Volltext Seite (XML)
Die verabredete gemeinschaftliche Bahn ist für! 4,10 Stunden und in Vergleichung mit dem gewählte» abwerseu. Diese Verluste, die unvermeidlich waren, wenn für die Reisenden 10 Stunden weit nur durch eine fast licher, in die Waagschale zu legender Gewinn, da, wie Capital eine weit geringere Verzinsung in Aussicht stelle». (Fortsetzung folgt.) Daher müßte sich der Reinertrag oder die Rente deö angelegten Bau- und Betriebskapitals nicht nur im Ber- hältniß dcS größer» NnternchmungseapitalS zu der Summe der Transporte auf beiden Bahnen, sondern auch im Ver- hältniß des größer» laufettden Aufwandes zu der gerin geren Frequenz einer jeden der beiden Bahnen vermin- pcrn. So kann es kommen, daß, während eine Bahn z. B. von 6 Stunden ihr Bau- und Betriebskapital und deren Bau- und Betriebskapital nicht viel weniger als vier Millionen Gulden beträgt, nicht einmal die gleiche Rente von 100,000 Gulden, sondern vielleicht nur 50,000 bis 60,000 ff. oder 1 V4 bis 1 Prvccnt sie dadurch mit Frankfurt eine um 3,36 St. kürzere Verbindung erhielte, und auf diese», Zuge alle Reisende der Eisenbahn sic besuche» müßten; dagegen würde die Bah» in directer Richtung nach der Mündung des Neckars menschenleere Gegend führen, dem ümcrcii Verkehre des Landes nicht die mindesten Dienste leisten und die als Reiseroute weit annehmlichere, dichtbevölkerte Hessische und Badische Bergstraße mit ihren Thalmündungcn auf 10 Stunden hi» zur Seite liegen lassen. Eine Eisenbahnverbindung nach dieser Seite hin zu bereits bemerkt, die Vorthcile der Eisenbahnverbindungen von der Volksmenge der Orte, die sie berührt, abhängcn, und sich unter sonst gleiche» Umstände» gerade in, Ver- kchr auf kürzere Distanzen verhältnißmäßig am bedeu tendste» herausstellen, insbesondere in, Personenverkehr die nahe Bevölkerung der Bergstraße und des Birkenaucr Thales leicht eben so hoch auzuschlagen ist, als ciue drei fach höhere einer in zwei- oder dreifach größerer Ent fernung gelegenen Stadt. Hatten wir nun, wem, eine Gesellschaft den Bau in gerader Richtung, weil er das geringste Actiencapital erforderte, auf eigene Gefahr mitemahm, gar keine Kosten zu tragen, so wurde die Wahl des directe» Zugs nach Mannheim für uns die kostbarste, insofern nämlich der Vollzug durch eine Zinscngarantie oder die Ncber- nahmc der Actiencapitalieu bedingt erschien, und, da Hes sen zu solcher Bcthciligung weder verpflichtet noch geneigt war, Baden und Frank urt die Kosten des Baues einer voraussichtlich sich sehr schlecht rentirendcn Bahn in letz- tcrm Effect daher allein zu tragen hatten. Wäre uns die Wahl zwischen der ganz geraden Rich- tunz der Bahn von Darmstadt »ach Mannheim und dem Zuge über Fricdrichsfeld auch von Hessen freigestellt worden, so verdiente die angenommene Zugslinie, wenn nicht, wie wir glauben jedenfalls, doch wenigstens unter der Bedingung, unter welcher die andere Richtung ge wählt werden könnte, (daß man nämlich eine Zinsenga rantie zu leisten bereit bleiben müßte, um de» Vollzug zu sichern,) entschieden den Vorzug. Alle,',, diese ganz gerade Richtung hätte auch für eine Actiengesellschaft nicht durchgesctzt werden können, da zwar der Vertrag von 1838 eine möglichst gerade Linie verlangte, aber da durch die Forderung Hessens, daß wenigstens der eine oder andere Ort auf seinen, Gebiete berührt werde, nicht ausschloß. Auch glaubte man bei den spätem Verhand-' lungen über den Vollzug jenes Vertrags, einer Hinten-! kung gegen die Bergstraße nicht ausweichen zu können. Die Herstellung einer gemeinschaftlichen Bahn bis Heppenheim und von da bis Mannheim, ohne Sei tenbahn nach Heidelberg, wäre aber ohne Nutzen für unsern inner» Verkehr geblieben, da sie die Badische Bergstraße zur Seite liegen ließe, und würde in Verglei chung mit dem direkten Zug nach Heidelberg die Ver bindung des Landes mit Frankfurt um 8,84 oder, über Nirnheim führend, um 3,05, und in Vergleichung mit dem gewählten Zuge über Fricdrichsfeld, uni 1,35 — 1,56 Stunden verlängert haben. Sie hätte voraussichtlich die Zustimmung von Hessen nicht erlangt und uns bei weit gcringerm Vortheil mit einem nahe gleichen Aufwand belastet. Die Leitung einer solchen Bahn nach Mannheim über Weinheim ohne Zweigbahn nach Heidel berg würde dieser Stadt ihren gewohnten Verkehr mit der Bergstraße entzogen, und die TranSportlinie im all gemeinen Verkehr für alle Reisende und Waarc»,, in Ver gleichung mit dem direkten Zug nach Heidelberg, um man beide nahe bei einander gelegenen Städte auf gleiche Weise mit Frankfurt verbinden wollte, rcducirt aber die getroffene Wahl der Bahnzügc, indem sic die Linie der getheilten Transporte auf die geringste Länge zurückbringt, auf ein Minimum, während zugleich die weiter getroffene Verabredung bciver Strecken, wo sie stattfmdcn, in die gemeinschaftliche Betriebsverwaltung aufnimmt. Endlich gewähren uns die vorliegenden Verträge den weitern Vortheil, daß wir, so lange sich eine zureichende Rente für die gemeinschaftliche Bahn, so wie sür die Zweigbahn von Fricdrichsfeld nach Mannheim nicht herausstellt, unsere Aktien bei der gemeinschaftlichen Un ternehmung unter die Hälfte ihres durch die Natur der Sache bestimmten Betrags beschränken und auf den kost bareren Betrieb der Seitenbahn nach Mannheim auf un sere privativen Kosten verzichten können, ohne gehindert zu sein, sobald die Verhältnisse für den Ertrag der Bah nen günstiger sich Herausstellen, in den Genuß der hö- hern Reute einzutretcu, da wir für frühere Verluste der Stadt Frankfurt oder der Gemeinschaft keine Vergütung zu leisten haben. Dies find die Vorthcile, die uns die abgeschlossenen Staatsverträge in Vergleichung der verschiedenen Wege zur Erreichung des Zieles unter dem financielleu Ge sichtspunkte darzubictcu scheinen. Wir legen auf diese Vortheile ein Gewicht. Wer auf die außerordentlichen Verwendungen, die wir seit 10 Jahren gemacht, hinblickt, muß zwar glauben, daß uns die reichsten Hülfsquellcn zu Gebote stehen, aus denen wir nur schöpfen dürfen, um den Unternehmnngsdurst zu stillen. Aber die Mittel zu unsern Unternehmungen haben uns nur in cincm ver hältnißmäßig geringen Unifange gewonnene Ersparnisse oder Revcnücnüberschüffe geliefert, und wir sehen uns mit einer schweren Last neuer Schulden beladen, die von Ca- pitalverwendungen herrühren, welche der Staatskasse (wie die Zuschüsse zu der Zehntablösung u. s. f.) entweder gar keine, oder (wie die Eisenbahnbau-Capitalicn) nur eine sehr geringe, weit unter dem laufenden Zinsfuß blei bende Rente erwarben. Mag man auf dem betretenen Wege fortwandeln und ein Anlchns- und TilgungSsystem, das die Noth der Kriege erfunden, in der Weise, wie es nur eincul solchen Nothstande entsprechen kann, fest halten; mag man in einer Zeit der Ruhe und deS Frie dens, während man die Gegenwart in stärkerem Maße wie fast sonst irgendwo erleichterte, fortfahren, die Zu kunft immer mehr und stärker als je zuvor zu belasten, oder etwa jenes System, wie zu wünschen wäre, wesent lich modificiren, — in beide» Fälle» haben wir alle Ursache, bei der vorliegenden Frage das financielle Inter esse in die sorgfältigste Erwägung zu ziehen, für die For derung einer Mehrausgabe von 1 bis 2 Millionen oder auch nur einer Million Gulden die strengsten Be weise der UnabweiSlichkeit im LandcSiutercsse zu verlan gen, und auf die Ersparniß einer solchen Mehrausgabe daher einen um so höheren Werth zu legen, je weniger irgend ein Interesse durch die Wahl eines wohlfeilcrn Mittels zu dem gegebenen Ziele verletzt wird. Daß nun aber in der That die getroffenen Verabre dungen die verschiedenen localen und allgemeinen Inter essen de« Landes (wozu auch die finanaellen gehören) auf die zweckmäßigste Wcise vermitteln, ergiebt sich aus der vergleichenden Abwägung aller berührten Verhält nisse, die wir hier in einem Ueberblick zusammenfaffen wollen. den allgemeine» Handel, der auf seinem Wege vom Sü den nach dem Norden Heidelberg berühren muß, mit 19,61 Stunden noch circa 1 Stunde (0,86 St.) kürzer, als eine direkt (in ganz gerader Linie) von Franksnrt und Darmstadt nach Mannheim (16,25 St.) und von da nach Heidelberg (4,22 St.) führende Bahn von 20,47 St. Der directe Zug nach Mannheim und von von zwei Millionen Gulden, durch die ihr zukommcudcn da nach Heidelberg, der für den allgemeinen Verkehr Transporte zu 5 Prvccnt, mit jährlich 100,000 Gulde» ! uni 2,35 Stunde» länger erscheint, als die directe Ent- verzinst erhält, zwei Bahnen von je 6 Stunden, die zu- fernung von Fraiiksurt nach Heidelberg, wäre zwar den famuim nur die gleiche Masse von Transporte» haben, Interessen der Stadt Mannheim insofern zuträglicher, als Zug über Fricdrichsfeld um 2,61 Stunden verlängert habe». Der directe Zug vou Frankfurt nach Heidel berg wäre für de» allgemeinen Verkehr der vorthcilhaf- teste, würde aber, wenn Mannheim keine Zweigbahn er hielte, dieser Stadt ihren gewohnten Verkehr mit der Bergstraße entziehen und sie auf 4-/4 Stunde Entfer nung zur Seite legen. Die Führung einer gemeinschaftlichen Bah» längs der Bergstraße direct nach Heidelberg nebst einer privativ Badischen Bahn von Heppen heim bis Mannheim gewährte dem allgemeinen Ver kehr auf der Linie vou Frankfurt bis Heidelberg (18,18 Stunden) eine um uahc 1 Stunde kürzere Verbin dung mit Frankfurt, als der gewählte Zug; die Stabt Mannheim würde in der direkten Richtung der Seiten bahn nach Heppenheim (über Virnheim 16,95, direct 16,74 Stunden) eine noch um 1,17 bis 1,38 Stunde» nähere Verbindung mit Frankfurt erhalten, aber ihre» Verkehr mit der Badische» Bergstraße größtcntheils ver lieren. Der Vollzug dieses Planes würde Baden zwei- bis dreifach soviel, als cs nach den abgeschlossenen Ver- erhalten, ist aber selbst für Mannheim rin sehr erheb- träge» zu leisten hat, kosten, und für das aufgcwendrte Schloß sich endlich die Zweigbahn nach Mann heim an die gemeinschaftliche zu Weinheim an, so blieb dem allgemeinen Verkehr der Vortheil, vo» Frankfurt nach Heidelberg eine um 1,49 Stunden kürzen Bahn, als die über Fricdrichsthal führende, zu erhalte». Wie durch die getroffene Wahl die Verbindung zwischen Wemhcim und Heidelberg uni jene Strecke, so wird die Verbindung zwischen Mannheim und Frankfurt und Wein heim um 1,37 Stuudcu verlängert. In dieser Hinsicht erscheint der direkte Zug der gemeinschaftlichen Bahn nach Heidelberg mit einer privativ Badischen von Weinheim nach Mannheim, der nach allen Umständen dem angenommene» Plaue gegenüber ausschließ lich in Wahl stehen konnte, ohne allen Zweifel vortheilhastcr. Gegen diesen Zug sprach aber aus über wiegenden Gründen nicht nur der weit größere Capi tal aufwand, den er uns auferlegte, sondern auch der Umstand, daß nur durch die Annahme der Richtung nach 1 FriedrichSfcld die Gemeinschaft zur Uebcriiahm« des Be triebes der Zweigbahn bestimmt, u»S deren kostspieli- gercr Betrieb ausschließlich auf unsere Rechnung er spart und der bedeutende Nachtheil eines Wechsels der Transportmittel für die kurze Strecke von Mann heim bis Weinheim vermieden werden konnte. Im Uebrigen stellte» sich alle zu berücksichtigenden Verhältnisse auf beiden Wegen nahe ganz gleich. In beiden Fällen wird für den inner» Verkehr die nördliche Fortsetzung unserer Eisenbahnverbindung gleich fruchtbar gemacht. Wenn wir bei dem Zuge der Bahn über FriedrichSfcld dcn bcdeutcnden Ort Schrießhcinl nicht berühre», so zieht sic dagegen ganz nahe an Laden burg vorüber. Bei der Wahl der direkte» Züge wäre Mannheim von Weinheim 3,82 Stunden, von Frankfurt 18,00 Stunden, die Stadt Heidelberg von Weinheim 3,93, von Frank furt 18,12 Stunden, aiso Heidelberg von diesen beiden Städten uni 0,12 Stunden weiter als Mannheim entfernt. Nach dcnr gewählten Zuge beträgt die Entfernung der Stadt Mannheim bis Weinheim 5,18, bis Frankfurt 19,37 Stunden, die Länge der Bahn von Heidelberg bis Wein heim aber 5,42 Stunden und bis Frankfurt 19,61 Stun den, also 0,24 Stunde» mehr. Es zeigt sich daher in dieser Beziehung keine für die Interessen von Mannheim ungünstige Differenz, und die Concurrenzverhältuiffc im Verkehre der beiden Neckarstädte mit der Bergstraße und Frankfurt bleiben nahe dieselben, wie sie bisher waren. Ja sie werden für die Stadt Mannheim insofern noch günstiger, als bisher von ihr noch keine commercielle Hauptstraße nach Weinheim führte, und sic dahcr durch die verabredete Herstellung einer Eisenbahn über Frie- drichsfeld erst erhält, was sic schon lange hätte haben sollen, nämlich eine gleich gute und nahe Verbindung mit dem Hauptplatze des süddeutschen Handel«, wie Hei delberg.