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Großes Hauptquartier, 7. November. (Wtb. Amtlich.) Emgegangen nachmittags Vr5 Uhr. Westlicher Kriegsschauplatz: In den Vogesen schlossen sich nordöstlich von Celles an die Besetzung eines feindlichen Minentrichters durch unsere Truppen lebhafte Nahkümpfe mit Handgranaten und Minen an. Am Hilsenfirst wurde dem Gegner ein vorgeschobenes Grabenstück entrissen. Leutnant Jmmelmann schoß gestern westlich von Douai das sechste feindliche Flugzeug ab, einen mit drei Maschinengewehren ausgerüsteten englischen Bristol-Doppeldecker. Oestlicher Kriegsschauplatz: Heeresgruppe des Generalseldmarschalls von Hindenburg. Südlich und südöstlich von Riga, ferner westlich von Iakobstadt, beiderseits der Eisen bahn Mitau—Iakobstadt und vor Dünaburg griffen die Russen nach starker Feuervorbereitung mit erheblichen Kräften an. Ihre Angriffe sind teilweise unter schweren Verlusten für sie ab geschlagen. Heeresgruppe des Generalseldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern. Keine wesentlichen Ereignisse. Heeresgruppe des Generals von Linsingen. Russische Angriffe nordwestlich von Czartorysk blieben erfolglos. 3 Offiziere, 271 Mann fielen gefangen in unsere Hände. Balkan-Kriegsschauplatz: Oesterreichisch-ungarische Truppen haben Iwanjica und den Wijenac (896 Meter), 7 Kilo meter nordöstlich davon, erreicht. Deutsche Truppen sind im Angriff auf die Höhen südlich von Kraljevo. Zwischen Kraljevo und Krusevac ist die westliche Morawa an mehreren Stellen überschritten. Krusevac wurde bereits in der Nacht vom 6. zum 7. November besetzt. Ueber 3000 Serben sind unverwundet gefangen genommen, über 1500 Verwundete wurden in den Lazaretten gefunden. Die Beute besteht, soweit bisher feststeht, in 10 Geschützen, viel Munition und Material sowie erheblichen Verpflegungsvorräten. Im Teile der süd lichen (Binacka-)Morawa wurde Praskovce durchschritten. Oberste Heeresleitung. Berlin, 8. November. (Wtb. Amtlich.) Am 7. November nachmittags wurde der Kleine Kreuzer „Udine" ans einer Patrouillenfahrt südlich der schwedischen Küste durch zwei Torpedoschüsse eines Unterseeboots zum Sinken gebracht. Fast die ganze Besatzung ist gerettet. Der Ches des Admiralstabes der Marine. leuerliche Politik hineingezerrt werde. Mehrere Wgeordnete o.ntworteten und versicherten Bratianu ihres Vertrauens. Zmerik». X In Washington wird amtlich gemeldet, daß Ab schriften der amerikanischen Note an England gleich zeitig mit der Übergabe in London auch an die britische und französische Botschaft in Washington überreicht werden. Dies geschieht wegen der gleichen Interessen Frankreichs an den betreffenden Fragen. Es heißt, daß die Note einige sehr scharfe Wendungen gegm die „Blockadeversuche der englischen Regierung gegen die amerikanische Küste" enthält. Rumänien. X Nach langem Zögern ist die Frage der Getreide ausfuhr in Waggonladungcn entschieden worden. Wie das Budapester Blatt „Az Eft" aus Bukarest erfährt, Hai das rumänische Getreideexportkomitee unter dem Voruv des Ministers Costinescu beschlossen, die Ausfuhr von Ge treide in Waggonladungen zu gestatten. Doch muß von den Händlern der tatsächlich erfolgte Verkauf nachgewiesen werden. Das in der Nähe der Landesgrenzen befindliche Getreide darf ohne Bewilligung des Komitees nach dem Außenlande verkauft werden. Knicrika. X Die Festnahme des anrerikanischeu Dampfers „Hocking" durch ein englisches Kriegsschiff im Angesicht der amerikanischen Küste wird in Washington als ernster betrachtet, als irgendein Fall, der seit dem Ausbruch des Krieges Amerika und England betraf. Die „Hocking" hat niemals die deutsche Flagge geführt. Newporter Schiff fahrtskreise erblicken in dem Fall einen Anlaß zu einer Krise für den amerikanischen Handel. Da die „Hocking" auf der Fahrt zwischen amerikanischen Häfen begriffen war, so werden sie von der Regierung verlangen, daß sie der tatsächlichen englischen Blockierung des Newyorker Hafens mit aller Energie ein Ende macke. Kus In- unck Zuslrnck. Lugano, 6. Nov. Der „Secolo" teilt mit, entgegen der bisherigen Annahme habe auch Italien den Londoner Vertrag vom 4. September 1914 unterschrieben, der die Verpflichtung enthält, keinen Sonderfrieden zu schließen. Sofia, 6. Nov. Aus Anlaß der Ankunst des ersten Dampfers aus Orsova in Widin wechselten der Deutsche Kaiser und der König der Bulgaren sehr herzliche Telegramme. Luxemburg, 6. Nov. Die Ministerkrise ist beendet. Rechtsanwalt Dr. Loutsch von der klerikalen Partei ist mit der Bildung des neuen Ministeriums beauftragt worden. Kopenhagen, 6. Nov. Dem Anträge auf Einleitung oes Strafverfahrens gegen den früheren russischen Kriegs minister Suchomlinow, der der Unterschlagung beschuldigt war. ist nicht stattaeaeben worden. Nab uml lern. Nisch in der Weltgeschichte. Auf Nisch, die zweite Residenz des Serbenlandes, die seht in die Hände der Bulgaren gefallen, richten sich die Augen der Welt. Da mag denn daran erinnert werden, daß der kleine Ort schon seinen sicheren Platz in der Geschichte einnimmt. Er ver dankt das einem Herrscher, der allerdings von einem andern Kaliber als der bisherige Beherrscher Peter ist. In Nisch, das damals Naissus hieß, ist kein Geringerer beheimatet als Konstantin der Große, der das Christentum zur Staats religion des Römischen Reiches machte. Er ist dort am 27. Februar 288 geboren. 0 Ei« weiblicher Schreinermeister. Als eine Selten-' hert dürfte es erscheinen, daß ein junges Mädchen sich der Prüfung als Schreinermeister unterzieht. Tatsächlich machte dieser Tage Fräulein Ani Möst von Markt Oberdorf, i Bezirk Kaufbeuren, var der 'Prüfungskommission in Kauf beuren die Meisterprüfung Sie zeigte sich in theoretischer wie praktischer Hinsickt ihrer Aufgabe gewachsen. Die junge Meisterin widmete sich schon von Jugend an dem Schreinerhandwerk und führt jetzt nachdem der Vater ge storben ist, dessen Geschäft ordnungsmäßig w-ster. O Die Milchknappheit in München. Das Generak-' kommando des 1. bäuerischen Armeekorps hat angeordnet, daß vom 8. November ab, von morgens 9 Uhr an, in Gaststätten keinerlei Milch mehr, auch nicht zu Kaffee, Tee oder Schokolade abgegeben werden darf. Man will so den Bedarf der Haushaltungen sichern. Mas unsere Zeppeline erreichten. Beim letzten Luftangriff auf London. Die englische Regierung ist krampfhast bemüht, die Wirkung des Zeppelinangriffs auf London abzuleugnen. In ihren Veröffentlichungen spricht sie nur von Opfern an Menschenleben, stellt aber die militärischen und Sachschäden als ganz unbedeutend hin. Wir wissen es aber besser. Zwar läßt sich der volle Umfang der Zerstörungen, die der Angriff zur Folge hatte, noch nicht genau feststellen, aber vorläufig genügt, was man deutscherseits als sicher in Er fahrung brachte. Es wurden erfolgreich beworfen die Londoner Hafenanlagen (die sogenannten Docks) und ihre anliegenden Stadtteile. In den East India Docks brannte ein großer Schuppen, der zum Teil Munition und anderes Kriegsmaterial ent- hielt, vollständig nieder. In den London Docks wurden die Kaimauern und Lagerhäuser auf weite Strecken nieder gelegt. Mehrere Schiffe wurden getroffen, zum Teil völlig vernichtet. In den Victoria Docks geriet ein großer Baum wollspeicher in Brand und wurde völlig zerstört. Die in der Nähe der Docks gelegenen Straßen, insbesondere die St. George Street und die Leman Street haben schwer gelitten. Die City und das Zeitungsviertel sind mit besonders gutem Erfolge angegriffen worden. Ins besondere wurden mit Bomben belegt: Der mit Geschützen versehene Tower nebst Towerbrücke, die Chancery Lane, die Liverpol Street, die Morgate Street, die Bishopsgate, die Altgate, die Minories. In diesen Straßen sind zahlreiche Häuser zerstört worden, zum Teil ganze Häuserblocks. Die South Western Bank brannte bis auf die Grundmauern nieder. Erhebliche Summen an Geld und Wertpapieren sollen vernichtet worden sein. Unter den Trümmern wurde noch tagelang nach Geld und Papieren gesucht. Auch eine Filiale der Londoner Bank wurde eingeäschert. Im Zeitungsviertel wurde das Gebäude der „Morning Post" besonders schwer beschädigt. Der Untergrund- und Eisenbahnbetrieb durch London mußte infolge von Zer störungen teilweise eingestellt werden. In den Vorstädten wurden gleichfalls sehr schwere Beschädigungen angerichtet, so im Arsenal von Woolwich. Ein Teil ganz neuer Maschinen und Einrichtungen ist ver nichtet worden. In Enfield wurde eine Batterie mit Schein werfern, von der die Luftschiffe heftiges Feuer bekommen hatten, mit Bomben belegt und zum Schweigen ge bracht. Die Scheinwerfer erloschen zum Teil un mittelbar nach den ersten Bombenwürfen. In Hampton wurde die Pump- und Kraftstation beworfen. Bei der guten Beobachtungsmöglichkeit wurden gute Treffergebnisse festgestellt. In Croydor wurde eine Reihe großer Fabrik anlagen beworfen und mehrere große Brände beobachtet. In Kentistown (im Norden Londons) wurde eine besonders starke Scheinwerferbatterie ausgiebig mit Bomben belegt und zahlreiche Treffer beobachtet. Nach einem mitten in der Batterie gelegenen Treffer erlosch sofort eine Reihe von Scheinwerfern. In Westham und Eastham wurden große Fabrik- und Eisenbahnanlagen beworfen. Es konnte sehr guter Erfolg festgcstellt werden. In Ipswich wurde eine Batterie beworfen, deren Feuer nach wenigen Bomben würfen merklich schwächer wurde. London ist, wie man sieht, ein sehr stark befestigter Platz, der auch scharf verteidigt wurde. Die Luftschiffe befanden sich dauernd in einem Hagel von Schrapnells und Sprenggranaten. Vier Luftfahrzeuge stiegen gegen sie auf, 26 Scheinwerfer ließen ihr Licht spielen. Die Engländer können sich also nicht beklagen, wenn L»n«»n von uns militärisch behandelt wird. Letzte Meldungen. Das neue griechische Kabinett. Athen, 7. November, (tu.) Skuludis über nahm die Bildung des Kabinetts, dessen Vorsitz er führen wird. Die übrigen Mitglieder des alten Kabinetts wurden beibehalten. Skuludis steht im Alter von ca. 80 Jahren und war 30 Jahre im diplomatischen Dienst tätig. Er war Gesandter in Madrid. Im Jahre 1897 wurde er Minister des Aeußeren, 1913 war er erster griechischer Delegierter auf dem 1. Kongreß zu London. Er vertritt keinerlei politische Richtung. Begeisterte Kundgebungen in Sofia. Sofia, 8. November. Gestern abend sanden vor der österreichisch-ungarischen, der deutschen und türkischen Gesandtschaft große Sympathie kundgebungen statt. Der österreichisch-ungarische Gesandte, Graf Tarnowsky, hielt in bulgarischer Sprache eine Rede an die versammelte Volks menge. (tu.) Weitere Truppenlandungen in Saloniki. Sofia, 9. November, (tu.) Die Dreiver band-möchte fetzen die Truppenlandungen in Saloniki fort. Täglich werden durchschnittlich 5000 Soldaten ausgeschisft. Kitchener in Paris. Kopenhagen, 8. November, (tu.) Lord Kit chener ist vorläufig in Paris eingetroffen, wo er sich zunächst eine Woche aufhalten wird. London, 8. November, (tu.) Lord Kitchener soll angeblich die Leitung der militärischen Aktion im Mittelmeer übernehmen, da er Sach verständiger für die Angelegenheiten des nahen Ostens ist. Bestürzung in französischen Neederkreisen. Paris, 7. November, (tu.) Infolge der Versenkung der französischen Dampfer „Daira", „Calvados" und „Sidiferruch" sowie des italie nischen Dampfers „Ionio" auf der Höhe Algier durch neue deutsche Unterseeboote, denen es ge lungen war, die Meerenge von Gibraltar zu passieren, herrscht in französischen Reederkreisen außerordentliche Bestürzung. Der Reederverband in Marseille richtete telegraphisch an den Ma rineminister die Anfrage, welche Maßnahme er zur Sicherung der Schiffahrt im Mittelmeer zu ergreifen gedenke. Falls keine durchgreifenden Maßnahmen getroffen würden» sei der Verband genötigt, die gesamte Schiffart im Mittelmeer bis auf weiteres einzustellen. Entschädigung an Norwegen. Christiani«, 8. November, (tu.) Für den versehentlich torpedierten Dampfer „Minerva" hat die Regierung 2612340 Kronen Schadenersatz ge leistet, was hier große Befriedigung hervorge- hat. Die Postdiebstähle in Finnland. Stockholm, 8. November, (tu.) „Svenska Dagbladet" teilt aus Helsingfors Einzelheiten über die Postdiebstähle in Finnland mit. Danach steht das Vorhandensein einer organisierten Diebes- und Hehler-Bande fest. Höhere Post beamte sind unter den Verhafteten und Ver dächtigten. Hauptsächlich wurden die Transit sendungen von Westeuropa nach Rußland ge plündert. Gewöhnlich wurden die Pakete nicht vernichtet, sondern ihr wertvoller Inhalt, be sonders Baumwolle und Seidenwaren, gegen Sägemehl vertauscht. Da die Diebstähle feit Monaten dauerten, handelt es sich um große Mengen, die teilweise noch bei den Verhafteten gefunden wurden. Da aber die Gegenstände aus den verschiedensten Sendungen stammen, ist die Rückgabe an den rechtmäßigen Eigentümer kaum möglich. Die Untersuchung ist noch im Gange. Englische Willkür gegen Schweden. Christiani«, 8. November, (tu.) Die Fol gen des Abbruchs der englisch-schwedischen Ver handlungen mehren sich. Die englische Regierung beschlagnahmte gestern 800 Tonnen Speck für schwedische Empfänger, die mit dem norwegisch amerikanischen Dampfer „Tana-Fjord,, in Bergen eingetroffen waren. Der Dampfer war vor dem Abbruch der Verhandlungen in New Pork ab gegangen. Berlin, 7. November, (tu.) Wie verlautet, werden wir von Bulgarien nicht mehr viel Ge treide, aber sehr viel Mais (10000 Waggons der vorjährigen Ernte sind exportierbar) und Eier bekommen. Deutschland bezog bisher von Bul garien für 15 Millionen Francs Eier. Auch bul garische Hammel und Schafe dürsten aus den deutschen Markt kommen. Kragujevac, 7. November, (tu.) Die Stadt Kragujevac hat nicht gelitten. Das Arsenal ist unbeschädigt geblieben, da die Serben die beab sichtigte Sprengung auszuführen, nicht mehr die Zeit hatten. Wien, 7. November, (tu.) Auf die öster reichische Kriegsanleihe find bereits mehr als 3 Milliarde« 300000 Kronen gezeichnet worden.