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277 maß, haben die Minister die Zölle auf gewisse Ar tikel um die Hälfte und auf andere um drei Viertel verringert. Man hat die Resultate in financieller und commercieller Hinsicht, welche sich hieraus er geben haben, mit ganz besonderer Sorgfalt beobach tet, sie sind, was die Finanz-Partie betrifft, von der Protocollar-Behördc und der Domainen-Verwal- tung, und in Bezug auf die commerciellen Wirkun gen, von den ersten Handelskammern des König reichs dargelegt; und endlich sind alle Resultate zu- sammengcnommen, in der Sitzung am vergangenen 23. November, von dem Minister des Innern der Deputirtenkammer vorgelegt. Diese Urkunde ist also mit aller der Autorität versehen, und bietet alle die wirklichen Belege dar, welche man bei einem sol chen Gegenstände sich wünschen kann, weil sie der gegenwärtigen Sitzung wegen Prorogation des Gesetzes vorliegt. Wir wollen daher sorgfältig untersuchen, welchen rung liefert auf die sicherste Weise den Beleg dazu, daß eine Erniedrigung des Tarifs eine sehr ansehn liche Vermehrung der Quantität der zu lranspor- tirenden Gegenstände zur Folge hat, welche ohne diese Erniedrigung auf dem alten Punkte geblieben sein würden. Was nun aber auf den Canälen eingetreten ist, das würde ganz ebenso auf den Eisenbahnen statt- sinden, das heißt eine, nach einem paffenden Maß stabe vorgenommene Tarifs-Herabsetzung würde zur Folge haben, daß der Verkehr sich in sehr bedeutendem Maße vermehrte, und zwar ohne daß es nöthig wäre, den in Thätigkeit befindlichen Ca nälen diesen Ueberschuß zu entziehen; es würde eine wirkliche Steigerung und keine Verlegung des Ver kehrs sein. Ich habe das vorstehende Beispiel gewählt, weil es, was Zeit und Ort betrifft, übereinstimmt; doch würde dies nicht die einzige neue Entdeckung sein, Erfolg die Erniedrigung der Zölle auf den Canälen die man machte, wenn man Nachforschungen darü ¬ gehabt hat, und inwiefern zwischen dieser Reduction ! ber anstellen wollte, was in Betreff der Canalzölle und der der Abgaben auf den Eisenbahnen eine sich zugetragen hat. Ich will mich damit begnügen, Analogie besteht, um aus dem, waS in dem einen Falle geschehen ist, einen Schluß ziehen zu können, wie es in dem andern gehen wird. Als die Regierung die Hälfte und resp. drei Vier tel der Zollgebühren, die sie einzunehmen hatte, ausgab, war es ihre Absicht, den Handel zu begün stigen. Die um Rath gefragten Handelskammern nach einem anS einer Schrift von cke Live (Kurze historische Darstellung der Belgischen Canäle und Flüsse) geschöpften Beleg anzuführen; er sagt darin (Seite 50), indem er von dem Canal St. Quentin spricht: »Und obgleich die Fahrpreise um die Hälste verringert wurden, haben sich die Einnahmen des Canals verdoppelt." haben geantwortet, daß dies gelungen sei und man wünschen müsse, daß diese Begünstigung noch fort gesetzt und weiter ausgedehnt würde, weil sie eine nützliche Wirkung auf den Wohlstand des Landes haben würde. Indem sie einen so ansehnlichen Theil ihrer Ein nahme aufgab, konnte die Regierung einem mehr oder weniger großen, von der Staatscasse gebrachten Opfer entgegensehen. Aber nichts von dem ist ein getreten, im Gegentheil sagt wörtlich der Minister des Innern: »Aus dem bisher Geschehenen geht hervor, daß dieZvllreductionen, welche vermöge des Gesetzes vom 30. Juni 1842, bei der Ausfuhr ge wisser Erzeugnisse des Bodens und der Industrie des Landes zur Anwendung gebracht wurden, der Industrie und der Staatscasse selbst von Nutzen ge wesen sind." Wenn aber die Staatscasse, indem sie dieselben um die Hälfte und sogarumdreiViertelverringcrte, Wenn wir alles zusammenfassen, können wir sa gen, daß — Beweisgründe uns zu der Ansicht füh ren, welche die Erfahrung bestätigt, daß eine Herab setzung der Fahrpreise für Waaren dem Verkehr einen bedeutend größern Aufschwung verschafft, und daß dieser Aufschwung ein wirklicher und nicht ein solcher ist, welcher bloß dem Ueberbieten einer Straße durch eine andere verdankt wird. Fünftes (Kapitel. Von der wahrscheinlichen Bedeutung des Transports. Die Untersuchung hat uns zu dem Schluffe ge führt, daß in Folge einer Erniedrigung der Tarife, der Waarcntransport in sehr bedeutendem Maße sich vermehren würde, und Erfahrungen anS ana- logenFällen haben unsereVvraussetzungen bestätigt. ES ist jetzt unsere Aufgabe zu untersuchen, wie hoch diese Vermehrung Wohl steigen würde. — Wenn man den Transport jährlich aufeineMil- lion Tonnen anschlägt, so hat man ein Höchstes, was nur wenige oder gar keine schiffbare Straßen erreichen. Ein jährlicher Transport von 200,000 Tonnen ist ein Niedrigstes, über welches die schlechtesten Ca näle allein nicht hinausgchen, die meisten derselben kommen bis zu einer Zahl, welche zwischen diesen beiden Ertremen die Mitte hält. Zum Beispiel: Auf dem Canal von Charleroi werden jährlich 5 bis 600,000 Tonnen erpedirt. (Man sehe die abgelegten Rechnungen.) Auf der canalisirten Sambre 4 bis 500,000 Tonnen. (Man sehe das Budget von 1844.) Auf der Maas geht die Zahl noch etwas darüber hinaus. Der Verkehr in dem Kölner Hafen — das heißt alle die Fahrzeuge zusammcngenommen, welche dort aufladen, zusammen mit denen, welche dort an- kommen — wird auf 4 Millionen Ccntner, etwa 200,000 Tonnen, geschätzt. Hierin ist noch nicht der Tonnenbetrag mit begriffen, welcher vor diesem Hafen vorbeigeht, und worüber man keine bestimmte Angaben hat, den man indessen noch höher veran schlagen muß, so daß auch der Rhein zwischen den angegebenen Ertremen die Mitte hält. Endlich stehen auch alle Canäle von Frankreich zwischen den von uns angeführten Ertremen. Man kann es also als ein ausgemachtes Factum betrachten, daß auf den schiffbaren Wasserstraßen im Durchschnitt jährlich 3 bis 400,000 Tonnen er pedirt werden, und daß als Minimum im Durch schnitt 200,000 Tonnen auf jede Meile zu rech nen sind. Dieses vorausgesetzt, wollen wir sehen, was auf den Belgischen Eisenbahnen zu erwarten wäre, nach den verschiedenen Annahmen von Fahrpreisen, welche man dort cinführen würde. Ist eS nicht ganz natürlich, anzunchmen, daß wenn man den Tarif der Eisenbahnen auf densel ben Fuß, wie den der Canäle heruntersrtzte, der Waarentransport auf denselben wenigstens ebenso bedeutend sein würde? Man wird nicht zögern, eine bejahende Antwort zu geben, wenn man bedenkt, daß alle Umstände zu Gunsten der Eisenbahnen sprechen. 1) Man hat es schon oft gesagt, daß eine Tage- an Gebühren mehr eingenommen haben soll, so muß die Menge der mehr transportirten Gegenstände sehr groß gewesen sein. Es ist dies nicht eine Verlegung des Handels zuges auf eine andere Straße, weil die Maßregel eine allgemeine und keine neue Straße entstanden ist; es ist also in der Tbat eine bedeutende Vermeh rung, welche man dem Umstande verdankt, daß der Transport wohlfeiler geworden ist. Wir wollen in dieser Beziehung noch bemerken, daß die Transportkosten auf den Canälen nicht allein in derZollabgabe, sondern auch in der Schiffs miethe bestehen, welche den bedeutendsten Theil da von ausmacht, so daß eine Zoll-Verminderung um die Hälfte in der Wirklichkeit nur einen ziemlich ge ringen Theil voir der ganzen Summe der Kosten betrifft; und doch ist es dieser geringe Theil allerKo- sten zusammengenommen, dem man die große Zu nahme des Verkehrs verdankt. Hieraus kann man demnach den folgenden Schluß ziehen: die Erfah- Man wird einsehen, daß hier nicht von genauen § reise auf Eisenbahnen so viel ausmacht, wie ganze Zahlenangaben die Rede sein kann, sondern nur! Wochen auf Canälen ; daß man auf den neuen von Wahrscheinlichkeiten, welche auö ähnlicher^ Straßen weder durch Trockniß noch durch Eis, was Verhältnissen auf den andern Transportstraßen ! geschöpft werden. Der Verkehr auf den Flüssen und Canälen richtet sich nach ihrer mehr oder weniger vorthcilhaftcn Lage; und ebenfalls hängt dieser Verkehr, wie wir schon darauf aufmerksam gemacht haben, von den höhern oder niedrigem Zollabgaben ab, denen die Fahrzeuge unterworfen sind. Man sieht hieraus, daß in der Menge der auf verschiedenen Canälen transportirten Gegenstände sehr bedeutende Unter das Fahren auf den Wasserwegen unterbricht, auf- gehalten wird w., sodaß es überflüssig wäre noch weiter von diesen Vortheilen zu reden, welchen der Handel einen großen Werth beilegt. 2) Bei der Anlage von Canälen muß mau sich nach dem natürlichen Fall des Wassers richten; — bei den Eisenbahnen braucht man bis zu einem ge wissen Punkte sich nicht daran zu kehren. Die Strecke dieser letzteren wird demnach im Allgemeinen kürzer sein, und wenn der Fahrpreis für die Meile derselbe schiede herrschen werden. Obgleich man wenig mit Genauigkeit gemachte statistische Angaben über diesen wichtigen Punkt be sitzt, so kann man doch, wenn man den Verkehr der Häfen zur Hülfe nimmt, gewisse Gränzen von ma- ximum und Minimum festsetzen, welche selten über schritten werden. ist, so wird also der Vorthcil im Ganzen vielmehr auf Seiten der Schienenwege als der Wasserstra ßen sein. UebrigenS kann man dies auch leicht auf der Karte nachweisen. 3. Die Belgischen Eisenbahnen gehen durch die volkrcichstenStädte und solche, die den meisten Han del treiben, durch Brüssel, Lüttich, Antwerpen, Gent,