Volltext Seite (XML)
302 Correspvndenzen. Posen - Glogau. Bekanntlich bildete sich vor einiger Zeit ein Comite für den Bou einer Eisenbahn von Glogau nach Posen und eröffnete zu gleicher Zeit die Actienzcichmmgen. Da rauf zeigte das Eomite den Interessenten an, daß die Zeichnungen geschlossen seien, und bei dem reichlichen Aus fälle derselben eine Reparation der gezeichneten Summen nach Maßgabe des veranschlagten, eigentlichen Geldcrfor- dernisses stattsinden werde. Hierbei wurde das Rcpar- titionsverhältniß unseres Wissens nicht näher angegeben, so wie wohl überhaupt nicht bekannt ist, wie viel eigent lich gezeichnet worden sei; cs gelangten jedoch z. B. Zeichner von stil, 30, 30 ja 30 tausend Thaler ein jeder nur mit 2000 Lhlr. zur Perceplion. In Breslau nahm bei dem Erscheinen des Projekts das Banquierhaus L. Bamberg's Wittwe und Söhne Asttienzeichnungen entgegen, stellte den Zeichnern die Be dingung einer für die Zeichnung zu entrichtenden Pro vision von V- Proc., quittirte schriftlich über die ange nommene Zeichnung und distribuirte endlich doch wohl im Namen und Auftrage des Ausschusses die gemachten Zeichnungen und zwar so, daß der, welcher 30,000 Thlr. zeichnete, nur 2000 Thlr. Asttienzusicherungen erhielt. Nach diesem verschloß jedoch dasselbe Handlungshaus noch außerordentlich bedeutende Quantitäten Posen-Glo- gauer Eisenbahnacticn zu sehr in die Höhe getriebenen Coursen, und zwar in einer Weise, die voraussetzen läßt, daß ihm eine ungeheure Summe Asttien zur freien Dis position stand, indem in den ausgegebenen Schlußzetteln ausdrücklich bemerkt ist, daß der Käufer (nachdem ge setzlich die Zahl der Primitivzeichner sich nicht mehr ver mehren konnte) als ursprünglicher Zeichner bei gedachtem Eisenbahnunternchmen eintritt, alle Rechte und Pflichten eines solchen übernimmt und sich allen von gedachtem jetzigen Posener Comite bereits erlassenen oder noch zu erlassenden Bestimmungen unterwirft. Nachdem nun Las Ministerial-Rescript vom 23. Juni d. I. bestimmte, daß die nach ?. I des Gesetzes vom 23. Mai r. erforderliche Genehmigung zur Eröffnung und Annahme von Actienzeichnungen zwischen Posen und Glogau für jetzt noch nicht ertheilt werden könne, so wurde die Auflösung der abgeschlossenen Käufe nicht vor handener Actien und die Rückerstattung der gemachten Einzahlungen von allen Seiten gefordert, womit sich auch die unmittelbaren Käufer einverstanden erklärten, umsomehr als in den von dem genannten Banquier- hause erhaltenen Schluß-Scheinen ausdrücklich folgende Worte Vorkommen: „Sollte diesem mehr erwähnten Co mite die allerhöchste Concesffon zum Bau der Posen- Glogaucr Eisenbahn versagt, oder dieses Comite selbst aufgelöset werden, so ist Herr X. aller seiner gegen das selbe als erster Zeichner von X. Thaler Aktien übernom menen Verbindlichkeiten entbunden, und wir zahlen die heute baar empfangenen X. Thaler nebst vier Proc. jährlichcr Zinsen von beute ab sofort an Hcrrn X. zu rück, indem gegenwärtiger Schlußzettel seinem ganzen Inhalte nach annullirt wird." Bereit jcdoch, die Wei terkäufe ihrerseits aufzulösen, fanden die ersten Käufer ein unüberstciglichcs Hinderniß in ihrem Gewährsmann?, dem Handlungshausc L. Bamberg's Wittwe und Söhnc, welches behauptete, daß die Lage der Sachen ungeachtet jenes angeführten ministeriellen Reskripts unverändert dieselbe geblieben sei, und demzufolge jede restitutio'in integrum ablchnte. Um nun hundertfach verzweigten Processen zu entge hen, wo es sich rein um die Rechtsbeständigkeit eines Comites für eine Bahn handeln würde, wozu der Finanz minister seine Conccssion mit den deutlichen Worten ver weigert, „daß eine Genehmigung zur Eröffnung und Annahme von Actienzeichnungen für jetzt noch nicht er- thcilt werden könne", so vereinigten sich eine Menge je ner ersten Käufer zu einem Gesuche an den Finanzmini ster, worin sie denselben am 8. Juli ersuchten, sein Re- script vom 25. Juni in Kraft treten zu lassen und alle ohne gesetzliche Befugniß angenommenen Zeichnungen zu annulliren, was sich umsomehr rechtfertigen läßt, da schon die Eröffnung von Zeichnungen ohne höchste Genehmi gung eo ipso null und nichtig ist. Unter dem 23. Juli wurden indessen die Bittsteller von Sr. Erteilen; dem Herrn Finanzminister Flottwell folgendermaßen beschie- den: „Auf die Vorstellung vom 8. d. M. erwidere ich Ihnen, daß ich mich ebensowenig ermächtigt wie veran laßt finden kann, die Annullirung sämmtlichcr auf das eingeleitcre Posen-Glogauer Eisenbahn-Unternehmen ge machten Actienzeichnungen auszusprechen, die Erledigung der in Folge dieser Zeichnungen entstandenen Differenzen vielmehr den Interessenten selbst überlassen muß. Berlin, den 23. Juli 1833. Der Finanz-Minister, (gez.) FlottwcU. Mehrere Bctheiligte. (Schics. Z.) Schlesische Eisenbahnen. Aus Schlesien, 27. August. Der Bau unsrer bei den Haupteisenbahnen wird mit solchem Nachdruck be wiesen, daß man ihrer schnellen Vollendung entgegensetzen darf. Von der Niederschiesisch- Märkischen soll die Strecke von Breslau nach Liegnitz von mehr als acht Meilen bis zum 15. Oct. so weit fertig sein, daß sie an diesem Tage, dem Geburtstage des Königs, cingewciht werden kann. Bereits sind die Schienen auf mehr als der Hälfte dieser Strecke gelegt. Auch mit den in dieselbe einmün denden Seitenbahnen ist schon ein ernstlicher Anfang ge macht. Allem nach wird diese eine der befahrensten Bah nen in unserm Staate werden, zumal da es wahrschein lich ist, daß die mit ihr verbundene Zweigbahn nach Dresden fast gleichzeitig wie die ganze Bahn nach Berlin fertig werden wird. Mit gleichem Eifer, wenn auch nicht mit ganz gleicher Kraft wird der Weiterbau der Ober- Schlesischen Bahn betrieben, und da auch die über Ra- tibor nach der Landesgränze führende Zweigbahn in star ken Angriff genommen ist, so ist es leicht möglich, daß man in zwei Jahren von Breslau nach Wien ohne Un terbrechung fahren wird, indem man mit der Fcrdinand- Nordbahn der diesseitigen rasch entgegenkommt. Der Hauptzug der Ober-Schlesischen Eisenbahn geht jedoch nach Berun, jenseit welcher Stadt sie sich an die von Krakau herkommende anschließen wird. An letzterer wird, zuverlässigen Nachrichten zufolge, neuerdings mit aller Kraft gearbeitet. Sobald dann beide Richtungen vollen det, und Breslau mit Wien und Krakau verbunden sein wird, dann ist an einer ungeheuren Personen- und Gü- ter-Frequenz keinen Augenblick zu zweifeln, und es dürste diese Bahn vor allen andern gut rentiren. In dem Cre dit, welchen die Actien derselben vorzugsweise genießen,' spricht sich auch bereits eine allgemein günstige Meinung dafür aus. Denn wollte man z. B. die momentane Rentabilität allein gelten lassen, so müßten die Actien der Breslau-Schweidnitz-Freiburger Bahn bedeutend höher stehen, als die der Ober-Schlesischen; und denn- noch ist es umgekehrt, obgleich die Einnahme der ersten fortwährend viel höher ist als die der letzten, trotzdem daß diese eine 3'/- Meilen längere Fahrstrecke hat. In vergangener Woche war z. B. wieder die Personenzahl der Breslau-Freiburger Bahn 7162 mit einer Einnahme von 3091 Thlr, während auf der Ober-Schlesischen nur 5139 Personen fuhren und 3238 Thlr. eingenommen wurden. Jedoch hat letztere das voraus, daß ihre Ein nahmen gleichmäßiger und stationairer sind, indem sie bei der andern sehr von der Gunst der Witterung ab hängen, die zu Lustreisen ins Gebirge einladen muß. (A. A) Friedrich-Wilhelms Nordbahn. Kassel, 10. Sept. Wir sind so glücklich, aus zu verlässiger Quelle die Nachricht zu bringen, daß mittels höchsten Beschlusses des Kurprinzen-Mitregenten vom heutigen Tage ab das Statut einer Actien-Unternehmung für den Bau der Friedrich-Wilhelms-Nordbahn genehmigt ist, welche von der Thüringischen Eisenbahn und derselben in einer und derselben Bahnlinie unmittel bar sich anschließend über Hönebach, Rotenburg u. Mel sungen nach Kassel und weiter zur Preußischen Grenze bei Haueda, zum Anschluß an die Minden-Kölner Bahn führen soll. Die zur Vorbereitung des Actien-Unterneh- mens erforderlichen Geschäfte und Verhandlungen sind den Banquiers Bernus du Fay zu Hanau, Gebrüder Bethmann und R. Schmidt zu Frankfurt a. M. über tragen. Das zum Bau nöthige Capital beträgt die Summe von 8 Millionen Thlr., die während des Baues, der binnen fünf Jahren vollendet sein muß, mit jährlich 3 Proc. aus dem Baucapital verzinst und von de» Ak tienbesitzern an den Ratenzahlungen abgezogen werden. Die Conccssion ist ohne Jeitbeschränkung crtheilt, doch behält sich die Regierung vor, die Bahn nach 30 Be triebsjahren an sich zu kaufen, wobei die Durchschnitts dividende der letzter» 25 Jahre capitalisirt wird. Auch ist der Rcgiermig Vorbehalte» , wenn der Reinertrag der Bahn jährlich 6 Proc. ausmacht, ein Drittel des Mehr betrags zum Ankauf von Actien zu verwenden, welche in ihr Eigenthum zum Behufc der Amortisation des Unter nehmens übergehen. Das Vcrhällniß der Actiengesell- schast zur Postverwaltung ist im Allgemeinen dasselbe, wie das durch den Staatsvertrag zwischen Kurhessen, Preußen, Sachsen-Weimar und Sachsen-Coburg-Gotha am 20. Dccbr. 1831 festgesetzte. Die ursprünglichen Zeichner zahlen bis 30 Proc. der von ihnen gezeichneten Beträge. Die Einziehungen sollen nach Einzahlung der ersten 10 Proc. in gleichen Raten von 5 Proc. jede dergestalt stattfinden, daß die zweite am 1. Decbr. d. I., die folgenden stets am I. Februar, I. Mai, I. August, 1. November jeden Jahrcs eingefor dert werden, die letzte am I. Febr. 1839. Der Sitz der Gesellschaft, der Direction und des Verwaltungsraths ist zu Kassel. Fünf Actien machen stimmberechtigt, doch darf Niemand mehr als 10 Stimmen in der General- Versammlung vertreten, deren jährlich eine zu Kassel stattfindet, die erste am 18. October d. I. Wenn die Gesammtsumme aller Zeichnungen, die in Kassel, Frank furt und Hanau stattsinden, den Betrag von 8 Millioucn Thlr. übersteigt, so müssen sich die Theilnehmer eine ver- hältnißmäßige Kürzung ihrer Subscriptionsbeträge ge fallen lassen. Berlin - Königsberg. Posen, 16. Sept. Ueber unsere Eisenbahnangelegen heit kann ich aus guter Quelle folgende Nachrichten mit- theilen. Wie verlautet steht die allerhöchste Entscheidung über die Richtung, welche die Eisenbahn von Königs berg in Preußen nach Berlin, von Bromberg aus nehme» wird, nahe bevor, und soll demnächst mit dem Bau derselben sofort vorgcgangen werden, um den Be wohnern der vor Kurzem durch Wassersnoth so sehr heim- gesuchten Weichselmündung Gelegenheit zur Arbeit und Verdienst zu verschaffen. Von Königsberg wird die Ei senbahn über die Städte Brandenburg in Ostpreußen, Braunsberg, Elbing, Marienburg, Marienwerder und Graudcnz führen; dort wird cinc höchst kostbare Brücke über die Weichsel gebaut, zur Bereinigung mit der Bahn linie, welche von Danzig über Dirschau, Mewe und Neuenburg projectirt ist. Von der gedachten Weichsel- brückc zieht sich dann der Schienenweg über Schwetz nach Bromberg; ob von letzterm Ort aber die Bahn über Schneidcmühl, Filctzne, Driesen, Landsberg und Küstrin oder über Posen und Frankfurt a. d. O. geleitet werden wird, darüber erwartet man mit nächstem die allerhöchste Entschließung. Für Stettin wäre die Richtung von Brom berg über Schneidemühl höchst vortheilhaft, und deshalb wird auch schon eifrigst an der Bahn zwischen Stettin und Stargardt gearbeitet um solche später von dort bis Schneidemühl zu verlängern; für Danzig, Königsberg und Posen, sowie für alle Wcichsclstädte wäre daher diese Rich tung unheilbringend; und wiewohl hochgeborene Indivi duen im Vereine mit der Stadt Stettin, eifrig dahin wir ken, daß die Bahnlinie, wie oben angegeben, von Brom berg über Schneidemühl nach Küstrin laufe, so läßt sich doch kaum erwarten, daß zum Vortheile des einen Orts, nämlich Stettin, und einzelner einflußreicher Gutsbesitzer, alle Städte rechts und links der Weichsel, namentlich aber Danzig, so unberücksichtigt bleiben sollten. Binnen weni gen Jahren muß man mittels Dampf vom Adriatischen Meere bis zur Ostsee fahren können, und zwar auf dem natürlichen Wege von Triest über Grätz, Wien, Breslau, Posen, Bromberg nach Danzig und Königsberg; daher ist es von der höchsten Wichtigkeit für die letztgenannten Städte, daß die Eisenbahn von Königsberg und Danzig nach Berlin nicht über Schneidemühl und Küstrin, son dern über Posen und Frankfurt a. d. O. geführt werde; denn bald wird Posen mit Schlesien durch einen Schienen weg verbunden sein; noch früher aber dürste die Ober- Schlesische Bahn, deren Bau mit Macht vorschreitet, be endigt werden, und somit wäre die schnellste Verbindung zwischen dem Großherzogthum Posen, Schlesien und den