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ESDSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSLSSSDS» Welt Im Bild «L.LLS«LSSSSLSSSVSLLELLSKSSSSS«E«>««k«» Cs tagt! Skizze von Fr. A. Kaller. ^A7>. (Schlutz.) r» ie zog sich an. um mit ihm zu geiieu. Gcaulivorlet hat üe ihn: kffä'?'> ^uu, "" Haussiur blieb sie sleheu, ,ah zu ihm aus. Nie ivar er ihr so hühuenhait erschie neu. so rcekcnhafr und frisch. „Wie. Thomas, wenn alle so dächten wie du?" Da wurde er nervös, ernst und böse. „Laß mich schon in Ruhe, Kurd. Jeder muß wissen, wo sein Platz ist." Sie sagte nichts mehr. In ihr war alles wie mit Keulen totgeschlagen. Sie gingen über den Fahrdamm; eine Straßenbahn kam an ihnen vorüber und vorn, neben dem Fahrer, stand ein Soldat in Feldgrau, säst noch ein Kind. Dpra staunte ihn an wie einen Auserwählfcn oder wie ein Wunder. Er sah ihre großen Augen aus sich gerichtet und lächelte verstohlen voller Uebermut. „Der weiß seinen Platz auch", dachte sic. Am Potsdamer Platz stauten sich die Mennl en. „Was ist denn hier los?" fragte Palsy. „Man wartet'auf ein ausziehcndcs Re giment!" sagte eine arme Frau, die ein Kind an der Hand hielt. „Dann komm fort, Dora!" „Nein. Ich warte!" Sie sprach es mit abgewandtem Gesicht; so sah sie nicht sein mißmutiges Achsel zucken. Es währte nicht lange, so scholl vom Brandenburger Tor her MilitärNusi! und nun kam Leben in die Wartenden. Alle standen mit Blumen in den Händen. Der Gleichschritt Preußischer Infanterie tam nä her, aufreizend klang die Musik, die eben zu einem flotten Marsch angcsetzt hatte. Do-a dachte nur noch an dis Soldaten, a l as Feld, an den Tod. Sie lief zu einer Tmmenfrau und kaufte an Rosen, was ihre Börse hergeben wollte. Und plötzlich war sie mitten im Wirrwarr, hörte abgerissene Sätze und Rufe, sah Tücher schwenken und in erhitzte Gesichter. Sie teilte wahllos ihre Blumen aus und achtete doch zumeist auf die, die die Helmspitze und das Gewehr nicht umwunden hatten. Wie aus weiter Ferne schlug einmal Palfys Stimme an ihr. Ohr; aber sie verstand ihn nicht, sie hatte keinen Sinn mehr für ihn. Sie lief neben den Sol daten her wie damals, als der kleine Trupp die Linden, überquerte — nur daß heute ein bangerAbschied ausgcstanden werden mutzte. Die lange Reihe der Feldgrauen war vorüber, die Musik verhallte, die Menschen verliefen sich allmählich Dora stund allein auf einer Straßeninsel neben einer alten Dame, die offenbar ihren Platz behaupten wollte, solange Noch eine Helmspitze zu sehen war, noch ein verlorener Klang her- übertönte. § „Siehst du, Dora, das sind so die Neben erscheinungen, wenn die Menschen ausein ander loSrasen!" Palfy stand wieder neben ihr, breitbei nig und den Hut in den Nacken geschoben. Auch er sah erregt aus. „Die Konsequenzen vgm Freikauf sind freilich bequemer. Geh du aus deinen Platz — ich Weitz den meinen!" Sie wcOdte sich um und ließ ihn stehen. . Er blieb zurück neben der alten Dame, die ihn verständnislos anstarrte. — — — — Dora eitte sich, ohne Umsehen fortzukom men. Der Gedanke: Nach Hause! ersülltc ; sie ganz. Viel war vor der Abreise nicht zu er- ! ledigen. An die Signora schickte sie einen i Blumenstrauß mit ein paar liebenswürdi gen Worten und entschuldigte ihr persönli ches Fernbleiben mit einer eiligen Abberu fung, da ihr Vater erkrankt sei. „So eine häßliche Lüge", dachte sie, aber nur fort, nur fort, nur fort, ohne Rede und Antwort stehen zu müssen. Nur fort, ehe man sie vielleicht noch einmal um eine Aussprache anging. Sie packte in Eile ihre Sachen, um mit dem nächsten Frühzuge abzurcisen.— Die Lampe brannte und die Fenster standen an diesem schwülen Abend weit auf. Dora sah sich in ihrem Pensionszimmer um, lieb und vertraut war es ihr geworden, ver- knüpft mit tausend Erinnerungen. Sie kramte ihre Sachen durch und mutzte plötzlich lachen; wie man leicht und lustig lebt — was man alles erlebt bei diesem harmlosdn Vagabundieren. Aber nicht lange, so wurden ihre Züge ernst, sie er- ! schreckte sogar, denn plötzlich hielt sie Fritz Anders Brief in der Hand, der damals in j den Mobilmachungstagen gekommen war, i den sie noch Michi gelesen hatte. Fritz Anders! ,Und warum er nur an ! sie schrieb, er war doch iü Gwtz-Lindow wie immer; er war doch Invalide. Der Brief belehrte sie eines andern. Er schrieb: „Liebe Dora! Ich sage dir Lebewohl, denn morgen rücke ich mit meinem alten Regiment aus. Mein Wunsch ist, im Osten zu kämpfen, denn der Osten ist uns, was Land und Leute anbctrifft, für den Krieg im wahrsten Sinne des Wortes terra in- eogmta. Mein Fußleiden wäre mir bei- nahe zum Verhängnis geworden, ich wollte und mußte mit hinaus, denn noch niemals war Haus und Herd be droht wie heute, noch niemals galt es eine so große Männersache. .Auf meine eigene Gefahr hin also rücke ich mit meiner schweren Haubitzbatwrie 'aus, so zusagen als Kriegs,reiwilliger, eigentlich „nur mitgenommen" wie der Stabsarzt sagt Aber was macht das? Wenn man nur dabei ist! Und wenn du einmal an mich denken willst so stell dir deinen al ten Kindheit-freund vor rasselnd über Stock und Stein, schließlich wird man auch wo einen herrenlosen Gaul auffan gen. Wie-das so im Kriege gehen soll — „Sie dürfen aber nicht weinen, mein Fräulein", sagte sie streng, „daß die Männer ins Feld ziehen, das mutz eben fein!" „Ja, es mutz sein", erwiderte Lsra und - wachte die Tränen fort. — i Ja, liebe Dora mit dem Denken, das ist so eine eigene Sache — es gibt Ge danken, die man nur ichlccht bezwingen kann. Ich für mein Teil wollte nicht mrsreiseu, ohne dir lebewohl zu sahen. Vielleicht will das Schicksal, daß Wil uns noch einmal Wiedersehen, wenn nicht, nun jo sterbe ich eben wie es mei nes Lebens höchste Gunst ist, in Erfül lung einer Ehrenpflicht und in großer Liede für die Heimat. Mit dir sei Gott, solange du lebst! Wenn du heimkommst, so besuche bitte Tante Anders und verplaudere ihr eine trübe, schwerbsladcne Stunde. Groß- Lindow bleibt in schlechten, pekuniären. . Verhältnissen zurück, meine Arbeit war noch nicht zur Hälfte vollendet. Aber nun handelt es sich um einen anderen Besitz als um ein Rittergut im Kreise Zauch- Belzig. Nimm viel und aufrichtigen Dank, liebe Dora. Unsere Kindheit war doch schön! Dein Fritz Anders." Dora las mit brennenden Augen; sie hatte das Gefühl, als hätre Fritz noch viel mehr schreiben wollen, als hätte er sich ge- j müht, ein Ende zu machen. Sie legte die ! Hand an die Stirn und sann nach. Fritz war im Feld! Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, frei zu kommen, aber er war kei ner von denen, die „Landesverrat" betrei ben, ohne den „Ehrenmann" abzulegen, die sich loskaufcn. — — — Wenn sckwn Tante Merten in den Pfingstferien fand,Dora sähe schlecht aus, so war sie nun einfach entsetzt, das Pflegekind so blaß und schmal wiederzubckommen. „Herzenskind, regt dich denn der Krieg so auf?" Und ohne eine Antwort abzuwar- tcn, erzählte die alle Danie weiter: „Und Fritz ist auch fort." „Ja, Tante, ich weiß. Er hat mir gs- schriebsu!" „Du hast dich recht verändert, Dora. Du kommst mir vor, als hättest du früher immer s Helle, lustige Farben getragen und gingest nun in trübgrau. Was sind das aber auch für Zeiten!" Ja, was waren das wir Zeiten! Sic kannte sich selbst nicht mehr! Hurter ihr lag ein großes Zerbrochenes, das unbewusste Dahinlcben und ihr war, als hätte sich eine Hand erhoben, die mahnend aufgerichtet war und forderte, daß man- sich auf sich selbst besänne und den Stimmen Gehör schenke, die im Innern lebendig wurden. Noch stand sie unsicher, aber wohl merkend, daß sie den Weg zurück niemals mehr finden würde; an Thomas Palfy dachte sie wie an jemand, der untrennbar zu ihrer Ju gend gehörte wie ein buntes Band zu einem Weißen Kleid. Daheim war es still, still und leer und ihr deuchte, als müsse das so sein, als wäre das eigens für sie so weit und leer. Gieb du Leben in den Naum laß du die Stille durchklingen die große Zeit gebiert man ches, was sonst untergegangcn wäre! — „Jetzt mutz-jeder mit seinem Leben Ab rechnung ballen!" hatte Dr Ehlmann in den ersten Tagen nach Doras Heimkunft ge sagt. Das Wort traf sie wie ein Schlag 'Ja, um Geben und Hmnchmen drehte sich jetzt Wohl alles! Auf Grütz-Lindow bei Tante Anders, zu der Dora am ersten Sonntag ging, sah es so friedlich aus wre immer. Auch dort schien alles zu Warren auf das Reue, auf dar. was erkämpft würbe, außen und inne*. Wett t« Vtld Stück abaskch fttcn, geklopft und nachdem man sic gaalzen und ein wenig gepfeffert, auf der "Stielpfanne genau so in kurzer Zeit geröstet oder gebraten wie Lenden scheiben vom Schwein, Rind, Kalb. Sie sind ganz vorzüglich zu fast allen Gemiise- arten, Rosenkohl, Teltower Rübchen, Wir sing und dergleichen. Am zweiten Fest tage könnte der Speisezettel vervollständigt werden durch gebratene Kartoffelklöschen. Zu einem gehäuften Suppenteller voll abgs- kochwr, kalt abgeriebener Kartoffeln, gibt inan abgeriebens Zitrone, zwei Eßlöffel Mehl, vier Eßlöffel Wasser, eine Prise «salz, Zucker, und einen halben Teelöffel voll Backpulver. Geformt werden sie wie flache runde Kügelchen, dann in Milch getaucht, in gestoßener Semmel gewendet und in dem ausgelassenen Hammslfett schön braun ge braten. Um ganz sicher zu sein, daß ihnen kein Talggeschmack anhaf et, legt man sie, nachdem sic ausgebacken sind, einen Augen blick lang auf zerknülltes Seidenpapisr. Nebenbei wird irgend welches Eingemachte, oder ein beliebiger Fruchtsast gereicht. Des Abends wird ein einfacher Heringssalat willkommen fein. Dazu gehören zwei große, gut gewäsjerte Heringe, zwei dito Aepfcl, vier abgekochte Kartoffeln, eine mittelstarke Zwiebel, etwas eingelegte süßsaure Gurken, oder eine Salzgurke, etwas ro e Beete, Essig, Oel, eine Kleinigkeit eingelegte Preitzel- beeren, Zucker, Pfeffer. Alles ist in Würfel- chen zu schneiden und tüchtig zu untermengen. Ist wirklich guter Essig, am besten mit Estragongeschmack, vorhanden, kann die Hausfrau mit dem kostbaren Oel sehr ökono misch verfahren. Am Abend des zweiten Festtages mutz für den nächsten Mittag vor gesorgt werden, indem man ein halbes Pfund Weiße Bohnen wäscht und dann in kaltem Wasser einwcicbt. Alles was nun noch von der Hammelkeule vorhanden ist, die Knochen aus dem Bein, die von dem gebratenen Fleisch, das Stück rohes Fleisch, werden mit etwas mehr Wasser, als man Supps braucht, und vielen Suvvmwurzeln zu einer kräftigen Brühe ausgekocht, daneben auch in einem besonderen Topf die Bohnen weichgequollen, von dcn"n man die Hälfte durchschlägt. Außer ihnen gehört das Wurzelzeug klein zett eilt und einige übergs- wallte Kartoffelstückchen, sowie die ganz ge bliebenen Bohnen in das außerordentlich nahrhafte Suppengcricht. Ein wenig klare Bouillon spart man für den letzten Tag des Hammels auf. Für viele Wird das Bohncncfsen genügen, mit vielleicht ein wenig geschmortem Obst hinterdran, wer sichs leisten kann, mag noch einen Eierkuchen dem dritten Festtag zu Ehren hinzufügen. Kriegseicrkuchcnrezept: zwei Eier, sechs Löffel Mehl, zwöff Löffel kaltes Wasser, etwas Salz, wenig Zucker, eine Prise Back pulver. Jetzt neigt sich aber der Braten seinem Ende zu. Was noch an dem mit ausge kochtem Stück sitzt, sowie kleine Reste vom Bcin und so weiter, werden in Gula'ch- S ückchen zerlegst Nun schneidet man drei große Zwiebeln klein und dünstet sie unter hin,zufügen von einem halben EssiLffel voll Kochkümmcl in dem Bouillonrest vom vorigen Tage weich. Schließlich wird Mehl an die Tunke gegeben und muß das Fleifch dakin eine kurze Zeit durchdünsten. Hierzu Salzkartoffeln. Suppe kocht man für dieses Mittagsmahl aus Brotresten, besonders rkrustem Geschmack crLLK sie, mau rin Hänbe »oll Le-lelichw!-« — b*i l unserer Auffüllung die aufgehobenen, von j d>. .' kauen Speise des ersten Festtages — mit wcichmacht und mit durchreibt. Gezuckert! und gesalzen muß die Suppe natürlich - werden, ob man ihr Fett zusetzt, hängt vom Vermögen und Geschmack ab. Noch ein Wort über das Durchhauen des ! Bratens. Es ist so gedacht, daß ungefähr i zwei und ein halbes Pfund auf wie Wildbret ; i bereitete Stücke kommen, zwei Pfund für j die Steaks und das Zwiebelfleisch bleiben, j das Uebrige an Gewicht dürsten Beinknochen und Talg ausmachcn. Genaue Preise kann man leider nicht angeben, da diese überall schwankend sind, aber bei der vorgeichlagenrn i Einteilung wird hoffentlich manche deutsche > Familie selbst jetzt sich die Weihnachtstafel besetzen können, ohne daß von wirklichem! Entbehren die Neds zn sein braucht. Oie Von Paul Alexander Schettler. A o lange ich in dem Hause Ncumarkt- straße vier Treppen hoch wohnte, klang bis in die Nacht hinein das Surren einer Nähmaschine, die noch ein Stockwerk über mir von unsichtbarer Hand bedient und unsichtbaren Füßen bewegt wurde. Wer kennt in einem Großstadt hause seinen Nachbarn? Man geht anein ander vorüber, grüßt sich oder grüßt sich nicht, wie einem dis Laune steht, das ist alles. So kannte ich auch nicht dis fleißige Näherin über mir. Genug, daß ich all abendlich das leise Summen ihrer Maschine vernahm und daß es mich oft genug in Ge danken und Träume sinspann. In manchen Brief, in manche Lektüre, in manches Er lebnis tönte das heimliche Schnurren und Nattern hinein, Mit dem allabendlich ver ebbenden Stratzenlärm klang es zusammen und gab eine selffam besänftigende, brruhi- gends, eintönige Melodie ab. Und wenn j der Tag erwachte, war es wie ein Weckruf j zu neuem Schaffen, ein fröhliches Ermun tern zur Arbeit. Denn Tag und Nacht j summte die Maschine ihre Melodie über i mir mit kleinen Unterbrechungen, dis wie ! ein kurzes Atemholen waren, ein Perpe- ' tuum mobile des Fleißes des TagS bis in die Nacht hinein. Ich trug manchmal Verlangen danach, die fleißige Näherin kennen zu lernen, dis gewiß nickt nur für sich nähte und nähte, - denn es war mir oft, als wenn ich kleine leise Schritts neben dem Geräusch des un- auchörlichen Schnurrens vernahm, da? Trwpcln von Kinderfützen und gedämvfte ! Töne eines kindlichen Jauchzens. Selten ' freilich. Und dann gab es auch kräftige und hart klingende Tritts da oben, die von den Schritten eines Mannes herrühren j mußten. Doch dazwischen und alles über- ; i tönend oder wie in einen Klanqnsbss ein hüllend die nie rastende ratternde Maschine Da kam der Krieg, die Tage der Mobil machung. AllcS, alles wendete sich plötzlich, die Gassen wurden laut und in den Stuben wurde es still. Auch die Nähmaschine droben schwieg plötzlich. Auch ihren summenden . Gesang hatte Kriegslärm unterbrochen. Dafür klang eS von den Straßen her bis i in die Nacht hinein, ein gewaltiges Surren ! j und Gummen, ein Rauschen von Fm-rsln, und ja «nrmcheS Eseflsns begraben« Sol. datcnlü-d wurde lebendig und schritt sieghaft durch die Häuserreihen. Und dann ebbte auch das ab, und es wurde still wie zuvor, nein, stiller als sonst. Da nahm auch die Nähmaschine ihren Gcsanm wieder aus, den altgewohnten. Und es war beinahe, als sollte der alte Geist, der von ihrsr weichen dunklen Stimme ausging, wieder bei mir etnkshren und vet- gejsen machen, daß sie eine kurze Zeit ge- feiert hatte. Doch nein, da war etwas in dem Schnurren und Brummen, das ich bis dahin nicht vernommen hatte. Ein Beiklang von Trauer, von gequälter Ungeduld war in ihr Lied gemischt. Nicht mehr die ruhige,, sanfte Melodie klang mir von oben; heftig ost, dann abbrechend und leise, zögernd raunte es zu mir her, jäh stockend, in un gleichem Rhythmus quälte sich ihr Gestöhn, etwas unsagbar MartervollcS ging von diesem Geräusche aus. Sine verwirrende, berückende Stimmung fühlte ich über mich kommen, wenn ich der Maschine muschle. Und ich wußte, als ich nichts rmyr von jen n männlichen Stapfen Lbsr mir vernahm, daß die Maschine zum Instrument eines sich in Sorgen und Trauer verzehrenden FrausnherzenS ge worden war. baS daS Beste für den Krieg hatte hsrgeben müssen. Mich aber, der ich weder die da droben kannte, noch ihr Ge schick zu teilen gesonnen war, ja, der ich selbst durch eigene andere Bande mit dem Geschehen des Krieges sorgend verknüpft war, machte das Geräusch einer Nähma schine zum Mitleidcnden eines fremden Gs- schickS. Allabendlich lauschte ich und trug mit cm jenem Frauenschicksal, das doch tausend- fach ertragen und erduldet wurde, und ich zitterte vor dem einen, dem unbestimmten Unabwendbaren, daß eS mir durch den eisernen Mund der geschwätzigen Maschine kund werden sollte — und das mir kund wurde. Nie habe ich ein Schweigen so grausig gefühlt, nie hat mir so kalt eine Toten- stille ins Herz gegriffen, als an dem einen Wend, als daS polternde Raunen mit einem Male kurz abriß und eine kalte Leere der Stille folgte, schivsr, lange, tage lang. Nun wußte ich, daß sich auch hier ein Geschick erfüllt hatte. Ich wüßte, daß jene behäbigen, schweren Schritte sich nickst mehr in ein behagliches Surren vermischen, daß das Trippeln kleiner Füße, das ferne Raunen der Maschine für mich unendlich schmerzlich sein würde. JK erlebte einsam und still für mich, in blinder Gewißheit eines jener Frauenschickjale mit, die sich tausendfach beute und morgen erfüllen.. Hundertemale erwog ich, ob es nun doch nicht an der Zeit sei, die wenigen Schritte zu tun, um, wenn sie der Hilke bedürftig sei, ihr solche anzuöieten. Dow wie? Was sollte ihr jetzt der Fremde? Und war sie allein von dem Schicksal ge troffen. war es nicht die Nachbarin vielleicht auch, diese und jene. Wer keimt in einem Grotzstadthause seinen Nächsten? Und dann begann ja auch wieder die alte Melodie zu singen, die Nähmaschine. Und seltsam. Jetzt, da das Schwere, ja das Schwerste Erfüllung geworden war, fand die Maschine wieder die alte monotone Weise, die von leiser Traurigkeit umwoben doch so besänftigend und beruhigend raunte, w-ie in den Zeiten heiteren Frieden» während draußen der Krieg weiter drübme und Völker und Felder -erstniNpft».