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MlMchc GHÄmig. Amts- und Anzetgeblatt für das Königs. Genchtsamt und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemtiudciath zu Hohnsteiu. Die „Sächsische Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch Itiid Soniiabcud und IN durch alle Poüanstattcn, sowie durch die Ervkdilio« diese« VlatteS Mr '0 Ngr. viertel- kährltch zu besiehe».- Inserate Mr das MillwochSblaU werden bis Dienstag früh » Uhr, Mr das SonuabeudSblatt spSieNenS bis Freitag fr»» » > »r er- btlcn. - Preis Mr die einmal gespaltene CorpuSzeile oder deren Nanm l Ngr. — AuSwSrIS werden Inserate Mr die Elbieiwng angenommen w Hohti,teilt bei Herrn Hesse, in Dresden und Leipzig in den Annoncen-Burcanr der Herren W. Saalbach, Rnd. Mosse und HaaseuNcin L Vogler. 87. Schandau, Mittwoch, den 29. Oktober 887^, Politische Wcltschan. (D Die französische Rcstauralion hat in den letzten Tagen merkliche Fortschritte gewacht nnd selbst die Gegner derselben haben kaum noch den Mnth der Hossunng. Allerdings liegt die Entscheidung in der Hand einer Bcrsamwlnng, in der die Minorität der Majorität an Zahl der Mitglieder ziemlich nahe kommt. Zwischen diesen beiden großen Parteien, welche geschlossen, die eine für die Monarchie, die andere für die Republik stimmen werden, befindet sich eine bc dcMcndc Anzahl von Mitgliedern, die so sehr hin- nnd hcrschwanke», daß sich ihre Abstimmung nicht leicht vorher berechne» läßt. Wenn diese mittleren Elemente sämmtlich für die Republik stimmen wür den, so hätten sich die Königlichcli (Royalisten) aller dings auf eine Niederlage gefaßt zu machen. Aber das Eintreten dieses Falles ist im hohen Grade un wahrscheinlich. Die Monarchisten haben durch ihre ziemlich überraschend gekommene Einignng unter ein ander nnd mit dem Grafen v. Chambord der ösfcut liehen Meinung in Frankreich dermaßen imponirt, daß die schwaukcndcn Elemente voraussichtlich ihre Singe bei ihnen suchen werden, da sic dort die größte Kraft voraussctzcu. Denn wer bei den Franzosen für den Stärkere» gilt, dem schließe» sich stets die zahllose» Elemente an, die in sich selbst keinen Halt finden könne». Wahrscheinlich wird cs auch diesmal so gehen. Die Erllärnngcn des Grafen Chambord llingcn vor läufig ja konstitnlioncll genug, um etwaige liberale Gcwisscnöbcdcnlcn zu beschwichtige». Und wie Biele gicbl cs nicht, dic sroh sind, wcn» sic nur cincu Grund zur Beschwichtigung dcs Gewissens ausfindig mache» köttnc». Freilich, dc» Friede», welche» Frank reich zur Heilung scmcr Wunden so sehr bedarf, wird Graf Chambord dem Lande nicht bringen. Der Unterschied zwischen Liberalen und strenge» Legitimisten »»iß sich bald zeigen, und znm klaffenden Niß sich erweitern, in welche» Republikaner und Bonaparlistcn ihre Keile cinsctzcn werden, nm das Gebäude aus einander zu treibe». Der Graf ist sciiicr ganze» Natur nach strcug klerikal: cs wird ihm daher schwer wer deu, sich der klerikale» Eittflüssc zu crwchrcu, selbst wcun er wollte. Wem, dic Auhängcr dcr Fusion von seiner Thronbesteigung den inneren Frieden nnd dic Bcrsöhnnng dcr Parteien erhoffen, so könnte ein Blick ans dic Krcisc, dic dcn Grafcn mngcbcn, sic cincs Bcsscrcn belehre». Alles dciitct vielmehr anf »c»c furchtbare bürgerliche Kämpfe hin. Sei» Weg zum Throne dürste über große Lcichcnhügcl führen. Anf dic Aczichungcu cincr Bonrboncn-Monarchie iu Frank reich dem Auslände gegenüber, wollen wir hier dcs Nähcrcn »och nicht cingchcn. Am 5. Novcmbcr tritt dic Nationalversammlung wieder zusammen und daun wird dic Wclt nicht lange in Ungewißheit darüber bleiben, ob dcr Bcrg fnsiomstischcr Jnlrigucn ciu wci ßcö oder ci» dreifarbiges Mänölcm gebären wird. Ans dem fsiamschcn Landkriege ist kein bcmcrkcnö- wcrthcS Ercigniß zu bezeichnen, wohl aber im See kriege. Ermnthigt durch Lobows Fahrt nach Gibraltar sind die Rcbcllcnsihisfe vor Carthagcua z» einem neuen ErprcssuugSzngc ansgclanfcn und bis vor Palencia angelangt, wo sie mehrere spcmischc Handelsschiffe oder wenigstens deren Borräthc Wegnahmen. Es ist ihnen jedoch das Unglück passirt, daß dic „Nnmancia" in dcr Dunkelheit gegen dcn „Fernando el Catolico" so stark anlicf, daß dcr letztere Dampfer mit dem größ ten Theil dcr Mannschaft z» Grnndc ging. Da sich nun auch in Palencia keinerlei Sympathie mit den Bestrebungen der Notheu mehr kund gab, so kehrte Contreras mit sciucti drei übrigen Schiffen »ach Car- Ihagena zurück, wo bald auch das Geschwader der Madrider-Negierung dic Alokadc wieder aufnahm. In Dänemark ist jetzt dcr Zcitungskrieg im vollen «Lange. Jede Partei sticht dcn Neuwahlen gegenüber Boden zn gewinne» imd bearbeitet demgemäß die Geister. Dic ans dc» vcrschicdcudslc» politischc» Färb- imgc» z»sammc»gcsctztc Minderheit dcS aufgelösten Abgcord»ctc»ha»scs hat i» ciacm a» dic Wähler ge richtete» Aufrufe dic Ansichtcu uud Zwecke dcr Oppo sition cinmitthig vcrnrthcilt Uiid als ihre stlrimdfarbc dc» Satz belamit, daß in ciiicm lonstitiilioiiellcii Staate da» AbgcorducictthaiiS nicht allci» zii kommandircn, sondern sich init dc» beiden cmdcrcn vcrfassiingSinäßigcn lLcsctzgcbMigöfaclorcn gütlich zn vertrage» habe. Da- gcge» predige» dic Organe dcr Linken vom mwcr- äiißcrlichcn Üicchte dcs PvlkcS, cinc dcn Pcrtrctcni dcssclbcn mißlicbigc Rcgicriing cinfach dnrch Stcncr- vcrivcigcrnng lahm lcgcn nnd znm Rücktritt zwingen zn dürfe». A»f wclchc Seite sich dic Mehrheit des Bolles stelle» wird, kö»»c», wie schon gesagt, »nr dic Ncnwahlcn bcwciscn. Dic Türkei scheint endlich mit dcr Säcnlarisirnng dcs Grnudcigenthnms dcr Moschccn Ernst machen zn wollcn. Dic dcrzcitigcn Bcsitzcr dcrsclbcn sollen per sönliche Eigenthnmstitcl erhalten, fortan, aber auch znr allgemeinen Grundsteuer bcrangczogcu werden. Ferner soll die bisher mir für Konstantinopel gültige Tabalsrcgic anf das ganze oltomanischc Reich aus- gcdehnt, da» Stcmpclstcucr-, da» Briefniarlciisystcui nnd ähnliche Fiuanzgucllcu ergiebiger gemacht, Berg werke und Forste» zm» freie» Betriebe ansgcbotc» niid cinc strcngc Slaaisbiidgclwirthschaft ciugcführl wcrdcn. Sv will cs dcr Sultan. Wcun nur aus allen diesen schönen Plänen etwas würde! Achnlichc Anläufe sind schon znm öfteren gemacht worden, ober- stet» im alten Schlendrian stecken geblieben. So dürfte c» anch diesmal kommen. In Italien beginnt am k5. Novbr. die parla mentarische Arbeit. Da» Ministerium wird dann zei ge» müssen, was es kann. Dic finanzielle Frage ist dcr wichtigste Punkt nnd die Blätter bringen schon allerlei Gcrüchtc über die Auöluuflsmittcl, mit denen Minghctli eilten Defizit von etwa 140 Millionen zn bekämpfen gedenkt. In dcn diplomatischem Bczich- nngcn Jtalicns mit Franlrcich ist cinc starke Flauheit cingctrclcn. Die beiderseitigen Gesandten, Fournicr in Rom lind 'Nigra in Paris, sind auf Urlaub ge- gaugcu, wahrschciulich um nicht sobald wieder anf ihre Postcn zurückznkehreu. Da» sind bcmerkcnswcrthc Syliiptomc, aber dic Italiener zcigcii sich nach der Üicisc ihrcs Köliig» mindcr bcnnrnhigt, als cs sviisl dcr Fall sein würde. Dcr französische Gesandte beim Vatikan, Herr dc Corccllcs, hat sich dagegen bereit» in großer Gala dem Papste vorgestellt. Dic Wahlen zum österreichischen Ncichsrathc gc- bcli, obgleich eilt Gcsammlresultat uoch nicht vorliegt, dcr Hoffnung Nanm, daß die vcrfassnng»frcttndlichc Partei siegreich cm» dem Wahlkampfe hcrvorgchcn wird. Leider haben gerade dic Bcrsnssnngütrcncu ihrem Gcgucrn iilir zu oft Gclcgcnhcit gcbolcn, ihrc Führcr al» Lc-lilc ohiic „rciiic Hand" hinzustcllcn. Wir wolle» hoffe», daß diirch dic Nciiwahlcii dicscr Angriffspunkt beseitigt oder doch geliiiiidert wird. Anch in Ungarn tcidcl dic hcrrschcndc Partei lilitcr del» Borwnrfc, daß sie mehr als billig ihre» Privat-Jnteressc» nachgchc. Kaiser Wilhelm ist am vorige» Sonnabend voll seiner Wiener Neffe »ach Bcrli» z»rückgckehrt. Täg lich verfolgten dcntschc Herzen mit lebhafter Thcil- nahme lllid iillligcr Geliligthnlliig die ersichtlich anf- richtigc Frcmndschaft, wclchc lmscrcm Kaiser liild liicht minder Bismarck vom österreichischen Kaiser-Hause, vou dcr Wiener Bcvölkcriiug nnd dcr gcsammtcn frci- silllligen Presse ösfciillich cntgcgcngctragcli ward. Dic Wicncr Abcndpost, bckaimtlich ein 'Rcgierliligsorgali, prach sich übcr dic hohe Bedeutung dcr vor dcn Angcn Eltropas hcrvortrctcndcli freundschaftlichen Bc- zichungcii zwischc-ll dcn Höfe» Dcutschlalids, Ocstcr- reich», Nnßlauds nnd Italiens zur Bewillkommnitng dcö hohem Gastes fast gcuau in dem Silmc aus, wie dic ossiciösc prcußischc Provinzial Korrcspolidcuz, wclchc ciue-li täugcrcu Artilcl mit dcn Wortcil schließt: „Dic Anfnahmc lillscr» Kaiscrs in Wien darf uns nicht blo» mit patriotischer Frcnde, solldcru anch mit hoher po litischer GcllUglhnllng und Zuversicht erfüllen. All» vollem Hcrzcn widmen wir dem gastlichen Kaiscrhansc nnd dem gastlichen Bolle mit dem wärmsten Dankc zuglcich den anfrichtigslcn Wunsch, daß inmitten des Frieden», den wir gemeinsam zn wahren hassen, Ocstcr- rcilh-Uugarn in immer festeren Aczichnngcn zullt dcnt- schcn Rachbarrcich gedeiheci, erstarlc» nnd erblühen möge. — Cinc bcsondcrc Beleuchtung erhält jcdcilfallö diese erneute Zusamnlcuiuust aus dcr ihr eben vorher- gegaugclicu Pcrössclitlichmig dcö päpstlich-kaiserlichen Briefwechsels, dcr uoch iuimcr im Auslandc wic im Jnlandc ciucu lautcu lllid lcbhaftcu Nachhall siudct. Tic vom Papslc aligczwcifcltc Billigmig, wclchc dcr Kaiser dcr lraftvollcu Politik sciuc» Reichskanzlers gcgc» dic ullramoulancu Aumaßnngcii augcdcihcu läßt, durfte iu kürzester Frist ciucu ucucu lhaffächkichcu Aiisdruck dadiirch crhaltcli, daß Fürst Bismarck bal digst wicdcr da» prcußischc Minister-Präsidium übcr- uchmcu wird. Diese Wicdcraufuahilic würde dem erprobten Führer dcr dcntscheu Politik dic Möglichkeit gewähren, in jeder wichtigen Frage cimm entscheiden de» Einstich anszunbcn. Eine feste Hand ist >a aller dings erforderlich, wenn dcr von dcr römischen Knric hcraufbcschworcnc Kampf glücklich gelöst werde» soll. — In Fnlda hat da» Domcapitcl seine» alle» gc- lchrtcii n»d bisher dcr mildcrc» Nichtiiiig zngclhanc» Gcncralvicar Ur. Labcrcnz ciiistimmig ziim BiSthnmö- vcrwcscr criiannt; cs ist abcr wohl noch sehr zwcifcl- haft, ob dcrsclbc gewillt sein wird, den Bann dcr in diesem Frühjahre am Grabe des heiligen BonifaziuS gefaßten Nenstimzbeschlüssc zn diirchbrechen. In Baiern gedenkt dcr Miliistcr Lntz cinc „Kon- ercnz von Sachvcrstälidigcn" zn vcranstallcn, wclchc ibcr dic Ancrtcnnling dcs Bischofs JicinkcnS für dic bairischcn Altlatholikcn bcrathcn soll. Nach cincr an- >cren Meldung wäre die Stellung dcs Ministers cr- chüllcrt, da dcrsclbc für, dcr König abcr gegen die Anerkennung Reinkens sei. Tagcsgeschichtc. Sacbscn. Schandau. Dcr Bortrag des Hrn. Ur. Specht au» Gviba, ans wctcheii wir vor Kur zem aufmerksam machieu, solt nächsten Donnerstag Abend abgehalicn wcrdcn. Da» gewäbltc Ttzcma „die Kirchc und die Wissenschaft" ist offenbar von allgemeinstem Interesse. Es ist nicht zu leugnen, daß dic fortgeschrittene Wiffenschast, vorzngsweise aber nicht ausschließlich dir Naturwissenschaft, in vie len Punclcn demjenigen, was bisher die Kirchc lehrt, widerspricht, uud daß dadurch, je mehr die wissen- schaftlichcn Forschungsergebnisse im großen Publicum Bcrbreiiuug finden, Biele mit sich selbst in Zwiespalt gcratben sind. Sowohl für dic Kirchc, als anch für dic Wissenschaft aber ist cs nötbig, daß Jeder, der überhalipt ans Denken nicht Verzicht leistet, hier Stellnng Nimmt. Wir dürfen erwarten, baß m dem Vorträge dcö Herrn Ur. Specht dcr Zuhörer Ge- lcgcnhcii fiudcn wird, sich gcuau über dic Frage zu nuicrrichteu. Nochmal» weisen wir daher auf deu vorauöfichtlich inleressautcu Vortrag bin. X Dresden, 26. Oct. Dic hinter un» liegende Woche bat mir drei kurze Sitzungen dcr II. Kam mer aufzuweiscn. Zn der Dienstag stattgesnndencu Bcrathung wurde beschlossen: Die'k. StaaiSrcgscr- ung zu ermächtigen, daß dieselbe uiicrwariet des In- krafttretens der Nevibiricn Städtcordnung nnd der Stäbtcorbnuug für mittterc und kleine Städte, solche ortsstatntarischc Bestimmungen, welche mit den Vor schriften der auf die betreffende Gemeinde seiner Zeit