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MnM fiir WÄM Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 Prozent Aufschlag Amts L Kj -Blatt ForSrentamt zu Tharandt. U) Mk. stet i»r <rrch die Post und Mk. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Inserate werden tags vorher ZnsertionSpreiS 15 Psg. pro fiinsgespaltene Korpuszev^ Außerhalb des AmtSgerichtsbezirks Wilsdruff 20 Psg jeder Anspruch aus Rabatt erlischt, wenn der Betrag durch läge eingezogcn werden muß od. der Austraggeber in Konkurs geriit. Mr die Königliche Amts,- Uptmannschaft Weihen» zu Wilsdruff sowie für das König- bir mittags 11 Uhr angenvL: Bezugspreis in der Stadt vierteljährig HauS, abgeholt von der Expedition 1,30 Ml unsere Landausträger bezogen ' s " - - " Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Wilsdruff. für das Königliche Amtsgericht und den StadtrLj une! < Lokalblalt suv Milsctrukf Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Hartha bei Gauernitz, Helbigsdorf, Herzosswalde mit Landberg, Hühndsrs, Haufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Miltitz-Roitzschen, Mohorn Munzig, Neukirchen, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, RöhrK^ bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, SachSdorf, Schmiedewalde, Seelizstadt, Sora, Steinbach bei Keffelsdsrf Steinbach bei Mohorn, Spechtshausen, TanneberL Taubenheim, Ullendorf, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg, Zöllmen. Mit IsufruLkr Untkrhaltun,s-Gsma«-)Ktilage, wöchentlicher illustrierter Keilsse „Welt im Kild" mosrtlicher Keila-e „Nnsere Zeiwat". Druck und Verlag von Arthur Zschunke, Wilsdruff. Für die Redaktion verantwortlich: Oberlehrer Gärtner, Wilsdruff. Nr. 186. 74. Jahrg Sonnabend, den 27. November 1915. Der amtlich- Teil belinclet sich in üer Leilage Dss gvoHe Völkevvingen Vas LecEan äes Oltens. Der Ausdruck ist nicht auf deutschem Boden gewachsen, das wollen wir gleich feststellen. Die Erinnerung an die schmerzlichste Niederlage, die Frankreich je erlitten, ist uns während dieses Krieges wohl schon des öftern gekommen, aber die Erfahrung hat gezeigt, daß die von Grund aus veränderten Kampsbedingungen der Gegenwart so entscheidende Schläge, wie sie uns 1870 gegen die Heere des Kaiserreiches gelungen sind, kaum noch zulassen. Nein, in der französischen Hauptstadt ist der Angstruf vom Sedan des Ostens zum ersten Male laut geworden, und wenn nicht alles täuscht, kann Clemenceau, der ewige Ministerstürzer, die Vaterschaft für dieses neueste Schlagwort für sich in Anspruch nehmen. Er denkt dabei natürlich nicht etwa an das Schicksal der serbischenHeerestrümmer, das ja endgültig besiegelt ist. Ihm bangt um die Sicherheit der französischen Landungstruppen, deren Zahl vielleicht bald das erste Hunderttausend erreicht haben wird. Clemenceau ist nun in der glücklichen Lage, seinen Sorgen einen starken parlamentarischen Nachdruck zu geben. Seit Freycinet als Minister ohne Portefeuille in die Regierung eingetreten ist, hat er den Vorsitz in der Armeekommission des Senats übernommen, und hier ist sein Anhang groß genug, um auf den Gang der Entschlüsse einigen Einfluss ausüben zu können. Was darüber nach und nach in die Öffentlichkeit kommt, ist interessant genug. Man erfährt, daß diese Kom mission in einer geheimen Entschließung, die lediglich dem Präsidenten der Republik und dem Ministerpräsidenten unmittelbar zur Kenntnis gebracht wurde, die sofortige Einstellung des Balkanunternehmens gefordert hat. Saloniki soll aufgegeben und das Expeditionskorps wieder eingeschifft werden. Dieses Verlangen wurde gestellt, nach dem der Minister des Auswärtigen und die Minister desKrieges und der Marine wiederholt über die Lage gehört worden waren. Wie die Regierung sich zu diesem Ansinnen zu stellen gedenkt, weiß man noch nicht. Clemenceau aber und seine Gesinnungsgenossen sind bereits bei der Arbeit, um die Öffentlichkeit von der unbedingten Notwendigkeit ihrer Forderung zu überzeugen, und dazu haben sie das Schlag wort vom Sedan des Ostens erfunden. Diese miserable Balkanexpedition, so mft einer von ihnen, ist ein Wahn sinn, ein verbrecherisches Abenteuer. Diese lästigen Balkan völker sind keinen Heller wert: die Bulgaren sind Ver räter, den Griechen ist nicht zu trauen, und die Rumänen werden auch über kurz oder lang ihre Bajonette gegen den Vier verband zücken. Angenommen, fragt ein anderer, der bekannte Senator Berenger, die Expedition kann einem Sedan ent gehen, wird sie auch vermeiden können, gegen das Meer gedrängt zu werden und sich schließlich wieder einzuschiffen, wenn sie nicht im Hafen eingeschlossen werden soll? Ein radikales Blatt interpelliert die Regierung, ob sie sich etwa zutraue, einen zweiten Marnesieg im Orient erkämpfen zu können; ohne einen solchen seien die Truppen dem Unter gang geweiht. Auch der Militärkritiker und Deputierte Oberstleutnant Rousset wirft die bange Frage auf, ob denn bei der üblen Lage der serbischen Armee die französisch-englische Expedition noch irgendeinen Nutzen habe. Ganz Serbien stehe den Truppen Mackensens offen, die zu spät ge kommenen Retter könnten infolgedessen von vorn und von der Seite von überlegenen Kräften angegriffen werden — was bleibe ihnen dann anders übrig, als sich in ein be festigtes Lager an der Küste zurückzuziehen, wo ihnen dann wiederum Hilfe gebracht werden müsse. Das aber wäre doch nur ins Werk zu setzen, wenn man sich auf Griechenland unbedingt verlassen könnte — wie es damit aber steht, wer kann das wissen? Von diesem befestigten Lager will deshalb Clemenceau selbst nichts hören: eines Tages, meint er, müsse man doch aus ihm wieder heraus und wohin dann und mit welchen Mitteln? Die Sorge müsse darauf gerichtet sein, die unbesonnen unternommene Expeditton jetzt um jeden Preis vor einem gänzlichen Fehlschlag zu retten. So peinlich es auch wäre, man müßte sich dazu entschließen, die ganze Balkanexpedition aufzugeben. Für Frankreich werde die Entscheidung doch nur in Frankreich fallen, deshalb wäre es gefährlich, die eigene Front zu schwächen und sinnlos gewordenen Abenteuern nachzu laufen. In Paris kann man noch immerhin seine abweichende Meinung sagen, ohne dafür, wie es in Italien neuerdings Brauch geworden ist, sofort als Vaterlandsverräter ge- brandmarkt zu werden. Selbstverständlich findet aber der neue Glaubenssatz vom Sedan des Ostens auch lebhaften Widerspruch. Herv< der von Anfang an den Zug Nach Saloniki am leidenschaftlichsten befürwortet bat, ist jetzt ganz aus dem Häuschen. Wir würden für immer auf das Bündnis mit Rumänien verzichten, schreibt er, wenn wir uns aus Macedonien zurückziehen, denn die rumänische Regierung müßte zerstreut sein, wenn sie sich mit solchen Verbündeten einließe. Und ehe man Las Steuer des Staates Herrn Clemenceau überließe, sollte man lieber schleunigst Frieden schließen. Sollen wir unsere Ohnmacht anerkennen, den ganzen Balkan den Deutschen überlassen und, was noch viel ernster ist, ihnen das östliche Mittelmeer ausliefern, fragt der „Gaulois"? So geht es hin und her in Frankreich und niemand weiß einstweilen, was Poincars und Briand tun werden. Wir können ihren Beklemmungen mit einigem Behagen zusehen. Vielleicht, daß die serbische Regierung — edel wie sie ist — den Franzosen in ihrer ratlosen Verlegenheit zu Hilfe kommt, nachdem das um gekehrte Verfahren so elend Schiffbruch gelitten hat. Sie hat, wie Reuter aus Athen zu melden weiß, Abgesandte nach Saloniki geschickt und dort erklären lassen, sie werde bald von Prizrend über Dibra und Monastir nach Saloniki kommen. Trifft diese Ankündigung zu, dann lann es m den Verbündeten nicht mehr fehlen. Dann haben sie die besten Sachkenner in allen Balkanfragen zur Seite Herr Paschitsch wird ihnen gewiß verraten können, wie man un Orient ein Sedan — vermeiden kann! Der Krieg. Westlicher Kriegsschauplatz. Es hat sich nichts von Bedeutung ereignet. Sestlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des Generalfcldmnrschalls v. Hinden burg. Bersemünde ist fest in unserer Hand. Die Zahl der Gefangenen hat sich auf 9 Offiziere, 750 Mann, die Beute auf 3 Maschinengewehre erhöht. Bei den Heeresgruppen des Gencralfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern und des Generals v. Linfingen ist die Lage unverändert. Balkan-Kriegsschauplatz. Bei Mitrowitza wurden von Truppen der Armee Koeveß etwa 10 000 Serben gefangengenommen. 19 Ge schütze erbeutet. In den Kämpfen um Pristina und an der Sitnica fielen 7400 Gefangene und 6 Geschütze in unsere Hand. Die Beute an Kriegsgeräten und Vorräten ist erheblich. Oberste Heeresleitung. Amtlich durch das W.T.B. » Öfterreicdifck-ungariscker Deeresberickt. Amtlich wird verlautbart: Wien, 25. November. Russischer Kriegsschauplatz. Keine besonderen Ereignisse. Italienischer Kriegsschauplatz. Die erbitterten Kämpfe im Raume zwischen der Wippachmündung und San Martino dauerten Tag und Nacht fort. Nördlich des Monte San Michele griff der Feind unaufhörlich mit starken Kräften an. Mehrmals gelang es ihm, in unsere Gräben einzudringen. Immer jedoch, zuletzt in vielstündigem Nachtkampf warfen ihn die braven alpenländischen Infanterieregimente:: 7 und 27 wieder hinaus. Ein Angriff der Italiener auf den Monte San Michele scheiterte gleich allen früheren. Auch bei San Martino wogte der Kampf den ganzen Tag hin und her, bis es schließlich spät abends den bewährten Honvedtruppen gelang, auch hier unsere Stellung vollständig zurückzugewinnen und zu behaupten. Der Brückenkopf von Görz, der Südteil der Stadt, dann die Ortschaften Savogna und Rupa standen unter heftigem Artilleriefeuer. Mehrere feindliche Bataillone griffen bei Oslaoija an. Sie wurden zurückgeschlagen. Zwei Kompagnien vernichtet. Zwei unserer Flieger warfen Bomben auf Tolmezzo ab. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Die Montenegriner wurden auch östlich von Foca zu rückgeworfen. Südöstlich vou Sjenica überschritten wir die montenegrinische Grenze. Bei der gestern mitgeteilten Einnahme von Mitrowitza haben die k. u. k. Truppen 10 000 Serben gefangengenommen und 6 Mörser, ^Feld geschütze, zahlreiche Fuhrwerke, Munition aller AÄ, 7Loko- Motiven, 130 Waggons und viel anderes Kriegsgerät er beutet. Eine österreichisch-ungarische Kolonne gewann, über Mitrowitza hinausrückend, die Gegend von Pucitru. Süd lich davon sind deutsche und bulgarische Kräfte im Begriff, die Sitnica zu überschreiten. In den Kämpfen um Pristina sind 6800 Gefangene eingebracht und 6 serbische Geschütze erbeutet worden. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes o. Hoefer, Feldmarjchalleutnant. * flucstt clen serbischen Regierung nack Skutari. Die serbische Regierung scheint nach dem Fall von Mitrowitza und Pristina das Spiel endgültig verloren zu haben. Das Reutersche Bureau verbreitet die folgende Meldung: Die Times erfährt ans Paris: Einem amtlichen Tele gramm ans Prizrend zufolge, begibt sich die serbische Ne gierung nach SkuMri. Die serbische Regierung zieht, wenn sich das Telegramm bewahrheitet, aus der strategischen Lage den gleichen Schluß, wie die neutrale Kritik, die im allgemeinen den Fall Mi- trowitzas und Pristinas als das tatsächliche Ende des serbischen Feldzuges bezeichnet, wenn es auch zu einem eigentlichen Sedan hier nicht gekommen sei. Befreiung 260V kriegsgefangener Österreicher. Uber den Fall Pristinas wird gemeldet, daß zuerst die Truppen der Armee v. Gallwitz nach heftigen Kämpfen am Labstuß in die Stadt eindrangen, kurz nach ihnen die Bulgaren. Die Serben mußten den Ort fo schnell räumen, daß sie 2000 österreichisch-ungarische Kriegsgefangene nicht mitführen konnten, die die Befreier jubelnd begrüßten. stlitroivitLL uncI priMna. (Von unserem militärischen Mitarbeiter.) Die Serben haben trotz aller anerkennenswerten Tapfer keit nicht mehr die Kraft besessen, Lie oft in den franzö- sischcn und englischen Blättern angekündigte große Schlacht auf dem Amselfelde zu liefern. Sie haben der ziel bewußten und schnellen gemeinsamen Offensive der deutschen, österreichisch-ungarischen und bulgarischen Truppen nur kurze Zeit an den Eckpfeilern dieses Verteidigungs raumes standzuhalten vermocht, der ihnen anscheinend die Möglichkeit einer langandauernden Verteidigung geboten haben würde. Die Linie Novibazar—Mitrowitza— Pristina, eine Strecke von rund 100 Kilometer mit dem ungefähren Mittelpunkt Mitrowitza, bietet alle Vor bedingungen zu einer hartnäckigen Defensive auch einem überlegenen Gegner gegenüber. Novibazar, Pristina und Mitrowitza haben in den sie umgebenden oder vor gelagerten Bergstöcken sehr starken natürlichen Schutz, auch standen selbst einem von Osten und Norden her eingeschlossenen Verteidiger immer noch gangbare Ver bindungen nach Westen zur Verfügung. Man hat denn auch in England und Frankreich fest gehofft, daß die Serben hier dem Siegeslauf der Feinde Halt gebieten und ihn so lange aufhalten würden, bis die französisch-englischen Truppen in Macedonien zu erfolgreichem Eingreifen er starkt sein würden. Mit aller Lungenkraft wurde noch soeben von London aus in die Welt hinausposaunt, daß Asquith der serbischen Regierung Englands festen Willen zur Fortsetzung der Balkanexpedition kundgegeben habe, und allerlei unliebsame Überraschungen den An greifern Serbiens drohten. Jetzt fielen aber — eine herbe Ironie des Schicksals — fast zur gleichen Zeit die Bollwerke des Amselfeldes, Mitrowitza und Pristina, im Zentrum und am rechten Flügel der Serben, nachdem durch die schnelle Räumung Novibazars die linke Flanke bloßgelegt worden war. Es ist also nichts mit der großen Schlacht auf dem Amselfeld, nichts mit dem langen serbischen Widerstand und nichts mit den großen Plänen, die man auf diesen aufbaute. Die natürliche Stärke der Stellung hätte einem auch nur kleinen Heere den nötigen Rückhalt wohl geboten, wenn dieses aus Truppen bestanden hätte, die noch wirklich widerstandsfähig wären. Aber das serbische Heer ist durch den aufreibenden Verfolgungs krieg, dem es in den letzten sechs Wochen ausgesetzt war, innerlich zermürbt und zerbrochen. Zwar versuchten die Serben noch einmal vor Mitrowitza und Pristina den An sturm der Gegner aufzuhalten. Aber zum zähen Aus harren waren sie nicht mehr befähigt. Nach kurzen Kämpfe» sind sie westwärts über die Sitnitza geworfen worden. Ihnen bleibt nur noch die Flucht über die schwer gangbaren Grenzpässe in das rauhe und ach, so arme Montenegro. Wie sich dort die zersprengten serbischen Kolonnen ernähren sollen, ist ein Rätsel. Auf jeden Fall scheidet nach Mitrowitza und Pristina, das zerschmettert« serbische Heer aus der strategisch« Rechnung au».