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Weser und Elbe (Bremen und Hamburg) und nach Kiel bis zur Ostsee fortsetzen wird, also im Deutschen Eisen dahnnetze den Hauptzug in der Richtung von Norden nach Süden zu bilde» bestimmt ist, am 25. Marz durch den Abgeordneten Schulz vor die Ständevcrsammlung gebracht. Die Diskussion darüber läßt voraussetzen, daß er mit großer Majorität angenommen und der Staats regierung zur schleunigen und kräftigsten Forderung empfohlen werden wird. Meyer hatte für den Bau der Werra-Eisenbahn im Jahre 1837 von Weimar, Koburg- Sotha und Meiningen Eoncession erhalten, auch das Capital dazu vollständig zusammengcbracht; er mußte aber, nach jahrelangem fruchtlosen Unterhandeln, damals seinen Plan aufgeben, weil Kurheffen und Hannover sich weigerten, die Bahn in der Richtung nach Bremen und Hamburg fortzusetzen, oder Meyer zu gestatten, zur Fort führung derselben einen Actienverein zu bilden, wozu bereits alle Vorbereitungen getroffen waren. Vierund- zwanzig Mill. Fl. waren zum Bau dieser Welthandels straße damals angeboten, und wäre sie vor sieben Jah ren ausgeführt worden, wie ganz anders wären jetzt die Handels- und Gewerbsverhältnisse in den von ihr durch zogenen Ländern, die nun gegenwärtig erst anfangen die Keime zu legen, aus denen ihnen die reichen Früchte des Eisenbahnwesens erwachsen sollen. Meyer hat, sicheren Vernehmen nach, die Bestätigung oder Erneuerung sei ner frühern Eoncession bei den betreffenden Regierungen nachgesucht, und man zweifelt nicht daran, daß er sie erhalten und auch jetzt alles Thunliche geschehen wird, nm ihm die Ausführung des Unternehmens zu erleich tern, wozu ein Erpropriationsgesetz bereits unsern Stän den vorgelegt ist. Zwar wird man sich schwerlich her- beilaffen, von Seiten des Staats ein Rentenminimum oder Zinsen vom Baucapital zu garantiren. Meyer's Antrag spricht aber auch eine solche Garantie nicht an, und Jeder, der ein Urtheil über die der Werra-Eisen bahn zuständigen Transportmittel, die ihre Ertrags- sähigkeit hauptsächlich bestimmen, fällen kann, muß auch eine solche Garantie für etwas Ueberflüssiges halten. Die Werra-Eisenbahn bildet nämlich das Mittelstück des jenigen Hauptzuzes im Deutschen Bahnnetze, welcher in gerader, also in der kürzesten Linie von Norden nach Süden durch die Mitte Deutschlands zieht. Ihre nörd lichen Endpunkte sind die Emporien des Deutschen Han dels, Bremen und Hamburg. Südwärts setzt sie sich durch Baiern über Nürnberg, Augsburg bis zum Bo densee und, durch die projcctirte Trace von München nach Salzburg, später bis nach Triest, ja wahrscheinlich auch in nicht viel späterer Zeit durch eine von Nürnberg nach Regensburg zu führende Bahn, die der Donau entlang durch Oesterreich führen wird, bis Wien fort. Welch unermeßlicher Verkehr muß sich aber auf einer Bahn bewegen, die das Adriatische Meer, die reichen Donauländer und die Schweiz direct mit der Nord- und Ostsee in Verbindung setzt! Gewiß keine einzige Deutsche Bahn kann sich einer glänzendern Perspective erfreuen als unsere Wcrrabahn. Aber auch in den ihr zunächst liegenden Transportverhältniffen ist eine große Gcwähr- schaft ihres Gedeihens, ihrer Rentabilität zu suchen. Der von Meyer der Regierung mitgethcilte Plan schließt zugleich den Bau von mehren kurzen Seitenbahnen ein, die zu den wichtigsten Punkten des an Gewerben und Elementen des Transports so ungewöhnlich reichen Thü- ringerwaldcs führen und diese gleichsam unmittebar an die Hauptbahn versetzen, welche das Eentrum des Deut schen Bahnnetzes bildet. Diese Zweigbahnen sollen nach dem, 25,000 Arbeiter beschäftigenden und seine tausender lei Fabrikate bis nach Indien und Amerika versendenden Sonneberg, nach dem mit Hütten- und Hammerwerken, Porzellan- und Glasfabriken, Alaun-, Vitriol- und Pech siedereien rc. übersäeten Oberlande, nach den reichen Stein- kohlcngruben bei Neuhaus und nach den unerschöpflichen Eisenerzlagerstätten leiten, welche vom Bahnunternehmer selbst in der Nähe des anmuthigen Bades Liebenstein ausgebeutet werden. Die von Meyer zu errichtenden Eisenwerke stehen mit dem Eisenbahnunternehmen in der engsten Wechselbeziehung, und einerseits die Befriedigung der Eisenbahnbedürfniffe Centraldeutschlands an Schie nen und Gußwaren rc. bezweckend, wodurch Millionen Deutschen Geldes der Deutschen Arbeit zu erhalten sind, werden sie der Eisenbahn im Werragrunde jährlich viele hunderttausend Centner sowohl Rohstoffe, Kohlen und Erze, als Fabrikate zum Transport überliefern und ihre Rentabilität bedeutend erhöhen. Meyer hat auf die Zu rüstung zu diesen großen Werken, auf die Auffindung der dafür nöthigen Elemente, Erze und Brennstoffe, und auf den Grubenbord, wie kürzlich ein wohlunterrichteter Beobachter in der Allgemeinen Zeitung für National- Jndustrie berichtete, seit sechs Jahren über Mill. Fl. verwendet, und durch Beharrlichkeit das Glück gleichsam genöthigt, ihn mit großen Erfolgen zu begünstigen. Sachverständige versichern, daß er im Stande sei, jähr lich V- Mill. Ccr. Eisen auf Jahrhunderte hinaus aus seinen Erzlagerstätten zu erzeugen, und seine reichen Stein- und Braunkohlenlager bedecken einen Flächcnraum von mehreren Quadratstunden. Auf diesen find jetzt eine Menge Grubenanlagen in der Ausführung begriffen, und namentlich sind seine Kohlenfelder bei Neuhaus künftig dazu bestimmt, die projeclirten kolossalen Eisenwerke zu speisen, weshalb auch eine Zweigbahn dahin sowohl von den Meyer'schen als auch von den übrigen bedeutenden Kchlenwcrkcn jener Gegend sehr große Transportmassen aufnehmen und der Hauptbahn zubringen wird. Dem Vernehmen nach wird Meyer seinen Plan in der Kürze veröffentlichen und das zum Bau der Eisenbahnen und übrigen Anlagen nöthige Capital in Berlin, Leipzig und Frankfurt zeichnen lassen. Köln, 18. April. Der Entschluß des Köln-Crefel- der Eisenbahn-Comite's, auf Capital-Zusicherungen, welche nach der Bekanntmachung des Finanzministeriums für die Einzeichncr nicht länger bindend, für die Sache nicht förderlich sein können, zu verzichten und an deren Stelle die Zusicherungen einer wirklichen, weder dem Agio noch den Provisionen zu verdankenden, Theilnahme treten zu lassen, hat hier allgemeinen Beifall gefunden. In der letzten Zeit ist hinsichtlich der Eisenbahn-Unter nehmungen nur zu sehr das Mittel zum Zwecke erho ben, in manchen Fällen ist es zweifelhaft geworden, ob Projekte für Actien oder Aktien für Projekte gemacht werden sollten. Daß nicht alle in den jüngsten Lagen gebornen, zum Theil abenteuerlichen Eisenbahnpläne ohne Weiteres die Genehmigung des Staats erwarten durf ten, weil viele Personen versprochen hatten, an dem ge hofften Gewinne, insofern er eintrete, Theil zu nehmen, darüber hat sich Niemand täuschen können und darüber hat die Bekanntmachung vom II. April nichts Uner wartetes mitgetheilt. Daß aber auch bei vorzugsweise wichtigen Bahnen, wozu die Genehmigung im öffent lichen Interesse ertheilc werden soll und wird, vorher erfolgte Actienzeichnungen eine Berücksichtigung überall nicht erwarten dürfen, daß also kein Verein, kein Comite ein Anrecht auf die Bctheiligung nach erfolgter Conces- sion ertheilen kann, daß jedes erthcilte Anrecht als nich tig zerfällt, dies ist die durch die ministerielle Bekannt machung bezweckte und bewirkte wesentliche Aendcrung des bisherigen Zustandes. Der Vorbereitung von Eisen bahn-Unternehmungen ist eine neue Bahn vorgezeichnet; sie soll die Beschaffung der Geldmittel nicht mehr zu ihrer Aufgabe rechnen, sie soll ausschließlich das gründ liche Studium, die gründliche Bearbeitung des Projekts, die Ansammlung der Materialien zur Nachweisung seiner Gemeinnützigkeit, die Verhandlungen mit den Gemcinde- und Staatsbehörden, überhaupt diejenigen Schritte zum Gegenstände haben, welche erforderlich sind, um die Frage über die Concessionirung der Anlage zur Reife und zur Ent scheidung zu bringe». Daß zu dieser Vorbereitung, daß zu den Kosten derselben Viele beitragen, entspricht sowohl den Wünschen der Regierung, als der Natur der Sache, und wenn dazu beigelragen wird, ungeachtet der Mög lichkeit ein festes Anrecht zur künftigen vcrhältnißmäßi- gen Betheiligung an dem Unternehmen durch den Bei trag nicht zu erwerben, ungeachtet der Gewißheit, für den Beitrag ein übertragbares, verkäufliches Papier nicht zu erhalten, so kann diese Thatsache als ein erstes Aei- chm der Wichtigkeit und Gemeinnützigkeit des Unter nehmens gelten, insofern sie den Beweis der allgemeinen Theilnahme des Publikums für die Sache selbst liefert. Das Verfahren des Köln-Crcfelder Eisenbahn-Comite's ist gewissermaßen das erste Läuterungsfeuer für sein Pro- ject, indem die Actien-Promcsscn-Käufer von den Män nern, welche ihre Meinung über die Wichtigkeit und Nützlichkeit des Projekte kundgeden und belhätigen wol len, sich sondern; wir vernehmen gern, daß, nach den unmittelbar eingehenden Beiträgen zu schließen, diese erste Probe glänzend bestanden werden wird. (K. Z.) Berlin-Stralsund. Für den Bau einer Bahn nach Stralsund haben sich nicht weniger als drei verschiedene Gesellschaften gebil det, von denen zwar diejenige die von Stralsund selbst ausgegangen, die meiste Aussicht auf Erfolg hat, doch ist noch keiner einzigen eine bestimmte Zusicherung von Seite des Staats ertheilt worden. Bonn-Koblenz. Folgende sind die Summen, welche am 2. April in den drei Städten Bonn, Koblenz und Köln für eine Bonn-Koblenzer Eisenbahn gezeichnet worden sind: in Bonn 6,597,700, in Koblenz 1,216,100, i» Köln 11,188,200 Thlr.j Totalsumme 19,012,500 Lhlr. Da von den drei und eine halbe Million Thalern, welche das angenom mene Grundkapital des Unternehmens beträgt, 876,000 Thlr. für die Actionairc der Bonn-Kölner Eisenbahn unverkürzt reservirt sind, diese Summe also von den 3,500,000 Thlrn. des Grund-Capitals abgehen, so wird die obige Summe von 19,012,300 Thlr. Zeichnungen auf 2,62t,600 Thlr. reducirt werden Köthen-Bernburg. Köthen, ll. April. Wie wir hören, steht die Bern- burger Regierung mit einer Compagnie in Unterhand lung , welche die Berlin-Köthener Eisenbahn vorläufig bis Bernburg fortführen will. Der Confcrenzrath da selbst soll nicht abgeneigt sein, eine Garantie von 3 Pro cent zu übernehmen. (D. A. A.) Dittarder Eisenbahn. Heinsberg, 15. April. Die Verhandlungen des Siccarder Comite der Rhein-Maas Eisenbahn sind heute hier im Druck erschienen. In dem am 9. April in Sit tard aufgenommenen notariellen Gesellschafts-Verträge haben die Theilnehmer I,66tM0 Gulden der Actienbe- träge gezeichnet. Weitere Actienbcträge werden, je nach dem sie erforderlich sind, durch fernere Beitritte zu der Gesellschaft angeschafft. Was den Theil der Eisenbahn auf Königl. Preuß. Gebiet betrifft, so soll für denselben eine Subscription in Sittard und in der benachbarten Stadt Heinsberg eröffnet werden. Ludwigshafen-Bexbacher Eisenbahn. Speyer, 15. April. Nachdem in den letzten Wo chen so bedeutende Einzcichnungcn für die Ludwigshafen- Berbacher Eisenbahn, und zwar insbesondere aus dem nördlichen Deutschland, stattgefunde» haben, daß das er forderliche Bau-Capital nahezu vollständig gedeckt er scheint, ist dem Königl. Ministerialrath von Voltz der Allerhöchste Auftrag geworden, sich als außerordentlicher Commissair nach unserer Pfalz zu begeben, um einerseits mit den Königl. Behörden, andererseits mit dem Ver waltungs-Ausschüsse die in dieser für den Kreis so hoch wichtigen Angelegenheit schwebenden Verhandlungen zu raschem Ende zu führen. Höchst-Soden. Frankfurt a. M., 19. April. Man erfahrt nun aus guter Quelle, daß der Bau einer Eisenbahn von dem an der Taunus-Eisenbahn liegenden Höchst nach dem Bade Soden noch in diesem Jahre zur theilweisen Aus führung kommt. Löbau-Zittau. Leipzig, 20. April. In diesen Tagen hat die Zeich nung für die Zweigbahn von Löbau (als dem südlichsten Durchgangspunkte der Dresden-Breslauer Bah») nach Zittau stattgefunde». Obgleich dieser Bahn keine Be günstigung Seitens des Staats zugesichcrt und das Ter rain, welches sie durchschneidcn wird, nicht weniger als günstig ist, so hat doch der allgemeine Schwindel einen solche» Andrang zu dieser Zeichnung veranlaßt, daß von den gezeichneten Actien auf je fünfzehn nur eine wird realisirt werden können. Nicht zu bezweifeln steht, daß unter diesen Umständen auch für die Chemnitz-Riesaer Bahn, deren Zustandekommen ohne energische Beihülfe des Staats bis vor kurzem für völlig unwahrscheinlich galt, sich leicht die nöthigen Summen finden werden.