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Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend : 09.11.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782024719-191511091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782024719-19151109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782024719-19151109
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-11
- Tag 1915-11-09
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Monat
1915-11
-
Jahr
1915
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braltar nach dem österreichischen Alittelmeer unterwegs, um den Alliierten neues Kriegsmaterial zu bringen. Das englische Preßbureau teilt mit, daß der englische Transportdampfer „Ramazan", welcher, wie gemeldet, am 15. Oktober von einem feindlichen U-Boot in der Nähe der Insel Antikithera, nordwestlich von Kreta beschossen und versenkt wurde, 380 Mann indische Truppen an Bord hatte. Davon wurden 75 gerettet neben 28 Matrosen. Die Überlebenden erreichten Antikithera in den Rettungs booten des Schilles. Die serbische Rückzugslinie versperrt. Über die Nückzugslinie der serbischen Armeegruppe liegen keine Angaben vor. Von verschiedener Seite wird behauptet, sie hätten die Absicht, nach Montenegro und Albanien zurückzugehen. Die Möglichkeit dazu ist wohl vorhanden: man glaubt jedoch eher an einen Rückzug durch das Jbartal und parallel mit demselben gegen Süden auf Kosomopolje, das schon einmal in der Geschichte Serbiens eine hervorragende Rolle zu spielen berufen war. Dorthin kommen ihnen schon aus Maccdonien bulgarische Streit kräfte in der Richtung auf Pristina entgegen. Nun dringen auch österreichische Truppen aus der Herzegowina nach Montenegro ein und haben bereits eine Reibe von Höhen- ftelluugen südlich von Awtooab erobert. Vcr '^rrrvervarrd servieuMüde'k Wie aus Sofia gemeldet wird, ist in den Kämpfen zwischen Bulgaren und Ententetruppen bei Walondowo ein Stillstand eingetreten. Die Engländer und Franzosen stoßen oft auf große Schwierigkeiten bei ihren rückwärtigen Verbindungen. Ihre bisherigen Angriffe wurden blutig abgewiesen. Es hat jetzt den Anschein, als ob jede ernst liche Aktion aufgegeben werden dürfte. Mit dieser Nachricht stimmt überein, was sich die K. Ztg. aus Sofia berichten läßt, danach sind die fran zösischen Landungstruppen jetzt nordöstlich von Prilep von Bulgaren, die von Gradsko und Negotin (Macedonien) her angegriffen hatten, vernichtend geschlagen und teils zer sprengt, teils gefangengenommen worden. Saloniki, 5. November. Die „Agence Havas" meldet: Das englische Kontingent traf gestern in Gewgheli ein. Die Engländer werden un abhängig von den Franzosen, aber in taktischem Zusammen hänge mit ihnen vorgehen. * ^ttentLtsvenfuck gegen äeutkcke Offiziere. Eine Bombenexplosion in Antwerpen. Der „Temps" vom 25. Oktober bringt unter der Überschrift vne bombs en invers die aus dem Haag vom 24. Oktober datierte Nachricht, daß in Antwerpen ein Attentat gegen das Haus eines deutschen Herrn begangen worden sei. Der deutsche Besitzer habe deutsche Offiziere beherbergt. In einer Nische direkt unterhalb des Eß zimmers sei eine Bombe niedergelegt und zur Eutzündung gebracht worden, während die vier Offiziere sich bei Tische befanden. Drei von ihnen seien sofort getötet, der vierte sei schwer verletzt morden. Der Schaden am Hause sei bedeutend, der Urheber des Anschlags sei nicht ermittelt. Tatsache ist folgendes: Am 9. September uachts II Uhr fand in dem be zeichneten Hause eine Explosion statt, bei der die steinerne Füllung und die Gitter eines Kcllcrfensters zerstört tvurden. Aufgefundenc Teile einer Bombe und eine Zündschnur bewiesen, daß es sich um ein Attentat handelte. Dieses galt anscheinend einem Stabe, der in der Nähe des genannten Hauses untcrgebracht war. Verletzt wurde niemand. Der Anschlag ist also mißglückt. Er beweist aber, mit welchen Gefahren die deutschen Truppen zu rechnen haben, und wenn der Feind sich mit solchen Anschlägen brüstet und ihre vermeintlichen Erfolge verkündet, so kann er sich nicht mindern, wenn seine Sendlinge der Aufmerksamkeit der deutschen Behörden erliegen und durch Richterspruch Opfer des eigenen Auftrages werden Umc krricgspolt. Manchester, 6. Nov. Der hier eingetroffene Dampfer , Mvocat" entging mit knapper Not dem Angriff dreier deutscher Flugzeuge, die ihn mit Bomben bewarfen und mit Maschinengewehren beschossen. Das Deck wurde leicht beschädigt. London, 6. Nov. Im Unterhause sagte MacNamara auf eine Frage, es sei zu befürchten, daß die Bergung des britischen Kreuzers „Argyll" unmöglich sei. Le Bourget, 6. Nov. Zwei Militärflugzeuge stießen bei einer Landung zusammen. Die vier Flieger die sich darin befanden, wurden getötet. Lugano, 6. Nov. Die Zahl der italienischen Gene rale. die seitdem Beginn des Krieges ihrer Stellungen ent hoben sind, ist auf achtunddreißig gestiegen. Die Ende Oktober erfolgte Enthebung der Generalmajore Lavallea, Vespigniant. Dalmasso und Villa soll mit dem Scheitern der 'letzten italienischen allgemeinen Offensive in Zusammenhang stehen. London, 6. Nov. Das Prefsebureau teilt mit, daß Truppen aus Nigeria am 22. Oktober Ba men da und am 24. Oktober Banqo, beide in Kamerun gelegen, ein genommen haben. Konstantinopcl, 5. Nov. Der Sultan hat dem König der Bulgaren die Mtlitäroerdienstmedaille in Gold ver liehen. Bukarest, 5. Nov. Die bulgarische Regierung traf Vor kehrungen, um unter russischer Flagge fahrende, mit Wafseu und Munition für Serbien beladene Schiffe in rumänische Häfen zu bringen und zu entwaffnen. Belgrad, 5. Nov. Ein für Serbien bestimmter russi scher Dampfer mit Kriegsmaterial namens „Belgrad" ist als Beute der Bulgaren nach Lom Palanka lan der Donau) gebracht und auf den Namen „Warna" umgetauft worden. London, 5. Nov. „Lloyds" berichtet aus Middlesborough: Der englische Dampfer „Friargate" (264 Bruttotonnen) wurde versenkt. Fünf Mann der Besatzung sind gelandet worden. Von freunä rmä femä. lsAllerlei Draht- und Korrespondenz-Meldungen.) Ein vernünftiges Mort aus Üollanä. Amsterdam. 6. November. Seit Anfang desKrieges hat das hiesige Blatt „Telegraaf" Nicht allein in der unglaublichsten Weise gegen Deutschland gehetzt und stch die blutigsten Verleumdungen aus der eng lischen und französischen Presse unbesehen zu eigen gemacht, sondern auch die holländische Bevölkerung andauernd durc^ .Schwarzmalereien von bevorstehenden Kriegsverwicklungen in : , i Arbeit ist Medizin! Arbeit ist alles! Dem s Geschehenen nachtrauern hilft zu nichts. Herhart Hauptmann, Atlantis. Erregung versetzt. An die Adresse des Hetzblattes schreibt nun der hiesige „Standard": „Das ganze Kriegsgeschrei in unserem Lande war nichts als das Preßgewimmer eines einzigen Blattes, das jetzt durch seine absonderliche Taktik zu wachsen hofft, aber nach dem Ablaufe des Krieges die bittere Erfahrung machen wird, daß es stch selbst wegwarf und sich den vaterländischen Interessen entfremdete. Solange der Krieg dauert, kann ein Mann mit solchem Marktgeschrei Furore machen, aber sobald der Friede zurückkehrt, bedauert man den Strich, den man selbst durch seinen Kredit machte." Ob sich der „Telegraaf" dadurch von seinem Treiben ab halten lassen wird, ist vielleicht fraglich, jedenfalls kann man ihn ruhig dem Urteil seiner eigenen Landsleute überlassen. 24 MUionen für IZesteckungen. Sofia, 6. November. Unsere Angaben über die schon bekannt gewordenen Bestechungen bulgarischer Politiker durch den Vierverband, - versetzen die Öffentlichkeit in Entrüstung. Es sind gegeben worden insgesamt 24 Millionen Franks, und zwar 18 Millio- ' nen französischen, 6 Millionen englischen Geldes. Die Beträge, die an einzelne der bloßgestellten Politiker bezahlt wurden, schwanken zwischen dreißigtausend Franks und einer halben Million. Das Geld wurde in der Form gegeben, daß die : Bestochenen angeblich Getreide für die französische Regierung kaufen sollten. Tatsächlich befindet sich unter ihnen aber nicht ein Kaufmann oder Getreidehändler. Alle sind Politiker und Advokaten und haben erwiesenermaßen kein Getreide gekauft. Die Regierung beabsichtigt, die Liste der Bestochenen, die für das blanke Geld die Politik des Vierverbandes in Bulgarien verfochten, demnächst bekanntzugeben. — Das sind die Mittel, mit denen Engländer und Franzosen ihre Sache „der Gerechtigkeit und der Freiheit" verteidigen Eäwanäs Grey Makrhaftigkeit. Berlin, 7. November. Die Nordd. Allg. Ztg. stellt fest, daß Sir Grey am 28. Oktober im englischen Unterhause gesagt hat, vor dem 4. September 1914 habe kein Militärabkommen Groß britanniens mit Rußland bestanden. Dem gegenüber ist folgendes Tatsache: Dem Reichskanzler war bekannt, daß nach dem Besuch König Georgs in Paris im Frühjahr 1914 von dem englischen Kabinett beschlossen worden war, mit Ruß land in Verhandlungen über ein Marineabkommen einzu- treten, und daß diese Verhandlungen eingeleitet worden waren. Daß ihm diese Tatsachen bekannt seien, hat der Reichskanzler Sir Edward Grey zu Anfang Juli vorigen Jahres durch den Fürsten Lichnowsky andeuten und ihn warnend auf die Gefahren dieser Politik aufmerksam machen lassen. Das ist der Sachverhalt, der der ganzen Welt bekannt ist und nur dem englischen Volke von seinen Regierenden vorenthalten wird. MU Kitchener ru äen anäern geben? Amsterdam, 7. November. Eigentümliche Gerüchte dringen über den Kanal. Lord Kitchener will in Urlaub gehen, will einige Zeit in dienstlichen Angelegenheiten seinen Posten als Kriegsminister verlassen, will das und jenes tun. Ministerpräsident Asquith in eigener Person soll den Kriegslord vertreten. „Daily Expreß" erfährt, es sei so gut wie sicher, daß sofort eine höchst wichtige Veränderung in der Kriegsleitung vorgenommen werden solle. Reuterbureau aber betont, Kitchener sei durchaus nicht zurück getreten, wenn er auch augenblicklich etwas anderes zu tun habe. — Sollte Kitchener das Bedürfnis haben, noch ein mal den alten Schlächtersäbel von Omdurman oder Südafrika umzuschnallen und an die Front zu gehen, statt in London die Vorwürfe erregter Politiker auszuhalten. Oder sollte er zur großen Armee der vor ihm gefallenen Genossen Delcasss, Millerand, Nicolai Nicolajewitsch, Ssasanow usw. usw. stoßen wollen? König Konstantin bleibt fest. Wien, 6. November Venizelos wandte sich in der letzten entscheidenden Kam mersitzung direkt gegen den König. Er warf ihm vor, nichts von der Politik zu verstehen, wenn er auch ein guter General sei. Der König ist aber anscheinend nicht gesonnen, sich vor Venizelos zu beugen. Er billigte die Haltung des Kriegs ministers, um dessen Person dieser Konflikt losbrach, und gab ihm ausdrücklich seine Zustimmung zu erkennen, indem er ihn zu seinem Generaladjutanten ernannte. Die Anhänger des Venizelos waren darob aufs äußerste betroffen. Der größte Teil der Bevölkerung verhält sich gleichgültig, Heute bot der König, wie es heißt, Zaimis abermals die Ministerpräsidentschaft an. Dieser soll aber abgelehnt haben. Es fanden auch Konferenzen mit Gunaris und Theotokis statt, die in der Kammer Venizelos scharf entgegentraten und ihm vorwarfen, er wolle das Land ins Verderben stürzen. Imeicben cler Sckwäcke? (Von unserem Berliner ^.-Mitarbeiter.) Die billige Redekunst der zurzeit noch großen Männer in England und Frankreich ist bereits in ihrer inneren Bedeutungslosigkeit genügend beleuchtet worden. Herr Asquith hat schon am Tage nach seiner Unterhausrede von den hochgeborenen Lords nichts weniger als schmeichelhafte Dinge zu hören bekommen, und er geht, da er sich wieder einmal die Kleinigkeit von fünf Milliarden Mark vom Parlament bewilligen lassen muß, schweren Auseinander setzungen entgegen. Im Oberhaus ist nach Lord Cromer, dem früheren Vizekönig von Ägypten, jetzt auch Lord Morley zu den Bänken der Opposition übergegangeu, und alles rüstet sich, ein frisch-fröhliches Schlachtfest zu begehen, das über kurz oder lang unfehlbar kommen muß. Herrn Briand, dem neuen Manne der Tat, werden die Franzosen dagegen wohl einige Schonzeit vergönnen. Vorläufig be rauschen sie sich noch an seinen schönen und stolzen Worten — ein Vergnügen, das man ihnen nicht stören soll. Daß aber auch dieser Mann der Tat von Einbildungen -ächt frei ist, die sein Urteil trüben müssen, das unterliegt sür uns schon jetzt keinem Zweifel. Als er von dem deutschen Balkanunternehmen sprach, meinte er, es bezeuge den Mißerfolg unserer Unternehmungen auf den Haupt- kriegsschauplützen. Weil unsere Offensive auf der fran zösischen und russischen Front gebrochen wurde, sagte Briand, unternehme Deutschland jetzt diesen ablenkenden Schritt. Es suche dadurch die Meinung der Welt in Atem zu halten, für die so viele Monate verstrichen seien, ohne daß die von einer zügellosen deutschen Nrovaaonda nnw-kündiät-» Ei-Uta»- ein traten und sich die Anzeichen der Schwäche unter dem An schein der Kraft zu enthüllen beginnen. Näher hat sich der französische Ministerpräsident über diesen Punkt nicht aus gelassen, wir wissen also nicht, welche Anzeichen der Schwäche er in Deutschland wahrzunehmen glaubt. Aber gewissen haft, wie wir nun einmal sind, wollen wir Umschau bei uns im Lande halten, um zu sehen, ob Herr Briand recht hat oder ob er das Opfer von Selbsttäuschungen geworden ist, wie sie bei Männern seines Schlages allerdings keim Seltenheit zu sein pflegen. Am nächsten liegt da wohl der Gedanke, daß unsere wirtschaftliche Lage den Gegnern törichte Hoffnungen ein zuflößen beginnen könnte. Es ist wahr, daß wir Wochen voller Unruhe und Unzufriedenheit hinter uns haben, daß die steigende Teuerung der wichtigsten Nahrungsmittel schwere Besorgnisse auslösen mußte und daß besonders ängst lich Veranlagte hier und da schon die Köpfe hängen ließen, weil sie eine kleine Hungersnot im Anzuge glaubten. In dessen das ist schon wieder oorübergegangen, und was noch zurückgeblieben ist, schreckt höchstens kleine Kinder. Einmal haben wir in den letzten Jahren stets und ständig mit dem Herannahen des Winters ein Knapperwerden unserer Vor räte und damit steigende Preise erlebt. Wer erinnert sich nicht noch der aufgeregten Notstandsreden, mit denen die Reichs tagstagungen im November oder Dezember regelmäßig einzu setzen pflegten? Es gab viele Reden und Erhebungen und schließlich konnte auch nach dieser oder jener Richtung etwas Prattisches geschehen; im Grunde aber mußten die knappen und teuren Zeiten eben überstanden werden, weil sich hier Verhältnisse geltend machten, die von unserem Willen un abhängig waren und sich jeder Beeinflussung durch die gesetzgebenden Körperschaften entzogen. In diesem Jahre treten zu den natürlichen und ständig wiederkehrenden Ur sachen der Teuerung noch die außerordentlichen Zustände des Krieges hinzu. Selbstverständlich muß da der Mangel an Vor räten sich noch viel empfindlicher bemerkbar machen, und es ist leider nicht zu bestreiten, daß hier und da auch sträf licher Eigennutz gewinnsüchtiger Elemente dazu beiträgt, die Mißstände noch über das Maß des Unvermeidlichen hin aus zu verschärfen. Aber unsere Regierungen sind schon dabei, auch auf diesem Gebiete Ordnung zu schaffen. Durchgreifende Verordnungen sind erlassen worden und werden unausgesetzt ergänzt und erweitert, um den Verbrauch an notwendigen Lebensmitteln zu regeln und ihre Preise herunterzudrücken. Das wird sehr rasch dazu beitragen, den Mißmut zu ver scheuchen. Außerdem aber dürfen wir auch in diesem Jahre darauf rechnen, daß der natürliche Gang unseres Wirtschaftslebens mit feinem ewigen Kreislauf von Ver- brauch und Erzeugung nach und nach wieder den Ausgleich schafft, den wir bisher immer noch eintreten sahen. Auf dem Fleischmarkt sind die ersten Anzeichen einer Besserung schon wahrzunehmen; auch der Knappheit an Futtermitteln dürfte in absehbarer Zeit abzuhelfen sein. - Dann kann es nicht mehr lange dauern, bis wieder einiger-^ maßen normale Verhältnisse auf dem gesamten Ernährungs-! gebiete hergestellt sind. So liegen die Dinge, und Herm Briand ginge schmählich in die Irre, wenn er Anzeichen- von Schwäche wahrzunehmen glaubt, wo wir lediglich vorübergehende Schwierigkeiten zu erdulden haben und erfolgreich bekämpfen. Ob Herr Briand unsere Balkanoffensive im Grunde seines Herzens wirklich für ein Verlegenheitsmanüoer hält? Uns könnte es recht sein. Dem Vierverband ist! jedenfalls bisher ein solcher „ablenkender Schritt" noch! nicht gelungen; an sein Dardanellenunternehmen möchte em am liebsten überhaupt nicht mehr erinnert sein, und von' der Hilfsexpedition nach Serbien kann er sich auch keine! goldenen Früchte versprechen. Wenn er den „Anscheins der Kraft" für stch in Anspruch nimmt, weil wir im Westen seit April nicht vorwärts gehen und uns! im Offen nach der glorreichen Sommeroffensive jetzt auf! die Defensive beschränken, so liegt darin eine für französische Macht- und Eitelkeitsgewohnheiten ganz ungewöhnliche Bescheidenheit. Die Tatsache steht jedenfalls fest, daß wir' unseren Gegnern die Gesetze des militärischen Handelns vorschreiben, jetzt noch mehr denn je. Diesen Anschein- der Schwäche wollen wir uns auch fernerhin gern gefallen, lassen. Politische Kunälchau« Deutsches Keich. 4-Uber den Wiederzusammcntritt des Reichstages wird gemeldet: Die erste Sitzung des Reichstags nach der Pause wird bereits am 30. November stattfinden. Ver mutlich wird sich das Haus aber noch an demselben Tage wieder auf eine Woche vertagen, um den Ausschüssen Ge legenheit zu ihrer Tätigkeit zu geben. Trotzdem wird, wie man hofft, der Reichstag sein Arbeitspensum noch vor Weihnachten erledigen können, so daß er sich dann erst wieder im Februar oder März zu versammeln brauchte. Vordergrund des allgemeinen Interesses stehen die Besprechungen über die Lebensmittelteuerung und übex die Sicherstellung von Lebensmitteln. 4- Die gesetzlichen Vorschriften über die Altersrente hat der Bundesrat nach dem Einführungsgesetz zur Reichs versicherungsordnung für die bevorstehende Tagung des Reichstages diesem zur erneuten Beschlußfassung vorzulegen. Es handelt sich dabei um die Frage, ob die Altersgrenze des 70. Lebensjahres des Versicherten für den Bezug der Altersrente auf das 65. Lebensjahr herabgesetzt iverden soll. In seiner letzten Sitzung hat der Bundesrat beschlossen, diese Herabsetzung der Altersgrenze in der Vorlage für den Reichstag zurzeit nicht zu empfehlen. Die Herabsetzung der Altersgrenze würde, wie in einer Denkschrift nachge wiesen wird, eine Erhöhung der Beiträge zur Jnvaliden- und Hinterbliebenenversicherung notwendig machen und eine Mehrbelastung des Reichs mit Reichszuschuß zur Folge haben. Beides kann im gegenwärtigen Zeitpunkte nicht befürwortet werden. Oüekrl. X Die vor einigen Tagen aufgenommenen Verhand lungen zwischen der Türkei und Griechenland nehmen nach Berichten aus zuverlässiger Quelle einen sehr günstigen Verlauf. Halbamtlich wird bestätigt, daß demnächst eine Vereinbarung zu erwarten sei, durch die die Verhältnisse beider Länder auf einer neuen Grundlage geregelt würden. In der Bevölkerung Griechenlands zeigt sich in den letzten Tagen eine durchaus türkenfreundliche Haltung. kumänien. x Nach wie vor hält Ministerpräsident Bratianu an der Neutralität Rumäniens fest. Er beschloß, vor der Er öffnung der Kammer in Fühlung mit dm führenden Poli tikern zu treten. Er empfing mehrere Abgeordnete und erklärte ihnen, er habe das Bedürfnis, sich zu überzeugen, ob seine Politik den Beifall und die Unterstützung des Parlaments finde. In einem dreioiertelstündigen Vortrag erörterte der Ministerpräsident sodann die politische Lage und erklärte, er werde nicht dulde«, daß das Land durch die persönlichen Interessen «nielner Personen in ein« abeu-
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