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Von dieser Zeitschrift erscheint wöchentlich eine Nummer in Jm- Pcrial-Quart, welcher zu österm erläuternde Zeichnungen, Karten, Pläne und Ansichten beigegeben werden. Der Abonncmcntspreis beträgt hier Orts drei Thaler für das Halbjahr, und nehmen alle Buchhandlungen, Postämter und ZcitungS - Expeditionen des In- und Auslandes Bestellungen entgegen. Planmäßige Beiträge werden anständig honorirt und unter Adresse der Redaction oder, wem Leipzig naher gelegen, durch Vermittelung des Herrn Buch händler Wilh. Engelmann da selbst erbeten. Eisenbahn - Zeitung. Draunschwcig, 21. Januar. 1844 General-Versammlung der Actionaire der Anbalt-Cöthener Eisenbahn. In -er heute stattgefundenen außerordentlichen General-Versammlung der Actionaire der Anhalt-, Cöthener Eisenbahn, welche, wie bekannt, in Folge eines Rescripts des Herrn Finanz-Ministers Ercel- lenz zusammenberufen wurde, um zu berathen und zu beschließen, ob die Gesellschaft sich bei dem Bau der projectirtcn Bahn von Potsdam nach Magde burg betheiligen wolle, wurden zunächst die hierauf bezüglichenVorverhandlungen aus den bereits häu fig stattgesundenen Konferenzen vorgelesen, sowie die inzwischen eingcgangenenHohen und Allerhöch sten Bescheide den Actionairen zu deren Kenntniß- nahme mitgetheilt. Nächstdem machte der Vorsitzende des Verwal tungs-Raths, HerrCommcrcicn-RathCarl, die Gesellschaft besonders daraufaufmerksam,daß, falls die von dem Hauptmanna. D., Herrn von Putt kammer, und dem Fabrik-Besitzer, Herrn Stadt- rath Jacobs in Potsdam, als Unternehmern der directen Potsdam-Magdeburger Eisenbahn ange botene Betheiligungs-Summe von 1 Mill. Thaler angenommen werden sollte, auch auf Mittel und Wege Bedacht genommen werden müsse, auf welche Weise das hierzu erforderliche Capital, ob durch Kreirung von Privritäts-Actien oder Absorbirung des Ertrages, beschafft werdensollc. Die Gesellschaft wurde dann von dem Herrn Vorsitzenden zur Ab stimmung über folgende zwei Gegenstände aufge fordert, und zwar 1) ob die Herren Actionaire die ihnen angebotene Betheiligung von 1 Mill. Thlr. bei dem neuen Unternehmen, aus dem Gesichtspunkt einer hin reichenden Entschädigung betrachtend, anneh men oder solche ablehnen wollen? 2) welche Art der Entschädigung im Fall der Nicht- Annahme für die Aufgabe deS Magdeburger Verkehrs, mit Vertrauen auf die Billigkeits- Berücksichtigung SeitensdcrhohenStaatS-Re- gicrung, ehrerbietigst in Antrag zu stellen sei? Der Rechts-Anwalt der Gesellschaft, der König liche Justizrath Herr Bode, hatte aus dem Stande des Rechts noch zu bemerken, wie zur Abstimmung über die fraglichen Gegenstände, eine Majorität der Stimmen nicht entscheide, weil solche meist auf die Statuten der Gesellschaft basirt seien, vielmehr nur (Pr. Z-) treten. Gegenstände wurde der Gesellschaft noch einProto- collvorgelesen,worausdiebereitsentworsenenPläne der neuen Bahn, nebst den Kosten-Anschlägen zum Bau derselben, mitgetheilt wurden. Nachdem der Herr Geheime Commercien-Rath M eper alsDeputirtederStadtBrandenburg eine Petition an die Anhalter Gesellschaft vorzulescn be gann, sich jedoch veranlaßt sah, den Vortrag nickt zu beenden, vielmehr freiwillig zurückzulreten, nahm derSpecial-Tireclor,Hr. Major von Cronsicin, das Wort und eröffnete nach den bereits gemachten Miltheilungen der Gesellschaft, daß an das Zustan- dekommendesUnternehmenskeinenAugenblickmehr zu zweifeln, sondern dasselbe als ein unabwendbares Ereigniß zu betrachten sei; um so mehr aber bliebe der Gesellschaft die Aufgabe gestellt, Mittel in Vor schlag zu bringen, den der Anhalter Bahn treffenden Schaden einzuholcn. Im Interesse der Gesellschaft hielte er es für rathsam, nicht feindselig gegen das neue Unternehmen aufzutreten, vielmehr den Her ren Unternehmern brüderlich die Hand zu reichen, und in der Hauptsache das Opfer, welches solche der Anhalter Gesellschaft bringen wollen, schon aus die ser Rücksicht, und weil eS »ütHintcnansetzung eines eigenen 'Nutzens, eben als einOpfer betrachtet wer den müsse, nicht anzunehmen. Ferner suchte derRed- ner der Gesellschaft auseinanderzusctzcn, daß wenn einmal nach Lage der Sache ein Verlust für die Ac tionaire unabwendbar sei, derselbe glücklicherweise durch anderweitige nützliche und dem Unternehmen sehr erspießlicheVerbindungen nicht nurvollständig gedeckt werden, sondern noch überwiegendere Vor- rheile gewähren könne. Ganz besonders wies der selbe auf die in nahe Aussicht gestellte Verbindung über Halle nach Cassel bis nach Frankfurt a. M. zum Anschlusse an die Taunus-Eisenbahn einerseits und die directe Verbindung von Jüterbog über Riesa nach Dresden andererseits hin, und bemerkte, daß namentlich der Bau der letzteren, nack bereits ver nommenen Aeußerungen, der Anhalter Gesellschaft umervorthcilhaftcnStaatö-Vcrgünstigungen über lassen werden dürfte. Nach dieser klaren Auseinan dersetzung ließ der Kausmann und Stavtverorvne- ten-Vorstehcr Herr Nulandt aus Merseburg sich im Sinne der anwesenden Gesellschaft dahin aus, daß schon um des Princips willen die angeborene Entschädigung, auch wenn der augenblickliche Ge winn bedeutender wäre, alS in Aussickt stehe, nickt acceptirt werden könne, denn jedes Mitglied des schluß gefaßt werden könne. In Betracht der Wichtigkeit der zu berarhenden Bahn gebaut sei. Demnächst nahm das Mitglied des Ver- waltungsrathes,Herr Banquier Gelpke, das Wort, um der Gesellschaft von demObjecte des möglichen Schadens nach den seitherigen Ergeb nissen einerseits Ausschluß zu geben, andererseits aber auch die eventuellen Vortheile aus der angebo tenen Entschädigung näher zu beleuchten. Der Ausfall in den Einnahmen würde nach Abzug der Betriebskosten circa 80,000 Thlr. für das Jahr be tragen. Aus diesem Nachweis sei, selbst wenn man die Einnahme vervierfachen wolle, ein Ergebniß für die neue Bahn von Potsdam nach Magdeburg von 820,000 Thlr. anzunehmen, woraus eine Verzin sung von 3-/;Proc. aufdas veranschlagteBau-Ca- pitel von ck Mill. Thlr. in Aussicht stehe. Um also von dem materiellen Nutzen sür die Gesellschaft aus der offerirten Entschädigung zu sprechen, könne sol cher nur darin bestehen, daß die Realisirung des Acticnantheils bei einem möglichen Agio einen mä ßigen augenblicklichen Gewinn abwerfen könne. Aus den weiteren Mittheilungen des Vorstandes gewann übrigens die Gesellschaft im Allgemeinen die höchst beruhigende Ucberzeugung, wie sie mit vollem Vertrauen aus die Billigkeitsgründe, auch auf anderweitige Staats-Vergünstigungen, rechnen könne. Demnächst wurde nach weiterer Auseinan dersetzung der angeregten Gegenstände druck ein stimmige Acclamation beschlossen: 1) den Antrag zur Bethciligung, mit einem Ac- tien-Capiral von 1 Mill. Thlr. bei dem neuen Unternehmen als Entschädigung abzulehnen, so wie 2) den Gesellschafts-Vorstand zu bevollmächtigen, Allerhöchsten OrtS den allerehrerbieligstcn An trag zu sormiren, der Anhaltener Gesellschaft die Concession zum Bau einer Eisenbahn von Jüterbogk über Riesa nach Dresden unter Staats-Vergünstigungen zu ertheilen, sowie die Ausführung des projectirien Anschlusses einer Thüringischen Eisenbahn bei Halle, Al lerhöchsten OrteS zu befürworten. Auf allgemeinen Wunsch wurde dem Vorstände der Dank für die vielfachen Bemühungen, das In teresse der Gesellsckasl ehrenvoll bcwahrr zu haben, votier, und derselbe noch schließlich bevollmächtigt, unter Vorbehalt der allgemeinen Genehmigung, mit der hohen Staalö-Regierung in Betreff des An schlußbaues nach Riesa in Unterhandlungen zu durch Srimmen-Einheit ein rechtsgültiger Bc- Actienvereins fühle gewiß mit ihm, auf welchem kräftigen Boden das Unternehmen der Anhalter