Volltext Seite (XML)
Sächsische EiMlmU. Amts-und Anzeigeblatt für das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zn Schandau und den Stadtgemeinderath zn .^o-nffeltt. DIk „Sächsisch« Elb-Zeituug" erkcheinl Mittwoch ii«d Sonnabend und Ist durch alle Postaustulirn, sowie durch ^!"'irrei"aa'frich llbr er- sühriich zu br„rbru.- Inserate lilr do« Mi.,w°chSdIui. wr.dru d.0 Dienstag sru» » Uhr, si.r daö Souuadrudodlo . ' dr.ru. - Preis kür die einmo, gekvaiiene CervnSze.te odrr drrru Ronn, i Ngr. - AnSwäriS wrrdru Jnseroce ,Ur dir l?id,ri,uua "7'^ Hesse, i» Dresden und v-lpz g I» dru Auuourru.wurrour drr Herren W. Sooidoch. Rud. Mossr uud PoasruNriu L Posirr. Schandau, Mittwoch, den l2. Febrliar 8^73. Politische Umschsitt. (D In fast täglichen Sitznngcu beider Kammcrn nnscrcr Sländcvcrsanunlnng wurden vergangene Woche eine große Mc.igc lcgislaiorischcr Arbeiten znni Ab- schl.iß gebracht. Zunächst erwähnen wir ans der t. Kammer die Rcsnllalc des Verciuigungsvcrfahrcus in Betreff I des Organisativnsgcsepcs, II der rcvidir- le» Landgcnicindcordnung, III der Bczirköverlrclnngen, IV des Verfahrens in Vcrwaltungöstrassachcn. lieber die obwaltenden Differenzen in den Beschlüssen beider Hammern Halle sich die Bcrciniguugsdcputatiou zn Borschlügcn geeinigt, welche hauptsächlich von folgen den Gcsichispunltcn ansgingcn: Ban dem Jnstitnt der Distriltsvorstchcr soll abgeschc.. werden; dagegen eine Lcrmchrung der Landgcnödarnicric cintreicn, um den küiifligc.i Verwallnugsbehörden unterstützend zur Seite zu slehe... Auch ist man übcrciugclommcn, die Slrafgcwall der Gcnicindevorsiändc in der Regel ans Geldstrafen zn beschränken. Ferner sol len die ursprünglich von der I. Hammer verworfenen KrciSauöschüssc bcibchallcn werden, jedoch mit ei ncr im Vergleich zn.n Eulwnrfc nud z» de.i Bcschlüssc.i der II. Kammer einiger Maßen beschränkten Kom pctcnz. Es soll nämlich ihre Zuzichnug Wegfällen bei Entscheidungen zweiter Instanz, mit Ansnahmc einiger für besonders prägnant nnd wichtig erachteter Fälle. Als. Ersatz dafür hat bei der lünftigcn Krcishauvl inannschast eine collcgialc Bcruthnng »nd Bc fchlnßsaffnng staltziifindcn. Die bisher vo.i der I. Kaiilmcr beanstandete Ocffcnllichkcil der Ver handlungen der Bezirksausschüsse und folge richtig anch der Krcisansschüsse sowie diejenige der Gcuicindcralhsvcrsaninilnugcn soll mit Rück sicht auf die Vorgänge in arideren Andern, nud da auch die Oesscmlichkcit der Bczirlsvcrsammluugcu, Stadlvcrorductcu- uud Stadtgcnicindcrathovcrsaium- lungen kciirc» Anstoß gcgcbcri, anch künftig in Sachsen stattsiudcn rcsp. cingcführl werden. Die I. Kammer erklärte sich mit allen diesen Punkten einverstanden, nachdem die Minorität der VcrcinignngsdcpMalion sv. Zchrncu, v. d. Planitz, Hempel) an« Rücksicht auf das Zustandekommen der Ncorganisalionsgcsctze ihre Opposition fallen gelassen halte. Rnr in dem Gcsctz- lcMwnrf über die Aczirksvcrlrcluugcn ist eine einzige -Differenz nncrledigt geblieben. Die I. Kammer kann -sich nämlich nicht mit der Bestimmung einverstanden erklären, daß zur Wahl des AmtS-Hanptmnuns die Bczirksvcrsamuckuug drei befähigte Männer vorzuschla- gcn haben soll. Eö ist nicht zu erwarten, daß die II. Kammer, welche iu den ersten Tagen dieser Woche denselben Gegenstand verhandelt, der I. Kammer nach- gcbcu werde. Trotzdem dürste wegen dieses einzigen Disscrenzpuukleö das Jnülcbentrctm der sämmtlichcn Organisationsgcsctze kaum gefährdet erscheinen, zmual die Regierung noch immer ans dem Standpnnkc des 8 02 der Verfassung beharrt. — In Bezug auf dcu Rechenschaftsbericht pro 1867/69 beschloß die I. Kam mer: Die von der Regierung abgelegte Rechenschaft über Staatseinnahmen nnd Staaisanögabcn für gc- nanutc Fiuanzpcriodc für ausreichend zu erachte» und dabei Bcrnhignug zu fassen. Gleichzeitig trat die Kam mer folgenden Anträgen der jenseitigen Kammer bei: „>) Die königliche SlaatSregicrnug wolle ihrerseits die Verhandlungen wegen der rechtlichen Verhältnisse der postsiöcalischeu Gebändc den. Reiche gegenüber zn beschleunigen snchcu. L) Die Negicrnng wolle sta tistische Nachweise über die Rentabilität und BclricbS- crgcbnissc der einzelnen Bahnlinien unfertigen nnd dic Mitlheilnng derselben stets mit dem Rechenschafts berichte au die Kammern gelanget, zu lassen. 3) Dic Ncgicrmig zu ersuchen, daß bei wesentlichen lieber schrcitnngcn der Bewilligungen das Mchrerfordcrniß rechtzeitig durch Nachpostulale mit den Kammern ver einbart werde» möge; 4) zu erklären, daß »ach Agc der Sache nud „ach Maßgabe der gegcbcucn Erläw tcrnugeu die Regierung wegen der UcbcrschrcUnng bc, Bad Elster für gerechtfertigt zu crachteu fei. !>) -vw Akegicrung wolle dcui uächslcu Landtage ciuc Vorlage darüber niachcit, iu welcher Weise und nach welchen Gnmdsätzcn die bei der Militärverwaltung Anfang 1868 vorhanden gewesenen Bestände dem Bunde zn überweisen, beziehentlich für die sächsische Siaalslassc z» rcscrvircu waren. 6) Die Slaatörcgicrnng zn er snchcn, dcu Rechenschaftsbericht in Znluufl nach der bezüglich der einzelnen Einnahme »nd Ausgabeposten bei der Bndgclausstcllnng befolgten Anordnung auf zustcllcn, unch wie vor aber zugleich mit dem ncneu Budget au die Kammer gclaugcu zu lassen." Die II. Kammer begann die Woche mit einer Eisen bnhndcballc über die bereits erwähnten Li nien Mchlchener-Plancn n- s. w., wobei sic fast durch- gchcnds dcu Dcpnlatious-Auträgcn znstimmlc. Spc- ciellcreS Jutcrcssc habt» alle dicsc Liuicu für unscrc Lcscr uicht. —Dauu bildctcu mcisl nur Petitionen dcu Gegenstand dcr Vcrhaudlung und dürfte hierbei folgender Beschluß ein allgemeines Jntcrcsfc in An spruch nehmen: Die Kammer ermächtigt die k. Staalsrcgicrung: ci) dahiti Verordmmg zn cilasscn, daß bei Nachlaß rcgulirungcn von iui Kriege gebliebenen oder im Ver laufe ciucr währcud uud infolge des Krieges begvnnc- ucn Krankheit verstorbenen oder vcrschollcncn Militär Personen, soweit hierbei durch Testament znr Erbschaft berufene mündige Ehefrauen allein, oder bcvormnndctc Personen als Erben bcthciligt sind, bis znr Thcilnug dcr Vcrlasscuschaslcn, jedoch nüt Ansschl,iß derjenigen Kosten, die durch proccsfualc Wcilcruugcu uud durch Anösührnug dcr 9iachlaßvcrlhciluug culstaudcu siiid, vou allcu Behörde» dcs LaudcS loslcu- uud stcnipcl- sre! czpcdirt wcrdc; d) dic bci dcu vuh « gcdachlcu Nachlaßrcgulirnugcu vou im lctzlcu Kricgc gcblicbcucu odcr im Vcrlaufc eiiccr wäßrcud uud iufolgc dicscs Kricgcs bcgonucucu Kraulhcit vcrstorbcucu odcr vcr- scholicucu Akilitärpcrsvucu crhobcucu Koslcu, jcdoch uubcschndcl dcr vou dcu Sportclofficiantcu vou dicscu Kostcu bcrcits crhobcucu Taulivmcu, dcci u»h u cr- wähMc» Erbcu rcstiluircu zu lassen." Ucbcr dic Vcrlcguug dcö Sachs. Böhni. Bahnhofs in Drcsdcu ging dcn, Landtage folgendes Dekret der ilcegierung zn: Dic Släudcvcrsanuulnug wolle I) sic ermächtigen, dic projcclirtc Vcrlcguug dcr Sächsischcu nnd Böhmische» StaatSciscubahu von, östlichcn Ende dcs PcrsoucnbahnhofcS bci DrcSdcn bis scuscit Sirch- lcn, sowie dic daniil ini Zusammenhänge stehende Um- ändenittg dcs Bahnhofs ans SlaatSkostcn ansführcn zu lasscu; 2) sich mit dcr Anwcudnng des Ezpropria- tiousgcsctzcs auf die Erwerbung des dazu erforder lichen Grund nnd Bodens cinvcrstchc» nnd 3) dir Entnchninng der zn dcr Ausführung dcr Bahnvcrleg nng crfordcrlichc» 800,660 Thlru. aus dcu vcrfügbarcn Bcständcu des mobilcn StaalSvcrncvgcnS bewilligen. Endlich sei noch erwähnt, daß an die Präsidenten beider Kammern folgendes königl. Handschrcibcu gc langt ist: Znr Erinnerung an dic Feier uuscrcr aiu 16. Novcnibcr dcö vcrslosscncu Jahrcü bcgangcncn Goldcncn Hochzeit habe» wir nuö veranlaßt gesehen, ciuc Mcdaillc prttgcu zu lasscu. Bci dcr Thciluahmc, wclchc uus bci dicscm Inbclfcstc vou dcm ganzcu Laudc bezeigt nnd iusoudcrhcit anch vou dcn Stände» des Landes dnrch rcichc Slistnugeii bcthäligt worden ist, deren Verwendung sic vertrancnsvoll in unscrc Händc gclcgt haben, ist cs uns Bedürfnis!, beiden Kammern des gegenwärtig vcrsanuucllcn Landtages als bcson dcrcs Zeichen nusercü Dankes für dic bewiesene An hänglichkcit an nuscr Hans je cin Ezcinplnr dicscr Mcdaillc in Gold mit dcm Wnuschc zn übcrgcbcu, daß dicsclbc zn dauernder Eriuncrnng au jenes Fest in, Archive dcr Kammer aufbcwahrt wcrdc. Wir lassen daher Ohne», als dcrzcitigcm Präs,denke», bc,- solgcud ein Erecnplar dcr gcdachtcn Mcdaillc zugchcn. DrcSdcn, 4. Fcbrnar 1873. (Gcz.) Johann. Beide Kain»,er» nahmen diese Miuhcilnng mit gebührenden, Danlc entgegen. Die Mcdaillc trägt ans dcn, Avcrs die Brustbilder dcS Königs imd dcr Königin im HochzcstSgewandc ,uil dcr Utujchrist ,,'3o- hanu, König; Aumlic, Königin von Sachsen"; auf den, Revers die Königskrouc, daruutcrslchcud 1822 — 10. Novcnibcr — 1872. Dicsc Zahle,, werde» rechts vo» ci»cm Mhrlhc»-, links von einem ^ichen- zweigc ninschlossc», wclchc beide mit einer Schleife nttlcn verbunden sind nnd mit ihre» Spitzen an die Krone reichen. Die Größe dcr Mcdaillc ist nngcfähr dic cincs Zweikhalcrstückö; ihr Gewicht bckrägt „0 Grauunc, sodaß sic cincn Goldwcrth vo» 66- 5 -vlsiru. rcpräscntirt. Dic vor Kvrzcm staltgchabtc» glcichzcitigcn Ver- ha„dlu„gc» i» der urensiischen und wiirtcmbcigischcn Kauimcr übcr dic Erwcitcrnng dcr Ncichskon,pctcnz ans daö gcsammtc bürgcrlichc Recht >uuß nnserc Ans- „icrksanikcil auf diesen noch sehr wunden Punkt nnsc- rcr nationalen Entwicklnug richten. Wie steht cs mit der NechtScinheit in, Dcnlschcn Rcichc? Daö HaitdclS- und Wcchsclrccht, daS Kriniinnlrcchl, das Nccht dcr Frcizügigicit, dic Gcwcrbcjrcihcil — ailc dicsc RcchtS- gcbictc sind ältcr als daö dcutschc Reich; letzteres hat sic cinsach übernommen und nur ihr GcltuugSgcbict erweitert. Soeben sucht man iu dcr Hauptstadt Dcutschlauds mit dcn, Kirchcurccht in cin dcn Forber- ungcn dcr Zcit cntsprcchcndcs Vcrhältniß sich zu sctzcu. Abcr in dicscu, Krcisc von 3,cchISgcbictcu fehlt immer „och das wesentlichste nnd wichtigste Glied, eine all gemeine deutsche Eivilprozeß- uud Gerichtsord nung, die nach Vollendung dcö unn im Entwnrf fcr- tigcn Eivilgcsctzbnchcö gcradczn ciuc dringende Noth- wcndigkcil geworden ist. Ein oberster NeichSgcrichlS- hof ist daun nnnmgänglich dcr Schlnßstciu dicscr RcchtS-- rcfornicu. Uni dicsc Organisation dcs bürgcrlichcu RcchlS sofort bci Bcrathnng dcr Rcichsvcrfassung cin- zuführcu, dazu fehltc danials dcr Muth uud mau vcr- schob dic Sache auf spätere Zeilen. Wcuu nur nun insofcri, einen Fortschritt znm Besseren zu rcgistrirc» habcu, als wir sehen, daß selbst iu solchen Kreisen, dic srühcr stark parliknlaristisch warcn, las Bcwnßt- sci» dcr Nvlhwcudiglcit dicscr Vollcudnug dcr Rcchtö- cinhcit erwacht, so sind cs nur noch cinzcknc Ncgicr- uugcn, z. B. iu B. icrn, wclchc vou ihrcm partikula ren Gcsctzgcbcrbcrus ciuc so hohc Mciuung haben, daß sic alle derartigen nationalen Bestrebungen illusorisch mnchtcu. Bei dcr so vcrschicdcucn, lansendjährigcu Rechiscntwickluug dcr cinzcluen Staatcu Dcutschlauds ist jetzt im Eivilrccht ciuc Bcuthcit uud Aknunichfal- tiglcil vorhanden, die alle Begriffe übersteigt. So zählt z. B. Baicrn allein einige 80 Provinzialrechtc. Es ist tlar, welche eine babhlouischc Verwirrung hier durch cutstchcu nuiß. Diese seit viele« Jahrhunderten augchänficn ReclMrmchcrnttgc« sind eine wahre Lan- deökalnmitäl, dcr mir durch Erwcitcrnng dcr Ncichs kon,pctcnz cin Ende gemacht werden kann. Das dent- schc Reich ist so durch uud durch aus dem „alionalcu Gedanke,1 emsprungc», daß cs dcn echten nnd rechte,, Berns hat, alle ParliknlarstaMcn vo,, ihre,, historischen Bcsondcrhcstc« in cincn, so wichtigen Zweige des bür gerliche« Rechts z« befreie«. Wir src«c« «ns, daß sowohl bci nnscrcr wie bci dcr wurlembcrgischcn Nc- gicrmig dicscr Gesichtspunkt die frühere Opposition Mückgcdnmgt hat und wolle« hoffe«, daß nach dcr Bundcsrath «nnmchr in dicscm Sinnc tvirleu wcrdc. — In dcn letztem Sitzungen des preußischen Abgeord- „elenhaicscö lieferte,, dic Eisettbahn-Dcbntlcn dcm Abg. Laökcr rcichc,, Stoff zu intercssanlcn Enthüll- nngcn. Schon bci dcr erstem Lcsnng dcs Etats übcr Eisc„bah„vcrwalt„„g hatte Laökcr gegcn den Geh. Ober 'Regicrnngsrath Wagcucr, welchem gleichzeitig vor-