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Bon dieser Zeitschrift erscheint wöchentlich eine Nummer in Im perial-Quart, welcher zu öfterm erläuternde Zeichnungen, Karten, Pläne und Ansichten beigegebcn werden, Der AbonucmcntsprciS beträgt hier Orts drei Thaler für das Halbjahr, und nehmen alle Buchhandlungen, Postämter und ZcituugS - Expeditionen de» In- und Auslandes Bestellungen entgegen. Planmäßige Beiträge werden anständig honorirt und unter Adresse der Redaction oder, wem Leipzig näher gelegen, durch Vermittelung deS Herrn Buch händler Wilh. Engelmann da selbst erbeten. Eisenbahn-Jeitung. 24. Draunschweig - 16. Juni. 1844. Die Reform des Englischen Eisenbahnwesens. Fortsetzung. VUI. Da wir den Werth des Eisenbahn-Eigen- thums im Königreiche für unseren gegenwärtigen Endzweck genau genug ausgemittelt haben, wollen wir die verschiedenen Verfahrungöweisen, wie man sich gegen die Compagnieen zu benehmen haben würde, in Betracht ziehen. 1) Man kann einen bestimmten, allgemein gül tigen Tarif, z. B. ein Sechstel der gegenwärtigen, durchschnittlich anzunehmenden Kosten festsehen, und die Eigner nach einer bestimmten Reihe von Jahren entschädigen, wenn sich der Verlust, den sie erlitten hätten, genau würde tariren lassen. 2) Man kann sich mit den Compagnieen über eine bestimmte Summe, entweder ein für allemal, oder jährlich zahlbar, vereinigen, so daß die in Vor schlag gebrachte Abänderung auf ihre eigene Gefahr ins Werk gerichtet wird. 3) Man kann das Ganze des Eisenbahn-Eigen thums im Königreiche ankaufen, indem man alle Schulden, Obligationen und Hypotheken, die darauf hasten, bezahlt, und den Actionairö denvollenMarkt- prcis für ihre Actien entrichtet. Die sehr erhebliche und in der That gar nicht zu beseitigende Einwendung gegen den ersten Plan würde darin bestehen, daß das Publikum eventuell nicht blos den wirklichen, sich ergebenden Verlust an und für sich, sondern auch den ganzen Betrag, bis zu welchem ihn die Compagnieen für gut finden würden, durch einen übertriebenen Kostenanschlag und durch eine nachlässige Verwaltung, welche sie sich erlauben könnten, zu vergrößern, zu bezahlen haben würde. Dieser Plan würde daher nicht aus zuführen sein. Der zweite Vorschlag würde weit eher befolgt werden können; allein dagegen erhebt sich eine dop pelte Schwierigkeit. Die erste liegt darin, daß die Besitzer von Eisenbahn-Eigcnthum gewiß eine große Summe, vielleicht nicht weniger als fünfzehn bis zwanzig Millionen Pfund für eine so tiefe Herab- n. setzung ihrer Preise, z. B. fünf Sechstel, verlangen würden; und zweitens wäre mit eben so großer Ge wißheit zu erwarten, daß sich die Regierung nie, auch nur auf einen Augenblick, darauf einlassen würde, einen solchen Vorschlag in Ueberlegung zu nehmen; und doch, wenn die Wohlthaten, welche der Nation aus einem vergleichungsweise freien Transportmittel durch das ganze Königreich erwach sen würden, auf keine andere Weise erreicht werden könnten, würde es wohlfeil genug erkauft werden. Es ist indessen fruchtlos, die Sache von einem solchen Standpunkte aus weiter zu erörtern; die Schuld des Landes, das ohnehin unter einer Last von Steuern erliegt, noch um zwanzig Millionen zu vermehren, wäre Thorhcit, inVorschlag zu bringen; eine solche Idee würde für zu abenteuerlich gehalten werden, um nur in Erwägung gezogen werden zu können. Es bleibt daher nur der dritte und letzte Vorschlag übrig, nemlich das ganze Eisenbahn-Eigenthum w. anzukaufen, so daß man alle Schulden und Hypo theken abbezahlte, und die Actien für den currenten Marktpreis des Tages ankaufte. Wenn ich diesen Plan für ebenso hoffnungslos, wie die vorhergehen den, gehalten hätte, so würde dem Leser die Mühe erspart worden sein, auf alle weitern Bemerkungen von mir über diesen Gegenstand seine Aufmerksam keit zu verwenden, und ich würde mich gern dem Verfasser des Aufsatzes im Edinburgh Review in Hinsicht seines Endresultates angcschlossen haben, nemlich, daß dem Uebel nicht abzuhelfen wäre, und hätte es „von Herzen bedauert, daß eine Sache von so ganz besonderer Wichtigkeit für das Gemeinwe sen nicht von Anfang an zu einer Nationalangele genheit gemacht worden ist." Würde nun dieser Plan ausführbar, würde er nützlich, würde er endlich gerecht sein, das sind die Fragen, die wir jetzt in Erwägung zu ziehen haben. In Beziehung auf die Ausführbarkeit desselben kann schwerlich irgend eine Meinungsverschieden heit stattfinden. Wenn es von der Regierung für rathsam gehalten würde, daß der Staat alles Eisen bahn-Eigenthum im Königreiche besäße, so würde es keine Schwierigkeit machen, das zur Bezahlung nöthigc Geld zu denselben Interessen zu erhalten, die den andern StaatSgläubigern gezahlt werden. Ein solcher Ankauf würde den Credit des Landes nicht beeinträchtigen können, da diese Anleihe nicht so, wie andere Anleihen, die gar nichts einbringen, der Regierung eben so viel abwerfen würde, als jetzt der Fall ist, nur das abgerechnet, waS in Folge der in Vorschlag gebrachten Veränderung ausfallen würde. Ueber diesen Punkt ist eS völlig unnöthig, sich weitläuftiger zu verbreiten. Die Hauptsache, die hier erwogen werden muß, ist der Nutzen sür die Regierung, wenn sie sich auf die von mir in Vorschlag gebrachte Weise ins Mit tel legt. Im Laufe der von mir gemachten Bemerkungen werden hoffentlich die folgenden Sähe bereits ihre Rechtfertigung gefunden haben. Einige von ihnen leuchten so ganz von selbst ein, daß es bloße Wort- verschwendung sein würde, wenn ich mehr thun, als sie hier geradezu aufstellen wollte. 1) Die Einführung von Eisenbahnen hat in der Transportweise unsres Landes eine große und wohl- thätige Veränderung hervorgebracht; um mit einem ausgezeichneten Schriftsteller imOuarterly Review zu reden, „sind sie ein Brunnquell intellektueller, mo ralischer und politischer Vortheile, die sich gar nicht ermessen und abschätzen lassen, — und bringen eine Umwälzung in dem inländischen Handelsverkehr und allen Zuflüssen des Nationalwohlstandes her vor, die Niemand, der einiges Nachdenkens fähig ist, ohne Staunen beobachten kann." 2) Die Vortheile, die besonders ein großes, Han del treibendes Land aus einer freien und ungehemm ten Communication durch seine ganze Länge und Breite zieht, lassen sich saft gar nicht berechnen, und in dem Verhältnisse, wie die Erleichterungen eines solchen Verkehrs zwischen den verschiedenen Theilen desselben vurch Herabsetzung der Preise befördert werden, wird auch Handel und Wandel belebt, und nicht allein ein einzelner Theil deS Publikums von einer drückenden Last befreit, sondern cs wird auch der großen Masse der Societät dadurch möglich ge macht, diese Vortheile zu genießen, deren sie sonst gänzlich beraubt sein würden!