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247 noch zu erwähnen, daß hinsichtlich der unter Punkt 6') des Decretentwurfs erwähnten, jedoch bis zur definitiven Fassung desselben ausgesetzt gebliebenen Bestimmungen wegen Beförderung von Militairlransportcn eine officielle Mittheilung uns zwar noch nicht zugekommen ist, daß aber die desfallsigen vorläufigen Eröffnungen uns nicht bezweifeln lassen, daß eine Vereinbarung auf billigen Grundsätzen ohne besondere Schwierigkeit werde erzielt werden können, wenn die heutigen Beschlüsse der geehr ten Versammlung iiberbaupt eine Veranlassung dazu ge ben. In letzterm Falle würden wir uns ermächtigt zu sehen wünschen, unter Genehmigung des Gescllschafts- ausschuffes sowohl über den obengedachten Punkt als über diejenigen Maßregeln, welche eventuell zur Ausfüh rung der gefaßten Beschlüsse noch erforderlich sein werden, eine definitive Uebcreinkunft abzuschließen und demgemäß die weitern Einleitungen zu treffen, wobei wir uns nach Kräften bemühen werden, das Interesse der Gesellschaft in jeder Beziehung wahrzunehmen und uns eine aber malige Berufung auf Ihre Entscheidung Vorbehalten, wenn unerwarteterweise Anforderungen gestellt werden sollten, deren Bewilligung sich mit unserer Ueberzeugung nicht vereinigen ließe. Von dem aufrichtigen Wunsche geleitet, durch die Berathung des wichtigen Gegenstandes nur das wahre Interesse der Gesellschaft gesichert zu se hen, sind wir bereit, Ihnen alle etwa noch zu wünschen den nähern Aufschlüsse, die uns zugänglich sind, zu geben, und glauben, Sie zu einem Austausch Ihrer Ansichren im Allgemeinen auffordern zu müssen, bevor wir auf die Stellung der zu entscheidenden Fragen in Betreff der einzelnen Punkte übergehen." Demnächst erbittet sich ein Actionair Auskunft über die gleich im Anfänge der „Mittheilung an die Actio- naire" vorkommende Stelle, welche dahin laute, daß der am 15. Juni 1836 von der General-Versammlung ge leistete Verzicht auf den Bau einer Eisenbahn nach Prag zu Gunsten einer in Dresden zu bildenden Gesellschaft, da derselbe die Genehmigung nicht erhalten habe, auch nicht in Wirksamkeit getreten sei. Unterlägen derartige Beschlüsse der General-Versammlung erst noch der Ge nehmigung der Staatsregierung, ehe sie Geltung erlan gen könnten, so sei anzunehmen, daß die Gesellschaft mög licherweise gezwungen werden könne, den Bau auszufüh ren. Nachdem der Vorsitzende erklärt, daß die Regierung diesem Beschlusse die Genehmigung nicht habe ertheilen können, weil die Leipzig-Dresdner Eisenbahncompagnie nicht das Recht gehabt habe, das ihr durch Dccret von 1836 zugesprochene Recht auf eine andere Gesellschaft überzutragen, daß es aber auch der Regierung nicht bei kommen werde, die Compagnie wider deren Willen zu einem Baue zu zwingen, spricht sich der vorerwähnte Redner im Allgemeinen gegen die Ucbcrnahmc der Säch sisch-Böhmischen Eisenbahn durch die Leipzig-Dresdner Compagnie aus, und zwar deshalb, weil die Regierung viel zu wenig biete, da der Jinsengewinn, den der von ihr in Aussicht gestellte Vorschuß von I Million Thaler biete, hier, wo es sich um -IV- Million Thaler handle, ganz unbedeutend sei. Man biete allerdings auch die Hälfte der Kosten zum Brückenbau bei Dresden; allein was verlange man dafür auch für eine Brücke, und zwar ohne alle Garantie, daß ein außerordentlicher Unfall, den die Brücke durch Eisfahrten rc. erleide, gleichmäßig von der Regierung werde übertragen werden. Bringe man nun vollends damit in Verbindung, daß durch die Ueber- nahme der Verzicht des Privilegiums der Leipzig-Dresd ner Eisenbahn nach 38 Jahren bedingt sei, wenn auch gegen die Gewährung eines schönen Lblösungscapitals, so könne man sich unmöglich für die Bejahung der Frage wegen Uebernahme des Baues der Sächsisch-Böhmischen Eisenbahn erklären, da es, wenn alles gut gehe, nach 38 Jahren, bei der Anhäufung von Capitalien, unsern Nach kommen (der Sprecher war nicht Kaufmann, sondern Beamter) sehr schwer ihr Geld leidlich unterzubringen werden würde. Jetzt wisse der Actionair was ec habe; er möge sich nicht durch die Aussicht auf einem unsichern ') In Ansehung der wegen Beförderung von Militair- transporten zu treffenden Bestimmungen bleibt das Wei tere der deßhalb sowol mit dem Kriegsministerium, als mit Königs. Preußischen Regierung erforderlichen Verneh mung halber bis zu definitiver Fassung des gegenwärti gen Entwurfs ausgesetzt. Gewinn in neue Verlegenheiten und Ungewißheiten stür zen. Der Geiz sei nun einmal die Wurzel alles Uebels. Ein anderer Sprecher erklärte sich mir dem ersten Theile der Rede des vorigen Sprechers vollkommen einverstanden, nur kann er dessen Besorgniß nicht theilen, daß man nach 38 Jahren nicht wissen werde, was man mit dem Geld« anfangen solle. Dies werde sich schon machen. Er findet es sehr natürlich daß der Staat das der Leipzig-Dresdner Eisenbahn verliehene Privilegium beseitigt wissen will. Es habe eine Zeit gegeben, wo dies sehr leicht gewesen sei, wo gegen dreiprocenlige Staatspapiere jeder Actio nair gern seine Actien an den Staat abgetreten hätte. Diese Zeit sei vorbei; die Staatsregierung habe sie zu nützen verabsäumt. Jetzt stehe die Partie anders. Das Unternehmen sei gesichert. Nur unter wichtigen Compen- sationen werde man sich gegenwärtig zur Abtretung an den Staat entschließen können. Was aber die Regierung biete sei viel zu gering; vielleicht habe man nur so we nig geboten, weil man gefürchtet habe, durch höhere Ge bote die Actionaire auf den Werth Dessen aufmerksam zu Entschädigung nicht geboten sei, was aber von dem Vor sitzenden durch die Bcmcrtunq beseitigt wird, daß es sich um die Ablösung dieses Rechtes gegenwärtig gar nicht handle. Nachdem hierauf ein Actionair das Direktorium aufgefordert in bestimmterer Weise, als dies in dem „Be richte" geschehen, sich über die schwebende Frage zu er klären, bemerkt der Vorsitzende: Absichtlich habe das Di- rectvrium sich nicht entschieden für Uebernahme des Baues ausgesprochen; allein cs spreche offen aus, daß es in die sem Bau einen Vorthcil für die Gesellschaft erkenne. Es gehe dabei von der allerdings der Beurtheilung eines je den Einzelnen zu überlassenden Ansicht aus, daß die Böh mische Bahn an sich rentiren werde. Dies vorausgesetzt, würde der Bau für die Leipzig - Dresdner Compagnie allerdings vortheilhafter, als für irgend einen Dritten sein, theils wegen Vereinfachung der Administration, be sonders aber deswegen, weil die Verlängerung der Linie nachBöhmen ein so außerordentlich günstiges Niveau darbiete ! und es dadurch der Compagnie möglich werde, ihre schwä- ! chern Maschinen dort mit Nutzen zu verwenden, welche machen, was sie jetzt aufgeben sollten. Die Regierung müsse die Bahn bauen; die desfallsigen Verträge mit der Oesterreichischcn Regierung seien bereits abgeschlossen, die Vortheile, welche die neue Bahn der Leipzig-Dresdner in i Aussicht stellt, seien demnach derselben gesichert, auch i wenn sie den Bau nicht übernehme. Zwar wolle er nicht verkennen, daß eine gemeinschaftliche Administration der Eisenbahn, von einem Ende des Landes zum andern, sehr viel Vvrtheile gewähre, daß auch die Leipzig-Dresdner Eisenbahn durch Uebernahme der Sächsisch-Böhmischen Manches wieder gut machen könne, allein diese Vortheile könnten gar nicht in die Wagschale kommen gegen die Un gewißheiten, welche die neue Bahn biete. Jetzt sei durch aus nicht der Zeitpunkt, das im Hafen der Ruhe und Gesichertheit eingelaufene Schiff der Leipzig-Dresdner Eisenbahn, nachdem es so viele Gefährlichkeiten überstan den, und zwar ohne andere Hülfe, nur unterstützt durch das rastlose Sorgen seines vortrefflichen Direktoriums, dasselbe von neuem zu lösen und dem Sturme preiszuge ben. Er erkenne es sehr dankbar an, daß das Directo- rium die Angelegenheit als eine lediglich von den Actio- nairen zu entscheidende behandelt habe und empfehle der Versammlung, den Vorschlag der Regierung zwar abzu- lehnen, aber, da derselbe im Allgemeinen bei bessern Be dingungen auch wieder in mehrfachen Rücksichten empfeh- lcnswerth erscheine, das Direktorium zu weitern Verhand lungen mit der Staatsregierung zu ermächtigen. Auch ein dritter Redner schließt sich in seiner Ansicht den bei den vorigen Sprechern an. Er ist überzeugt von der Wichtigkeit der Sächsisch-Böhmischen Eisenbahn in poli tischer, merkanlilischer und vielen andern Beziehungen; er bezweifelt nicht die Rentabilität der Bahn; doch ist ihm die Summe von ä'/z Mill, zu groß für die Strecke von 7'/« Meilen, zumal da man doch immer noch nichts wisse, ob diese Summe reichen, werde. Wenn man auf andere Bedingungen hoffe, welche die Regierung stellen werde, so müsse er solches bezweifeln, da dieselbe in Rück sicht auf das allgemeine Wohl des Staates füglich keine bessern stellen könne. Es scheine ihm überhaupt eine Aktiengesellschaft für die Ausführung dieser Bahn weni ger geeignet, da dieselbe unter zehn Jahren wenig Ertrag gewähren, und die Verbindung von Oesterreich noch nicht von der Art sei, daß in der nächsten Zeit ein bedeutender Verkehr mit diesem Staate sich entwickeln werde. Es möge sich eine neue Gesellschaft für den Bau bilden ; diese habe blos die Aussicht, einige Jahre keine Zinsen ihres eingeschossenen CapitalS zu erhalten, der Leipzig-Dresd ner Eifenbahncompagnie aber stehe Verlust dabei im Ca pital in Aussicht, indem nach Uebernahme der neuen Balm die Aktien sicher bedeutend fallen würden. Er sei für unbedingte Ablehnung des Antrags der Regierung; am wenigsten eigne es sich in der Versammlung über die etwanigen Bedingungen zu sprechen, auf die man, wenn sie von Seiten der Regierung gestellt würden, einzugehcn geneigt; derartige Unterhandlungen könnten, wenn sie zum Zwecke führen sollten, nur von dem Direktorium ge leitet werden. Ein anderer Actionair bringt die halbe Million Eiscnbahnscheine zur Sprache, die die Staats regierung der Leipzig-Dresdner Eifenbahncompagnie aus zugeben verstattct hat, und findet, daß für die jährlichen Zinsen, welche dieselbe in alle Ewigkeit gewährt, in den gegenwärtigen Vorlagen der Regierung eine angemessene wegen der großen Steigungen auf der Hauptbahn hier mit weit weniger Vortheil arbeiten. Es sei ferner zu erwägen, daß eine Compagnie, die die ganze Bahn ad- ministrirc, es mehr in der Hand habe, auf dec ganzen verlängerten Linie die nützlichsten und vorcheilhaftesten Einrichtungen zu treffen. Demnächst räth einer der Ac- lionaire der Versammlung an, gegen die Regierung zur Uebernahme des Betriebs der Bahn sich zu erbieten, den Bau derselben aber abzulehnen; ein anderer macht noch mals auf die Wichtigkeit des unbedingten Verzichts auf das Privilegium der Gesellschaft aufmerksam. Allerdings, sagt er, könne man sich, wenn die Bedingungen, welche jetzt vorlägen, die äußersten seien, welche die Siaatsre- gierung gewähren wolle, nicht für die Uebernahme des neuen Baues erklären, allein die Sache sei doch von sol cher Wichtigkeit, daß cs nicht rathsam erscheine, dieselbe sofort definitiv abzumachen; zweckdienlicher erscheine es, das Direktorium zu beauftragen, mit der Staatsregierung weitere Verhandlungen zu pflegen, namentlich wegen des Brückenbaues bei Dresden und der Entschädigung der Post. Hierauf ergreift der Königl. Commiffar das Wort, indem er bemerkt: Die Versammlung werde nicht er warten, daß cr zur Vertheidigung einer Ansicht sprechen werde, die hier mehrfachen Angriffen unterlegen, da von der hohen Staatsregierung Alles, was sie nach ihrer Stellung und den obwaltenden Verhältnissen haben sagen können und sagen wollen, gesagt wordcn sei, wie dies die „Mittheilung" des Direktoriums auswcise. Nur auf ein paar Punkte wolle cr aufmerksam machen, nicht als Königl. Commiffar, sondern als Freund des Leipzig- Dresdner Eisenbahnunternehmens. Allerdings müsse er bemerken, daß der gleich anfangs erwähnte Beschluß der Generalversammlung im Jahr 1836, zufolge dessen sie auf die Verlängerung der Bahn nach der Böhmischen Gränzc zu Gunsten einer andern Gesellschaft verzichtet, der Bestätigung der Regierung durchaus bedurft habe. Wenn nun diese denselben nicht bestätigt, es vielmehr vorgezogen habe, die Uebernahme der in Rede stehenden Babn der Leipzig-Dresdner Compagnie nochmals anzu- tragcn, so könne die Versammlung der hohen StaatS- rcgierung dafür doch wabrlich nur dankbar sein. Zur Unterstützung des Antrags finde cr dem, was über die Wichtigkeit eines definitiven Verzichts auf ein bewillig tes Privilegium bemerkt worden sei, nur noch hinzufü gen, daß, wenn auch die Bahn unter allen Umständen werde gebaut werden, es doch ungewiß sei, ob sie dann unter Modalitäten werde ausgcführt werden, welche der Leipzig-Dresdner Eifenbahncompagnie gleichen Gewinn zuzuwenden geeignet seien, wie es der Fall sein werde, wenn die Compagnie das ganze baue. Namentlich sei ungewiß, ob bei Ausführung dec Bahn durch die Regie rung auch der Bau der Elbbrückc erfogen werde, die doch ein wesentliches Glied in der Kette des Verkehrs von Böhmen her nach Leipzig zu sei. Die Regierung habe ihre Anficht offen ausgesprochen und der Gesellschaft die Wahl gelassen, ob sie die gemachten Vorschläge anneh men und auf Grund des früheren Dccrets ohne Unter stützung des Staats bauen wolle. Den Lctionaircn stehe es jetzt lediglich zu, sich nur über das Eine oder daS Andere zu entscheiden. Hierauf bemerkt sofort wieder ein Actionair, daß man auf beide von der Direktion in