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Beschleunigung des Unilaufs von BickelZnunzen. Bekanntlich ist eine steigende Knappheit an kleinen Zahlungsmitteln, insbesondere an Nickelmünzen hervorgetreten. Die Reichsbank ist bei ihren niedrigen Beständen außer stande, dem Berkehrsbedürfnis zu entsprechen. Die zum Ersatz von Nickelmünzen eingeleiteten Prägungen von eisernen Fünf- pfennigstücken werden zwar nach Kräften gefördert, daneben müssen jedoch alle Mittel angewendet werden, nm auch auf andere Weise dem mit schweren Schädigungen der Volkswirtschaft verknüpften Mangel an Zahlungsmitteln abzuhelfen. Für diesen Zweck ist es wichtig und erforderlich, den Umlauf der Nickelmünzen nach Möglichkeit zu beschleunigen, damit sie für den Zahlungsverkehr bester aus genützt werden. Es ist vielfach beobachtet worden, daß sie in den privaten und öffentlichen Auto maten angesammclten Aehnpfennigstücke dortselbst zu lange Zeit verbleiben. Dadurch werden erhebliche Beträge dem Münzumlauf vorenthalten. Neben den öffentlichen Automaten der Verkehrsanstalten tpost, Eisenbahn, Straßenbahn usw.) kommen u. a. Gasautomaten in Frage, deren Zahl wegen der knappen Petroleumvorräte stark ge wachsen ist, so daß es sich hierbei um große Beträge handeln wird, die für den Umlauf in kürzeren Zeiträumen frei gemacht werden können. An alle Beteiligte ergeht daher das dringende Ersuchen, den Umlauf der Nickel münzen nach Möglichkeit zu beschleunigen, was wesentlich dadurch gefördert werden kann, daß alle öffentlichen und privaten Automaten oder in Gastwirtschaften und an anderen . Stellen befindlichen Sammelbüchsen möglichst oft geleert werden. Weiterhin wird gegenüber der anscheinend weitgehenden Neigung, die eisernen Fünf pfennigstücke als sogenannte Kriegsandenken zurückzubehalten, darauf hingewiesen, daß derartige Ansammlungen für eine spätere Zeit zu verschieben sein werden, damit die neuen Münzen ihre wichtige Zweckbestimmung erfüllen können. Weißen, am 23. Dezember sHlö. M Rr. 78H VH. Die Königliche Amtshauptmannschast. Mr die Königliche AmLs^Mptmannschafl Meißen, M Wilsdruff sowie für das Könm- Zeitraubender und tabellarischer Satz mit SO Prozent Ausschlag. E ch Zeder Anspruch «ns Rabatt erlischt, wen« der Betrag dusch I A H Klage eingezoge« werde« muß od. der Auitraggeber in Konkurs gockt. Fernsprecher Rr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt WilSdrusf. für das Königliche Amtsgericht und den StadttÄ Forffrentamt ru Tharandt. WchMM für MW Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, _ InsertionSpreiS 15 Psg. pro sünsgespaltene KorpuSzell». Donnerstags und Sonnabends. Inserate werden tag- varhrr " " v, Außerhalb des Amtsgerichtsbezirks Wilsdruff 20 Psg bis mittags 11 Uhr angenRMEi. Bezugspreis in der Stadt vierteljShrliL - iO Mk. frei ins Hans, abgeholt von der Expedition 1,30 Ms,. -'«ch die Post «nd Z A 11W I unsere Landausträger bezöge« : Ä. Mk. Lokalblatt für MilsäruN Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhsrdswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Hartha bei Gauernitz, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Huhndorf, Naufbach, Kesselsdon, Klemschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Miltitz-Roitzschen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhr«" bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdors, Schmiedewalde, Seeligstadt, Sora, Steinbach bei Kefselsdorf Steinbach bei Mohorn, Spechtshausen, TannrberL Taubenheim, Ullendorf, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg, Zöllmen. Mit llmfenLer Unterlsaltouzs-GoMall-Mtilagt, wöchestlicher illustrierter Beilage „Welt im Bild" u«L mouatlicher Kettaze „Kusere Keimst". Druck und Verlag von Arthur Zschunke, Wilsdruff. Für die Redaktion verantwortlich: Oberlehrer GSrtuer, Wilsdruff. Nr. 149. Dienstag, öe» 28. Dezember 1915. ! 74. Jahrg. Amtlicher Teil. Aartoffellieferung betreffend. I. Die auf Grund der Bundesratsverordnung vom 2I. November seitens der Landes- zentral-Behörde erlassene Anordnung, daß bei Enteignung der ganzen Kartoffelernte eines Landwirts diesem nicht nur die zur Ernährung seiner Hauswirtschaft erforderlichen, sondern auch die zum Betriebe der Brennerei usw. erforderlichen Kartoffeln belasten werden sollen, ist vielfach dahin mißverstanden worden, daß diese Zurückbehaltung auch gegenüber der Anforderung von so bez. 20 v. H. der gesäurten Kartoffelernte zulässig sei. Demgegenüber muß betont werden, daß eine Zurückbehaltung von Kartoffeln gegen über der Forderung des Kommunalverbandes auf f/W der Ernte überhaupt nicht und gegenüber der auf das zweite Zehntel nur betreffs der rur Fortführung der Wirtschaft unbedingt erforderlichen Kartoffeln zulässig ist. " II. Dagegen sind die Landwirte befugt, Verkäufe von Kartoffeln, die nach dem W. Ok tober erfolgt und vor der Anforderung der Behörde durch tatsächliche Lieferung erfüllt sind, auf das Pflichtzehntel bez. die 2O«/<, anzurechnen. Da es sich nun als sehr um ständlich erwiesen hat, wenn die Behörde an die einzelnen Landwirte wegen der Liefe rung herangeht und diese erst dann die anzurechnenden Verkäufe nachweisen, so daß darauf dann wieder an andere Kartoffelerzeuger die gleiche Aufforderung ergehen muß, hat die Königliche Amtshauptmannschaft eine neue Aufstellung der Kartoffelernte und der bisher erfolgten Verkäufe mit dem f5. Dezember als Stichtag ungeordnet und durch geführt. Auf Grund der Ergebnisse dieser Aufnahme ist nun die Behörde in der Lage, aus ihren Unterlagen zu ersehen, welche Lieferungen am so. November auf die Pflicht leistung anzurechnen waren. Selbstverständlich konnten hierbei die angezeigten Verkäufe nur insoweit berücksichtigt werden, als der Anzeige die erforderten ortsbehördlich be glaubigten Nachweise beigefügt waren. III. Damit nun die so geschaffene Uebersichtlichkeit nicht wieder verschwindet, sieht sich die Königliche Amtshauptmannschaft veranlaßt, hiermit anzuordnen, daß jeder nach dem f5. November erfolgte oder weiterhin noch erfolgende Verkauf von Speisekartoffeln seitens des Erzeugers alsbald unter Bestätigung durch die Gemeindebehörde nach Umfang der Lieferung und Person des Käufers hierher anzuzeigen ist. Nicht derart angezeigte Ver käufe werden bei der künftigen Abforderung der pflichtmenge nicht berücksichtigt. IV. Au dem Verkauf von Speisekartoffeln bedarf es, soweit nicht dadurch bereits an geforderte Lieferungen berührt werden, keiner Erlaubnis der Verwaltungsbehörde. Solche Verkäufe sind vielmehr nur nach III anzuzeigen. Um indes Täuschungen der Landwirte, die vorgekommen sein sollen, zu verhüten, wird darauf hingewiesen, daß jeder Händler oder sonstige Beauftragte eines Kommunal verbandes oder einer Gemeinde, der auf Grund einer Anforderung der Amtshanptmann- schaft Kartoffeln geliefert werden sollen, sich über den ihm erteilten Auftrag schriftlich auszuweisen hat. Wer keinen schriftlichen Ausweis derjenigen Gemeinde, auf die die Lieferung angewiesen ist, bei sich führt, und trotzdem im Namen einer solchen Gemeinde zu handeln vorgibt, ist als Betrüger zu behandeln. Meißen, am 23. Dezember s^sö. ns Die Königliche Amtshauptmannschast. Der Wirtschaftsbesitzer Leberecht Horn ist als 2. stellvertretender Gutsvorsteher für den Bezirk des Rittergutes Tanneberg bestellt und von der Königlichen Amtshaupt mannschaft verpflichtet worden. Meißen, am 2^. Dezember " «i Die Königliche Amtshauptmannschast. große Völkerringen. Das Mit einem sehr großen Fragezeichen mutz man diese» Wort versehen, wenn man in den Ländern ringsherum nach Anzeichen suchen möchte, die auf einen Wandel der öffentlichen Stimmungen nach diesem schrecklichen Blut vergießen von IVs Jahren hindeuten könnten. Der Weih nachtsgeist hat von den Menschen nicht Besitz ergriffen, ihre Herzen bleiben kalt und verschlossen. Für England, unseren Hauptgegner, hat Herr Äsauith den Ton an gegeben, indem er im Unterhaus auf die Frage, ob man nach den Reichstagsverhandlungen nicht endlich daran denken könne, den Krieg vom Schlachtfeld in das Konferenzzimmer zu verlegen, achselzuckend er widerte, er habe seiner Erklärung vom 8. Dezember nichts hinzuzufügen. Die Erklärung vom 8. Dezember wiederum verwies auf die Regierungserklärung vom Jahre zuvor — der Premierminister hat also nichts hinzugelernt in dieser harten Kriegszeit, deren eherne Sprache bei ihm auf taube Ohren gestoßen ist. Er möchte auf die weiteren „erfolg reichen" Rückzüge, die seinen Söldnerscharen noch auf den verschiedenen Teilen des Kriegsschauplatzes bevorstehen, nicht vorzeitig verzichten, und das Parlament übt sich zwar in fpitzigen Reden über die Unfähigkeit dieses oder jenes Ministers, läßt im übrigen aber die Dinge laufen, wie es nun einmal im hohen Kriegsrat beschlossen wird. Also wie es mit England steht, das wissen wir. Mit England: das will sagen mit der Gruppe von Geld- und Machthabern, die dieses angeblich demokratisch regierte Weltreich beherrschen. Die breiten Kreise des Bürgertums leisten, unter der „glorreichen" Führung der tonangebenden Hetzpresse, den Parteihäuptlingen stumme Gefolgschaft, und die Arbeiter fühlen sich bei dem Wett bewerb, der zwischen Lloyd George, dem Munitionsminister, auf der einen, und Lord Derby, dem Rekrutierungs minister,, auf der andern Seite um sie entbrannt ist, so wohl, daß sie den Krieg im Grunde nur als eine recht willkommene Erhöhung ihres Arbeitswertes einschätzen und danach auch in der Praxis ver fahren. Selbst ihre Führer, die sonst auf das inter nationale Friedensprogramm eingeschworen sind, finden angesichts des Weihnachtsfestes nur leere Worte und halbe Wünsche. Von einer ihrer bedeutendsten Wochenschriften nm Festbeiträge angegangen, ergingen sie sich lediglich in billigen Redensarten; so z. B. Jowett, wenn er sagt: „Falls unsere Regierung uns nicht in die Balkan- und Dardanellenabenteuer gestürzt hätte, wäre der Türke oder der Deutsche nie auf den Gedanken gekommen, uns in Ägypten zu bedrohen, und so wäre die unglückliche Bagdadexpedition nicht nötig gewesen. Die Leute können keinen Krieg führen und, leider Gottes, auch keinen Frieden machen." Ein anderer übte seinen Witz an den Erfolgen der Wer- bungskämpagne, ein dritter spottete über die Ohnmacht der Diplomatie. Nur Serwdon, dessen Name bei den deutschen Sozialisten einigen Klang hat, meinte: „Asquiths Aus sage, die englische Regierung sei gesinnt, jeden ernsthaften Vorschlag zum Frieden zu erwägen und sobald wie nur möglich das Parlament in dieser Hinsicht ins Vertrauen zu ziehen, ist das hoffnungsvollste Wort, das bis jetzt ge° fprochen wurde. Da viele Leute auch in Deutschland nur das Gleiche wünschen, wäre es doch angebracht festzu stellen, auf welchen Grundsatz man sich einigen könnte. Denn daß die Befürworter einer militärischen Entscheidung recht behalten werden, indem sie die Deutschen über ihre eigenen Grenzen zurückdrängen wollen, daran glaubt doch kein Mensch, der bei Sinnen ist. Dann muß man weiter- kämvfen. bis der letzte Mensch im krieastaualichen Alter gefallen ist, was selbstverständlich absoluter Blödsinn ist. Sollte man statt dessen nicht eher versuchen, die Einigungs punkte zu ermitteln, worüber im Parlament und da draußen überall gesprochen wird?" Sollte man! Aber man tut es eben nicht. Auch die Franzosen wissen, warum sie unmöglich an Frieden denken können. Ein gelehrter Volkswirtschaftler von der Pariser Sorbonne, Henri Fournier hat es ihnen wieder einmal schwarz auf weiß bewiesen. Angenommen, schreibt er, die Alliierten würden heute mit Deutschland Frieden machen, was käme dann? Wir hätten zwei Mächte gruppen in Europa. Auf der einen Seite die verarmten Alliierten, verarmt,, weil sie einen bedeutenden Teil ihres Volksvermögens nach Amerika senden mußten, um es gegen Kriegsbedarf aller Art einzutauschen; Frankreich, Belgien, Serbien, ein Teil Rußlands sind infolge der Kriegsereignisse verwüstet oder für lange Zeit gelähmt. Auf der anderen Seite Deutschland und Osterreich-Ungarn, erschöpft an Menschenmaterial, doch finanziell gesichert, denn das Na tionalvermögen wanderte nicht aus. Die Länder find intakt geblieben, die Industrie blüht wie früher. Wir wären Amerikas Schuldner und Deutschlands Hörige; denn einerseits müßten wir in Amerika Geld aufnehmen, um unsere Fabriken wieder aufzurichten, andererseits müßten wir in Deutschland Lie Materialien einkaufen, weil nur dort unmittelbar nach dem Kriege Aufträge aus geführt werden könnten. Und während wir uns abmühen, die Wunden zu heilen, würden Osterreich-Ungarn und Deutschland den Orient wirtschaftlich erobern, den Welt markt allen Feinden von gestern verschließen. Deutschland wäre demnach in kürzester Zeit die erste wirtschaftliche Macht Europas, auf bestem Wege zur Hegemonie über die Well. Deshalb ist ein Friede, der nicht die Alliierten zu Herren der Situation macht, unmöglich. Zuerst muß der