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SiuMcht WMnH. Amts- und Anzeigeblatt für das Königs. Gerichtsamt nnd den Stadtrath zn Schandan nnd den Stadtgemeinderath zn Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Soimabcnb und ig durch alle PoNansi-Mc», sowie durch die Erpcdlilon diese« Blatte« siir 10 Ngr. vicrtet- sährlich zu beziehen. — Inserate siir da« Millwoch«blatt werden bi« Dienstag früh 9 Ilhr, siir da« SonnabeudSblatt spätellen« bi« Freitag früh 0 Uhr er beten. — Prci« für die einmal gespaltene CorpuSzelle oder deren Naum l Ngr. — Au«wärt« werden Inserate für die Elbzeitung angenommen in Hohnstein bei Herrn Hesse, in Dresden und Leipzig in den Annonecn-Dureaur der Herren W. Saalbach, Nnd. Mosse und Haasenstein L Vogler. 1873. Schandau, Mittwoch, dcu lO. September 73. Tagcsgcschichtc. Sachsen. Dresden. Durch eine Verordnung des l. Finanzministerium« werden sämmllichc Haupt- Zoll- und Sieuerämler, Fvrstreniäinter und Bezirlö- steucreititiahmkn angewiesen, im Falle, dass ihnen der nöthige Vorrath an und r/,.THaicrstüllen t»an- gelt, um solche in geeiguelcr Weise zu den von ihnen zu bewirkenden Zahlungen verwenden zu können, den Bedarf an dergleichen Bruchlheilthaierstülken der Ft- nanzhauplkassc, unlcr Einsendung deo BelrageS iii anderer Eourautmünze oder in Papiergeld, anzu- zeigen, worauf ihuen der Gegenwerlh m und '/,-Thalerstücken sofort zugeden wird. — In Bezug auf den Gebrauch der sog. Kreuz züge! Haden die Ministerien der Finanzen und de« Innern beschlossen, die in § 1 der Verordnung, den Verkehr auf den öffenlliche» Wegen betreffend, be züglichen Bestimmungen auszuhcbcn und an deren Stelle folgende treten zu lassen: Wer zur Leitung cingcspanmer Pferde, sobald dieselbe vom Wagen oder Schliltcn aus erfolgt, sich nicht der Doppel- zügel (sog. Kreuzzüge!) bedient. Von dieser Vor schrift sind Ackersuhren (worunter alle Fuhren nach und von dem Aeker, mithin insbesondere auch Dünger und Ermcfuhrrn zu verstehen sind) ausgenommen. Wie die „Leipz. Nachr." miitheilen, ist in Leip zig am 6. d. M. von dem laiseil. Generalpostamic eine Verfügung cingegangen, „nach welcher die öfter- reichlichen Bicriclguldcn von der Annahme bei den Postanstalten nicht ausgeschlossen werden sollen. Letz tere sind sofort mit entsprechender Anweisung ver sehen worben." Neber den am 31. August in Bautzen stattgc- habten sächsischen Fcuerwehrtag wird von den „L. Nachr." berichte», dost einstimmig beschlossen wurde, an die königliche Negierung da« Ersuchen zu richlen, die seit 1775 in Sachsen zu Recht bestehende Feuer ordnung durch ein zeitgemäßeres Gesetz zu ersetzen, daß ferner die Statistik der sächsischen Feuerwehren statt alljährlich nur aller 2 Jahre aufzusteUen und daß Statuten für die sächsischen Feuerwehren auö- zuarbciten seien. In den LandeSausschub der säch sischen Feuerwehren wurden gewählt: Nitz aus Dres den als Vorsitzender, Vogelgesang aus Annabcrg, Braun aus Bautzen, Sparig aus Ncuknitz, Berg mann auS Waldheim und Nvback aus Chemnitz; so wie 6 Stellvertreter. Dieser Ausschuß dal über alle sächs. Feuerwehr-Angelegenheiten selbstständig zu em- schciben, insbesondere auch über die Verwendung der je 10,000 Thlr., welche die königliche Negierung für die nächsten 2 Jahre zur Bildung und Ausrüstung der Feuerwehren, sowie zur Unterstützung invalider oder verunglückter Mitglieder bewilligt hat. Ein gräßliches Ende nahm am 3. September früh in einer mechanischen Weberei in Glauchau der Arbeiter Weidlich, der verhcirathet und Vater von 2 Kindern war. Derselbe wurde bei dem von ihm — übrigens unberusen — versuchten Ausiegcn des Treibriemen» am Arme gefaßt und dermaßen von dem Nabe herumgeschleudert, daß er förmlich zerfleischt in» Krankenhaus gebracht wurde, woselbst er bald starb. Preußen. Berlin. Am 2. September ist auch ein allerhöchster Befehl ergangen, daß ebenso wie nach den Freiheitskriegen in alle» Kirchen des Lande« Gedenktafeln der in, letzten Kriege Gefallenen aufgestellt werden sollen. — Der „Wes.-Z." wirb von Berlin geschrieben: Die Auszeichnung, welche ber Kaiser bcm Fürsten BiSmarck durch Verleihung deS Großkumihurlreuzes dcS hohcnzollcrnschrn HauSorbens mit Brillanten Hai zu Theil werden lassen, muß als eine ganz bc- sondere angesehen werben. Während früher der schwarze Adlerordcn mit Brillanten als das höchste Ehrenzeichen in Preußen galt, scheint der Kaiser für den Fürsten Ncichslanzler noch eine höhere OrdenS- anözeichnung geschaffen zu haben. Die Brillanten zum schwarzen Adlerorden, welche jetzt die Grafen Moltke und Noon erhalten haben, wurden dem Fürsten NtickSkanzler bekanntlich bereits nach der Oreckaiscrznsammenkunfi zu Theil. Daum Fürst BiSmarck bei der allgemeinen OrdctiSverlheilung am gestrigen Tage nicht utidecorirt bliebe, überreichte ihm der Kaiser das Großcumthurkrcuz seines HauS- ordenS mit Brillanten. Die AufmcilMinkcit, welche dadurch der Monarch sür den bcrübmtcn Staats mann von Neuem bewies, soll übrigens während der letzten Tage mehrfach zu Tage getreten sein. Nach diesen eklatanten Beweise» der kaiserlichen Gnade dürften wohl die Aeußerungcn in der ultramontancn Presse verstummen, welche von ernsten Zerwürfnissen zwischen dem Kaiser und seinem treu bewährte,i Die- ner sprachen, Auö Magdeburg schreibt die „M. Z.": Die Heftigkeit, mit welcher die Cholera-Epidemie in un serer Stabt aufiritt, ist auf bie allgemeinen Verhält nisse nicht ohne großen Erfolg gewesen. Viele un serer Mitbürger sind auö ber Sommerfrische in un sere Stabt mit ihren Familien nicht wicber zurück- gekehrt, andere haben die Stadt verlassen, und täg lich wächst die Zabl Derjenigen, welche in der Ferne Schutz suchen. Die Schulen sind von der, auswär tigen Schülern verlassen, und in dem Comptoir und in der Werkstatt mehren sich täglich die Lücken, welche durch zufälltgc Erkrankungen und die dabei gebotene Vorsicht entstehen. Lehrling und Geselle kehren, wenn sic irgendwie anderwärts cincu Anhalupunli haben, der Stabt den Nücken, ohne sich um die Ver luste zu kümmern, welche sie dem Arbeitgeber dadurch bereiten. In unseren merkantilen und gewerblichen Kreisen herrscht in Folge dessen ein eigemhümlichcs Stillleben. Der Fremdenverkehr beschränkt sich auf ein Minimum, uns wenn wirklich geschäftliche Be ziehungen den Aufenthalt hier noihwenbig machen, so wirb derselbe selten länger als auf cinci. Tag ausgedehnt. Dicö möchte Alles noch gehen, aber sehr schlimm ist c», daß auch die Dienstboten ihre Herrschaften verlassen und zwar häufig gerade dann, wenn in den Familien Erkrankungen Vorkommen, ihre Hülfe also am nochwcndigstcn ist. Die leidige Furcht ist mächtiger als die innere Stimme, welche zur Be wahrung der Anhänglichkeit und Treue mahnt. — 6. Scpibr. Der letzte KraukcnauSwciS zeigt eine erhebliche Abnahme ber Cholcrasällc. Ani 5. September erkrankten 38 Personen und starben 20. Im Laufe der Woche von, 29. August bis 4. Sep tember sind 265 Peisoncu der Cholera erlegen, da runter 2 vom Militär. In Wanzleben herrscht die Cholera in nicht unbedeutendem Grade. Vom 27. Aug. brs 4. Sept, kamen 52 Erkrankungen und 20 Todesfälle vor. In Schönebeck Hal die Cholera viel Noth und Elend hcrvorgrrufeu. Auö Breslau wird gemcldct, daß daselbst am vergangenen Sonntag Vormittag 1! Uhr in der Ni- lolaivorstabt ein neu gebautes, schon bewohntes Haus zusammengestürzi ist, wobei mehrere Personen ver unglückten. Am 6. und 7. d. M. sind in Straßburg in, Ganze» 29 Eisenbahnwaggons mit Fünffranksmcken ,n Silber cingetroffen, die zur letzten Natcnzahlung der französische» Kriegsschuld an Deutschland gc- hören. Weiiunr, 6. Seplbr. Die Feier deö Einzugs beS Erbgrvßherzogü und seiner Gemahlin Hai heule unter großer Betheiligung der Bevölkerung stattgc- fttndcn. Eine zahllose Volksmenge halte sich von nah und fern eingefunben, um dem Einzüge beizuwoh- neu und begrüßte da« Erbgroßherzoglichc Paar mit lauten Zurufen. Der Kaiser Wilhelm erschien zu wiederholten Malen auf dem Balcon deö Großher- zogltchcn Schlosses und wurde mit den lebhaftesten Kmidgebuugcn empfanget,. Oesterreich. Die Bewohner deö Bürger- lpitalS in Wien wurden am 5. d. M. Nachmittag« »in halb 2 Uhr durch einen Schuß alarmirt. D,c Detonation kam aus der gegen den Lobkowitzplatz gelegenen Wohnung de« Grafen Karl Eozterhazp und versetzte anä, die daselbst angestellten gräfltche» Bediente» in furchtbare Aufregung. Sie eilten zu dem Zimmer, auö welchem der Schuß kam, mußte» jedoch, da dasselbe von inne» versperrt war, die Thürc erbrechen. Deu Eintrctenden bot sich ein em- sctzlichcr Anblick dar. Graf Karl Eozterhazp lag bluibedeckl aiis dem Boden, während seine auf da« Sopha gelehnte Hand einen secholäusigen Nevolver krampfhaft umklammerte. Indessen war auch die Schwester deo Geminmen, bei welcher derselbe wohnte, Gräfin Stephanie Eozterhazp herbcigekommen. AIS sic ihren Bruder in dteser emsetzltchen Lage mit den, Tode ringen sah, sank sie mit einem Schrei neben ihm zn Bode». Der sterbende Blick deö Grasen traf seine Schwester, dann seinen treuen Kammer diener, einige Minuten später war der Graf eine Leiche. Der Verstorbene war 1820 geboren, l. l. Kämmerer und reicher Gutsbesitzer. Au« mehreren auf dem Tische Vorgefundenen rührenden Abschiedo- briefcn gehl zweifellos hervor, daß der Graf, wel- eher seit sieben Jahren von einem unheilbaren Nückcu- marlleiden gequält wurde, nur wegen desselben Hand an sich gelegt haue, Daü Uebel hatte den unver- heiratheicn, in geordneten VermögenSverhälttussrn lebenden Grafen tiefsinnig gemacht; von Jahr zu Jahr suchte er in einem anderen Badeorte Genesung von seiner Kranlhcii, doch leider vergeben«. Als er Heuer endlich tue Unheilbarkeit derselben einsah, äußerte er wiederholt die Absicht, aus dem Leben zu scheiden; in einem Anfälle von Melancholie Hai er diesen Vorsatz mm auügcführt. Frankreich. Die Negierung Hai beschlossen, nach der vollständigen Näumung deö Landes von den deutschen Occupaiionstruppen eine religiöse Dank- feier in alle» Kirchen, Tempeln und Spnagogen an- zuordnen. I» Paris wird ein feierliches Tcdeum in der Kathedrale von Nvtrc-Damc abgehalien wer ben, welchem der Marschall-Präsident Mac Mahon, die Minister und die Behörden beiwohnen werden. Dcr Culiuöininistcr Beuhie wird ein bezügliches Cir cular an die Bischöfe und an die Cvnsistvricn richten. Spanien. Madrid. In einer am 6. d. M. staiigchabten Versammlung von Mitgliedern dcr Majorität dcr Corte« erklärte Castelar, daß er, wenn er die Negierungsgewalt übernehmen solle, von den CorieS als unabwciSlichc Bedingung für sie Ne gierung daö Recht dcr Begnadigung fordern müsse; er verlange ferner die Berechtigung, gegen die Kar- listen aller diejenigen militärischen Kräsic zu ver wenden, bie er für nützlich erachten werde, sowie die Bevollmächtigung, bie Armee, wenn erforderlich, zu vcrmchrcu. Castelar forderte außerdem bie Erricht ung einer Bargermiliz und den Ankauf von 500,000 Gewehren für die Armee. Demnächst verlangte er die Beschaffung von 4—500 Millionen Realen, dic cmweder durch eine ZwangSanlcihc oder irgend ein anderes Mittel aufgebracht werde» und ausschließ lich sür den Krieg jein sollten, endlich müsse der Sic- gierung die Berechtigung beigelegt werden, die con- stimiivnellcn Garamicti zu suSpcndiren und die Apuntamicmos und Provinzialdcpuialion abzusetzen. Ein in diesem Sinne gestellter Antrag wurde von bc» 108 Anwesenden einstimmig angenommen. — 7. September. Castelar ist von den Cortes mit 133 Stimmen zum Präsidenten ber Ereculiv-