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der Regierung diese Mühe ersparen, irgend eine Anleihe zu negociiren, da es wahrscheinlich eben so gut sein würde, als ob der Inhaber 2 Proc. Prämie erhielte. Die zuletzt contrahirtc Anleihe war die von Herrn Zaubert vermittelte, auf den Fuß von 107 Pfd. 5 Sch. 8Pce. 3 Proc. Scheinen pro 100 Pfd.; damals standen die Consols 3 Proc. niedriger, als jetzt.*) Es tritt noch eine andere Rücksicht ein, die keine Staatsgewalt aus dem Auge verlieren darf, der die Sittlichkeit und das Glück des ihrer Obhut an vertrauten Volkes gebührender Maßen am Herzen liegt, nemlich, so weit als möglich jede Versuchung von der Nation entfernt zu halten, sich dem tollen Hazardspiele bodenloser Spekulation hinzugebcn, welches für die Solidität alles Geschäftsbetriebes so höchst verderblich und oft von so heillosen Folgen für diejenigen selbst ist, die sich davon Hinreißen last! sen. Es giebt unglücklicherweise in unserem Vater- lande eine zahlreiche Elaste von Menschen, die sich von den Spekulationen in Eisenbahnen goldene Berge versprechen; es entsteht so eine Art von Ef fecten, die sich in steter Schwankung aufdem Markte befinden, und ganz vorzüglich den Operationen der sogenannten Bären und Bullen ausgesetzt, und daher für Börsenschwindeleien um so geeigneter! sind. Allein cs giebt auch noch eine andere Elaste' von Personen weit größerer Bedeutung, welche Ei- senbahnaclien stehender Kapitalanlage wegen kau fen, durch die hohen Zinsen verführt, die im Gan zen dafür gezahlt werden; es würde unmöglich sein, über den Umfang des Schadens, der Tausenden plötzlich aus der Entwerthung ihres Eigenthums,; in welches sie vielleicht ihr ganzes kleines Vermö gen hineingesteckt haben, erwachsen kann, irgend eine Berechnung aufzustellen. Das Verzeichniß dieser Eisenbahnen habe ich anderswo zu einem andern Zwecke geliefert, und es wird kaum nöthig sein,noch einmal darauf zurück zu kommen. Wer könnte sich wohl eine Vorstellung von allen den Familien ma chen, die durch die Eisenbahn von Greenwich von der Zeit an, da die Actien 25 Pfv. galten, bis sie auf 5 Pfd. fielen, und nur noch eine nominale Di vidende zahlten, ruinirt worden sind. Ein Gleiches gilt von der Blackwall Compagnie seit der Zeit, daß die Actien 2 bis 3 Pfv. Prämie gaben, bis auf den gegenwärtigen Augenblick. Im letzten Jahre sind sie fast 60 Proc. in ihrem Werthe gefallen. Aber diese verderblichen Werthverminde-, rungen beschränken sich keineswegs auf die unglück liche Elaste von Eisenbahnen; die Grand-Junction Actien wurden vor zwei bis drei Jahren zu 240 Pfd. verkauft, und zahlten 14 Proc.; jetzt stehen sie ungefähr auf 200 Pfd., und zahlen 10 Proc. Auf der anderen Seite, waö ist die Folge, wenn das Ge- genthcil der Fall ist, wenn die Actien sehr im Werthe gestiegen sind, und durch ihren Verkauf ein Ge winn von 20, 30 oder 50 Proc. erzielt wird? Auf diese Weise wird der schlichte ehrliche Mann zu einem *)'Die Anleihe zur Entschädigung der Sclavenbefitzer auf den Colonicen wurde 1834, 1835 und 1836 folgen dermaßen contrahirt: Pst. St. 3proc. Consols 11,250,000 3proc. reduced 3,750,000 3'/, proc. reduced 5,170,000 Long AnnuitieS 3,500,000 23,670,000 ausgemachten Spekulanten; „er rechnet es sich als großen Scharfsinn an, waS er in der That, insoweit er selbst dabei im Spiele war, dem reinen Zufalle zu verdanken hat; das nächste Mal berechnet er die Zukunft vielleicht minder scharfsinnig, und nachdem er alle Wechsel glücklicher und unglücklicher Erfolge durchgemacht hat, kommt es mit ihm gewöhnlich zu demselben Resultate, wie mit den meisten andern Hazardspielern" — zum Banquerott. Ich glaube, daß nichts verderblicher und für Sittlichkeit und Betriebsamkeit eines Volkes zerstö render sein kann, als wenn man eS solchen Einflüs sen aussetzt; im gegenwärtigen Falle wird bestän dig von zwei dabei interestirten Parteien auf ein Eigcnthum los operirt, das über 60 Mill. Pfd. aus macht, und der Marktpreis desselben wird in die Höhe getrieben oder heruntergcdrückt, jenachdem cs dem Vorthcile der mächtigem Partei zusagt. Wie viel besser würde eS für diejenigen sein, die bonallcko ihre Kapitalien angelegt haben, wenn sic einen be stimmten Zinsenbetrag von einem vergleichungs weise keinen Schwankungen unterworfenen Kapi tale zögen, als sich, wie jetzt, steten Gefahren aus zusetzen, die einmal zu ihrem Verderben ausschlagen können. In einem großen Handel treibenden Lande, wie das unsrige, werden spekulative Umtriebe und auf die jedesmaligen Konjunkturen gegründete Finanz operationen immer sehr weit gehen; aber die Regie rung sollte es sich zum Zwecke machen, ihren nach theiligen Einfluß,so weit als möglich, auf die Klasse von Leuten zu beschränken, von denen dergleichen ursprünglich auögcht, und sich bemühen, den ehr lichen Mann vor aller Beeinträchtigung durch die Schurkereien anderer sicher zu stellen. Man darf nicht sagen, daß die Regierung des wegen, weil sie diese Art von Spekulationen nicht ganz beseitigen kann, darum gar nichts thun sollte. Welches Uebel kann denn wohl ganz beseitigt wer den? Sollten wir deswegen, weil wir die Wurzel nichtausroden können, dicZweigenicht beschneiden? sollen wir, weil cs uns nicht möglich ist, Verbre chen zu verhindern, es auch nicht bestrafen? — oder weil wir außer Stande sind, dem Hazardspiele völ ligen Einhalt zu thun, die Spielhäuser etwa nicht verfolgen? Die Regierung kann weiter nichts thun, als „mit derben Schlägen und gewaltiger Ab schreckung" gegen jedes Uebel dieser Art einzuschrei-! ten, wenn sich eine Gelegenheit dazu, wie in dem gegenwärtigen Falle, darbietet. Ich habe jetzt diese lange Reihe von Tharumstän- den und Zahlenangaben, von Annahmen und Beweisführungen, fast beendigt, und ich fürchte, daß die Geduld des Lesers fast erschöpft sein wird; aber meine beste Entschuldigung ist die Wichtigkeit des Gegenstandes — eines Gegenstandes, woran Jeder mehr oder weniger Antheil nehmen sollte. Aus dem Ganzen meiner Argumentationen wird ersichtlich sein, daß ich folgende Thatsachen darzu- thun gesucht, und hoffentlich erwiesen habe. — 1) Die Lage unseres Landes würde sich in mora lischer, socialer und politischer Hinsicht sehr verbes sern, wenn ein vergleichungsweise freier Verkehr nach jedem Theile des Königsreichs so weit als ir gend möglich ausgedehnt würde. 2) Es ist täglich eine gewaltige Kraft in Bewe gung — von der nur zu fürchten ist, daß sie unge nutzt umkommt — die bei Weitem ausrcicht, diesen guten Zweck zu realisiren; so daß Jeder, der Lust und Belieben trägt, in unglaublich kurzer Zeit von einem Ende des Landes zum andern, vondcrHaupt- stadt bis zum entferntesten Dorfe, zu so unbedeu tenden Kosten, daß auch der geringste Handwerks mann und Tagelöhner davon Gebrauch zu machen im Stande ist, fortgeschafft werden kann. 3) Das Interesse derer, welche diese Kraft hand haben, besteht darin, die Anwendung derselben auf die Minderzahl zu beschränken, statt sie ausdie Mehr zahl auözudehnen, und so geht das Land der man nigfaltigen Vortheile verlustig, die sonst aus einem gehörigen, nach den Bedürfnissen der Societät einge richteten Verfahren mit derselben gezogen werden könnten. 4) Nur durch Einschreiten der Staatsgewalt kann dieser schreiende Mißbrauch, diese Verkehrung alles Rechts, die der Nation im Ganzen so nachthei- lig ist, beseitigt werden. 5) Die Kraft, welche die Eisenbahneigner in Hänven haben, müßte einzig und allein der Regie rung anvertraut werden, die dann dem Gesetze und dem Lande für die pflichtmäßige Ausübung dersel ben verantwortlich wäre. 6) Würde diese Kraft auf die Regierung über tragen, so würde sie dadurch )'» Stand gesetzt wer den, die Wohlthaten, die jetzt nur von einer Klasse genossen werden, auf alle Classen auszudehnen; die reichere Klasse einer schweren Besteurung, und j die ärmere einer ebenso schweren Dürvezu entheben, den Handel durch Wegschaffung der schwersten Last, die ihn daniederdrückt, zu erweitern und aufzumun- tern, und die nothwendigen Lebcnsbevürfniffe nicht durch Verminderung des Gewinns für den Pro- ducenten, sondern der Produktionskosten im Preise herunterzubringcn; und so, in politischer und com- mercieller Hinsicht, dem Lande durch die Eröffnung aller Hülfsquellen von Rcichthum, Macht und Größe, unschätzbare Wohlthaten zu erzeigen. 7) Wie groß auch diese politischen und merkan- tilischen Vortheile sein würden, so würden die socia len und moralischen noch viel größer sein. Die Schei dewand, die den Menschen vom Menschen trennt, würde fallen. Was an sich ein Monopolist, und immer bleiben muß, würde, bisher ein verächtliches Vehikel des GewinnsteS, nun in das edelste Werk zeug verwandelt werden, welches die Wissenschaft jemals erfunden oder die Menschenliebe angewen det hat, das Glück der Menschheit zu befördern oder zu erhöhen. Wenn es eine Wohlthat ist, daß der Mensch in Stand gesetzt wird, in die Welt hinaus zu gehen, und die Werke seines Schöpfers zu be trachten, wenn es eine Wohlthat ist, daß der kränk liche Handwerksmann, der in der dichtbevölkerten Stadt eingesperrt ist, oderdie mephitischeAtmosphäre einer Fabrik, wo eine Menge Menschen zusammen gedrängt arbeiten, einathmet, es nun in seiner Ge walt hat, eine kurze, der mühevollen Arbeit entzo gene Zwischenzeit zur Erfrischung seiner erschöpften Körperkraft zu verwenden; wenn es eine Wohl that ist, daß Freunde, die von einander getrennt le ben, und wenn die Entfernung auch nur fünfzig Meilen beträgt, doch um so weit von einander ge schieden sind, als wenn der breite Wasserspiegel des Atlantischen Meres zwischen ihnen wogte, sieb ein mal Wiedersehen; wenn es mit einem Worte für eine Wohlthat zu halten wäre, wennZeit und Raum für alle praktischen Zwecke der Communication ver-