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MlMche LlbMung. Amts- und Anzeigeblatt für das Königs. Gcrichtsamt und den Stadtrath zn Schandau nnd den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Zciti,ug" erscheint Mittwoch Iiiid Somiabend und ist durch olle PvgnnüaNen, sowie durch die Erpeditiou diese« VlaNr« iitr !0 Ngr. viertel, jährlich zu deziedeu. — Iuscratc siir da« Mitlwochsdlntt weideu di« Dienstag srtch !> Uhr, säe do« Souuodeudsdiou iväirüen« di« Freitag früh !> Uhr er- deieu. — Preis für die eiumol gespaltene EorpuSzeilc oder deren Raum l Ngr. — ?Iu«wörl« werde» Jnseroie siir die Ell-zettung angenemmen iu Hohttstciu dei Herr» Hesse, in Dresden und Leipzig in den Annoneen-Bureaur der Herre» W. Sooldoch, Nnd. Mosse und Haasengetn L Votier. 2^). Schandau, Mittwoch, den 26. März Abonnements Einladung. Mit dem I. April 1873 beginnt ein neues Abonnement auf die „Sachs. Elbzcitung". (Ls ivcrden daher alle Diejenigen, welche die „Elbzeitnng" bisher durch die Post bezogen Huben oder zn beziehen gesonnen sind, gebeten, ihre Bestellungen bei den betreffenden Pvst- unstultcn gegen den Abonucmentsprcis von IO Ngr. bewirken zu wolle». (Lrpcditiou der „Sachs. Elbzeitung." Politische Uinschuu. (s) Der letzte Tag in voriger Woche war ein Festtag für ganz Deutschland, an welchem .Naher Wil helm sein 7(l. Lebensjahr vollendete. Es ist eine stürmisch bewegte Rcgcntcnlnnfbahn, ans die der mächtig wal tende Herrscher an diesem Tage znrückbhckcn konnte. Als er' die Zügel der Negierung crgrisf, lastete ans Prcnsicn die Schmach des Olmützcr Büssganges. Der Ncgent war entschlossen, diese Niederlage zu sühncu. Dazu bedurfte er eiucs scharfe» Schwertes, ciucr Er weiterung des preussischen HccrcSwescnS. Und ob er auch die Liebe seines Bolles dabei aufs Spiel setzte, ging König Wilhelm culschlosseu au die Durchführung der Armcc-Ncorganisation, hoffend, daß die Zntnnfl ihn rechtfertigen werde — und sic hat es gcthau. Das ncngcschniicdclc «chwcrt gewann die Elbherzog- thümcr Schleswig-Holstein dem deutschen Batcrlaudc wieder; cü zerschnitt ldiiltt das verderbliche Band, wel ches Dcnlschlnnd au Oesterreich lcttctc. Netzt bot der Sieger von Köuiggrätz sciucm Bolle deu Frieden nnd der begeisterte Zurus des BollcS war die Antwort. Die Begeisterung entflammte ganz Deutschland, als König Wilhelm anszog, nm au der Spitze des dcnt scheu Bolle« deu Ucberfnll des westlichen Nachbars nbznschlagcu nnd die alte Rechnung zwischen Dentsch- land und Frankreich anSzuglcichcu. Bon Sieg zn Sieg vorschrcitcnd, umlagerte das deutsche Heer Paris und im KöuigSschlossc von Bcrsaillcö wnrde der Sie ger von den Bolen des deutschen Bölkes als Kaiser Wilhelm' I. begrüsst. Als der iiricg beendet, Eljaß- Lolhriugcn dein deutschen gleich zurückgcgcbcu waren, da begann nach blnligcr Arbeit der innere, friedliche Ausbau des ucugcgrüudclcu Hanfes. Wolh bedrohen auch jetzt noch Feinde nufer deutsches Reich, noch dauert der Kampf de« deutschen Geistes gegen deu hcrrschsüchtigcn 8>oucauismus fort; aber uucrschültcr- lich steht der greise Kaiser iu dicseuc Kampse, das Pauicr deutscher Wissenschaft tiud GcisleSfrcihcit hoch hnltcitd. Alögc ihtu auch hier der Sieg uicht fehlcu! Wer so wie Da verbanden Da« Volk zu löse» au« der Zwietracht Dao», Der iü, de» besser» Geig l» dccctschcn Laude» Zm» Sieg zu sichre», wohl der rechte Mamc; Wird mancher Traum vielleicht uu« noch zu Schande»; Da« Werk besteht, da« Deine Kraft begann. — Dem Kaiser Heil, nnd Heil dem ganzen Reiche, Noch stehst Dn frisch nnd stürmtest, denlschc Eiche! Der dentschc Reichstag liess bis jetzt den Sitz ungen des preussischen Abgeordnetenhauses iu frcnnd- licher Weise die Bornüttagsstnnden frei und erledigte in einigen Nachmittagösitznngcn verschiedene erste Lesungen über mehrere BündcSrathSvorlagcn. Anch ein Rcichsprcßgcsctz, welche« voll! BnudcSrathc für diese Session uicht zn erwarten war, ist bereits aus dem Schooße des Reichstags ciugegangen und alt eilte Kommissiou zur Borbcralhung überwiese«. Lei der verhielt sich bei der erstell Lesuug des Entwurfs die RcgicrnngSbant total schweigend, obwohl Abg. Biedermann das Mbglichstc lhat, irgccld eine Erklär ung zu provozireu. Je ucehr luau überhaupt die Nci- gtUlgcll der ReichSrcgicruug für ihre gesctzgebcudc Thäligkcit außerhalb der militärischen Sphäre ansicht, desto mehr wird man anch ans den Reichstag als an diejenige Körperschaft hiugcwicsen, welche dic Gebrech lichkcit der Bcrwallnttg zn beheben berufen ist. Dic Knnst, ini Innern dnrch Gesetze großen Geistes orga nisatorisch zn schassen, ist dem prenßischcu nnd damit dem rctchsdcmschcn Regiment über den militärischen Genialitäten verloren gegangen. Es ist nvthig, daß der Reichstag hier zn Hilfe kommt. Wenn auch die gcriugc uud theilwcisc sogar dnrch Partcikuisfc vcr wüstete uioralischc Kraft des ParlamcutariSmuS uicht viel über das militärislh-burcaukralischc Rcichskatizlcr amt vcrniag, so doch etwas, wen» cö sich um die Finanzen handelt. Hier sind dic Hcbcl zur Gcltcnd- machnng der vnrlanicnlarischcti Rcchtc auznsctzcn. So wird z. B. dic Salzstcncr, weil dic glcgicrinig des RcichcS sich dazu versteht, fallen nnd daö ist ja alt sich ein gntcr Wille der Finanzverwaltung. Aber ihrerseits gicbt sie keinen Hällich ans der Hand, ohne einen Habich zwischen den Fingern zn wissen. Der Regierung fällt gar uicht ein, daß sic trotz dcr gro ße» Ucbcrschüssc auch dcr Rcichssiuanzcu etwa dic Lalzstcmcr dcm dcuifchelt Bolle zum Gescheut macheu sollte; sic will dieselbe fahrcu lasset,, aber für ciuc nudcrc, wo möglich noch cintrüglichcrc Slcitcr, wie auf deu Tabak, oder dic Börsengeschäfte, oder gar für dic herrliche Schranbc mit einer Reichs-Einkommen stcncr. Das ist ja eben da« erprobte, aber doch ge gen das Boll nicht löbliche Finanzfhstem, dic Stencr- kraft womöglich in glcichmäßigcr Weise angespannt zu erhallen, ob anch die sonnigsten Tage für dic Staats kassen vorhanden sind. Keine alte Steiler fahren las scn, ohne eine neue dafür einzittanschcn; nicht nach Bedürfnis? nnSgcbcn, sondern nach Höhe dcr Ein- nahmcn — das ist dic aufs Rcich vcrcrbtc prcußischc Finanzpolitik. Sic bringt wegen dieser Borsorgc cbcii mttcr iivrnialcn Bcrhältnisscit schoci Ucbcrschüssc her vor nnd macht sich keinen knmmcr darüber, daß in dicsc» Ergebnissen doch unwiderleglich die Beweise ciucr zu große» A»sbcut»ng dcr Stcucrkraft licgc». Dcr Reichstag erreicht freilich mit dcr bloße» Oppo sition gegen dic Rcichsrcgiernng wenig oder nichts lind Konflikte zn vermeiden ist bei den jnngcn Bcr- hältnisscn dcr nationalen Einheit das oberste Gesetz; die« weiß aber anch Fürst Bismarck. Er würde einem oppositionellen Reichstage gegenüber die Schwierig keilen seiner Stcllnng am meiste» empfinden »»d bc klagen. Gerade dieser Umstand wird dic Hcranbildnng einer parsamcntarischc» Diplomatie bewirken, dnrch welche die Hanptpartcicn des Reichstags mit dcr Re- gicrnlig sich vor den Debatte» über einen etwaigen Bcrtrag verständigem In Aczng ans das Bedürfnis; des innere» RcichslcbcitS hat sich dcr Reichstag bis her dcm Reichslnllzleramt so bedcmtcmd überlegen ge zeigt, daß er mit einem gewissen Nachdruck begehren kann, seinen dringendsten Anträgen entsprochen zn se hen. Noch sind die Elemente hüben wie drüben sich zn cmcm harmonischen Handeln entgegenkommend — wer weiß, wie die neuen Wahle» zm» »ächsteu Reichs tag dies BerhäUniß störe» kö»»c»! Das prcusiischc Abgeordnete»!),»«« hat i» den vcr- losscncn acht Tage» die dritte Lcsimg dcr kirchen rechtliche» Gesetze becmdct »nd zwar dltrchwcg mil Au- liahiilc dcr i» dcr Konunission beschlossc-lteti Fassungen. Vom Knllnsministcr siiid nildcrwcitc Borlngc» i» Aus sicht gestellt, itlli übrig geblicbeuc Lücken daciiit a»S- znsüllcn. Elide dieser Woche tritt wahrscheinlich in den Sitzungen des Abgcordnctcnhanses eine Pause bis nach Oster» ei». Die Zeit der halbe» Maßregel» gegelt dic OppositiollSgclüste, vou welche» dic tälholischc Hie rarchie erfüllt ist, fchciul i» Preuße» endlich vorüber zn seilt. Der KnltuSmmisicr fordert die Herre» auf, Farbe zu bckeunelt llud sich endgültig für das Rcich, oder siir Rom zu entscheiden. Wie aus Poseu tcle- graphirt wird, solle» die tälholischc» Geistliche» n»d NcligionSlehrcr all de» höhcrctl Lehra»slnltc» dcr Pro- villz Pose» sich »»»mehr dcsiniliv darüber crllärc», ob sic ilt Bctrcsf dcr Uutcrrichtssprachc dell Aitord- liilugcu dcr Rcgicrmig odcr dclijciligcll des Erzbischofs Folgc lcistcli werdcli. Illl Falle sic Ersteres verwei gern würde», soll das Provi»zial-Sch»ltollcgittm mit Suspcasio» illid iliit EmlciUmg des Discipliiiarverfah- rcns ailf Dicnslenllassniig gcgc» sic vorgchc». Allch illi Elsaß Hal dic dcmsch-fcindlichc Agilatioli — nab zwar ulltcr rcligiöscr Fahiic >nit klerikaler Leit- illig — cilicli »c»c» Aufschwllllg gcnoinmcn, welche dic Rcichsbchördc» zu enlschiedencin Einschreiten ilöthiglcu. Zwei Mälmcr wurden ailSgcwicscu, welche dic Aus führung von clsässischcu Knaben nach Fralikrcich sich Zlllu Geschäfte machten. Weitere Nachforschungen führ te» dic Behörden soda»» ailf eilte über ganz Elsaß verzweigte, organisirtc dcitlsch-feindliche illtralllolltanc Agitatioll, dercli Fäden in die Hände keines Geringe re» als des bischöflichen Gettcralvikars Napp znsam- mcnlanfcn. Iil Oesterreich ist de» Schlvarzeci uiid kraiiljun- kcrn eilt dmnmer Streich pajsirt. Sic hielte» ilt Wicci cili Eoilvciltikclchcli, »m lioch illt letzlett Aitgeitblicke dic Wahlrcform zu Falle zii bringen, mnßlcn sich aber übcrzcllgcll, daß ihre Bestrebungen höchstell Ortes das größte Mißfallen erregtet,. 'Natürlich ürgcrn sic sich wülhcnd über die« Fiasko, setzen dafür aber nm so rühriger ihre Wühlereien im Laude fort. Dic An- uahmc der Wahlreform ist nun auch iu, Hcrrcuhausc gesichert. In dcr Schweiz entwickelt sich dcr Konslilt mit den Römlingen weiter. Die Solothnrncr Rcgiernug verfolgt den Bischof Lachat im Civilprozcß wegen nn- bcrechügtcr Gcldcr-Einzichnng. Im Berner Jnra scheint dic Aufrcgnng in, Steigen zu sein. Dcr Rc- gicrnngsrnth hat für uöthig befundcn, drei Bataillouc aufs Pignct zu stellen. Im italienische» Parlament wnrde über einen Antrag NicotcrcLS verhandelt, welcher dic größcrc Ans- rüstung dcr Armcc betrifft. Dcr Finanzininistcr Sclla wics uach, daß dic Annahmc de« Antrags ciuc Mchr- cinnahmc vou 00 Millionen erfordern würde, die sich nnr dtirch cinc Stciwrerhöhmig voii 10 Proccnt crzic- cu lasse. Ehe er zu dieser bei dem großen Defizit chon fo schweren Belastung dcr Stenerpflichtigen seine ünwilligung gäbe, würde er lieber seine Entlassnng nehmen, wenn er anch bereit wäre, da« Bndget des kricgsministcrü auf 170 Millionen zn erhöhen. Der Ministerpräsident Lanza schloß sich diesen Aussührnn- gcn völlig an und crllärlc, daß das gcsninmtc Mini- stcrinni in dieser Sache einig fei. Wird dcr Antrag also angenommen, so steht dcr Rücktritt des gegen wärtigen KabinclS zn erwarten. Frankreich wnrde vorige Woche durch die Frcu- dcnsbotschaft überrascht, daß am 10. September d. I. dcr lctzlc dentschc Soldat da« französische Gebiet ver lassen werde. Zwischen Thiers und dcr deutschen Rcichs- rcgicrnng ist nämlich eilt neuer Bcrtrag vereinbart wor den, wonach bis znm 5. Sept. d. I. dcr letzte Rest dcr Kricgsschnldcn abgctragcn sein nnd fimf Tagc später dcr lctztc dentschc Soldat sraiizösischeii Boden räiiincii wird. Es ist sehr natürlich, daß man in Frankreich darüber große Frcndc empfindet. Namentlich befreit dic Rückgabe Bclfort'S viele französische Gcmülhcr von einem gespenstigen Alp, mit welchem »nr die leicht erregbare Phantasie ihres bösen« Mißtrancns sic quältc. Aber auch DcMschlaub hat alle Ursache, über diesen beschleunigte» glatte» Abschluß der FriedenS- Ausführuug sich zu sreiicu. Iu ruhigster Weise sicht sich England durch die Mittistcrkrisis, zu welcher die 'Niederlage dcr Ncgicr- »ug mit dem irische» UnivcrsilätSgcsetze Anlaß gc- gcbcn hatte, wieder bei dem alte» kabmet Gladstone niigekommcn. Dcr in letzter Nummer culhallcuc Leit artikel enthebt uns eines näheren Eingehens ans dicsc jetzt beseitigte Angelegenheit. — Ans Süd-Wale« mel-