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Sächsische tWMmg. Amts-und Anzeigeblatt für das König!. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgememderath zu Hohnstein. Die „2>icln1schc t-lb-Zettniig" erübemt Mtttwoeb und 2c'ii„abend »ob ist i-arch ' I^.< iZrritaa sriib !» Mir ee- jährlich ,u btjikhcn. - Inserate kiir da« MlttwochSbtat, werden bl« Dienstag srnh » Uhr, «lr das Son ^m,„oMinen in .Noh»,»ein bei Herrn beten. - Preis für die einmal gelpol.ene C-rpn^eile oder deren Naum > Ngr. - AnSwärw werden 2"lera,e k,ir di ElbzeitiMg ai geno nme, n Hesse, in Dresden und Leipzig in den Anneueen-Vureaur der Herren W. Saalbach, Nnd, Messe und Haakeustein L Aoglee. 5». i87:r. Schandau, Mittwoch, den 2!j. Juli Politische Wcltschau. O Der siiddciitschctt Bolkspartci ist eine rcchl plötzliche Freude erwachsen. Im Manul Mai lain Friedrich Hecker, der alte badische Ncvolntionär, von Amerika imch Dcnlschiand zurück, uud mau war all scilig gespannt, welche Parleistcllnng er im neuen Dculschland cinuchnicn werde. Bei dem jüngsten amcrikaiiischcu KonstitntiouSfcstc hielt er in Sliittgarl eine Rede, ganz nach dem Herzen der nie zufriedenen Bolksparlci. Ihr Jubel darüber ist groß. E» lieg! wenig daran, was ein Einzelner von der inneren Entwicklung Dculschlauds denkt, wen» de Gang dieser Enlwicklmig ihm durch langjährigen All cnlhall im fernen Auslände fremd geworden. Die ist der Fall bei Hecker und wir würden an dessen Ur- Ihcil kaum diese Zeilen knüpfen, wenn dasselbe nicht aufs Neue eine Diskussion in der Presse veranlaßt hätte. Die Herren von der Bolkspartci behaupten nämlich wieder, daß die Nolle, welche wir Deutschen zu Hause spielen, wenig zum Auslrclcn des deutsche» Reiches nach Anßc» passe. Ja die Heißblütigsten nntcr ihnen meine», daß wir Dcntschc» ob unserer iimcrc» Zustände nnS vor allen andere» Nationen de Welt schämen müßten. Wunderbar ist cs nur, da die andere» Nationc», hinter denen wir so weit zurück sei» solle«, davon gar nichts zu ahnen scheinen; denn ui England nnd Amerika, in Oesterreich, Italien, so gar in Frankreich giebl cö Staatsmänner und Schrift steller, die Misere Zustände sehr löblich und zum Theil sehr uachahmllligswcrth siudcn. Im Pnnktc der Freiheit, sagt die Bolkspartci, solle» wir cutschicdcn andere» Nationc» »achhinlc», obschv» mattchcs Land ims »m unsere Freiheiten beneidet. Wir sind weit entfernt, Alles zu billigen, und vortrefflich zu finden waö bei nnS besteht; allein wer ims zumnthct, ims vor anderen Nationen zu schämen, den müssen wir doch nm den Nachweis bitten, welche andere Rationen im Ganzen und Große» freiere, bessere »»d menschen- würdigcrc Zustäiidc habe», als wir. Diesen Nach weis schuldet Hecker, schuldet die Bolkspartci und sie werden denselben auch schuldig bleiben, denn er ist nicht zu erbringen. Wie kommt cs aber, daß Männer von nnscrcm Fleisch und Blut in de» Auge» des Aus landes uns so schmählich herab,Zusehen suche»? Ledi glich daher, weil sie ihr politisches Partei-Programm sür »»fchlbar halte». Deutschland ist keine Republik wie Amerika, wo die Eorrnplion ihre scheußlichsten Blülhc» treibt, oder wie Frankreich, wo die Freiheit am stärksten gefesselt ist, oder wie Spanien, wo die Anarchie ihre Orgien feiert. Und weil Dculschland leine solche Republik ist, wird cS von dcu Männer» der Bolkspartci für cin großes Gcsäiigniß voll Slla- ve» attögcschricc». Aber besser, die Herre» schreie» so viel sie wolle», als daß »nscrc Zustände sich in jene republikanischen Glückseligkeiten verwandeln. Der todtcii Saison ist cs zn verdanken, daß hiu und wieder politische Blasen aufstcigc». Wen» wir von denselben Notiz nehmen, so geschieht cS nur, nm die Leser vor Leichtgläubigkeit zu warnen. So wird jetzt erzählt, daß im monarchischen Interesse eine Ber- söhnnng des Wclfcnhauscs mit der ncnen Ordnung in Deutschland angcstrcbt werde. Die deutschen Höse wirkten beim Kaiserhaus,: im Sinuc dcr Wiederher stellung des Königreichs Hannover. Glaube deu Uu- sinn, wer will, aber wahr ist daran jedenfalls lein Wort. Die Nachrichten über den Gesnndhcstszustaiid des Kaisers Wilhelm in EmS fahren fort, erfreulich zn lauten. Neiicrcii Feststellungen zufolge gedcukt der Kaiser seinen Aufenthalt dort bis znm 20. d. M. zn verlängern. Am dritten Jahrestage dcr Bcrabschicd- nng BeucdcttLS war dcr au dcr Abschicdsstcllc zu Ems errichtete Gedenkstein mit Kränzen geschmückt. Angesichts dcö ncncn französischen Hexen-Sabbathö, dcr ncucstcn frevelhaften Verquickung von franzöpschem EhanviniSinuS und nllrainontancm Fanatismus, gc dachte man auch im übrigen Deutschland an jenen Tag, von dem Deutschlands Erhöhung nnd Frank rcichs Erniedrigung daiirt. , Ob und wami dcr dcntschc Reichstag in diesem Jahre noch einmal cinbcrnsc» wird — darüber ist höchsten Ortes noch kein Beschluß gefaßt worden; alle bisher in dieser Beziehung verbreitete» Nachrichten sind bloße Lonjcclnrcn. Erst im September, wo vor- anssichtlich dcr BnndcSrath wieder Zusammentritt, wird eine Bestimmung darüber getroste» werde». I» Ocstcrrcich j»bcln die Gegner dcr Verfassung — ob zu früh, muß die Zeit lehren. Klerikale nud Feudale machen EhoruS in dcr Verherrlichung ihres Lieblings, des ÄnltuSministcrS Slrcmahr, dcr nicht nur gcgcn jcsuitcufeindliche Lchrcr imd Lehrcrvcrciuc rücksichtslos vorgcht, soudcru auch iu einem ncucstcn Erlaß die Jcsuilcn selbst pflegt uud hätschelt. Das Organ dcö Kardinals Nanscher, dcr „Volksfrcnnd" berichtet darüber: „Gerade vor einem Jahr, nämlich im Juli 1872, erschien dcr schon ost besprochene Er laß dcö UtttcrrichtSmiuistcrinmS, kraft dcsscli die Pro- fcssorc» dcr Ihcologischcn Faknltät zn Innsbruck, wclchc damals daran warcn, aus ihrer Milte den Rector zu wühlen, von dcr Ncctorwahl überhaupt ausgeschlossen wurden. Die ncncstcn Lchrcrvcrcinö-Affaircn scheinen mm im Ministerium andere Auschannngcn bewirkt z» haben, denn cin mmcrlichcr Erlaß annnllirt dic vorjährige Verfügung gänzlich nnd gicbt den Jcsuilcn an dcr Jnnsbrnckcr Univcrsilät wieder ihre Rechte zurück." Wer möchte also den Umschwung leugne»? Offenbar ist in Oesterreich wieder einmal dic Reaktion im Anzuge. Wie cö heißt, soll mcm diese Wandlung einem Kirchcnfürstcn zn danken haben, dcr in letzter Zeit bei Hofe oft gcsehu nnd gehört wurde. Er machte dort geltend, Ocstcrrcich dürfe in kirchcn- rcchtlichcr Beziehung dic Hallnng Prcußcuö nicht nach- ahmcn, sondcrn durch cin gcgciithciligcö Acnchmc» verlorene Shmpalhiccn zn gewinne» trachte». Und c wie dcr Wind von Oben bläßt, darnach spamst das istcrrcichischc Ministerin»! seine Segel, nm nnr noch ein Weilchen über Wasser bleiben zn können. Ma» bezeichnet jetzt schon Herrn v. Schmerling als Erben dcö Ancröpcrg'schcn Kabinctö. Es llingl fast wie Fabel, daß man dem ncmcn italienischen Kabine! Minghetti eine Begünstigung der Kandidatnr des Prinzen Napoleon, genannt Plon- Plon, ans de» französischen Thron nuterschiebt. Dic Herren habe» doch wahrhaftig im eigenen Lande voll- anf zic Ihmi, als daß sic ihre Nase» i» dic inneren Aiigclcgcnhcite» dcö mmchigc» Nachbarvolkes stecke» ollicn. Wir wolle» vorläufig der Sache keinen be- ondcrcn Werth beilege», sonder» ruhig abwartc», ob de» Worten auch Thate» folgen. Ebensowenig Werth legen wir auf dic Versicherung italienischer Blätter, wonach das jetzige Kabinct sehr dcMsch-frcniidlich ge sinnt sein soll. Wir wissen sehr genau, waö wir von dcr italienischen Frcuttdschaft zu halten habe». Sie wird dauern, so lange Italic» »»s braucht und dicS wird — Dank dcr französischen Politik — gewiß noch recht lange dauern. Nirgends tritt dic Wirkung dcr Hnndötagöhitzc so dcMlich z» Tage, als in Frankreich; denn wcr in dcr letzten Zeit französische Zeitungen zur Haud nahm und die unsinnigen Triumphgcsüugc über die nnübcr- trcfslich brave Armee laö, mnßtc sich unbedingt fra- gcn: sind dic Franzoscn dcnu toll gewordcn? Und wes halb der großartige Lärm? Der Perser-Schah sprach nach der Heerschau Mac Mahon seine Bcwmcdcrimg über dic Armee aus und scheuste dem Präsidenten eine» Orden. Sofort schwimmt ganz Frankreich in einem Meer voll Entzücken. Selbst dcr Präsident dcr Nationalvcrsammstmg beglückwünscht darob dic glorreich- Armcc nnd ihren tapferen Führer. Akan sollte cö für »»möglich halte», aber cö ist nicht anders, dic Franzoscn glanbcn an ihrc cigcncn Lügen. Nach dc» siirchtbarcn Nicdcrlnqcn bci Wörth, Gravclottc, Orlcanö ic., nach dcn Kapstnlationcn von Scdan, Metz, Paris ic. gcbchrdcn sich dicsc Mcnschcn, als hätlcn sic dic halbe Welt erobert. Dic höfliche Ncdcnöarl eines halbimcnstiviricn, asiatisthcn Despoten, dcr von euro päische» Militärvcrhästiiissc» »och kaum da« Vcrsländ- »iß ciiics Uiitcrossizicrö besitzt, gciiügt vollauf, um da« ganze französische Volk zu clcktrisirc» nnd von dcr Unbcsicgbarlcit seiner in fnnfzig Schlachte» gcschla- gcnc» Ariiiec zn übcrzciigc». Es ist wahrhaftig dcr blühcndste Wahns!»», dcr sich i» dieser widerlichen Sclbstglorifilalioii kund gicbt. Daz» »och die wieder in Schwung konimcudcii Wallfahrten zu Heiligen bildern, dic nnflälhigcn Bcschimpfnngcn dcr Parlcic» iiutcr ich, die brutalen Gewaltaclc der Negierung gegen jede freiheitliche Entwicklung — dies Alles nmß dem ruhigen Beobachter einen Ekel vor dcr graust« nutinn crrcgen. In Spanien ist mm wirklich Don Earloö als König Karl Vll. cingcrückt, niii dcr Anarchie cin Ende zu bcrcitcii. Seine erste Maßregel war dic Acchtung scincö siegreiche» Partcigäiigcrö, dcö viclgc»aii»lcn Pfarrer Santa Ernz. Nach dcii ncncstcn Nachrichtm befindet sich Do» Earloö a»f dem Marsche »ach Bil bao. Weil» dic Erfolgc seiner Jnstirgcntcnschaarc» so forlgchcn, wie in letzter Zeit, so dürften wir bald vom Einstige des neuen Königs in Madrid hören. Mag seine Regierung dann so schlecht sein, wie sic nnr kann nnd will; schlechter als cs jetzt in Spanien ist, kann cö nicht mehr werden. Auch Pili Margall hat abgcwirchschastct nnd einem Ministerium Sal- mcroii Platz ycmacht. Dem englischen Kabinct ist cin schlechter Spaß passirt. Auf Beschluß dcö Untcrhauscö gab dic Krone ihrc Zustimmung, bci allm auöwärtigcn Kabinetten ans Herstellung eine« internationale» Schiedsgerichts wirken zu wollen, damit ans dicsc Wcisc dic Kricgc ans dcr Welt geschafft werden. Kam» ist dieser Be schluß gefaßt, so muß England selbst zn dcn Waffen greifen, um dic afrikanische Westküste zur Naison zu bringcn. Dic Eugländcr habe» nämlich dic erst vor einem Jahre aus holländischem Besitz erworbene Sladt Elmina wcgcn dcr Unlcrstütznng, wclchc die Aschantis dort gefunden, iu Arand geschossen »ad sind nun von eitler großen Uebcrmacht des gcnmmlcu Negcrstammcö in Eapc Eoast Eastlc belagert. Die englische Negier ung hofft, daß die sofort abgcsandlcu Streitkräfte den Bedrängten noch zeitig gcn»g Entsatz bringe» werden. Das Schiedsgericht hätte cö doch nicht gethan. Ein Illas des Kaisers von Rußland hat die Be hörde» niigewiesc», alle scit 1868 »och schwcbmde ckntcrsuchmigcn gcgc» Thcilttehmcr am polnischc» Aus lände jenes Jahres uicdcrznschlaycn. Dcr türkische Kaiser ist ein bcdancrnöwcrthcr Maun; denn die Einladung znr Wiener WeltansstcU- img lehnlc er mit dcr Entschuldigung ab, daß cr da heim zn viel zn thun habc. TageSgeschichte. Sachsen. Schandau. Die am 22. Juli er schienene 16. Nr. der Bade, und Fremd,„liste weist 406 Parte,m mit ll29 Personen nach. — Am 20. d. M. früh gegen 5 Uhr ist in der Elbe am linken Elbufcr, Schandau gegenüber, ein einige 40 Jahr aller, gut gekleidctcr und noch gut erhaltener unbekannter männlicher Leichnam angc- schwömmen und gerichtlich aufgchobcn worden. Der selbe soll mehrere Verletzungen am Kopfe getragen, sonst aber wcder eine Uhr, Ning, Geld oder cin Schriftstück, aus dein der Name ober Wohnort de« Unbekannten zu crsehcil gewesen, bci sich geführt ha.