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aber aus der Actienliste zu streichen, um dage gen andere Zeichner zuzulassen. 4) Liese Subsidiär-Zeichnungen gelten zunächst als Reserve-Zeichnungen für diejenigen Actio nairs der Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Ge sellschaft, welche von der ihnen sub2eingeräum- tcn Priorität in der gestellten Frist keinen Ge brauch machen, und treten nach der Reihenfolge! der Einzeichnung, so weit es zur Ergänzung! des Eapitals von 3 Millionen Thalern erfor derlich sein mochte, in die PrioritätSliste ein, falls die Vereinigung nach 2 zu Stande kom-! men möchte. 5) Käme aber die Vereinigung aus irgend einem Grunde nicht zu Stande; so bleiben die Prio ritäts-Zeichnungen unberücksichtigt, und es werden sodann die sämmtlichen nach 3 erfolg ten Subsidiar-Zeichnungen für den -ulk. an gegebenen Zweck definitiv zur Gründung einer neuen Gesellschaft zugelassen. Diese neue Gesellschaft soll in Elberfeld ihren Sitz haben, mit der Bestimmung, daß die Mitglieder deri Direktion und der Präsident des Verwaltungs-' raths in Elberfeld, und die übrigen Mitglieder. des VerwaltungSrathö in dem Bereich des Bahnbezirks wohnen müssen. Die weitern Be stimmungen würden dem von dem Comite zu entwerfenden und von der General-Versamm lung der Actionaire festzustellenden Statut Vor behalten bleiben, wobei jeder Actionair nur für je drei Actien zu einer Stimme, und nicht mehr als zu dreißig Stimmen für eigene und vertre tene Actien zusammen, berechtigt sein soll, der Beschluß der Mehrheit aber für jeden abwe senden und nicht vertretenen Actionair ver bindlich ist. 6) Kommt die Vereinigung nach 2. zu Stande, so werden die Subsidiar-Zeichnungen, so weit sie nicht nach ck. definitiv zur Ergänzung cintre- tcn, gelöscht, und alle Subsidiär-Zeichner auf- gefordcrt, daS eventuell erlegte, eine Proe. gegen Rückgabe der Interims-Quittung, da wo es cingezahlt ist, zurückzucmpsangcn. 7) Die Wahl der Bahnlinie bleibt näheren Er mittelungen und der Feststellung des Staats Vorbehalten. Wird der Haupllinie über Voh winkel, Haan, Leichlingen und Opladen der Vorzug gegeben; so ist jedenfalls die Strecke von Sonnborn bis Leichlingen durch eine Ne benlinie durch daö Wupperthal für Pferdebe förderung durch unmittelbare Einmündung an beiden Seiten in Verbindung zu setzen. Möchte aber durch cintretende Begünstigungen irgend einer Art, oder in Folge näherer Ermittelun gen, die Hauptlinic durch daS untere Wupper thal gewählt werden; so wird die Befugniß Vorbehalten, die Linie über Vohwinkel und Haan ganz aufzugeben. 8) Durch die auf den gcgcnwärtigenProspectuS er folgenden Einzcichnungcn wird das unterzeich nete Comite zugleich ermächtigt und beauftragt, alle zur Ausführung dcö Unternehmens erfor derlichen Einleitungen und Vorarbeiten aus zuführen, sowie namentlich einerseits mit der Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft, und andererseits mit dem Staate, Behufs Er langung der Concession und angemessener Be günstigungen, in Verhmidlung zu treten, und, so weit als erforderlich, die eingezahlten Gel der zu solchen Zwecken zu verwenden. 9) Alle Bekanntmachungen und Aufforderungen des Comites an die Actienzeichner sind gültig erlassen, wenn sie in zwei Berliner Zeitungen, in der Kölnischen Zeitung und in der Elberfel der Zeitung erschienen sind. Elberfeld, 15. April 18ck4. Pas Eomitc zur Anlage einer Eisenbahn von Elberfeld nach Köln. Aug. von der Heydt. E. Hecker. W. Meckel. Albert Wever. Ang. Schnitzler. Josua Ha senclever. I. Scharff. Egen. G. Weyers berg. F. I. Servaes. W. Ulenberg. G. Kyllmann. Deutschland und die Schleswig- Holsteinischen Eisenbahnen. Kiel, im April. Vor dreizehn Jahren besaß unser Land keine Chaussee; nach langer Mühe kam damals der Plan zur Ausführung eine Chaussee von Kiel nach Altona anzulcgcn; sie ward aus Rc- gierungökosten gebaut, kam theuer genug zu stehen, und trug etwa l bis 2 Procent von dem in ihr nie- dergelcgten Capital. Die Bewohner des Landes staunten damals dies Riesenwerk — so schien cs ihnen — an; sie ahnten nicht, daß nach kaum einer halben Generation von ihnen selber das Dreifache unternommen werden würde von dem was vor kur zer Zeit selbst für die Gewalt des Staats eine mäch tige Aufgabe schien. Bis vor etwa drei Jahren schlummerte nun jeder Gedanke an raschere lcbcn- gebende Vcrbindungsmittel im Innern des Lan des; nur einzelnes Bedürfniß ließ Einzelnes be sprechen und beginnen. Ta trat die Idee von der Bedeutung und Rothwendigkeit einer Eisenbahn verbindung auch hier ins Leben. Sie Halle keine leichte Arbeit. Es war klar, daß dieselbe eine Lc- bcnösrage für den Ostseehandcl der Herzogthümer, vor allem Kiels, ciuhaltc, ferner daß die Regierung sie nicht unternehmen würde, endlich daß die Ge fahr für das BctricbScapital keine geringe sei. Man stritt, man erläuterte, man hoffte, man bewies; dennoch wollte niemand trauen,niemand dicActien zeichnen. Die Kieler Commune und die Altonaer wagten cS damals durchzugreifen mit großartigen Zeichnungen; Hamburg blieb thcilnahmloS. Run sollte begonnen werden mit dem Ban; es waren 12'/» Meilen; die Sache ging langsam; cö wollte kein Resultat erscheinen, kleinliche Streitigkeiten kamen hinzu; man verlor daö Interesse und das Vertrauen. Die Aktien hatten bis ins vorige Jahr tief hinein gar keinen CourS; Privatleute sahen ihre Aktien für Opfer an, die sie aus Patriotismus gebracht; man achtete gar nicht oder wenig daraus; cs schien als gehe eine Unternehmung vor sich, die ganz ohne Lebenskraft sei. Umsonst warnten Tic- fcrblickcnde vor dieser Gleichgültigkeit; von Tau senden hatte nicht Einer eine Eisenbahn gesehen, oder konnte Werth und Unwerth bcunheilen. So stand die Sache hin; indessen begann der Bau, rückte langsam vom Mittelpunkte auö vorwärts; allmählig nähert er sich seinen Endpunkten Ham ¬ burg und Kiel. Da begann man aufmerksam zu werden. Die Aktien wurden eingezahlt, und des halb verkauft; man fing an sie auf der Hamburger Börse zu notiren; erst einige achtzig, dann mehr. Während dies sich noch langsam hinschleppte, ent schied sich der Norddeutsche Theil des Deutschen Eisenbahnsystems: die Berlin-Hamburger Bahn ward Gewißheit; von Berlin ging eS dann weiter. Das war der Augenblick, wo auch auf diescmPunkt das Deutsche Leben in das unsrige segensreich cin- griff. Mit dem Gedanken, daß jetzt Kiel der eine Ausgangspunkt eines Netzes sein wird, das nach allen Gränzen Deutschlands mündet, ward die Be deutung unserer Eisenbahn plötzlich klar; die Ak tien stiegen als Rester dieser Betrachtung; über Pari hinaus kamen sic rasch auf 116 bis 118Proc. Da lohnte sich der Patriotismus; noch einmal war die Liebe zum Lande die beste Spekulation gewesen. Als man diesen Umschwung sah, schritten die Plane weiter. Es entstand der Gedanke einer Zweigbahn nach Glückstadt, von der wir schon früher berichtet haben; auch sie ward, sowie die Idee eines Aus baues des dortigen Hafens anfangs lau ausgenom men; doch hatte die Kieler Bahn den Weg geebnet und, kaum gezeichnet, standen auch schon die Aktien auf 106 bis 108 Proc. Da war man verwundert und erstaunt; konnteGlückstadt cineEiscnbahn erhal ten, so können andere Orte cs auch. Jtzchoc folgte nach; cs projectirlc eineZweigbahnvondcrGlücks- stadter; auch diese Actienzeichnung gelang über Er warten. Nun war gleichsam kein Halten mehr. Rendsburg war jetzt die erste; eö ward cineZweig- bahnvonderKiclerBahnprojectirt; als daö Comite zusammentrat, ward ihm vonHamburg geschrieben, das Geld für die Aktien liege schon bereit, und kaum waren sie angenommen, so standen auch diese schon auf 107 Proccnt! Gleich daran schloß sich ein neuer i Entwurs, diese Rendsburger Bahn nun auch nach Schleswig hinein zu verlängern. In diesem Augenblick denkt man sehr ernsthaft daran die Bahn entweder von Rendsburg über die Stadt Schles wig, oder von Kiel über Eckernförde nach Flens burg hinansgehen zu lassen; doch scheint das erstere den Vorzug zu verdienen. Andere wollen nun die erwähnte Itzehoer Bahn bis mitten in Dithmar schen nach Heide verlängern; andere eine Bahn . von Husum nach Flensburg, andere eine Bahn von Rendsburg nach der Westküste,Friedrichöstadt oder Husum, noch andere sprechen von einer noch nickt bestimmten Zweigbahn nach dem Osten Holsteins. So hat sich im Laus eines Jahres hier jene gewal tigste Erscheinung unseres materiellen Lebens ihren Platz gewonnen, und so unendlich weit liegt auch auf diesem Gebiet das vergangene Jahrzent schon jetzt Himer uns!» Zunächst ist nun wohl aus dem Obigen klar, daß für unser Land biöjctzt wohl eine Reihe von einzelnen Eisenbahnen, aber noch kein eigentliches Eisenbahn sy st cm gewonnen oder im Plan ist. Es ist wesentlich nur noch eine vage Vorstellung von dem großen Nutzen derselben und dem Werth der Actien, was die einzelnen Projccte hcrvorgcru- scn und geleitet hak. Ein System fordert einen ein heitlichen Gedanken, und Liesen mangelt biSjetzt. Aber wir sind nicht im Stande hieraus dem Land einen Vorwurf zu macken. Wir liegen abgcscknit- ten von Deutschland da ; Deutschland hat sich nie um uns bekümmert, bis wir uns um Deutschland