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SSL Bcrlin-Hambnrger Eisenbahn. Die Dirckzion der Berlin-Hamburger Eisen bahn-Gesellschaft hat soeben ihren ersten Jahres bericht veröffentlicht, aus welchem wir die folgen den Notizen über eine der größten und wichtigsten Eisenbahnen Deutschlands entlehnen. Die im verflossenen Winter vorgenommenen Vermessungen ergaben sehr günstige Resultate für eine Linie, welche die Städte Spandau, Nauen, Friesack und Neustadt berührt, etwa eine Meile von Havelberg vorbeigeht und fast unmit telbar an Wittenberge hinankommen kann. Diese Linie ist um etwa 1800 Ruthen länger als eine früher vermessene über Fehrbellin, Perleberg, Ludwigslust und Boitzenbcck, gibt dieser aber in Beziehung auf günstige Steigungsverhältnisse nichts nach und stellt sich in der Beschaffenheit der Eurven sogar günstiger. Die Mehrkosten ei ner Ueberbrückung der Spree erscheinen durch den Verkehr Spandau's mehr als kompensirt. Die Direkzion hat diese Linie zum Gegenstand ihres Antrags bei der k. preußischen Regierung gemacht, und die Gutheißung ist für eine Strecke von 14 Meilen bereits erfolgt. Schwierigkeiten ergaben sich in Beziehung auf die Richtung der Eisenbahn durch das Herzog- thum Laucnburg, wo die beantragte Linie nur unter der Bedingung genehmigt wurde, daß eine Verbindung LauenburgS mit der Hauptbahn mit telst eines Schienenwegs hergestellt werde, der von den Bewohnern dieser Stadt und ihrer Vor städte, sofern sie die Hauptbahn bereisen wollen, unentgeltlich sollte benutzt werden dürfen. Der Anschluß an die Bergedorfer Bahn wird in der Nähe des westlichen Thores dcS Städt chens Bergedorf stattfindcn. In Berlin ist es ge lungen, den nöthigen Raum für den Bahnhof vor dem neuen Thore zu finden und für einen verhältnißmäßig billigen Preis zu erwerben, und in Hamburg wird eine Erweiterung der dortigen, für die zwei Meilen lange Bergedorfer Eisenbahn dienende Stazion stattfinden, nachdem wegen der Uebernahme des Betriebes diese Bahnstrecke zwi schen beiden Gesellschaften eine Vereinbarung ge troffen seyn wird. Es ist über den ganzen muthmaßlicben Bedarf an Eisenschiencn für ein einfaches Geleise im Be trag von 20,000 Tonnen kontrahirt worben, und zwar zum Durchschnittspreis von 6 L.St. 2 Sh. 6 P. per Tonne franco Hamburg; 3000 Ton nen wurden noch vor dem Eintritt der Zollerhö hung (vor dem 1. Sept. d. I.) in dem VcreinS- gebiet gelagert. Die zur Befestigung der Nails dienenden Hakennägel kosten für die Bahnstrecke in Preußen 6 Thlr. 19Sgr., die übrigen 4Thlr. 22 Sgr. per Ctr. Von den erforderlichen 318,000 Querschwellen, sämmtlich von Eichen, kommt durchschnittlich die Schwelle von 7^ Fuß auf 28-/, Sgr., und die von 9-/« Fuß Länge auf 1 Thlr. 12'/- Sgr.; 40 bis 50,000Stücke sind bereits abgeliefert. Auch für die Anschaffung der Betriebsmittel ist bereits Vorsorge getroffen worden, weil bei der Ausdehnung, welche Eisenbahn-Unterneh mungen immer mehr gewinnen, die besseren Ma schinenfabriken leicht anderweitig so sehr könnten in Anspruch genommen werden, um verhindert zu seyn, für die Berlin-Hamburger Bahn zu kon- trahiren, oder die etwa eingegangenen Kontrakte rechtzeitig zu erfüllen. Es wurde eine Zusicherung der General-Steuerdirekzion darüber erwirkt, daß wegen der etwaigen Benützung im Ausland ge bauter Maschinen und Wagen auf Bahnstrecken im preußischen Gebiet Ansprüche der Steuerbe hörde nicht geltend gemacht werden sollten, falls nachgewiesen würde, daß innerhalb deö Zollvcr- einsgebieles eine genügende Anzahl von Locomo- tiven und Wagen gefertigt worden sey, daß der ganze Transport von Passagieren und Gü tern zwischen Berlin und der preußischen Grenze damit besorgt werden könne. Demnach wurden zunächst 17 Locomotiveu bei Borsig in Berlin und 13 bei Sharp Brothers und Comp. in Man chester bestellt. Nachdem die Bahnlinie, wenn auch nur strecken weise, seststand, und die Erlaubniß zum Bau in derselben crtheilt war, wurden am 6. Mai d. I. die ersten Arbeiten in Angriff genommen. Fast in der ganzen in Bau genommenen Strecke ist eS gelungen, im Wege der Güte in den Besitz des nöthigen Bodens zu gelangen, und die mecklen burgische Regierung ist, neben der thätigsten För derung des Unternehmens im Allgemeinen, dem selben noch ganz besonders durch unentgeltliche Ausweisung des von der Bahnlinie berührten Dominialterrains (soweit nicht fremde Nutzungs rechte darauf hafteten) zu Hülfe gekommen. Bis Ende September d. I. sind die Erdarbei ten für 7 Meilen des Planums vollendet ge wesen, während noch andere 3 Meilen in Ar beit standen und der Vollendung nahe waren. Man beabsichtigte die Erdarbeiten auch im Win ter mit Nachdruck fortsctzen zu lassen. Die Zahl der im September beschäftigt gewesenen Arbeiter belief sich auf 4200 Mann. — ES dürfte dem Leser nicht überflüssig erschei nen, wenn wir die obigen Angaben durch einige weitere geschichtliche Notizen über die Berlin- Hamburger Bahn ergänzen. Für die Ausführung einer Eisenbahn-Verbindung zwischen Berlin und Hamburg wurden bereits im Jahre 1835 die er sten Vorschläge gemacht. Im Jahre 1840 wurde der Plan in der Art wieder ausgenommen, daß man eine Bahn von Potsdam über Brandenburg und Lüneburg bis nach Bergedorf, mit einer Sci- tenbahn nach Magdeburg bauen wollte, ein Un ternehmen, welches besonders der Berlin-Pots damer Eisenbahn-Gesellschaft, von der auch haupt sächlich der Plan ausgegangcn, zu Statten ge kommen wäre. Eine neue Gesellschaft bildete sich aber noch in demselben Jahre für die Herstellung der Bahn am rechten Elbeufer über Wittenberge, und im November 1841 kam für die Bahn in dieser Richtung ein Staatövcrtrag zwischen den Regierungen von Preußen, Dänemark, Mecklen burg-Schwerin und der freien Städte Hamburg und Lübeck zu Stande, worüber die RatifilazionS- Urkunden im Februar 1843 ausgewechsclt wur den. Tie Zeichnungen auf das mit 8 Millionen festgesetzte Kapital hatten bereits im Januar 1843 begonnen, bis Ende März aber erst gegen 4 Mil lionen betragen, da ward durch einen Staats vertrag zwischen der mecklenburgischen Regierung und dem Hamburger Senat festgesetzt, daß jede der beiden Regierungen sich mit lMillionen bei dem Unternehmen bctheiligen werde, worauf dann sehr bald das ganzeKapital gezeichnet war. Die erste Generalversammlung fand am 27. Juli 1843 statt, und die erste Einzahlung von 10 geschah zwischen dem 15. Nov. und 1. Dez. des selben Jahres. — Die Länge der ganzen Bahn zwischen Berlin und Bergcdorf wirb nahe an 36 Meilen betra gen, die größte Steigung das Verhältniß von 1:1000 kaum überschreiten. Von den 8 Millio nen, auf welche der Voranschlag lautet, sind 6'/, Millionen für die eigentliche Bahn, Gebäude re., eine Million für Betriebsmittel und Million zur Verzinsung dcS AkzienkapitalS während der Bauzeit bestimmt. Eourse deutscher Eisenbahn Ak;ien. Bei dem Umstand, daß die Eisenbahn-Zeitung nur einmal wöchentlich erscheint und wegen der theilweisen Versendung durch den Buchhan del einem großen Theil ihrer Leser erst spät zu kommt, schien es uns dem Zwecke wenig entspre chend , mit jedem Blatt, wie dieß unter der frü- hern Redakzion geschehen, einen Eoursbcrichk über die deutschen Eisenbahnen zu liefern. Auf der andern Seite darf, unserer Meinung nach, ein Journal, welches den finanziellen Theil des Eisenbahnwesens nicht minder als den technischen vertreten soll, nicht versehlen, von dem jeweiligen Werth der Eisenbahn-Papiere und den Schwan kungen, welchen er unlerworscn ist, ein Bild zu liefern. Ist doch der Cours der Akzien, wenn auch nicht immer, doch in der Regel der Maß stab, nach welchem sich der Werth der Unterneh mung in Beziehung aus ihre Rentabilität und auf die Aussichten, welche sich an dieselbe für ihre Zn kunft knüpfen, bemessen läßt. Wir glauben den beabsichtigten Zweck am besten zu erreichen, durch die Mitthcilung von MonatS- und Jahrestabcl- lcn, welche die Durchschnitts-Course der Akzien deutscher Bahnen an den wichtigsten Bör senplätzen in Deutschland enthalten, und machen hier nachstehend mit einer Uebersicht der Akzien- Course für den Monat November den Anfang. In dieser Tabelle erscheinen: das Akzicnkapi- tal, welches von Privaten gezeichnet worden ist, und der Nominalwerth der betreffenden Akzien, dann die DurchschniltS-Course der Akzien an den jenigen Haupt-Börsenplätzen, wo mit denselben regelmäßig Geschäfte gemacht werden. Tie Durchschnitte sind anS bcn täglichen Notirnn-