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I 74. Jahrg Dienstag, den 21. Dezember 1915. Nr. 146. Lokalblatt für Milsärofs Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Hartha bei Gauernitz, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Huhndorf, Eaufbach KE Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Miltitz-Roitzschen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Niederwartha Ooerhermsdorf Pohrsdorf, Rohr-^ Lei Wilsdruff Roitzsch, Nothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Serligstadt, Sora, Steinbach be: K-ffelsdorf Swmbach der Mohorn, Spechtshausrn, Tannrberg Taubenheim, Ullendorf, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg, Zöllmen. Mit laufender MerhaltunysDsmall-Milage, wöchentlicher illustrierter Seüagt ,Meli iw Kild" und monatlicher Beilage „Unsere Keimst". Druck und Verlag von Arthur Zschunke, Wilsdruff. Für die Redaknon verantwortlich: Oberlehrer Gärtner, Wilsdruff. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 Prozent Ausschlag. Jeder Anspruch aus Rabatt erlischt, wenn der Betrag dnrch «. I H Klage eingezogen werden mutz od. der Austraggeber in Konkurs grriit. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Wilsdruff. für das Königliche Amtsgericht und den StadtrM Forltrentamt zu Tharandt. MchMM für WM Erscheint wöchentlich dreimal und ^ Dienstags, UNÄ Außerhalb deS Amtsg^richtsbeztrks Wilsdmff 20 P^g Donnerstags und Sonnabends. Inserate werden tags vorher — bis mittags 11 Uhr angenoW""?'. - Bezugspreis in der Stadt vierteljährig i0 Mk. ftei in- ' Haus, abgeholt von der Expedition 1,30 ML, .Wch die Post und I iM unsere Landausträger bezogen Mr. M die Königliche Amts,. «Ptmannschast Mechrn. m Wilsdruff sowie Mr das König- Amtlicher Teil. Bei uns sind eingeganHen vont Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen das 22. und 25. Stück vom Jahre (9(5, vom Neichsgesetzblatt Nr. (5( bis >65 vom Jahre (9(5. Diese Linaänge, deren Inhalt aus dem Anschläge in der Hausflur des Rathauses ersichtlich ist, liegen (H Tage lang in der hiesigen Ratskanzlei zu jedermanns Einsicht aus. Wilsdruff, am 20. Dezember (9(5. Der Stadtrat. Die Weihnachtsnummer des Wochen blattes erscheint schon Donnerstag abend. Die Aufgabe der Inserate für diese Nummer hat bis spätestens vormittags 11 Uhr des genannten Tages zu erfolgen. portselrung aer amtlichen Teiles in Ser üeiiage. große Völkerringen. Das Oer Meg ums l^ap. Der direkte Weg nach Indien, an den die internatio nale Schiffahrt sich seit bald einem halben Jahrhundert wie an das liebe Brot gewöhnt hat, wird nun auch lang sam in die alles umfassende Zone des Weltkrieges hinein- gezogen. Von dem Angriff auf den Suezkanal sprechen unsere Zivilstrategen zwar schon seit Wochen und Monaten, als wäre er ein Kinderspiel. Aber erst seit der Reichs kanzler kürzlich im Anschluß an den durchschlagenden Er folg unseres Feldzuges gegen Serbien davon gesprochen, daß mit der Freilegung des Weges nach Konstantinopel auch Englands asiatische Besitzungen gefährdet seien, erst seit dieser vielbemerkten Kundgebung von maßgebender Stelle ist man wirklich dazu berechtigt, in absehbarer Zeit eine Ausdehnung des Kriegsschauplatzes gegen den Suez kanal hin zu erwarten. Trotzdem werden wir einstweilen immer noch gut daran tun, von diesen Aussichten so wenig wie möglich zu reden; warten wir auch hier lieber ver trauensvoll ab, was die Ereignisse uns bringen werden. Wohl aber dürfen wir darauf achten, in welcher Weise unsere Gegner sich auf das, was kommen soll, vorzubereiten beginnen. Die ersten Anzeichen nahender Umwälzungen liegen bereits zutage. In englischen Reederkreisen spricht man jetzt schon offen von einer bevorstehenden Schließung des Suezkanals. Holländische Schiffahrtsgesellschaften waren es, die das Signal zum Rückzug vom Suezkanal gaben. Vor einigen Tagen hieß es, sie würden ihre Dampfer fortan um das Kap der guten Hoffnung laufen lassen, natürlich nicht etwa aus Furcht vor einer Störung oder Gefährdung des Kanals, sondern wegen Schwierigkeiten der Kohlenver sorgung. Nun sollte man doch meinen, daß die Frage der Kohlenoersorgung um so leichter zu regeln sei, je kürzer der zurückzulegende Weg ist. Die englischen Kohlenhändler zerpflücken aber auch den Vorwand, hinter dem die nieder ländischen. Dampfergesellschaften ihrem Entschluß ein verhält nismäßig harmloses Aussehen geben möchten, in einer Zuschrift an die „Times" in wenig respektvoller Weise. In Port Said und in den Stationen des Mittelmeeres, be haupten sie, seien genug Kohlen zu haben, wenn auch ihr Preis hoch sei. In Port Said werde er sich für die nächsten Monate auf 87 bis 90 Schilling für die Tonne stellen gegen 25 oder 26 Schilling vor dem Krieg: aber jetzt, da so viele Schiffe, die sonst den Suezkanal befahren, von der englischen Regierung requiriert seien, und da die deutschen Schiffe still liegen, seien die Kohlenreserven sehr groß. Ferner nähmen ja die holländischen Schiffe in Sabang auf Sumatra Kohlen ein und brauchten in Port Said nur verhältnismäßig wenig Kohlen zur Ergänzung. In jedem Falle würde die Kohlen verteuerung in gar keinem Verhältnis stehen zu den Mehr kosten durch die Verlängerung der Route um das Kap. So neigt man dazu zu glauben, daß der wirkliche Grund die Gefährdung der Schiffahrt im Mittelländischen Meere durch deutsche und österreichisch-ungarische U-Boote sei, welche sogar die neutralen Schiffe nicht schonen (nämlich wenn sie Bannware führen, liebe Kohlenhändler von Groß britannien!) Die holländischen Gesellschaften wollten, so schließt die Zuschrift an die „Times", ihre Passagiere und ihre Frachtgüter offenbar nicht den Gefahren und Irr tümern des U-Bootkrieges aussetzen. Welchen Beweggründen diese Veröffentlichung ent sprungen ist, ob eigennützigen Händlerinteressen oder nationalen Eifersüchteleien, kann dahingestellt bleiben. Un gleich wichtiger ist die Tatsache, daß nach einer Versicherung des „Daily Telegraph" nun auch die englischen Schiff fahrtsgesellschaften, welche mit ihren Schiffen den Suez kanal befahren, beschlossen haben, künftig die Kaproute zu wählen. Wenn diese Meldung sich bewahrheitet — und es liegt kein Grund vor, sie für unzutreffend zu halten —, dann stehen wir vor dem Beginn eines neuen Abschnittes des Weltkrieges. England ohne die freie Benutzung des Suezkanals, das bedeutet einen Rück schritt von unermeßlicher Tragweite. Die ganzen Grund lagen seines Handelsverkehrs mit dem Osten erleiden einen Stoß, der alle Zeit- und Preisberechnungen über den Haufen wirst. Es kommt hinzu, daß alle modernen Frachtdampfer, was Maschinenkraft und Kohlenfassungs räume betrifft, gar nicht mehr auf die um mehrere Wochen längere Kapfahrt eingerichtet sind, so daß an allen Ecken und Enden nur Schwierigkeiten entstehen und sich häufen müssen, wenn die Durchfahrt durch den Suezkanal für unabsehbare Zeit gesperrt ist. Welchen Einfluß die fortgesetzte Steigerung der Frachtraten, der Kohlenpreise, der Versicherungsprämien auf die Ver sorgung Englands mit Lebensmitteln bis jetzt schon im Kriege ausgeübt hat, ist bekannt; mußte doch der britische Handels- minister dieser Tage wieder im Unterhaus feststellen, daß der Preis für nordamerikanischen Weizen in London heute um rund 110 Mark die Tonne nnd der Mehlpreis um etwa 16 Mark pro Doppelzentner höher ist als vor zwei Jahren. Die Angelegenheit unterliege — natürlich! — der dauernden Aufmerksamkeit der Regierung, die Fest setzung von Höchstpreisen sei jedoch nicht wünschenswert, weil eine solche Maßnahme die Zufuhr ungünstig beeinflussen müsse. Wie werden diese Dinge sich erst weiter gestalten, wenn wie die holländischen so auch die englischen Handelsschiffe auf der Aus- und auf der Rückfahrt nmö und vom Fernen Osten sich um das Kap der guten Hoffnung herumbemühen müssen. Wenn dieser Erfolg wirklich unseren U-Booten zugeschrieben werden darf und wenn es gelingt, ihn dauernd festzuhalten, dann brauchen wir uns wirklich nicht darüber zu beklagen, daß der Hauptschauplatz für die Tätigkeit dieser Waffe von der Nordsee nach dem Mittelmeere verlegt worden ist. Der Zufall will es, daß gerade in demselben Augen blick, da die Engländer es ratsamer finden, ihre Fracht- «nd Handelsschiffe dem Suezkanal fernzuhalten, es auch w der offenen Westgrenze Ägyptens sich zu regen beginnt. Dort sind, wie Londoner amtliche Berichte nicht ver- lchweigen konnten, plötzlich bewaffnete Araberscharen auf- aetaucht und, mit Kanonen und Maschinengewehren ver sehen, gegen die britischen Garnisonen vorgegangen. Hegen organisierte Einbrüche von Beduinenbanden ist das Ignvtische „Protektorat" ziemlich schütz-und wehrlos; das langgestreckte Niltal liegt ihnen ebenso offen zu Füßen wie Tal, durch welches die Verbindungsbahn mit Khartun «rd dem Sudan führt. In dem Kampf, der um dieses Ate türkische Besitztum nun entbrennen wird, kann jede Waffenhilfe ins Gewicht fallen und England wird an mehr als einer Stelle auf der Wacht sein müssen. Oer Krieg. Großes Hauptquartier, l8. Dezember. Westlicher Kriegsschauplatz. Keine wesentlichen Ereignisse. — Auf Metz wurde ein feindlicher Fliegerangriff ausgeführt, bei dem das städtische Museum schwer beschädigt, sonst aber kein Schaden ange- rrchtet wurde. westlicher Kriegsschauplatz. Die Zahl der zwischen Narocz- und Miadziol-Sm emgebrachten Gefangenen hat sich auf 2 Offiziere und 235 Mann erhöht. — Die Lage ist an der ganzen Front un verändert. Es fanden nur kleine Patrouillengefechte statt. Balkan-Kriegsschauplatz. Beim Kampf um Bjelopolje wurden im ganzen 1950 Mann, darunter eine geringe Zahl Montenegriner gefangengenommen. — Das Gebiet nordöstlich der Tara abwärts von Mojkovac ist vom Feinde gesäubert. Den österreichisch-ungarischen Truppen sind bei den erfolgreichen Kämpfen der letzten fünf Tage in dieser Gegend 13 500 Ge fangene in die Hände gefallen. Oberste Heeresleitung. Amtlich durch das W.T.B. Großes Hauptquartier, l 9. Dezember. (Wtb. Amt lich.) Eingegangen nachmittags ^3 Uhr. Westlicher Kriegsschauplatz: Von der Front sind keine Ereignisse von Bedeutung zu berichten. Metz wurde nachts von feindlichen Fliegern abermals angegriffen; es ist nur Sachschaden angerichtet. Oestlicher Kriegsschauplatz: Kleine russische Abteilungen, die an verschiedenen Stellen gegen unsere Linien vorfühlten, wurden abgewiesen. Balkan - Kriegsschauplatz: Bei Mojkovac und Bijelopolje sind erneut und zwar 750 Serben und Montenegriner gefangen genommen worden. Oberste Heeresleitung. Verfolgung über clie grieckilcke Grenre. Aus Genf wird berichtet: Auf Grund einer Depesche des Generals Sarrail rechnet der französische Kriegs- Minister Gallieni mit der Überschreitung der griechische» Grenze durch die Gegner für diese Woche. Nach einer Meldung der „Neuen Zürcher Zeitung aus Mailand bat der Kommandant des griechischen 5. Korps bei General Sarrail gegen die begonnene Befestigung von Saloniki Einiorvch erhoben. Wie die Blätter versichern, sei dieser Einspruch nur formeller Art. Das französische Krtegsminisierium teilte mit, daß Franzosen und Eng länder, unbehindert durch die Griechen, seit Beseitigung der letzten Schwierigkeiten Tag und Nacht arbeiten und schweres Verteidigungsgeschütz unterwegs ist. Eine serbische Abteilung von den Griechen interniert. Militärische Autoritäten von Florina entwaffneten eine von der Hauptmacht abgeschnittene serbische Abteilung, die die griechische Grenze überschritten hatte. Nach anderen Berichten befahl Skmudis, den Soldaten die Waffen zurück zugeben, sie aber interniert zu halten. Athen, 19. Dezember. Das Athener Blatt „Neon Assi" berichtet, daß die bulgarische Regierung ihr Versprechen, Doiran und Gewgheli neben anderen Kreisen an Griechenland ab- zutretcn, erneuert habe. Der Sturm auf Bjelopolje. Nach Berichten aus dem k. und k. Krtegspresseguartier wurde der letzte Sturm auf Bjelopolje erst nach ungemein erbitterten Kämpfen, die von den frühen Vormittagsstunden bis 3 Uhr nachmittags dauerten, durchgeführt. Die Feinde leisteten verzweifelten Widerstand. In der Stadt selbst kam es zu erbitterten Straßenkämpfen. Aus Häusern und anderen Verstecken wurde auf die eindringenden Truppen der Armee Koevcß geschossen. Es wurde außer Gefangenen viel Kriegsmaterial erbeutet. Bjelopolje ist jener Grenzort, der bei Beginn des Balkankrieges von einer montenem Ni schen Brigade erstürmt wurde und seit damals im auuste- negrinischen Besitz ist. * Vie tZecinokung Mestägpptens. Durch die Senussiten. Wie der Zeittmg „Ordine" in Ancona euS Kairo be richtet wird, haben die Senussiten unter Nuri - Bei, einem Vetter von Enver-Pascha, den Krieg gegen die Engländer in Ägypten eröffnet. Der Großsenussi Sidi Ahmed hat sich zurückgezogen und seinem Bruder Sidi Halil freie Hand gelaßen. Dieser hat im Einvernehmen mit Said Ydriß uno Sidi Mohammed el Abed und Nuri- Bei den Kriegszusmud in den Gebieten an der Westgrenze Ägyptens erklärt.