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Jede Woche erscheint eine Nummer. Lithograph'"- Beilagen und in den Ter' gedruckte Holzschnitte nach Bedürfnis. — Bestellun gen nehmen alle Buch handlungen, Postgm- ter und ZeilungS-Erpedi- zionen Deutschlands und des Auslandes an. — Abonnementsprei» im Eisenbahn -ZeitunS. Organ -er Vereine deutscher Eisenbahn-Verwaltungen und Eisenbahn-Techniker. Buchhandel 7 Gulden rhei nisch oder 4 Thlr. Preuß. Tour, für den Jahrgang. — EinrückungSgcbühr für Ankündigungen 2 Sgr. für den Raum einer gespalte nen Petitzeile. — Adrefs e: »Redakzion der Eisenbahn. Zeitung' oder: I. B. M cyler'scheBu chh an d- lung in Stuttgart. XIX. Jahr. Januar 1881. Vro. 2. ^ilhaU. Eiscnbahnbau. Herstellung, Aufstellung und Transport der Rheinbrücke bei Kehl. — Die Bayerischen Ostbahncn. (Schluß.) — Postwesen. — Verein für Eisenbahnknnde in Berlin. — Zeitung. Inland. Preußen, Bayern. — Personal-Nachrichten. — Verkehr deutscher Eisenbahnen. — Ankündigungen. Eisenbahnbau. Herstellung, Aufstellung und Transport der Rheinbrücke bei Kehl. (Mit 2 lithographirtcn Beilagen. Die Brücke wurde von Herrn Oberbaurath Keller in Karlsruhe nach dem Gittersystem für 2 Geleise entworfen und besteht aus 3 Gitterwänden zwischen welchen die Geleise tunnelartig liegen. Die Brücke ruht aus 2 Waffer und 2 Landpfeilern, welche je 57 Meter im Lichten von einander entfernt find. Die Gilterwäudc bilden coutinuirliche Balken von 177 Meter Länge, welche unten durch Querträger und oben durch leichten Querverband nebst Windkrcuzen mit einander verbunden sind. Die untern Querträger sind durchschnittlich 1.18 Meter von einander entfernt; die Schienen liegen direkt auf den Querträgern. Die Herstellung und Aufstellung der Brücke wurde von der badischen Waffer und Straßenbau-Tirckzion im Wege schriftlicher Submission an den Wenigstbie tenden vergeben, und den Gebrüdern Benckiscr in Pforzheim, welche sich in den letzten Jahren schon vielfach mit Brnckenbauten beschäftigt hatten, zuge schlagen. ") Laut gegenseitiger Staatsverträge war das zur Brücke verwendete Eisen zollfrei, sowohl badischer als französischer Seits, da der Rhein als neutrales Gebiet angesehen wurde. Es war daher den französischen Eisenwerken, welche die Ausfuhrprämie genossen, möglich für die Eisenlieferung die günstigsten Preise zu stellen; so wurde denn auch alles Brückcneisen in Creusot bestellt. Das Nieteneiseu lieferten die Uebernehmer aus ihren eigenen Werken. Ler Vertrag mit den Uebernehmer» wurde schon Anfangs April 1859 abgeschlossen, allein in Folge der italienischen Ereignisse wurde die Arbeit stets verschoben. Um nun später sowohl Zeit als bedeutende Transportkosten zu er sparen, so wie auch um den nöthigen Zollformalitäten so viel als möglich zu entgehen, zogen die Unternehmer vor die Vorarbeiten nicht in ihrem Etablissement in Pforzheim zu machen, sondern Alles an Ort und Stelle herzustcllcn. Zu diesem Bchufc wurde in der Nähe der Brücke auf einem geeigneten Platze des französischen Ufers eine Werkhütte hcrgestellt. Dieselbe war 22 Meter breit und 70 Meter lang und hatte einen Anbau von 10 Meter Breite und 70 Meter Länge. Anbau wie Wcrkhütte waren mit durchgehenden Laufkrahncn versehen. Die Werkhütte wurde von Mitte Oktober bis Ende November her gestellt, so daß etwa am 1. Dezember 1859 mit der eigentlichen Eisenarbeit begonnen werden konnte. Der Anbau war zu den nöthigen Vorarbeiten bestimmt, während die größere Hütte zur Anlage der Tragbänder nnd Gitterwände diente. Alle drei Gitterwände konnten nebeneinander in der Hütte angelegt werden. (Siehe Blatt I. Fig. 1, Z. und v.) Im Anbau war eine Dampfmaschine von circa 6 Pferdekraft ausgestellt, welche 3 Bohrmaschinen, 1 Richtmaschinc, 1 Blasbalg für 4 Feuer, 2 Dreh bänke, 1 Stanzmaschine und 3 Schleifsteine in Bewegung setzte. Alle kleinere Theile, als: Querträger, Vertikalversteifungen, oberer Querverband wurden unter den von Dampf getriebenen Maschinen gebohrt; die Tragbänder und Gitter dagegen vollständig angelegt, mit Schraubzwingen verschraubt und dann von Hand zusammengcbohrt; nach dem Bohren wurden sie von den Spähnen ge reinigt, die inneren Theile mit Mennig grnndirt nnd hierauf vernietet. *) Werden mit dem Schluß des Artikels folgen. ") Die Leistungen dieser Fabrikanten im Fache des Brückenbaues dürfen als bekannt vorausgesetzt werden. Von großen Eisenbrückcn, deren Ausführung und Aufstellung von ihnen übernommen worden, erwähnen wir der Nare- Brücke bei Bern, der Rheinbrücke bei Waldshut. Es konnte ihnen daher auch mit vollem Vertrauen die Herstellung des Eisenbaues für die Rhcinbrücke bei Kehl übertragen werden. A. d. R. Mit dem Bohren der Querträger konnte Anfangs Januar, mit den Trag- bänderu Anfangs Februar und mit dem Anlegen der Gitterwände Anfangs April begonnen werden. Aus obige Arr nun wurde je ein Drittheil der Brücke, der Hütrcnlänge entsprechend, vollendet, alsdann zwischen Holzrahmen auf Holzrahmen ins Freie vorgcwalzt und nun das zweite Drittheil dieser Gitterwand in der Hütte angebaut. War das zweite Drittheil einer Gitterwand so weit, daß man zu seinem Fortbau das erste Drittheil nicht mehr nöthig hatte, so wurde dieses wieder weiter gewalzt um dem zweiten Drittheilc und dieses dem dritten Drittheile Platz zu machen. Sobald das erste Drittheil einer Gitterwand so weit liegend vorgcwalzt war, daß die ganze Wand der Länge nach angelegt werden konnte, wurde mit dem Aufstellen der Gitterwände begonnen, und zwar mit dem ersten Gitter Mitte Mai. Tie Operazion des Aufrechtstellens geschah bei den äußern Gittern mit 12 doppelt übersetzten gewöhnlichen Fußwinden. Ungefähr 2 Meter hoch wurde die Gitterwand dadurch gehoben, daß man die Winden auf allmälig erhöhte Bagger- aerüste stellte. Um nun hohem Gerüsten zu entgehen, wurden 2 Bockgestelle udc (Blatt I. Fig. 2) unter die Brücke gebracht unv dann die Winde» wieder vom Boden aus an der Schwelle b angesctzt und hierauf wieder fortgcwunden, . bis der zweite Dreieckbock (uäe) unter dem ersten Platz hatte und die Winden wieder an der Schwelle ä angesctzt werden konnten; hierauf wurde fortgewunden bis die Wand aufrecht war. Außer diese» 2 Bockgestelteu, welche als, Sichcrheusstußeu stets auch unter baut wurden, wurde mit 10 Winden dadurch gehoben, daß Stützen auf die Windenfüße gestellt wurden, wodurch die Winden ebenfalls auf dem Boden stehen bleiben konnten. Um jedoch hiebei den Winden gehörigen Halt zu geben, wur den sie in Nahmen gestellt (Blatt I. Fig. 3). Der Bügel m, welcher um das Windenhorn gelegt wurde, hinderte die Winde durch die aufrechten Rahmen hölzer am Eimvärtsfallen, und seitlich wurde die Winde durch die Rahmen- Hölzer mit den Bügen gehalten. Wenn auf diese Weise die Winde einmal aus- gewunden war, wurde dieselbe zwischen den Rahmenhölzern nnterbaut, bis sie circa 1 Meter hoch unterbaut war; hierauf wurde die Winde wieder auf die Bodeuschwelle gebracht und längere Stützen auf den Windenfuß gestellt. Dieses Verfahren wurde 3 bis 4 Mal wiederholt, bis die Gitterwand'aufrecht stand. In der Regel wurde mit 20—24 Mann ein Gitter in 18 Arbeitsstunden gestellt. Auf diese Art wurden alle Theile der Brücke gestellt. Zwischen den ein zelnen Drittheilen einer Gitterwand' konnte natürlich nicht Alles genietet wer den; cs wurde dort so viel ausgelassen um die Theile hinter einander stellen zu können, hierauf wurde diese fehlende Partie stehend cingebracht nnd aufrecht vernietet. Sobald zwei gegenüberliegende Girtertheile standen, wurde sofort der Ein bau cingebracht und cingebohrt, die Gitter zusammengczogen und vernietet. Da die letzten Drittheilc der Gitterwände in der Werkhütte selbst gestellt wurden, so erlaubte der Platz nicht die Gitterwände vor dem Aufstellcn liegend so zu verschiebe», daß sie beim Stehen schon ziemlich in ihrer richtigen Achse waren und es mußte daher das seitliche Verschieben mit den stehenden Gittern vorgc- nommen werden; zu diesem Zwecke wurde die Wand auf gut geschmierte Schie nen gelegt nnd etwa alle 16 Meter mit einem feste» Dreieck (BlattI. Fig. 1, Lgv) versehen, dessen Schwelle ebenfalls auf eisernen Schienen rutschte. Die Schwelle war am Gitter eingeschnitten nnd da ihre Bahn eine horizontale war, so wurde auch die Wand stets aufrecht erhalten. Die letzte Gittcrwand wurde Mitte Juli gestellt und cs war der ganze Brückcnkörpcr, mit Ausnahme der Consolcn, gegen Mitte August vollendet. Nach dieser Vollendung mußte die Brücke von ihren» Bauplätze, welcher 450 Meter von ihrer definitiven Stellung entfernt war, dahin gebracht werden. Zu diesem Zwecke wurde die Brücke auf Walzen gelegt, welche sich m ihre» Lagern drehten; starke Gußplattcn, die als Unterlage dienten, waren auf