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Beachtung verdienen, da sie von vielen Organen der öffentlichen Meinung in unseren, Vaterlande, unter andern auch dem Edinburgh Review, als Wahrheit ausgenommen worden sind. Die Commissaire sagen, „die Compagnieen hätten eine Gelegenheit, sich nicht allein sür die gesetzmäßigen Kosten, sondern sür alle durch ihre Verschwendung verursachten schweren Ausgaben bezahlt zu machen." Daraus sollte man schlie ßen, daß die Eisenbahn-Compagnieen ihre Preise nach ihrer Auslage an Capital einrichten, und sich damit begnügen dem Publikum solche Preise anzusetzen, die blos eine billige Erstattung der Ausgaben und zugleich Schadloshaltung sür ihre „Verschwendung" gewähren. Keine Vorstellung kann indessen irriger sein; auf guten Linien, gleich viel wie verschwenderisch auch die Ausgaben ge wesen sind, haben die Directoren nicht die Ab sicht, bei einer solchen Regel sichen zu bleiben, und aus schlechten Linien, wo auch die größte Sparsamkeit bei dem Bau derselben beobachtet worden ist, steht es nicht in der Gewalt der Di rectoren, es so weil zu bringen. Auf der Grand Junction wurden vor wenigen Jahren, als ihre 100 Pfund-Actien zu 2-10 Pfund standen, und 14 Procent auf ihr Capital gaben, ihre Fahr preise 15 Procent erhöhet; zwei Monate nach her setzte die Blackwall-Compagnie, als ihre 16 Psund-Actien zu 5 Pfund standen und gar keine Dividende lieferten, ihre Fahrpreise 20 Proc. herunter. Bei dem gegenwärtigen Systeme mag der Betrag der auf den Bau der Eisenbahnen verwandten Kosten sich auf fünf, fünfzig oder fünfhundert Millionen belaufen und es mag da bei auf einen höchst verschwenderischen oder höchst sparsamen Fuß verfahren werden, das Publikum ist dabei gar nicht interessirt. Auf einigen Eisen bahnen, welche 8—10 Proc. zahlen, werden hö here Preise angerechnet als auf andern, welches nicht über 3—4 Proc. liefern; und selbst aufEisen- bahnen, die ihren Actionairen nicht das Mindeste einbringen, sind die Directoren genöthigt, die^ Preise niedriger zu stellen, als auf denjenigen,^ welche den reichsten Gewinn geben. Die Blacks Wall-Eisenbahn kostet 320,000 Pfd. die Meile, - und erhebt für die Meile von den Passagieren erster Classi ungefähr 1'/, Pence. Die von Lon don u. Birmingham kostete die Meile 55,000 Pfd. und erhebt für die Meile 3'/r Pence, also 100 Proc. mehr als die andere. Die von Blackwall liefert den Interessenten gar keinen Ertrag, die von Birmingham aber zahlt 11 Proc. auf das angelegte Capital. Die von Blackwall versuchte es einmal mit den hohen Fahrpreisen, vermin derte aber dadurch ihre Einnahmen bedeutend, und kehrte deswegen zu den jetzt noch bestehen den Ansätzen wieder zurück. In der That besteht gar keine gegenseitige Be ziehung zwischen den Ausgaben einer Compag nie und ihren dem Publikum aufcrlegten Taren und man hat auch nie einen Versuch gemacht, eine solche herbeizuführen; und dies ist ein Punkt von der größten Wichtigkeit; denn man darf nicht vergessen, daß, wenn der Capitalist auf manchen großen Linien sein Geld gut angelegt hat, auf andern jedoch das Gegentheil cingetreten ist, und wenn er in dem einen Falle gewinnt, der Staat in dem andern im Verhältnisse zu seinem Ver luste den Gewinn hat. Es läuft daher in die ser Hinsicht Alles auf ein Rechenerempel hinaus, dessen Hauptpunkte wir, jeden für sich, in Erwä gung ziehen wollen. In Hinsicht auf die übertriebenen Ausgaben einiger Compagnieen ist deutlich erwiesen worden, daß der Verlust ganz auf sie selbst fällt, er er höhet weder die Reisekosten noch den Werth des Besitzes auf dem Markte; es ist in der That nichts als weggeworfenes Geld. Die Regierung hat also im Allgemeinen viel leicht klug gehandelt, sich der Einmischung in den Gebrauch, den der Capitalist von seinem Reich- thumc macht, zu enthalten, und das Unterneh men desselben blos innerhalb der Gränzen zu beschränken, die das allgemeine Beste erforderlich machte; dec Erfolg davon ist gewesen, daß ein Netz von Eisenbahnen über die ganze Oberfläche des Landes gezogen ist, wodurch sich eine directe Verbindung zwischen dem entferntesten und unbe deutendsten Dorfe und der Hauptstadt gebildet hat; die erstaunlichsten Schwierigkeiten für die Jnge- nieurarbeiten sind durch die Geschicklichkeit und den Unternehmungsgeist, womit die Operationen be trieben worden sind, überwunden, und das Ganze wird ein dauerndes Denkmal von Dem darstellen, was individuelle Energie und Geldkraft hervorzu bringen vermag. Wenn die Eisenbahnen vom Staate angelegt wären, hätte das Werk nicht besser zu Stande gebracht werden können, ja vielleicht nicht einmal so gut; und in der That, was die Vollendung, den wirklichen Glanz in architektonischer sowohl als anderer Hinsicht, auf einigen großen Bahnen betrifft, so würde keine Regierung zu rechtfertigen gewesen sein, die solche Ausgaben daraus ver wandt hätte.— Die Einfachheit der Belgischen Eisenbahnlinien bildet einen auffallenden Kontrast mit der Pracht der unsrigen. In einem höchst wichtigen Punkte sind die In teressen der Compagnieen und des Publikums völlig zusammen getroffen; nämlich in der Wahl der besten Linien oder solcher, auf welchen sich der meiste Verkehr erwarten ließ und demzufolge hat man auch diejenigen erwählt, die am meisten gewünscht wurden. In einem großen Handelslande, wie daö un serige, wo so viele Millionen baareS Capital un verwandt bleiben, hätte man der Regierung einen Vorwurf daraus machen können, mit dem Besitzer desselben in Concurrenz zu treten, oder vielmehr ihn daran zn verhindern cS zu gebrauchen, wenn sich eine passende Gelegenheit dazu darbot. Es kann in dieser Hinsicht zwischen Belgien und England kein Vergleich gemacht werden; denn die in dem einen Lande befolgte Politik würde sür das an dere völlig unpassend gefunden werden, und in Beziehung auf die Werke selbst, habe ich bereits auf die gewaltige Pracht in dem einen und auf die Einfachheit in dem andern Lande aufmerksam gemacht. Dies ist die wohlthätigeFolge davon gewesen, so weit cs den Bau der Arbeiten betrifft, daß man ein Capital von fünfzig Millionen auf große Nationalanlagcn hat verwenden lassen. Die Ca- pitalistcn haben vollen Ersatz sür ihre Auslagen, in genauem Verhältnisse zu der Umsicht, womit sie die Kapitalien hineingesteckt haben, erhalten; ein Eigenthum ist geschaffen, dessen Werth genau auSgemittelt werden kann, weil er beständig auf dem Geldmärkte umläuft; und so ist die Regie rung im Stande, ohne Schwierigkeit zu jeder Zeit ! aus alle mögliche Weise, die die Bedürfnisse des Landes wünschenswert!) machen mögen, darüber zu verfügen.*) III. Jetzt wollen wir zu der Untersuchung übergehen, was die Folge eines verschiedenen Systems, — eine Veränderung in den Grund sätzen sein würde, nach welchen die Eisenbahnen in unserem Lande verwaltet werden; wie man dabei zu Werke geht, haben wir bereits gesehen; wie sie behandelt werden könnten, bleibt jetzt noch zu erwägen. Wir sind lange gewohnt gewesen, uns bei Eisenbahnpreisen zufrieden zu stellen, wenn sie diejenigen nicht überschreiten, die man sonst für die Post zu bezahlen hatte; wir haben uns damit begnügt, daß eine große und wohlthätige Veränderung in Beziehung auf Zeitersparniß eingetreten ist, und es für ausgemacht angenom men, daß am Geldc Nichts erspart werden könne; wir haben uns das Gute, so wie es war, ge fallen lassen, ohne weiter danach zu forschen, wie hoch es noch gesteigert werden könne. Die beiden großen Haupteigenschaftcn des Dampfes, wo er an die Stelle von Menschen- krafl gesetzt wird, sind Schnelligkeit und Erspa- > rung; Waaren werden vermittelst desselben nicht bloß in einem Drittel der Zeit, sondern auch zu einem Drittel der früheren Kosten, fabricirt; dieselbe Regel in Hinsicht der Ersparung läßt sich mit noch größerem Rechte aus die Benutzung des Dampfes zur Fortbewegung auf Eisenbah nen anwcnden. Indessen, wenn wir den Dampf ganz auS dem Spiele lassen, und die Kosten des Trans ports auf Eisenbahnen, wo Pferde die Wagen ziehen, wie auf manchen Eisenbahnen der Fall ist, wo es nicht gerade aus Geschwindigkeit an kommt, wo die Entfernung kurz und der Ver kehr unbedeutend ist, abschätzcn; so finden wir, daß ein Pferd auf derselben eben so viel aus richtet, als zwölf bis fünfzehn Pferde aus der besten Chaussee. Auf der Eisenbahn von Stock ton und Darlington, die zuerst im Königreiche zur Bequemlichkeit der Reisenden angelegt wor den ist, wurden Pferde vor der Einführung oder vielmehr vor der Erfindung der Locomotiven ge braucht, und ein Pferd konnte einen Wagen, der fünfzig Passagiere enthielt, mit einer weit größeren Geschwindigkeit ziehen, als vier Pferde eine Postkutsche mit zwölf Passagieren auf einer Heerstraße. Um die Wirkling des alten Systems zu er läutern, und die außerordentlichen Lasten zu zei gen, die von Pferden auf Eisenbahnen gezogen werden, und demzufolge die außerordentlich ge ringen Zugkosten auf denselben in Vergleichung mit dem, was auf Chausseen der Fall ist; setze ich hier einen aus einer alten Nummer des Ei senbahnmagazins entlehnten her, der mir zufäl lig vor einigen Tagen ins Auge fiel: ') Diese Stelle ist in Herapath's Eiscnbahnjournale, als dem allgemeinen Zwecke des Werkes widersprechend, angeführt worden, aber hier ist bloß auf die Einrichtung der Bauwerke Rücksicht genommen worden.