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Vermischte Nachrichten. Deutschland. Friedrich-Wllhelms-Uordbahn. Kassel, 14. Dez. Seit Ende November find bekanntlich die Bevollmächtigten von Darmstadt und Frankfurt a. M., Geheimerath Eckhart und Senator Sonchay, hier anwesend, und man erwartet täglich die Ratifikazion deS von denselben mit Kurhessen we gen des Baues der Eisenbahn von Kassel nach Frank furt abzuschließenden Vertrags. Nur eine ganz zu fällige, nicht politische Ursache (Krankheit eines hö heren Staatsmannes), möchte diese Angelegenheit etwas aufgehalten haben. Zwei unserer Eisenbahn- Direktoren, zwei Bergwerksverstäudige, find nach Belgien gereist, um Ingenieure für den Bau ver Friedrich-Wilhelms-Nordbahn zu engagiren. Die Direkzion dieser Bahn besteht aus sieben Direktoren und sieben Stellvertretern derselben; sechs von diesen vierzehn Personen sind von der Staatsregierung, acht von den Akzivnären ernannt, sie werden kontro- lirt durch zwölf Verwaltungsräthe, von denen neun Lie Akzionäre erwählt haben, drei aber eben die von der Staatsregierung ernannten drei Direktoren sind. Unter diesen 23 Personen ist kein Architekt, wenn man nicht einen Wasserbauverständigen, der Stell vertreter eines Direktors ist, als einen solchen be trachten will. Es fehlt nicht an Männern in Kurhes sen , welche Eisenbahnen zu bauen im Stande sind, sowie denn auch die Projekte und Vorarbeiten sowohl zu der Frievrich-Wilhelms-Nordbahn als der Bahn nach Frankfurt im kurhesstschen Antheil von kurhessi schen Architekten und Bau-Eleven gemacht worden sind. Mau glaubt aber von Seiten der Direkzion, daß zur Ausführung der kurhessischen Bahnen durch aus Archiiekien nöihig sehen, die schon Eisenbahnen gebaut haben, und sucht sie deßhalb im Ausland, ohne zu bevenken, daß mangelnve Lokalkenntnisse, die namentlich in einem Gebirgslande wie Kurhessen gar nicht so leicht zu erwerben sind, großen Schaden, besonders in ökonomischer Hinsicht, bringen müssen. Die Direkzion hat beschlossen und der Verwaltungs- raih hat es genehmigt, daß vier Bau-Eleven und vier Bergwerks-Eleven ausländische Eisenbahnen be reisen und sich an denselben praktisch unterrichten sol len; es sind dazu für die acht Personen zusammen 600 Rthlr. (?) bewilligt. Wenn sie zurückkonnnen, sollen sie der Direkzion auf fünf Jahre ihre Dienste widmen. Einige Bergwerks-Eleven haben den An trag bescheiden abgelehnt. Die Direkzion der Friedrich-Wilhelms-Nordbahn hat auf die Mittheilung der Petition der Akzionäre an das Gesammt-Staatsministerium (vergl. E. Z. Seite 375) die nachstehende Antwort ertheilt; von dem Ministerium selbst ist noch keine Antwort be kannt geworden. Direkzion der Friedrich-Wilhelm,-Dorddahn. Cassel am 15. November 1844. Dem Herrn Oberbaumeister Engelhard wird auf die von ihm und anderen Akzionäre» unterzeichnete, vom 11. d. M. datirte Eingabe eröffnet, daß die Direkzion bereits unterem 9. d. M. bei der hohen StaalS-Negierung diejenigen weiteren Konzessionen für die Friedrich-Wilhelms-Nordbahn nachgesncht habe, durch deren gnädigste Bewilligung mau hoffen dürfe, die Unternehmung der Friedrich-Wilhelms- Nordbahn bedeutend gefördert zu sehen; daß aber eine Aendcrung des Statuts bezüglich des bevorste henden zweiten EinzahlungStermines schon darum nicht zuläßig sey, weil die Bestimmung der Termin» in wesentlichem Zusammenhang« steht mit den von den Bankierhäusern Bernus Du Fay, Gebrüder Beth mann und Phil. Nicol. Schmidt für die Ausführung des Unternehmens übernommenen Garantien. Unterzeichnet vr. Hupfeld. Die zweite Einzahlung ist nun erfolgt, ohne daß von wesentlichem Ausbleiben etwas verlautet hätte. Was die erwähnte Garanlie betrifft, so besteht sie dem Vernehmen nach darin, daß die genannten Ban kierhäuser 20 Proz. der gesamnnen Einzahlungen, also 1,600,000 Rthl. Einzahlung garantirt hätten, es würde also diese Garantie mit erfolgter vollstän diger drillen Einzahlung erlöschen. — Man hat im Publikum verbreitet, zu den von der Staats-Regie rung für die Friedrich-Wilhelms-Nordbahn zu er wartenden Konzessionen werde auch gehören, daß sie das Eisenbahnstück von Cassel bis Griffla (Dorf am Einflüsse der Edder in die Fulda, vier Stunden von Cassel) übernehmen, d. h. auf eigene Kosten bauen und der Friedrich-Wilhelms-Nordbahn Gesellschaft erlauben würde, darauf umsonst zu fahren. Sach verständige wollen dieses aber nicht glauben, weil dieses Stück der Friedrich-WilhelmS-Nordbahn offen bar der rentabelste Theil derselben seyn wird, indem es nicht nur von den Bahnzügen dieser Gesellschaft, sondern auch denen, die auf der Slaaisbahn von Cassel nach Frankfurt a. M. gehen wollen, passirt werben muß, eS würde also eine solche Uebernahme kein Gewinn, sondern ein Verlust für die Friedrich-Wil- helms-Nordbahn-Gesellschaft seyn. Großherzoglich Hessische Eisenbahnen. Darmstadt. In der Rede, mit welcher der Großherzog am 6. Dez. den zehnlen Landlag eröff nete, ist in Beziehung auf die inneren Verkehrslinien des Großherzogthums Hessen folgendes enthalten: .— Nicht weniger freut eS mich, Ihnen anküudigen zu können, daß vas großartige Siraßennctz, dessen Bau vor Jahren beschlossen warv, nun bis auf we nige Strecken vollenvet unv dem Verkehr größlcn- theilS geöffuel ist. — Was der Siaal in rieser Hin sicht thun konnte, ist geschehen. Sache der Gemeinven wird es seyn, das kostbare Geschenk nunmehr für je den , auch den emlegensten Ort nutzbringend zu ma chen, und wenn das lobenswerthe Beispiel, mit wel chem schon so viele derselben vurch Vizinalwegbauten vorangingen, überall Nachahmung findet, wie ich es wünsche und hoffe, so wird die Zeit kommen, wo sich das ganze Land zu jenem Unternehmen, so kostspielig es auch ist, Glück wünschen darf. — Zur Ausfüh- rung der über Anlegung von Eisenbahnen gefaßten Beschlüsse habe ich Verträge mit der großherzoglich badischen Regierung und der freien Stadt Frankfurt abschließen lassen, in deren Folge der Bau der Main- Neckarbahn nicht nur begonnen, sondern auch Fort schritte gemacht hat, die der Aussicht Raum geben, daß der für den Bau vertragsmäßig festgesetzte Ter min werde eingehakten werven können. Aehnliches läßt sich von Ler Eisenbahn zwischen Offenbach und Frankfurt sagen, indem in beiven Gebieten alle Vor arbeiten beendigt sinv. Wenn in der Provinz Ober hessen derartige Bauten nicht wie ich es gewünscht habe gleichzeitig beginnen konmen, so ist ver Grund davon in Verhältnissen zu suchen, Lie zu beseitigen nicht in meiner Macht stand. Gleichwohl habe ich Ur sache zu erwarten, daß auch dieser Bahnzug bald Lurch Verträge werde gesichert werden. Frankfurt a. M., 8. Dez. Die Rede vom Throne, mit welcher ver Großherzog von Hessen am 6. Dez. den Landtag des Großherzogthums eröffnete, gewährt Lie erfreuliche Aussicht, Laß die Ausführung der Eisenbahnlinie in der Provinz Oberhessen, d. h. Les großherzoglich hessischen Theils Ler Projek- tirien Eisenbahn von Kassel nach Frankfurt, balv durch Verträge werde gesichert werden. Es werden dadurch Lie Angaben bestätigt, welche man über den Fortgang der Unterhandlungen erhält, die in Kassel in Bezug auf diese Unternehmung zwischenden Bevoll mächtigten der bei derselben betheiligten Staaten ge pflogen werden. Wie man vernimmt, sollen im Au genblick noch vornehmlich die den Kostenpunkt betref fenden Fragen Gegenstand der Erörterung, aber de ren balLige befriedigende Losung zu gewärtigen seyn. Man glaubt hier hoffen zu dürfen, daß die Regelung dieser Angelegenheit noch rechtzeitig genug erfolgen werde, um gleich mit dem Beginne des kommenLen Frühjahrs die erforverlichen Vorarbeiten zum Voll züge Les Projektes verfügen und sodann noch im Laufe deS nächsten Sommers die Erdarbeiten auf Ler ganzen Linie Ler projektirien Bahn in Angriff neh men zu können. Es ist übrigens voreilig, wenn in einigen Blättern behauptet wird, daß zwei hiesige große Bankhäuser bereits mit Proposizionen zur Ue bernahme Ler Anleihen, welche zum Behuf dieses Baues werden negozirt werden, in Konkurrenz ge treten seyen. D. A. Z. Westerreichische Staats-Eisenbnhnen. Der Zweig Ler österreichischen Staalsbahnen, welcher bestimmt ist, Lie StaLt Brünn mit derOllmütz- Prager Linie in Verbindung zu bringen, zieht sich Lurch das enge, windungsvolle Thal Ler Zwittava hin und besitzt aus der kurzen Strecke von Brünn bis Blansko 10 Tunnels, in einer gesammten Länge von 909 Klaftern. Da die nördlichen Staatsbahnen entschieden im nächsten Frühjahr eröffnet werden sol len, so ist von Ler Generalrirekzion die Lieferung von 48, theils sechs, theils achträdrige Locomotivcn und 39 Tendern ausgeschrieben worden. Die Aussicht auf einen starken Bedarf an Locomotiven für die österreichischen Staatsbahnen hat Herrn W. Norris, Locomotiven-Fabrikanten aus Philadelphia veran laßt, die vor einigen Jahren von den Engländer» Fletcher und Punshon in Wien gegründete Masche- nen-Fabrik zu pachten. Vene Locomotiven-Manufaktur. Breslau, 9. Dez. Zu den ausgedehnten Fabrik anlagen , wodurch Hunderte von Armen Arbeit und steten Unterhalt finden, haben die Gebrüder Lind heim mit den berühmten Locomotivbauern Rob, und William Hawthorn in Newcastle eine Affociazion ge schloffen, und ihre bereits bestehende Maschinenbau- Anstalt mit diesen englischen Fabrikanten im Verein zu einer Locomotivbau-Anstalt und aller zum Bau von Eisenbahnen erforderlichen Maschilien-Gegen- stände erhoben. Es ist Ließ die erste derartige Fa brikanlage in unserer von drei großen Eisenbahnen durchschnittenen Provinz, und wird jedenfalls von reichhaltigem Erfolge seyn. Die Maschinenbau-An stalt der Seehandlung am hiesigen Orte, unter Lei tung deS Fabriken-Kommiffarius Hoffmann lie- fette auch schon mehre Maschiuen-Gegenstände, die zum Eisenbahnban erforderlich sind, aber Locomo tiven sinv in dieser sonst großartigen Anstalt bisher noch nicht gebaut worden. Wir öcgrüßen daber Lie-