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Von dieser Zeitschrift erscheint wöchentlich eine Nummer in Zm- perial-Quart, welcher jede zweite Woche erläuternde Zeichnungen, Karten, Pläne oder Ansichten beigegeben werden. Der Abonne mentspreis beträgt im Wege des Buchhandels fünf Gulden sünfzehnKreuzer im ff. 24 FuZ oder drei Thaler für das Halbjahr. Außer sämmtlichen Buchhandlungen nehmen alle Postämter und ZettungS-Erpedi- tionen des In- und Auslandes Bestellungen an. Beiträge wer de» anständig honorirt und un ter Adresse der I. B. Metzler'- schen Buchhandlung in Stutt gart oder, wem Leipzig näher gelegen, durch Vermittlung des Herrn Buchhändler Georg Wi gand daselbst, erbeten. Eisenbahn-Aeitung. LS. Stuttgart, 2kV Dezember. L844. Inhalt. Deutschland. Anschluß der württembergischen an die badischen Eisenbahnen. — Belgien. Das Eisenbahn-Budget für 1845. — Frankreich. Vorschlag zur Sicherung von Kapitalanlagen in Eisenbahnakzien.— Großbritannien. Kosten der englischen Eisenbahnen. Holzbahnen in Irland. — Lokomotiven. Nordamerikani sche Expansions-Vorrichtung. — Vermischte Nachrichten. Oesterreichische Staats-E.B. Oesterretchisch-Baprische E.B. Nürnberg-Regensburger E.B. Nürnberg-Fürther E.B. Berlin-Königsberger E.B. Schwerin-Hagenower E.B. Niederschlestsch-Märkische Zweigbahn. Elektrische Telegraphen. Chcmnitz-Risaer E.B. Rheinische E.B. Frankfurt- Offenbacher E.B. Badische Staats-E.B. Rheinische E.B. E.B. von Glückstadt nach Heide. Belgien. Frankreich. Großbritannien. Amerika. Asien. — Unfälle auf Eisen bahnen. — Personal-Nachrichten. — Zirkularschreiben. Deutschland. Anschluß -er württembergischen an -ie badischen Eisenbahnen. ck Vom unteren Neckar. Mit großerSpan- nung sieht man in der hiesigen Gegend dem end lichen Resultate der schon seit längerer Zeit einge leiteten Verhandlungen über den Anschluß der württembergischen an die badischen Eisenbahnen entgegen. Der bereits erfolgte Wiedcrzusammen- tritt der badischen und der demnächst bevorstehende Zusammentritt unserer Kammern dürfte die Er ledigung einer Angelegenheit, bei welcher beide Nachbarstaaten in gleichem Maaße betheiligt sind, um so mehr beschleunigen, als über die Frage: ob überhaupt ein Anschluß der württembergischen an die badischen Bahnen stattfinden solle, sowohl die all gemeinen deutschen, als die Interessen der beiden Nachbarstaaten Württemberg und Baden bereits gebieterisch bejahend entschieden haben. Die Richtung, in welcher der Anschluß stattfinden soll, ist es, hinsichtlich welcher noch Meinungsverschiedenheiten zu herrschen schei nen , und man muß gestehen, daß die Beantwor tung dieser Frage mit einigen Schwierigkeiten verbunden ist. Wirst man einen Blick auf die Richtungen, welche der größere Verkehr aus württembergi- schem Territorium seit Jahrhunderten eingeschla gen hat, so drängen sich zunächst diejenigen auf, wel»ie die Verbindung der Donau mit dem Rhein veimitteln. Die Straße von Ulm nach Cannstadt spaltet sich dort in zwei andere Straßen, von de nen die eine in Verbindung mit der Neckarschiff fahrt über Heilbronn und Heidelberg nach dem Umcrrhein, vic andere über Pforzheim nach dem Oberrhein führt. Diese beiden Linien, mit Eisen bahnen versehen, würden nicht allein den größeren Verkehr nach dem Unterrhein und dem Obcrrhein, sondern im Interesse von Württemberg auch den Binnenverkehr aufs zweckmäßigste und vollkom menste vermitteln, da die bedeutendsten und be völkertsten Orte sich an diesen alten Verkehrs linien des Landes angesiedelt und Seitenzuslüsse aller Art sich geregelt haben. Anders würde sich die Sache im Interesse von Baden verhalten. Wohl sprechen für die direkte Verbindung mit dem Oberrhein die Stadt Pforzheim und ihre Umge bungen, für die direkte Verbindung mit dem Unter rhein die Stadt Heilbronn und das untere Neckar- thal, aber offenbar würde durch die Ausführung dieser beiden Linien der Theil der Bevölkerung des RheinthaleS und die Strecke der badischen Bahn, welche zwischen Heidelberg und Durlach liegt, aller Theilnahme an dem Verkehr zwischen Do nau und Mhein beraubt. Ueberdieß ist ein Anderes eine Straße, ein Anderes eine Eisen bahn. Jene kann ohne wesentlichen Nachtheil sür den Verkehr der wellenförmigen Oberfläche, den windungsvollen Thälern eines Landes, wie das von den beiden Linien durchzogene, angeschmiegt und mit einem nur wenig höheren Aufwande aus geführt werden, als auf flachem Lande. Die Ei senbahn ist ihrer Natur nach unbiegsam und ihre Durchführung auf einemTerrain wie daS Neckar- thal, das Enzthal und die Höhen bei Pforzheim erfordert Geldopfer, welche mit dem Vortheil einer um wenige Stunden kürzeren Verbindung vielleicht in einem zu ungünstigen Verhältnisse stehen. Ließe sich eine mittlere Richtung auffin den, so wäre dadurch für Württemberg und Ba den erreicht, daß die zu bauende Bahnlänge, mit hin auch die Baukosten bedeutend vermindert, ferner, daß der Verkehr in beiden Richtungen durch eine und dieselbe Linie vermittelt und da durch, zumal bei geringeren Anlagekosten, die Ren tabilität der Anschlußbahn, sür Baden aber ins besondere , daß auch die Rentabilität der Strecke der badischen Bahn von Heidelberg bis Durlach sicherer verbürgt wäre. Es würde aber diesen Vortheilcn Württem berg die Interessen der Schwarzwaldthäler der Enz, Würm und Nagold, welche bei Pforzheim mit der Bahn nach dem Oberrhein zusammen hängen, ferner die Jiaeressick ve--unrerenNeckar- thales, und besonders der Stadt Heilbronn, Baden seinerseits die Stadt Pforzheim und das untere Neckarthal bis auf einen gewissen Grad aufopfern. Dieß sind in kurzen Zügen die Rücksichten, welche auf die Entscheidung der Anschlußfrage einfließen, und seit 1836 mit mehr oder weniger klarem Bewußtseyn von der einen und der ande ren Seite erörtert worden sind oder wenigstens, wie man sehen wird, hätten erörtert werden sotten. Baden scheint sich in ber ganzen Sache bis auf die neueste Zeit ziemlich passiv verhalten zu ha ben, ganz richtig urthcilcnd, daß Württemberg für die entschieden weit bedeutendste seiner Ei senbahnlinien, einer Ausmündung nach dem Rheine bedürfe und daß daher ein Vorthcil, wie die Einmündung der ostwestlichen württembergi schen Bahn, welchen man sich anderwärts, wenn nicht durch Opfer aller Art, wenigstens durch freundnachbarliches Entgegenkommen zu sichern sucht, ihm jedenfalls, auch ohne sein Hinzutbun, Zufällen müsse. Ob dieses passive Verhallen in anderer Beziehung sich als zweckmäßig erweisen wird, dieß dürfte noch in Frage gestellt werden. Die Betriebsresultate der belgischen, österrcicki- schen und gerade auch der badischen Eisenbahnen im letzten Jahre haben gezeigt, welch außeror dentlichen Einfluß diese KommunikazionSmittcl aus die Belebung des Verkehrs im Allgemeinen auSübcn, sie weisen daraufhin, daß auch Bah nen, welche mit großen Kosten angelegt werden, sobald sie nur wichtige Verkehrszweige auf