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Entbehrungen, die sie selbst für uns im Felde erdulden müssen, auch noch von ihren Lieben daheim erfahren, daß trotz der schönen, reichen Ernte die notwendigsten Lebens mittel durch gewinnsüchtige Menschen im Preise immer mehr in die Höhe getrieben werden? Möchten doch auch bei der deutschen Landwirtschaft die schönen Worte zur Wahrheit werden; „Und es mag am deutschen Wesen einmal noch die Welt genesen!" — Ludwig Schmieder, Wirtschafts besitzer, Berthelsdorf. — Bücher ins Feld. Obwohl von vielen Seiten Schriften und Bücher an unsere Truppen verschickt werden, nimmt doch das Bedürfnis nicht ab. Der Landesverein für innere Mission, Dresden-A„ Ferdinandstraße 19 II, erhält von Lazaretten und Soldatenheimen und aus dem Felde von Feldgeistlichen und Diakonissen immer erneut wieder Bitten um guten Lesestoff. 20000 Büchern hat er schon hinausgesandt. Sein Vorrat ist zurzeit erschöpft. Er wendet sich deshalb mit der Bitte um guten Lesestoff an weite Kreise unseres Landes. Er ist für Zusendung guter Bücher, aber auch von Geldspenden zum Ankauf von Schritten sehr dankbar und bittet solche Sendungen an die oben genannte Adresse zu richten. — Die Presse im besetzten Gebiet. Gegenwärtig werden von unserer Militärbehörde 66 Zeitungen heraus gegeben, die zum großen Teil täglich erscheinen, und zwar in den besetzten Teilen von Rußland 9 Zeitungen (6 in deutscher, 2 in polnischer und 1 in russischer Sprache). In Belgien erscheinen 46 Zeitungen, davon 29 in französischer bzw. französischer und deutscher, 17 in flämischer Sprache. In Frankreich werden 11 Zeitungen herausgegeben, von denen S in deutscher und 2 in französischer Sprache erscheinen. — Ein ausführlicher Bericht über die Jahresversamm lung deS Vereins für Natur- und Heimatkunde kann mangelnden Setzerpersonals halber erst in der Donnerstag- Nummer zum Abdruck gebracht werden. — Wegen schweren Diebstahls hat sich heute morgen der schon vorbestrafte Dienstknecht Theodor Fritz Schimanz vor der 5. Strafkammer zu verantworten. Am 23. Sep tember ist der Angeklagte in den Gutthof des Stadtguts besitzers Stange singedrungen, nachdem er vorher di» Haus tür mittels eines falschen Schlüssels geöffnet hatte. In der Küche hat er sich an Brot und Schinken satt gegessen und bei seinem Weggang noch 1 Büchse Honig, 7 Paar Strümpfe und 3 Mark bares Geld mitgenommen. Der Angeklagte, der ein arbeitsscheuer Mensch ist, wurde mit 9 Monaten Gefängnis belegt. — Hetzdorf bei Niederschöna. Hier nahm sich vor Tagen Wirtschaftsbesitzer Schirmer das Leben. Eine ältere Tochter starb ihm zuvor, sein Sohn fiel wenige Tage später im Felde. Schwermut soll ihn in den Tod ge trieben haben. — Nossen. Ein Sammelbüchsendieb, ein Maurer aus Choren, wurde hier nach dem Diebstahl festgenommen. — Chemnitz, 5. November. Ueber einen Ueberfall durch Schmuggler an der österreichisch-sächsischen Grenze bei Carlsfeld i. E. wird bekannt: Der Soldat Merkel vom Landsturmbataillon Aue stand als Grenzschutzposten zwischen Weiters Glashütte und dem böhmischen Orte Bauersack. Er sah, wie zwei verdächtige Gestalten aus einem Gebüsch sprangen und der Grenze zueilten. Ec schoß, als die beiden auf Anruf nicht standen. Während er schoß, wurde er von einem dritten hinterrücks überfallen, durch einen Stich in den Arm verletzt, zu Boden geworfen und mit Füßen getreten. Der Schwerverwundete, der auch innere Ver letzungen erlitten hat, wurde von Kameraden aufgefunden und nach Chemnitz ins Lazarett geschafft. Von einem Abonnenten des Wochenblattes in Leipzig wird uns nachstehender Brief vom westlichen ttriegschauplatz übersandt: (Schluß.) Nun möchte ich Dich, teurer Freund, werter Kollege und lieber Kunstgenosse a. D., noch zu einer Besichtigung des Innern im Unterstände ganz ergebens! einladen. Denn wenn Du nun einmal im Schützengraben gewesen bist, dann dürfte es sich empfehlen, möglichst viel zu sehen und zU hören. Durch ein enges Loch kriechen wir, ähnelnd einem Schlangenmenschen, hinein ins Vergnügen — pardon! in die Erdhöhle. Ich besuchte im vorigen Jahre — ich bitte die nach folgende kleine Abschweifung mit in Kauf nehmen zu wollen — des öfteren die Internationale Ausstellung für Buchge werbe und Graphik in Leipzig. In der ungewöhnlich interessanten und lehrreichen imposanten Halle der Kultur sah ich in der Abteilung „Völkerkunde", die das Grassi- Museum darbot, Modelle von Höhlenwohnungen des Ur menschen. Schauerlich auf uns einwirkende Räume waren es, in denen der in den Anfängen der Entwicklung zur Zivilisation sich befindende Mensch vor Jahrtausenden Ob dach und Schutz gegen Unbill aller Art suchte und fand. Freilich ahnte ich damals, als ich ehrfurchtsvoll die Nach bildung solcher Schöpfungen jener alten Menschheit be trachtete, nicht, gar bald in ähnlichen Verhältnissen mein Dasein fristen zu müssen. Seinerzeit staunte ich selbst, ob der primitiven Unterkunftsbedürfnisse unserer alten Vor fahren, die allerdings in den Verhältnissen der damaligen Zeiten begründet liegen. Und dennoch darf ich sagen, daß jene Unterkünfte einen Vergleich mit einem Teile unserer Erdhöhlen sehr wohl aushalten konnten. Freilich hatten die alten Höhlenbewohner ja auch mehr Zeit, in der sie ihre Bauten Herstellen konnten. In unseren Unterstandsschöpfungen Hausen die Mars jünger dicht gedrängt zusammen. Uns geht es hier viel leicht schlimmer noch wie,einst dem griechischen Gelehrten Dioge nes, der bekanntlich in einem Fasse hockte und dabei tiefe Weis heiten ausbrütete. Diogenes war trotz seines Tonnenda- seinS eine Leuchte in der altgriechischen Gelehrtenwelt, während es uns infolge des Erdhöhlenlebens ständig an geistiger Anregung mangelt. Beim Schlafen kann man sich nicht einmal immer lang ausstrecken, sondern ist mitunter ge zwungen, in allen möglichen wie unmöglichen Verrenkungen auszuruhen. Die Ueberdachungen bieten nicht unbedingten Schutz gegen Artilleriefeuer. Dieser Tage erst durchschlug eine Granate einen unserer Unterstände, wobei mehrere Kameraden verwundet wurden. Also selbst im Unterstände sind wir nicht sicher. Aber der Galgenhumor den wir ja in ausreichendem Maße besitzen, hilft über vieles hinweg. Und Abwechslung bietet sich auch. Zum Beispiel: Ratten und Mäuse verzehren mit sichtlichem Wohlbehagen unsere Eßvorräte; ja diese Sippschaft bekundet nicht einmal Respekt gegenüber Militärverboten. Uns Vaterlandsvertei digern ist das Verzehren der sogenannten „eisernen Ration" ohne ausdrückliche Erlaubnis strengstens untersagt. Doch die militärischen Ukasse kümmern die vierbeinigen Nager nicht im geringsten. Wenn wir so mit tiefstem Ingrimm des öfteren beobachten, wie das Rattenvolk wie die zierlichen Mäuslein unter lebhaftem Wohlbehagensquieken an unserer Futterage hernmknabbern, und wenn wir dann, in Hellem Kriegerzorne auflodernd, vernichtende Blicke dem Viehzeug zuwerfen und mit Blitzesgeschwindigkeit einen fürchterlichen Sturmangriff auf die frechen Diebe inszenieren, so laufen die Tiere in mächtigen Sätzen davon, um natürlich kurz darnach ihre un löbliche Betätigung von neuem zu beginnen. Meine „Ei serne Ration" Habei: die Ratten gleich in den ersten Tagen annektiert, von dem Gullasch abgesehen, der in einer Blech dose verpackt ist! Das Fatalste bei der Geschichte ist aber, vielleicht obendrein noch in Verdacht zu kommen, selber der „Eiserne Rationen" Vertilger zu sein. Doch der Stand der Uhr ist weit vorgeschritten. Er dunkelt schon, und ich denke, daß Du auf einen nächtlichen Aufenthalt im Schützengraben gern verzichten willst. So komme ich zum Schluß. Ich beendige meine Führung und rufe Dir ei» wohl gemeintes „Auf Wiedersehn in Leipzig" zu. Hoffentlich ist uns das vergönnt. Dein Freund I. Waldweiler zurzeit Vaterlandsstütze. Verlustliste Nr. 223 der Königlich Sächsischen Armee, ausgegeben am 5. November 1915. Dieselbe enthält aus der Stadt Wilsdruff und derer näheren Umgebung folgende Namen: Matthes, Otto, Mohorn — leicht verwundet, Kopf. Vev MÄLZEmA. Noman von A. Seyffert-Klinger. 121 (Nachdruck verboten.) Wie die Ahnung drohenden Unheils beschwerte läh mende Bangigkeit Evas Sinn. Sie wählte das blaue Kostüm mit dec weihen Tüllbluse und machte, als sie zum AuSgange fertig war, den Eindruck einer Dame. D>och wer weiß was hätte sie darum gegeben, wenn man rbr erlaubt, hier draußen zu bleiben, wo keine neu- glrrlgen Menschen waren, die ganze Umgebung Ruh- Md Frieden atmete. Aber schon fauste das Auto mit ihr dshin, Billen und schön angelegte grüne Plätze flogen vorüber. In einer knavpen Viertelstunde war die Stadt erreicht. Zwischen den Häusern war eL erstickend heiß, die Kraftwagen verbreiteten unerusgUche Dünste, die Menschen hasteten, drängten in >cm Zuge an^nauoer vorüber, die Sonne brannte ihnen 17. den schattenlose Straßen mit unbarmherziger Glut auf ht.i ftopf n. Wie von einem sicheren Hafen aus beobachtete Eva alles, schon, um den Druck loszuwerden, der nicht von ihr weichen wollte. Dort kletterte ein behäbiger Schutzmann zum ersten Stock eines riesigen Geschäftshauses empor, um mit groben braunen Papierbogen den englischen Namen eines Cafes zu überkleben. Brausendes Hurrarufen begleitete ibn bei seiner patriotischen Tätigkeit, junge Menschen stimmten die Wacht am Rhein an, alles aber stob zur Seite, als plötzlich von den Linden her in rasendem Tempo ein Auto nahte, von einer ungeheuren Menschen menge verfolgt. Stöcke und Schirme wurden geschwungen, zunächst war nichts zu verstehen, die Insassen des Wagens trugen Uniformen, gehörten sie zu unserem Generalslab? Brachte man ihnen Ovationen dar? Plötzlich durchschwirrte wie ein schriller Pfiff das Wort „Spione!" die Luft. Fast in demselben Moment hatten sich Schutzleute auf die beiden Trittbretter des Kraftwagens geschwungen, mit eisernen Fäusten die Arme des Chauffeurs umspannt. Das Auto hielt, die Menge drängte in unheildrohender Haltung heran, doch schon war das Geführt von einer ganzen Eskorte von Schutzleuten umringt. Ihre donnernden Stimmen wiesen die Zudringlichsten zurück. Aschfahl lehnten die Insassen auf ihren Plätzen. Man hatte einen guten Fang gemacht. Es waren russische Spione. Langsam setzte sich das Auto, von den Behelmten eskortiert, wieder in Bewegung in der Rich tung nach dem Polizeipräsidium am Alexanderplatz. Der Vorgang hatte Eva stark gefesselt. Sie war auf- > gestanden, um besser sehen und beobachten zu können. Das Auto mußte notgedrungen halten. Die glühende Augen der Sistierten hielten Umschau nach einem RrNun^s^g auS der verzweifelten Situation. Doch die Behelmten : -rfügteu über Eisenfäuste, da war an Flucht nicht zu >n?m. Das PuLiftum ward» vsk dem Kraftwagen zurück- i gedrängt, es mußte Svalier bilden, langsam fuhr das Auto <nit den Gefangenen und den Behelmten davon. Jetzt gewann auch Evas Auto wieder freie Fahrt. Die Szene batte ihr Grauen verursacht. Sie war empört auf die russischen Spione und konnte denselben trotzdem ein gewisses Mitleid nicht versagen. Sie sahen einer barten exemplarischen Bestrafung entgegen, die sie natür lich verdient hatten. Wie geborgen kam sie sich im Gegensatz zu den Un glücklichen, Irregeleiteten vor. Tief schmiegte sie sich in die Polster. Daß sie eine so gütige Beschützerin gefunden, war ihr noch immer wie ein Traum, an den sie aber doch glauben mußte, denn im Auftrage ihrer Herrin war sie unterwegs, die wohl weniger aus praktischen Gründen, als um ihr eine angenehme Zerstreuung zu schaffen, sie hmausgesandt batte. Das Auto hielt vor dem Warenhause, wo Eva die ersten Einkäufe machen sollte. Sie erhob sich, um auizusteigen, doch in demselben Moment durchfuhr sie ein furchtbarer Schreck — die Tasche mit den dreihundert Mark — ihre Hände waren Tränkner, Alfred, Wilsdruff — schwer verwundet, Kopf. Hörig, Kurt, Unteroffizier, Wilsdruff — leicht verwun det, Kopf. Zschäbitz, Richard, Miltitz — gefallen. Plattner, Kurt, Wilsdruff — leicht verwundet, linker Arm. Urban, Paul, Kleinschönberg — leicht verwundet, linke Hand. Otto, Max, Schmiedewalde — gefallen. Pernt, Erich, Herzogswalde — schwer verwundet, Brnst. Wochenspielplan der Dresdner Theater. Opernhaus: Dienstag „Undine", Mittwoch „Die Jagd, Der Schauspieldirektor", Donnerstag „Der Waffen schmied", Freitag „Die Hugenotten", Sonnabend „Die ver kaufte Braut", Sonntag „Aida", Montag „Carinen". An fang täglich abends ^8 Uhr außer Mittwoch abend 8 Uhr und Freitag abend 7 Uhr. Schauspielhaus: Dienstag „Minna von Barnhelm" Mittwoch „Datterich", Donnerstag „Kabale und Liebe", Freitag „Hamlet", Sonnabend und Montag „Im Spinnen- Winkel", Sonntag, „Kater Lampe". Anfang täglich abends 1/28 Uhr außer Donnerstag abend 7 Uhr und Freitag abend >^7 Uhr. Residenz-Theater: Dienstag bis Donnerstag „Der arme Millionär", Freitag bis Montag „Drei Paar Schuhe". Anfang täglich abends 8 Uhr außer Freitag und Montag 1/28 Uhr. Außerdem Sonntag nachmittag Uhr „Das Glücksmädel". Central-Theater: Dienstag bis Sonnabend: „Die schöne Unbekannte", Sonntag nachmittag „Rund um die Liebe", Sonntag und Montag abend „Die schöne Unbe kannte". Albert-Theater: Dientag „Armut", Mittwoch und Sonnabend „Großstädtluft", Donnerstag, Freitag und Sonntag „Logierbesuch". Montag „Ehrliche Arbeit". An fang täglich abends 8^ Uhr außer Sonntag abend 8 Uhr. Außerdem Sonntag nachmittag ^4 Uhr „Großstadtluft". Nossener Produktenbörse am 5. November 1915. 1000 kg M. Pf. M. Pf. 1-8 M. Pf. bis M. Pf. Weizen „ neu 75 K^ „ neu 68/72 „ Roggen, neu 70 „ „'mit Auswuchs Gerste Brau- „ Futter «"öd' Hafer neu „ alt ft Futtermehl II dft Z " // Roggenkleie inländ. "— „ russische Hf Weizenkleie grob Maiskörner grob Maisschrot // Heu, neu . alt Schüttstroh Gebundstroh Speise-Kartoffeln neu 260 — 50 bis 13 — 50 „ 50 „ 220 — 50 „ 11 — 50 „ 50 „ 50 „ 300 — 50 „ 15 — 50 „ 50 „ 50 „ 50 „ 50 „ — — 50 „ 50 „ 50 „ per 50 Kilo M. 5 75 „ 6 00 „ 50 „ „ ,, —-— „ 50 „ „ 2 50 „ 3 50 „ 50 „ „ 2-„ 250 „ 50 „ „ 3 50 „ Dresdner Produktenbörse, 5. November 1915. Wetter: Bewölkt. Stimmung: —. Um 2 Uhr wurde amt lich notiert: Weizen, pro 1000 Kj; netto, inländischer 260,00 M-, gesetzlicher Höchstpreis, Ware beschlagnahmt. Roggen, pro 1000 K^ netto, inländischer 220,00 M., gesetzlicher Höchstpreis, beschlagnahmt. Gerste, pro 1000 Kx netto, inländische beschlag nahmte 50«/, 800—400 M., gesetzliche Höchstpreise, beschlagnahme- freie 50°/„—, ausländische, beschlagnahmefreie — Mark. Hafer, pro 1000 Kg netto, inländischer 300,00 M., gesetzlicher Höchstpreis Ware beschlagnahmt. Mais, Cinquantine —Run> mais —M-, beide beschlagnahmefrei. Oelsaaten, Winterrax! Ernte 1918, 600 M-, gesetzlicher Höchstpreis, beschlagnahm« Weizenkleie pro 100 Kg netto ohne Sack, gesetzliche Höchstpreise für den Hersteller 13,00 M. (beschlagnahmt). Roggenkleie pro 100 K- netto ohne Sack, gesetzliche Höchstpreise für den Hersteller, au- ländische Kleie: —bis . (Die für Artikel pro 100 K notierten Preise verstehen sich für Geschäfte unter 5000 kg. Alle anderen Notierungen gelten für Geschäfte von mindestens 10000 Kg.) Dresden, 5. November. Marktpreise.) Kartoffeln, inländische a 50 Kilogramm 4,15 Mk. Heu in Gebund a 50 Kilogramm bis 8,00—8,20 M- Zum Verkauf stand: I Fuhre mit ca. 50 Zentner. Roggenstroh (Flegeldrusch) a Schock — Mark bis — Mark. ««I »»»IM»'«!!«-'' leer, vergeblich sah sie sich im Wagen danach um, die Tasche war fort, mußte, als sie die Verhaftung der Spione beobachtete, ihrer Hand entglitten, auf die Straße gefallen sein. Mit fast irrem Blick tastete Eva an ihrem Kleide herum, in ihrer Herzensangst sandte sie ein Stoßgebet zum Himmel hinauf. „Laß ein Wunder geschehen, mein Gott, nimm mir nicht wieder das Heim, wo ich io glücklich war." Doch nichts Besonderes ereignete sich. Nur der Kutscher sah sich erstaunt nach ihr um und bemerkte ihre Verstörtheit. „Mir — ist nicht wohl", stammelte Eva, „ich kann nicht aussteigen, fahren Sie mich wieder nach Hause." Der Chauffeur nickte und kam ihrem Wunsche nach. Eva war vollständig gebrochen. Sie hatte die ihr anvertraute Summe verloren, konnte dieselbe dadurch zurückerstatten, daß ihr dieselbe in Raten von dem ver einbarten Monatsgehalt abgezogen wurde. Aber würde man ihren Angaben Glauben schenken? Sie nicht vielmehr verdächtigen? Sie hatte doch schon einmal — oh, nur nicht daran denken, es war ja, um wahnsinnig zu werden! Nun befand sie sich in derselben Lage, wie jene Spione, wenn der Rechtsanwalt den Verlust zur Anzeige brachte, würde man sie verhaften und wegen Veruntreuung verurteilen. Am liebsten hätte sie halten lassen, wäre aus dem Wagen gesprungen und geflüchtet, um sich zu verbergen und allen Nachforschungen zu entziehen. Doch das wäre ihr feige und undankbar oorgekommen„ nein, das hatte die Rätin nicht um sie verdient. Eva war entschlossen, ihre Unachtsamkeit einzugestehen und herzlich um Verzeihung zu bttten. Daß dann ihres Bleibens im Hause der Rätin nicht mehr sein konnte, war selbstverständlich. Oh, sie weinte beiße, bittere Tränen über ihr Un gemach, doch alle Verzweiflung ma hle das Unheil nicht ungeschehen (Fortsetzung folgt.»