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MlWje ElbMug. Amts- und Anzeigeblatt für das Köniul. Gerichtsamt und den Stadtrath zn Schandau und den Stadtqemeinderath zn Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch iiiid Sonuabciid und ist durch alle Poslanstattcn, sowie durch die Expedition diese» Blutte» für 10 Ngr. vlcrtcl- sährllch zu beziehen.— Inserate sitr da» Mittwochsblatt werden bt» Dienstag früh 0 Ilhr, sitr da» SonuabcudSblatt spiitcsten» bis Freitag früh 0 Uhr er beten. — Preis für die einmal gespaltene EorpuSzetle oder deren Nanni I Ngr. — Auswärts werde» Inserate sür die Elbzcttnug angenommen In Hohnstein bet Herrn Hesse, in Dresden und Leipzig in den Annonceu-Burcaur der Herren W. Saalbach, Rud. Mosse und Haasenstein L Vogler. M3. Schandau, Sonnabend, den 11. October O Deutschland und Italien. Obgleich räumlich von einander getrennt, haben Deutschland nnd Italien doch sehr gcmcinsame Inter essen, die recht füglich die Kömgöfahrt Bictor Ema nuels über die Alpen erklären. Abgesehen von den mannichfachen Achnlichlcitcn in der Eulwickluugögc- schichtc dieser beiden Staaten ist cö vor Allem die noch in der Zukunft liegende gemeinsame Gefahr, welche gebieterisch fordert, auch gemeinsame Vorkehr ungen zur Abwehr zu treffen. Die Jesuiten, von de nen diese Gefahr zumeist auSgcht, sind überall diesel ben; leider wird ein Staat sie dadurch noch nicht los, daß er die Ordcnömilglicdcr anötrcibt; denn die Ge sinnungen, die sic seil langer Zeil ausgcsäct, bleiben zurück nud schießen allmälig wieder in Samen, wie wir dies iu Deutschland au dcu zahlreichen Blättern wahrnchmcu kömicn, die im jesuitische» Geiste rcdigirt werden. Das letzte Ziel dieser verderbliche» Partei wird uns soeben mit dankcusiverthcr Offenheit durch den franzdsischcn Jesuit Marquigny m cmcr Monatsschrift der Gesellschaft Jcsn enthüllt, worin derselbe die nu- bedingte Uiitcrwcrfnng des Staates unter die Kirche fordert. „Der Kirche", sagt er, „gebührt daö Recht zn schreibe», z» lehren, zn leiten; der Staat hat die Pflicht, der Kirche zn dienen nnd dieselbe zu schlißen: das ist der Plan Gottes nnd wir haben ihn lucht zu rcformircu." Das läßt au Deutlichkeit uichts zu wüu scheu übrig. Die Partei, welche sich zu diesem Gruud- satzc bckcuut, wird vielleicht iu Kurzem schon im Geiste desselben über Frankreich herrschen. Aber Frankreich ist nur eine Etappe auf ihrem Wege, von wo ans sic dcn sogenannten Plan Gottes auch in Dcntschland nnd Italic» zur Geltung zu bringen suchen wird. Bei solche» llarlicgc»dcu Vcrhäll»isscu ist dell ita lienische» Staatsmänner» die Politik, welche sic z» bcfolgcn haben, gewissermaßen von selbst vorgezeichnct. Sic kann sich mir darauf richtc», dcu Eiufluß der jc- suitischeu Macht auf das Volk nnd namentlich ans die Heranwachsende Generation so gründlich als möglich zn brechen. Wenn man dcn ncncstcn Nachrichten ans Nom Glauben schenken darf, so ist mich daö Ministe rium Miughctti sich dieser Ausgabe vollkommen bewußt geworden. Sollen aber die zn ergreifende» Maßregeln von nachhaltiger Wirkung sei», so können sie nur auf gesetzlichem Wege fcstgcstcllt werden. Für uns Dcntschc wäre die Wahrnchnumg imr erfrcnlich, wenn der voll der Ncichöregiernng gegen die hierarchischen Hcrrsch- snchtsgclüstc anfgcnonnncnc nnd bis jetzt energisch ge führte Kampf ein Vorbild für Italiens Volk nnd Nc- gicrnng würde. Der italienische UntcrrichtSmimstcr soll bereits einen Gcsctzciilwurf ansgcarbcitet haben, der sich die Aufgabe stellt, die Beziehungen der Kirche znm Staate zn regeln, nnd der dem Parlament gleich bei seinem Zusammentritt vorgclegt werde» soll. Wie cs hcißt, sind für diese» E»tw»rf dieselbe» Ärmidsätzc maßgebend gcwcsc», »ach dc»c» die »c»cstc» preußi sche», schweizerische» »»d »ugarischeu Kirchcngesctzc zu- sammcngcslellt wurde». Gelingt cö dann, im italic- nischcn Parlament eine Majorität dafür zn finden, was kam» zweifelhaft sein dürfte, so wird anch Ita lien dem weiteren Umsichgreifen pfäffischer Unbotmä- ßigkcit feste Schranken setzen. Freilich genügt eine bloße Abwehr ans die Dauer nicht. Der politische Krebsschaden, dcn daö Land am? einer »nscligcn Vergangenheit überkommen, muß aus >cm StaatSorgauiSmnS radikal entfernt werden. Dic- cr Krebsschaden ist das Papstthum, insoweit cs cinc politische Macht zn sein prätciidirt. Wemc die italie nische Negierung anch für jetzt gnic Gründe hat, den „Gefangene» des Batik»»" seine Tage in Nahe imd Friede» i» der freiwillig gewählte» Gcfmigcnschaft be schließe» z» lassen, so gebietet ihr doch die Pflicht ge gen sich selbst nnd gegen das Land, seinen Nachfolger mir dann innerhalb der LandcSgrcnzcn zn dulden, wenn er auf dcn weltlichen oder politischen Charakter des Papstthnms Verzicht leistet. Das dauernde Nebe» ciuaudcrbcstchcu zweier Mächte mit gleichem Ausprnch ans Herrschaft in cincr und dcrsclbcn Stadt ist cinc Unmbglichlcit; dic stärlcrc mnß dic schwächcrc mit Naturnothwcmdigkcit absorbircn. Dieser Prozeß ist bereits im Gange nnd dic italienische Negierung hat dafür zn sorgen, daß er mit dem Tode des gcgcnwär tige» Papste« seinen Abschluß findet. Erst daun kann Italien daran denken, auch dic kommcudcu Gcschlcchtcr sciucr Bürger mit Erfolg vou dem Eiufluß des Uttramontanismnö zu cmaucipircu. Diese Aufgabe fällt selbstverständlich dcn Schnlcn zn, dic durch Heranbildung eines tüchtigen Lchrcrstandcs, woran cö leider einstweilen noch gänzlich in Italien fehlt, dic jctzigcn Bildungöznstände anf cinc höhere Stnfc heben können; ei» Werk, zn dessen Diirchführ- nng freilich dic Arbeit eines halben Jahrhnndcrtö gc- hürctt wird. In dieser Arbeit aber wird Italien nicht vereinsamt sein! Wenn es dieselbe in Angriff nimmt, steht ihm das befreundete nnd verbündete Dcntschland als Vorbild zur Scitc. Dcuu anch wir Dcntschc, so stolz wir immcr anf dcn hohen Stand nnscrö Volks- unlcrrichtö sei» mbgcn, können bei näherem Zusehen nicht leugnen, daß er nnr deshalb so hoch erscheint, weil er bei den übrigen Knlturvölkcrti Europas noch viel niedriger ist — eine Thatsachc, auf welche wir gelegentlich eingehender zurückkommcn wollen. Auch wir werden nns also zu wcilcrcu Fortschritte» anfzn- raffc» habe» und wolle» schon jetzt das italienische Volk als tapfere Mitstreiter in diesem edelsten Kampfe begrüße», dessen Errmigcnschaftcn der schönste Lohn de« Bündnisses beider Völler sein werden. Tagcögcschichtc. Sachsen. Schandau. Auf dic im heutigen Blatte befindliche Bekam»,nachung der Sächl.-Böhm. Dampfschifffahrlögeselischaft wollen wir hierdurch noch besonders aufmerksam machen, indem in den Fahrten ihciiweisc eine Veränderung ciugctrcten ist. — Auü dcn verschiedenen Gegenden unseres Vaterlandes hort man, daß dic Kartoffelernte eine sehr gute sei, ja daß man sich einer solchen nach Quantität und Qualität nicht einmal verlrhcu bade. Am 6. Oct. starb in Lo schwitz bei Dresden der um dic musikalische Lehrmclbobc und dic mustkalischc Bildung hochverdiente Friedrich Wieck (Vater von Frau Clara Schumanns ohne vorausgegangcneS Kranksein nach zurnckgclegtcm 88. Lebensjahr. Am vergangenen Soumag Nachmittag fand in Chemnitz die Lufiballonfahrl des Hru. Sivcl in Begleitung eines Hrn. Pangc aus Chemnitz glücklich statt. Der Ballou erreichte in der Höhe vou 3000 Fuß dic Wolken, stieg bis 9000 Fuß Höhe und ließ sich nach IH/2 stündiger Fahrt in der Nähe von Eppcndvrf bei Großhartmannsdorf auf einer Wiese nieder. Ein seltenes Fest ward in Klöstcrlcin bei Aue am 0. d. M. begangen. Daö 700jährige Bestehen der Klöstcrlcincr Kirche. Im Jahre 1173 ward ihr Grundstein gelegt. Sie gehörte im selben Jahre von Kaiser Friedrich dein Nothbart begründeten kleinen Avgiistinrrllvster. Im 14. Jahrhundert cmstand die Bezeichnung Klöstirlu oder Clöstcrle, bis daraus im Laufe der Jahre der jetzige Name warb. Trotzdem daö Kloster im Jahre 1429 vou den Hussiten zer stört warb, erhielt sich bic Kirche. Die Frier saub uuler reger Bcthciliguug der Umwohner statt und ward die Kirche dabci mit zwei Abcudmahlkelchcn und einer Taufkannc beschenkt. Vor Kurzem ist cö der zu Hainicheu stationirtcn Gettöbartucric gelungen, ein sehr gefährlichco Sub- jcct zu verhaften und unschädlich zu machen. Seit Monat Juni waren bei Hainichen und Freiberg eine Menge nächtlicher Einbrüche verübt worden. Der Verdacht lenkte sich auf den Handarbeiter Moritz Wilhelm Kost auö Neichenberg bei Hainichen, allein er hatte sich allen Nachforschungen zu cmziehcu ge wußt. Dic Aufmerksamkeit der Sicherheiisorgauc hatte sich endlich auch auf eine in der Nähe der so genannten Hammermühlc bei Kirchberg isolirt stehende Scheune gerichtet, und in der Tbat wurde auch hier,c. Kost versteckt vorgcfunden. Dic Scheune hat cinc hohle Tenne und unter derselben hatte sich Kost eine Lagerstatt eingerichtet nnd hier eine geraume Zeit campirt. Kost hat der Aufforderung der GenSdar- meric, herauSzukommcn, nicht Folge geleistet, durch eine schließlich in die Grundmauer der Scheune ge brochene Ocffnung ist Kost aber nach 3^ Stunden inö Freie gezogen, arretirt und gefesselt wordeu. In Jägcrhof bei Schellenberg ist am 4. d. M. im Bodenraum dcö dortigen Gasthofs Feuer auü- gekommen uud hat sich mit rascudcr Geschwindigkeit über die angrenzenden Gebäude verbreitet, so daß 8 Wohnhäuser, massiv und gut gebaut, in Asche ge legt worden; sonderbarer Weise dieselbe Ncihc Häu ser, die schon vor etwa 50 Jahren seinmal abbrannie. Wieder sollen Kinder, dic mit Strcichhölzcrn gespielt haben, dic Urheber des Unglückes sein, bei welchem sich während des Lösch- und NcllungSwcrkeS auch zwei Personen verletzt haben. Daö nunmehr be drohte Wohnhaus konnte nur mit Mühe gereitet werben. Preußen. Berlin. An: 3. Oft. erfolgte dic Vereidung dcö altkathvlischcn Bischofs NeinkenS. Derftlbcn ging, dcr „Sp. Z." zufolge, eine Ansprache deö CultusmimsterS voran, die hcrvorhob, dic Ge- rcchligkcit crforderc, daß dcr Staat dcn Altkatholikcn helfe, dic bcrcit seien, dem Kaiser zu geben, waS dcö Kaisers ist. Der Bischof NeinkenS erwiderte in ähn lichem Sinne und leistete den Schwur dcr Treue. Dic Eidesformel, die sich im Uedrigen an den Eid der katholischen Bischöfe anschloß, war von dcn Sicllcn purificirl, auü deucn die Bischöfe bisher deduciricn, daß ihr Gelöbniß dcr Trcuc nur so wcit gehe, als dcr dem Papstc geleistete Eid nicht cnt- gegenstche. Dcr Cultuöminister gicbt zu Ehrcn ccS Bischof NeinkenS ein Diner, dem sämmtlichc Staalö- inimstcr beiwohnen. Posen. In Bezug auf das umlaufende Gerücht von der bevorstehenden AmtScmsetzuug des Erz bischofs v. LcdvchowSki wird der „Schl. Ztg." be richtet: In leitenden NegicrungSkreise» Hai inan dic Ucbcrzcugung gewonnen, daß cm längcrcü Verblcibru dcS alle Rücksichten gegen dcn Staal gänzlich ans dcn Augcn sctzcndcn „Primaö von Polen" in seinem erzbischöflichen Amte dem Slaatüiniercffc dcn größ- icn Nachthcil bringcn würdc; man ist deshalb mit Zusammenstellung des Materials zur Begründung dcr Anklage auf AmtScutsctzuug desselben beschäftigt. Dic preußische Negierung Hal cincü dcr iitiercs- sautcstcn Gebäude der Stabt Frankfurt a. M., bas Buubco-Palaiö, um die Summe vou 800,000 Thalern gekauft. Feuilleton. Doctor oder Professor. tjnmorcskc non Carl Itclicr. (Fortsetzung.) IV. Bi» ich'ö oder nicht. Eü war ein herrlicher Morgen. Dic Sonnc hatte eben ihr jungfräuliches Bett verlasse», und stieg, noch im Ncgligv, am fernen Horizont aus.