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MMt WMimz. Amts- und Anzeigeblatt für das Königs. Gcrichtsamt und den Stadtrath zu Schandau uud deu Stadtgeiuciuderath zu Hohustciu. Die „Sächsische Glb-Zc!t»ng" crschclnt Mittwoch und So»nabend und ist durch alle Postanstulic», sowie durch die Erpedttton dicke« Blatte« iiir !N Nur. viertel, jährlich zu bezicbcn. — Inserate iiir da« Miuwochctblan wrrdru di« Dienstag früh !> Uhr, illr du« Souuabtud«dluii spüicstru« di« Freitag friitz !> Uhr er- dctru. — Prei« flir dic riumul geipalleuc Corpudzrilr oder dcrru Raum i Nur. — AuSwärt« mrrdru Jnscraic iiir dir Elbzeiiuug auuruumruru iu Hohiistciu dri Herrn Hcikc, iu Dresden und Leipzig iu dr« Auuaurru.st'urraur dcr Herren W. Saalbach, Rud. Masst uud Haascngein L Boulrr. M 4. 187!! Schandau, Sonnabend, deu I I. Januar O Das Ministerium Noon. „Die Bolschgfl hör' ich wohl, allem mir fehlt dcr Glaube" — mast manches Mitglied des preußischen Abgeordneleuhauscs am 7. d. M. bei sich gedacht ha deu, als Graf Eulenburg crllnrlc: „dcr Niickiriil des Fürsten Bismarck von, Präsidinm des prcnßischen StaatSininislcriuniS sei nur bchnfs dcr Erleichterung seiner Gcschüflslast erfolgt. Das Ministcrinm höre nicht auf, ein Mmislcrinm Bismarck z» bleiben, cs werde in seinem Geiste ferner handeln und das Ge setz dcr historischcn Elttwicklnng PrcußcuS vcrfolgcn." Diese trostreichen Worte für vertrauensselige Gcmü- lhcr lönncii dic Thatsachcn nicht bcsciligcn, dic vor Aller Augcn gcschchcn. Mächtiger als je erhebt dic feudale Partei ihr Haupt, um dic Negierung auf dein betretenen Wege dcr Reform in Bezug aus Staal uud Kirche anfznhal- Icn. Diejenigen, welche sich so gern dic Stützen des Thrones nennen, orgauisircn ihren Fcldzng mit einem Cynisnms, dcr an Frcchhcit nichts zu wiinschcu übrig läßt. Mau höre dic Borschlägc. „ZwciDinge sind vor Allem uothwcndig," schreibt ein cinflnßrcichcs Organ dieser Partei, „das Eine ist dic baldigste Bcrnsnng eines großen Congrcsscs aller couscrvativcn Männer und Parteiführer, und das Andere ist eine vollstän dige Reorganisation dcr couscrvativcn Prcssc. Wir verlangt» Thatsachcn, vor Allcm dic That dcr Einig ung ans dcm Wcgc cincS CongrcsseS von Vertretern allcr Fraklivncu dcr conscrvativcn Partei. Wir ver langen PartcidiSciplin. Einer soll dcr Führer sein. Er soll in allen wichtigen Fragen dic EMschcidnng haben, indem er schließlich sagt: So soll es sein nud damit Punktnm!" Ilin die wcitcrcn langathmigcn Tirade» i» Kürze wicdcrziigcbcii, beabsichtigt ma» die Organisatio» dcr Partei i»it eine», Hanplcomilü in dcr Hanptstadt, Provinzialcomitü'S in dcn Provinzen, Snbconiitü'S in dcii Städten nnd llrciscn, welche »c- »iciiisam de» Slaatskarrcn rückwärts ziehen sollen. Habe» diese Agitationen nicht eine gewaltige Achn- lichkcit mit Vcrschwörungcn? Sehen die projectirten Comitü'S nicht wie RcvolntionScomilv'S an«? Ist sol ches Treiben nicht in viel höherem Grade vcrdammciiö- wcrlh, als die ehemalige Demagogie, welche doch im merhin etwas JdccltcS erstrebte, nnd nicht, wie daö Jnnkerthnm, von schnödcm Eigcunntz geleitet wnrdc? Ist solches Treiben nicht Demagogie in des Wortes schlimmster BcdcMnug? Und was thnt solchen Plänen gegenüber das Mi nistcrinm Noon? ES consiScirt Blätter, dic ihren Le sern zeigen wollten, daß Pius IX. cs gewagt habe, dcm dculschcn Kaiser und dcm deutschen Reiche offc- ucn Krieg bis auf'S Messer zu crllärcn. Jens Or gane wollten, so weit cö der Presse möglich ist, Kai ser nnd Reich vcnhcidigcu gegen dic römischen Atten tate, in dcm gegründeten Vertrauen, daß dic weit übcr- wicgcndc Majorität dcö dculschcn Volkcs dic päpst lichen Lügen und Unverschämtheiten mir zn lesen braucht, um im gerechten Zorn aufzuflammcn imd mit voller Begeisterung für Kaiser imd Reich ciuzu- stchcn. Da tritt derselbe Graf Enlcnlmrg, welcher erklärt: das Minister»»» höre nicht auf, ei» Mini stcrinm Bismarck zn blcibcn, mit Polizcimaßrcgcln da- zivifchen, iu» die Waffe abznstnmpfcn, welche dcr dcut- schc NcichSkanzlcr icn kampsc gegen Nom durch dic patriotische Thciluahme des Volles finde» soll. Das deutsche Volk ist iulciligcul genug, um sich bei einem Kampfe zwischen Kaiser nnd Papst aiicmal ans dic rechte Seite zn schlage»; cs bcdarf dazn lciucr poli zeilichen Hilse. Dort aber, wo demagogische Umlricbc dcr Fcndalparlci cin polizeiliches Eluschrcilcu rccht- fcrligtcn, hört u>au nichts von derartigen Maßregeln. Graf Enlcnlmrg verspricht: das Ministerium Noou werde das Gesetz dcr historischen Entwicklung Preu ßens weiter verfolgen. Seit 1866 hat diese Entwick ¬ lung sich in liberaler Nichlnng vorwärts bcwcgt. Sinn wollen wir abwarlc», wie cs mit dcr Hcrrcnhanö- rcform nnd i>cn kirchcnpolitischcn Gcsctzcn wcilcr geht. Wie sicht c« vor Allcm mit dcm Gesetze über dic Eivilchc, dessen dcr Staat, soll cr sich mit dcr Kirche gründlich nnsciuauder sctzcu, gar nicht cntbchrcn kamt? Es sind dies Fragen, ans die nur mit Thatcn geant wortet werden lau». Fällt die Antwort ungünstig ans — alle Anzeichen spreche» dasür — dann wird alle Wclt wissen, daß das Ministcrinm Nocm nicht cin Ministcrinm Bismarck mcd daher dcr Zweifel ge rechtfertigt ist: „dic Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt dcr Glanbc!" Jndcß, was anch dic nächste Zeit bringe, eine dau ernde Nückwürlsbcwcgung ist midcnllich; dafür bürgt dcr Kttllnrzuslaiid dcö dcntschcn Volkes. So lange die Ncichspolitik rüstig vorwärts schreitet, können Re nclionSgclüstc einzelner Bimdcsstaatcn tiefere Wnrzcln nicht schlage». Zndcm ist Fürst Bismarck nicht der lNanii, sich seine Eirkcl störcii z» lassen. Sei» Wort: „Nach Eanossa gehe» wir nicht," wird cr in Staal nnd Kirche zu lösen wissen. Tagesijcschichte. Seicbsou. Geboren wurden im vcrslossncn Jahre m der Kirchsahr» Ncinhardödors im Gan- zen 168 Kinder, nämlich 80 männl, und 88 weckt. Gcschlechics, darunter 6 lodigedorne. Auf Reinhards. eorf kommen davon 56 Kinder, 26 Knaben und 30 Mädchen, darumer 3 uneheliche, auf Schöna 46 Kin der, 2l Knaben und 25 Mädchen, darumer 6 nn- cheliche, in Krippe»! 47 Kinder, 23 Knaben und 24 Mädchen, darumer 4 uncbeliche, in Kleingießhübel >9 Kinder, 10 Knaben und 9 Mädchen, darunter 4 uneheliche, im Ganzen 17 uneheliche Kinder. Es wurden demnach im Jahre 1872 iu dcr ganzen Kirch- fahr» 44 Kinder mehr geboren als im Jahre 1871. Vor 100 Jahren wurden in der ganzen Kirchsahr« 27 Kinder, vor 200 Jahren 34 Kinder geboren. Aufgcboic» wurden im vergangnen Jahre 36 Paare, getrau» 28 Paare, davon lommen auf Nein. hardSdorf 4 Paare, aus Schöna 9 Paare, aus Krip pen 12 Paare, aus Kleingießhübel 4 Paare. Gestorben sind im vergangnen Jahre 93 Per sonen, 51 männlichen, 42 weiblichen Geschleckes, als: 6 Wittwer, 8 Wliiwen, 18 Ehemänner, 15 Ehe- franen, I Verlobter VräMigam, 2 Junggesellen, 3 Jungfrauen, 2 Schulkinder, 17 Knaben, 1.5 Mäb- cheu, 6 »odlgeborne Kinder, davon kommen auf Nein bardSdoif 23, auf Schöna 24, auf Krippen 29, auf Kleingießhübel 17 Personen. Demnach starben im Jahre 1872 23 Personen mehr als im Jahre 1871; vor 100 Jahren starben in unsrer Parochie 49, vor 200 Jahren 29 Personen. Communilanlen waren im vcrsloßnen Jahre 1934, also 157 mehr als im vvrvergangnen Jahre. Darumer waren 93 kälechumcucn, also 33 mehr alö im vvrvergangnen Jahre, und zwar 38 männ liche und 54 weibliche, nämlich 31 >ruS Ncinhardö- dorf, 35 auö Schöna, 20 aus Krippen, 6 ans Klein gießhübel. Außerdem fanden 16 Hauö- und Kran- kcncommunivncn stall. — In dem mii Go»» zurückgelrglen Jahre wurden in dcr Parochie Lichten Hain 1. aufgebolcn 16 Paare; — 7 Paare wenigcr als im vorigen Jahre. Geiran» wurden 6 Paare, von denen 2 auf Lichlcn- haiu, 2 auf Mickelndorf und 2 auf Allendorf kom men; außerdem 1 auswärliges Paar — 4 Paare weniger, als im vorigen Jahre. 2. Geboren wur den 63 Kinder, den. Geschleckte nach 29 Knaben und 34 Mädchen. Davon kommen auf Lichlenhain 36 — 18 Knaben und 18 Mädchen; auf Mickelndorf 9 — 4 Knaben und 5 Mädchen; — auf Altendorf 18 — 7 Knaben und 11 Mädchen. Umcr dcn 63 Geburten befanden sich 2 »odigeb. Knaben, 1 »oklgeb. Mädckcn und 2 außereheliche Kinder. Die Zahl der Gcbornen ist um 7 geringer, als im vorigen Jahre. — 3. Gestorben sind 45 Personen: 24 männlichen und 21 weiblichen Geschlecht«. Auf Lichtcnhain kom- men 25 Verstorbene: 2 Wittwer, 1 Wickwe, 1 Ehe. manu, 1 Ehefrau, 1 Jüngling, 9 Knaben und 10 Mädchen- — auf Mickelndorf 7 Verstorbene: 1 Witt wer, 1 Ehemann, 1 Jüngling, 1 Jungfrau, 2 Kna» beu und 1 Mädchen; — auf Allendorf 13 Verstor bene: 3 Wickwe», 2 Ehemänner, 3 Ehefrauen, 1 Jung- ting, 3 Knaben und I Mädchen. Gegen das vorige Jahr sind 11 Personen mehr verstorben. Die Zahl der Confirmandcn betrug 30 — 13 Knaben und 17 Mädchen. Communicatcken waren 950 — 32 mehr als im Jahre 1871. Dresden. Dic Gesammi-Einnahme der stickst- böhm. DampfschifffahrtS-Gcscllschaft in der Zeit.vom 1. April bis 3l. Deccmber 1872 belrägt 200,376 Thlr. 13 Ngr. 5 Pf. Gegen dcnsclbcn Zeitraum im Vorfahr sind 1872 5991 Thlr. 12 Ngr. weniger cingenommen worden. Leipzig, 8. Jan. (Mcßbcrichl.) Wir Hore» überall die lautesten Klagen über den schleckt,stcn Geschäftsgang allcr und jeder zugcführttn Meß. arlikel, und man ergeh» sich in mancherlei Gründe, d,e einen solchen herbe,gcsühr» haben könmen. Dic Lager wollener Waaren wurden, des lauen Wimerö wegen, mchi geräumt, und cs crzircken daher Fa- brilaiiien leinen zufriedenstellenden Umsatz. In Lci- nenwaarrn gingen nur eiwas lclckic Bcttzrugc in mäßigen Poften ab, wohingegen fernere Waarc fast gänzlich unberücksichtigt blieb. In voigckändischcn Weißwaarcn war das Geschäft sehr ruhig, und es sind viele der Fabrikanten nicht einmal auf ihre Spe sen gekommen. In baumwollenen Nock- und Hosen stoffen fanden nur diejenigen Waaren Umsatz, die von cincr zur andern Messe bestell» und rann hier ausgelicfcr» werden. Im Ucbrigcn ging das Ge schäft darin sehr ruhig. Dcr Tuchmarlr war außcr- gcwöhnlich stark befahrcn; cö wurde aber trotz dcr angcboicncn billigcn Preise nur so wcnig umgcsctz», daß da« Mcistc unvcrkauft zurückgehr,i muß. — In garen Lcdcrn war dic Zufuhr eine unmäßige, und crzicltcn dieselben der gar zu schlechten Trocknung wegen lange nicht dic Prcisc, dic man für gnic tro- ckcnc Waarc angclcgi hätte. Es ist dies auch sehr natürlich, da eine nasse und nach dein Gewicht ver kaufte Waarc bedeutend ins Gewicht fällt und bei ihrer Trocknung sich auch eine bedcuiendc Gcwichiö- diffcrenz ergicbi, die dcn, Käufer zu großem Scha ven gereicht. Infolge dieser ungackckchen Waarc blick viel unvcr.'aufl. Htcrzu kommt aber auch noch, raß einc amerikanische Sorte Sohlenleder, Hemlock ge nannt, sick bei Vielen Eingang verschaff, Hai, seiner schlechten Qualität wegen jedoch sich nicht tätige hal ten wird. Zu Sohlen verwendet, stößt sich dieses Lerer bei trockenem Wecker wie faules Holz ab und erweicht bei nasser Witterung ganz bedeutend. Es ist dies allerdings wieder viel billiger, als dcutsch- gegcrbie Waarc, und wcnn cS sich auch jetzt zu be haupten suchte und den deutschen Gerbern einen mo mentanen Schaden znfügtc, so wird co wohl bald wicdcr aus dem Markl verschwinden. (Dr. I.) Am 2. Januar d. I. Vormickagö trug sich in Glashütte folgender, sehr bedauerlicher und er- sckuckcrnder Unglücksfall zu. Eine Frau, Wöchnerin, trug ein kleines Gefäß mit Wasser auö der Stube in dcn Hof, um es in die Düngergrube, welche mit Vreckrn bedeckt ist, zu gießen. Alö sie mit dem ei nen Fuße auf dic Bretcr tritt, gcbcn dicse nach, wci- chcn zurück, dic Frau kommt zum Fallcn und zwar so, daß sic mii dcm einen Beine in der Grube lieg». Sic erhebt sich zwar wieder, vermag auch noch in'S