. Don diesem guten Willen hängt die Zukunft Deutschlands und die Zukunft der Menschheit ab. Neuer polnisch-französischer Erpressnngsversuch. Paris, 3. Juni. Der ^Matin" meldet heute, daß der französische Botschafter in Berlin mit einer neuen Vor- stellung beauftragt wurde/: die der Frage der Ost ent - festigungen gelte. Der Schritt stehe im Zusammenhang mit einem Vorstoß des Kriegsministers Painleve bet Poin» care am Mittwoch. menden allgemeinen deutschen E ntw aff nunsss kon tra l le wird als glatter Versuch einer polnischen E r pressung gewertet. Man weist darauf hin, daß es nicht etwa offizielle französische Kreise gewesen seien, die diesen ungeheuerlichen polnischen Vorschlag ans Licht der Oeffentlich- leit gezogen haben, sondern ausgerechnet die französischen Sozialisten. Paris, 3. Juni. In einer nicht gewöhnlichen Forni beschäf- tigt sich die Agentur Havas heute in einer angeblichen Kor- respondenz aus London mit der Frage der Kontrolle der Nied erleg ung der Ostbefestigungen. Diese Aus lassung hat folgenden Wortlaut: Obwohl offiziell die alliierten Negierungen Deutschland keinen Vorschlag betreffend die Nachprüfung der Niederlegung der Festungen an der Ostgrenz« gemacht haben und obwohl man auch offiziell noch immer bei dem deutschen Vorschlag, der übrigens abgelehnt wurde, bleibt, diese Nachprüfung durch einen weiteren neutralen Offizier vor- nehmen zu lassen, schien man sich über einen Mittelweg geeinigt zu haben, d«r anscheinend jedermann Genugtuung geben konnte. Infolge von Besprechungen zwischen Major Durand, Oberst Gosset, den übrigen alliierten Offizieren und General von Pawelsz hatte letzterer sich damit einverstanden erklärt, persönlich die ersteren aufzufordern, die Durchführung der Ver- pflichtung durch Deutschland feststellen zu lassen. Aber als Ge neral von Pawelsz diese Formel Dr. Stresemann unterbreitete, lehnte dieser sie ab. Die deutschen Kreise behaupten, daß, wenn die alliierten Offiziere selbst sich an Ort und Stelle von dem Stand der angekürttiigten Zerstörungsarbsiten überzeugen werden, die Nationalisten ihr« Kampagne gegen das deutsche Kabinett wieder aufnehmen werden, mtt der Begründung, daß Deutschland sich damit einverstanden erklärt habe, aufs neue die interalliierte Militärkontrolle funktionieren zu lassen, ob wohl sie aufgelöst ist. Soweit ist man, und man hat nur noch einen neuen Vorschlag Deutschland zu erwarten. Sollte das nicht der Fall sein, dann wird keine andere Alternative übrig bleiben, so behauptet man jetzt hier, als die Angelegenheit vor den Völkerbund zu bringen. Man macht sich in London wie in Paris innner mehr klar, daß die Deutschen, wie das oft bei ihnen geschieht, zwei Arten von Politik haben, eine mit den Nationalisten und der Reichswehr an der Ostgrenze, eine andere an der Westgrenz« mit dem Vertrag von Locarno, und daß sie bereits durch ihre Pressestellen in London und durch ihve Pro- pagandaovganisatton beginnen zu versuchen, Konzessionen im Westen zu erhalten als Austausch für die Nichtausführung oder die unvollständige Ausführung ihrer Verpflichtungen im Osten. Anmerkung des WTB.: Die vorstehend wiedergegebeNe Meldung der Agentur Havas entspricht in keiner Weise den Tatsachen. Ganz abgesehen davon, daß die Frage, in welcher Weise die vereinbarten Zerstörungen der Unterstände verifiziert werden sollen, auf diplomatischem Woge zu erörtern sein wird, hat «ine Besprechung in Lieser Fra« zwischen General von Pawelsz, dem Sachverständigen der Reichsregierung, und den technischen Experten der hiesigen Missionen überhaupt nicht stattgefunden. Zu den Ausführungen, mit denen sich di« Agentur Havas auf das Deutsche innerpolifische Gebiet begibt erübrigt sich .jsdsr Kommentar« - -:: .