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Vr. 2SS. 5. November 1927. Erzgebirgischer Dolkssreund. M,-,« « > Oertliche Angelegenheiten. Dämmerstunden. Nun sind sie wieder da, die langen Abende. Langsam be dächtig schleichen sie zu uns heran. Das Rad der Zeit läuft unentwegt dahin, einem Perpetuum mobile gleich. Immer wie- der kommen und gehen die vier Zeitabschnitte: Erwachen, Blichen, Vergehen und Schlummern. Der dritte Zeitabschnitt „Herbst" hat den Sommer verdrängt. Nochmals zeigte sich die Natur in voller Farbenpracht und beschenkte die Menschen mit Früchten für die gehabte Last und Mühe. Der Mensch bedarf der Ruhe. Diese gewähren ihm die langen Abende. Abend wird es in Ler Natur, und die Sonne geht früher zur Neige als sonst. Die langen Abende und die damit hereinbrechende Dun- kelhe.it bindet uns an den häuslichen HeÄ. Dem einen sind diese Abende eine Wohltat, eine Erholung; anderen dagegen werden sie zur Bürde. Jetzt muß man wieder so viel Licht ver brennen und Holz verfeuern, hört man jammern. Aber wohl dem, der im trauten Heim bei Lampenschein diese ruhigen Abende für sich zu verwerten weiß. „Eigner Herd ist Goldes wert!" sagt nicht umsonst ein Sprichwort. Auch die langen Albende kann man mit nutzbrin gender Arbeit oder mit Spiel, das Erholung bietet, ausfüllen. Da gibt es zu ordnen, zu richten. Während der Großvater im gepolsterten Nuhesessel am warmen Ofen gemächlich seine lange Pfeife raucht und dabei alten Erinnerungen Raum gibt, der Pater die neuesten Ereignisse im „Volksfreund" liest, ordnet die Mutter in Schubladen und Truhen die längst beiseite gelegten Sachen. Die Kleinen lernen oder spielen. Die gefürchtete langweilige Zeit vergeht, ohne daß man dessen gewahr wird. Gutes und Schönes, das ein gütiges Geschick auf den steinigen Lebensweg uns mitgab, wird durchlebt. Alles vergeht, nur die Erinnerung bleibt bestehen und ruft in uns ein friedliches Lä cheln, selige Freude hervor. Die Abende sind gerade die schön sten Stunden, Lie uns der allgütige Schöpfer geschenkt, wir wissen sie oft nur nicht mit Nützlichem und die Menschenseele Befriedigendem auszufüllen. Diese Stunden gehören ganz uns, unabhängig von andern. Du gehörst dir ganz und den Deinen. Im Sommer verweilen wir zu gern in Feld und Wald; sie bieten uns das Heim, das für alle geschaffen ist. Aber jetzt lernen wir das Heim schätzen und lieben, das wir mit an dern, die uns fremd sind, nicht teilen müssen. Lerne du dein Heim in diesen langen Abenden nur recht lieben, dann wirst du die Kunst des Daheimsems zu verstehen und zu erfassen wissen. Du bist dann selbst zufrieden — glücklich. Aue, 4. Nov. In der Generalversammlung desBürger- Vereins von 1863 im Dereinslokal „Biirgergarten" er stattete der Schriftführer, Hr. Leucht, den Jahresbericht, dem wir folgendes entnehmen: Die Entwicklung des Vereins war im verflossenen Jahr gegenüber dem Vorjahr eine ruhige. Auf dem BUrgerheimgrundstück wurden weitere Bauarbeiten nicht in Angriff genommen. Durch die Fortführung der im Gange befindlichen Umbauten wurden eine Anzahl schöner Räume und wertvolle Verbesserungen geschaffen. Die Erneue rung der im Obergeschoß schadhaften Fenster ist in die Wege geleitet worden. Von dem zur Durchführung der Umbauten aufgenommenen Darlehn wurden im abgelaufenen Jahre 1000 Reichsmark getilgt. Die ausgewerteten Kriegsanleihefcheine, die am 27. Februar d. I. einen Wert von 4972 NM. hatten, be finden sich nach wie vor in Verwahrung der „Adca" in Aue. Einer Einladung der Schrebergartenvereinigung zur Teilnahme an der Einweihung ihrer Gartenanlage hinter dem Bechergute bat der Verein Folge geleistet. Die im Laufe des Jahres abge- haltcne Generalversammlung sowie die Vorstandssitzungen wa- rcn immer recht gut besucht. Der Besuch der Monatsversamm lungen hätte jedoch besser sein können. Hr. Rehm, der lange Jahre dem Vorstand angehörte und Bürgerheimkassierer ist, wurde zum Ehrenmitglied ernannt und ihm die Urkunde hier über am Tage seines goldenen Eheiubiläums überreicht. Die Mitgliederzahl ist im Laufe des Jahres von 212 auf 214 ge stiegen. Hiervon sind neun Ehrenmitglieder. Die Bürger- heinckasse wies am 31. Dezember 1926 einen Bestand von 166,34 NM. auf. Durch Veranstaltung einiger Vergnügen hat der Verein in würdiger Form die Geselliakeit gepflegt. Außer ordentlich stark war die Teilnahme der Mitglieder an der im Mai durchgeführten Kraftomnibusfahrt nach der Augustusburg. An Stelle der seit einigen Jahren im Bürgerheimgrundstück ab gehaltenen Sommerfeste veranstaltete man am 17. Juli ein Leltsns vslsgsnkstt r. dllllgsn klnksu». 10V Niiek Vpkevkappai'sts in kslnstor 19 Aüek eiMI. äskms8vkinen versckleasns HiiMtstMnz, 2V 81üvk ^Skken-fskki-Aäs,-. Broker Vorrat In l^rsa!,- u. 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Juli hatte unter den schlechten Witterungsverhältnissen zu leiden. Sind auch im letzten Jahre keine besonderen Ereignisse zu ver zeichnen gewesen, so ist doch von der Dereinstätigkeit zu sagen, daß sie von gutem Erfolg für Lie idealen Bestrebungen des DUrgervereins gewesen ist. Dem 1. Vorsitzenden, Hrn. Böhme, wird in dem Bericht der Dank der Mitglieder für seine umsichtige Dereinsführung ausgesprochen und der Wunsch daran geknüpft, daß er dem Verein noch lange Jahve vorstehen möge. Der Jahresbericht schließt mit dem Wunsch, daß bald der Zeitpunkt herannahen möchte, zu dem das Bürgerheim, grundstück „Weiße Erdenzeche" seiner endgültigen Bestimmung zugefiihrt werden kann. An die Mitglieder ergeht die Ditte um tatkräftige Mitarbeit an diesem segensreichen Werk. Durch lebhaften Beifall gaben die Anwesenden ihrem Dank für den ausführlichen Jahresbericht Ausdruck. Der Dereinskassierer, Hr. L. Sachadä gab den Kassenbericht, der mit einem Bestände von 879,75 NM. abschließt. Ihm wurde Entlastung erteilt und der Dank der Versammlung für seine gewissenhafte Tätigkeit ausgesprochen. Sämtliche satzungsgemäß ausscheidenden Vor- standsmitglieder wurden durch Zuruf wiedergewählt. Auf Vor schlag des Hauptvorstandes wurde das Ehrenmitglied Stadtrat A. Mehlhorn zum ständigen Mitglied in den Vorstand ge wählt. Aue, 4. Nov. Am Sonntag hielt die Priv. Schützen - gilbe ihr Schluß- und Königsschießen ab. Unter den Klängen der Schützenkapelle wurden die beiden Könige, Schützenbruder Georg Brause und SHützsnbruder Kurt Porstmann, abgeholt. In der Schützenhalle begann dann ein reges Schießen. Auf die gestiftete Ehrenscheibe gab der Fähnrich Hugo Feistel den besten Schuß ab und errang sich dadurch die Königswürde für das Jahr 1927/28; 1. Ritter wurde Schütze Rössel, 2. Ritter Kurt Porstmann. Den nächstbesten Schuß gab Ernst Groß ab. Weitere 20 Schützenbrüder er rangen Preise. Nach Schluß des Schießens fand im Beisein der Schützenfrauen im Bechergut ein gemütlicher Abend statt. Die Schießresultate des vergangenen Jahres haben sich er- Heblich gebessert. Als bester Schütze für die Gau-Medaille konnte Major Georg Baumann gefeiert werden. Montag, den 7. November, wird der Schlußball im Bürgergarten abge halten. Neustädtel, 4. Nov. Ani 1. November waren 30 Jahre verflossen, seitdem der Leiter der hiesigen Zweigniederlassung der Firma F. W. Gantenberg in Aue, Direktor Arthur W i t - tig, als kaufmännischer Angestellter bei der Firma tätig ist. Aus diesen: Anlaß veranstaltete die Belegschaft der Neustädtler Filiale in dem mit Blumen und Girlanden sinnig geschmückten Geschäftszimmer Ler Fabrik eine schlichte Feier, um ihrem Vorgesetzten eine verdiente Ehrung zu bereiten. Beim Ein tritt des Jubilars wurde er mit dem Gesänge des Lie des „Bis hierher hat mich Gott gebracht" begrüßt, worauf ihm Frau Scheller namens der Arbeiterschaft in warmen Worten die herzlichsten Glückwünsche zum Ausdruck brachte und zu gleich eine wertvolle Erinnerungsgabe überreichte. Sie sprach dabei das Bedauern aus, daß dies nicht bereits beim 25jäh- rigen Jubiläum des Hrn. Wittig geschehen sei, aber man habe damals keine Kenntnis dieses Tages gehabt. Der Jubilar sprach tiefgerührt für die ihm so überraschend bereitete Ehrung seinen Dank aus. Mit einem Schlußgesang endete die ein fache, aber schöne Feier, welche Zeugnis ablegtc von dem vor bildlichen Verhältnis zwischen Arbeiterschaft und Vorgesetzten des Unternehmens. Neustädtel, 4. Nov. In der Dienstag im Ratskeller ab gehaltenen Versammlung des Turnvereins sDTH wurden drei Aufnahmen vollzogen und eine Anzahl Eingänge erledigt. Beschlossen wurde, wegen der viele Zeit in Anspruch nehmen den Vorbereitungen für die Wcihnachtsaufführung das ge plante Herbstvcrgnügen ausfallen zu lassen, ferner am ge meinsamen Kirchgänge und an der Trauerfeier am Totensonn tage teilzunehmen und an den Stadtrat ein Gesuch um Er laubnis zur Benutzung des städtischen Sportplatzes zu richten. Weiter folgte noch eine Aussprache über das Deutsche Turn fest in Köln. Lößnitz, 4. Nov. Ani Montag, den 7. Nov., abends 8 Uhr hält der Frauenverein unter Leitung der Vorsitzenden, Frau Dr. Krumbiegel, in Thiels Konditorei seine Haupt- versammluna. Lehrer Hunger wird als Kassierer den Kassen bericht geben, Obcrpfarrcr Lie. Schuster als Kurator den Jahresbericht. Auch wird die Weihnachtsbeschcrung vorbcra- ten. Zahlreiches Erscheinen der Mitglieder und Freunde des Vereins wird erbeten. Alhernau, 4. Nov. In der am 1. Nov. stattaefundenen Gemeindeverordnetensitzung nahm das Kollegium Kenntnis von der Genehmigung der GrundstUckveräutzerung aus Gemeindeareal, von der Genehmigung der Ortsschulord nung und von der Verlängerung des Vertrages mit dem Nah- rungsmittelchemiker Weber. Gegen die von dem Elektrizitäts werk Obeverzgebirge mitgeteilte Erhöhung der Strompreise auf 81 Pfennig für die Kilowattstunde wurde Einspruch erhoben. Ein Gesuch um Erlaß der Grunderwerbsteuer konnte nicht ge nehmigt werden. Das Gesuch der Firma Matthes in Zschorlau zum Befahren der Ortsstvaße wurde genehmigt. Ein Gesuch um Bauzuschuß wurde zur Kenntnis genommen. In nicht- öffentlicher Sitzung wurden Wohlfahrts- und Wohnungsangete- genheiten erledigt. Das Kollegium stimmte Len Beschlüssen des Wohlfahrtsausschusses zu und genehmigte die Nachzahlung für die Sozialrentner. Die Sätze für die einzelnen Rentner wurden nochmals vom Kollegium Lurchgesehen und festgestellt, daß den Richtlinien des BezirksverbanLes bei Festsetzung der Renten entsprochen worden ist. Desgleichen wurde Kenntnis genommen von der Erhöhung der Bezirksumlage von 701,60 Reichsmark. Albernau, 4. Nov. Die Orgel unserer Kirche wird ge genwärtig von der Firma Schmeuser in Döbeln einer gründ lichen Reparatur unterzogen. Die Neparaturarbeiten werden diese Woche beendet. Am nächsten Sonntag wir- mit dem Haupt-Gottesdienst eine Orgelweihe verbunden sein. Konzert-, sänger Zeeh-Leipzig sowie Ler Männevgesangverein werden bei dieser Feier mitwirken. Raschau, 4. Nov. Am 19. und 20. Nov. findet in der Sporthalle die 2. Kreis-Iungqeflügel-Schau des Verbandes Sächs. Geflügelzüchterverein«, Kreis Schwarzenberg, verbunden mit der 37. allgemeinen Geflügelausstellung Les Geflügelzüchter- Vereins Raschau statt. Anmeldungen sind bis spätestens 14. Nov. an Alwin Bader einzureichen. Anmeldebogen soweit sie nicht zugestellt werden, sind beim Verein anzufordern. Die Beschickung, sowie der Besuch der Ausstellung ist bestens zu empfehlen. Am 20. Nov. findet gleichzeitig eine öffentliche Verlosung von Nutz- und Rassegeflügel statt. Der Vertrieb der Lose hat bereits begonnen. Außer den Landesverbands- und Wirtschastskammerpreisen stehen noch wertvolle Ehrenpreis« dem Verein zur Verfügung. " Hohenstein-Ernstthal. Hier trafen 40 Arbeiter aus Bay- ern ein, die von einem Chemnitzer Arbeitsvermittler angewor- bcn worden sind, der aber sein Versprechen, sie am Bahnhof zu erwarten, nicht eingehakten hat. Die Leute sind einem Schwind ler. der ihnen Anzahlungen abgenommen hat, in die Hände ge fallen. Da di« Arbeiter mittellos waren, nahm sich das städtisch« Fin-'orgeamt ihrer an. ** Crimmitschau. Als der 69 Jahre alte Futtermeister Dost im Rittergut Bo'enhof ein Pferd in den Stall führen wollte, wurde er an eine Gartcnsäule gedrückt, wobei er so schwere Quetschungen erlitt, daß er bald darauf starb. ** Dresden. Ein 23 Jahre altes Dienstmädchen, das in ihrer Wohnung heimlich geboren hatte, bat ihr Kind sofort nach der Geburt durch Ertränken in einer Waschschüssel getötet. * Bautzen. Die inmitten der Stadt gelegene Kunstmühl« Gustav Lehmann A.-G.. ging in Flammen auf. Der Brand war im vierten Stock des Südflügels ansgebrochen, wo die Reini gungsmaschinen standen. Dieser Gebäudeteil ist bis auf den ersten Stock ausgebrannt. Der Schaden ist bedeutend, da di« Maschinen und Mehlvorräte, die sich in den drei ausgebrannten Stockwerken befunden haben, vernichtet wurden. Es wird Brandstiftung vermutet.