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RchMM für UMuff Beilage zu Nr. 139. Sonnabend, den 4. Dezember 191S. Aus ihren Hügeln blühen neue Zeiten. . . So laßt uns eng beieinander sitzen Vor seinem lieben Bilde an der Wand, Auf dem so lebensfroh die Augen blitzen Wie einst, da er noch selber vor uns stand. Laßt unt erzählen von vergangenen Tagen, An denen er mit uns durchs Leben ging, Als noch sein Herz hat heiß für unS geschlagen Und noch so gerne uns sein Arm umfing - — Das ist vorbei —, der Weltkrieg war gekommen, Er zog inS Feld — und kehr! nie mehr zurück — Ein Meer von Blut und Tränen ist geschwommen, Zertrümmert liegt ein Hanfe Menschenglück. Und ganze Berge Hoffnung sind zerfallen. Fast bricht vor Wehe unser Herz entzwei, Doch wenn der Glocken Dankeslieder schallen, Dann sind wir stolz: Auch er war mit dabei! Auch er hat mit gestürmt und mit gestritten Für daS geliebte, teure Vaterland, Hat für da» Reich den Heldentod erlitten — Und liegt gebettet unterm frrinden Land Mst Tausenden I Sie werden nicht vergessen, Denn die als Helden sterben, leben fort. Je inehr Jahrhunderte die Welt durchmessen, Je lauter preist und rühmt sie Menschenwort. AuS ihren Hügeln blühen neue Zeiten, Aus ihren Schmerzen wächst des Volke- Kraft, Die Freude lernt die Flügel wieder breiten, Wenn glorreich steigt der Friede aus der Haft. Daun wird die Welt im alten Gleise gehen, Zurück m seine Scheide kehrt das Schwert, An Mülern aber wird zu lesen stehen: WaS wir erreichten, war das Opfer wert! Elisabeth Schmidt-Leipzig. ketracktung 2. Aclvents- sonnlsg. Lied 670: Ermuntert euch, ihr Frommen. Jos. 24, 15—16: So erwählet euch heute, welchem ihr dienen woUet; dem Gott, dem eure Väter gedienet haben jenseit des Wassers: oder d n Göttern der Amoriter, in welcher Lande ihr wohnet. In aber uud mein Haus wollen dem Herrn dienen. Da antwortete das Volk und sprach: Das sei ferne von uns, daß wir den Herrn verlassen und anderen Göttern dienen! Im Leben des einzelnen Wenschen wie im Leben der Völker gibt es Entscheidungsstunden. Lie machen allem Schwanken ein Ende. Lie werden bedeutsam für Jahr hunderte. Vor einiger Zeil sahen wir das Volk Italiens vor einer solchen folgenschweren Entscheidung. Was sollte siegen? Die Lümme der Wahrheil, der Treue, der ruhigen, gewissenhaften und vernünftigen Erwägung oder die Stimme der Lüge, der Verblendung, der aufgeregten Leiden schaft, des Wahnsinns? Italien entschied sich für die letztere. In dem Tosen eines wahnwitzigen Pöbels ging jede vernünftige Wberiegung, jeder Gedanke an die eilige- gangenen Verpflichtungen, jedes Gefühl der Bundestreue verloren. Es entschied sich für den Krieg gegen seine bis herigen Bundesgenossen. Eine noch weit wichtigere Entscheidung ist aber die, vor welche Josua das Volk Israel stellte. Es galt die Entscheidung zwischen dem lebendigen Golt, dem Herrn Zebaoth, und den Göllern der Heiden. Keine Entscheidung politischer Art, keine Entscheidung zwischen Weltmächten, sondern eine religiöse Enlscheidung, eine Wahl zwischen Himmel und Hölle, zwischen Lichl und Finsternis. Hülle das Volk Israel damals sich nicht auf die Leite Josuas gestellt — es wäre nicht das auserwählte Volk Gottes ge worden. Leine Geschichte wäre untergegungen im Dunkel der Heidenwelt. Es hätte niemals die schönste Legensfrucht für alle Völker aus seiner Witte hervorgebracht, den Hei land der WAt. In diesem Linne steht freilich das Volk Israel einzig artig da. Aber doch kann auch von unserem Volke ge sagt werden: Es steht jetzt vor seiner Entscheidungsstunde, von der abhängen wird, nicht nur, ob es den Lieg be halten wird über seine Feinde, sondern ob es ein Legen für andere Völker weiden wird. Der Dichter Geibel hat das große Wort ausgesprochen: Am deutschen Wert und Wesen muß noch die Welt ge nesen. Das Wort hat nur dann eine Berechtigung, wenn deutsches Wesen ein wahrhaft christliches Wesen wird. Nur wenn unser deutsches Volk sich aufrichtig zum Herrn be kehrt, kann es auch anderen Völkern noch zum Legen werden. Das Deutschtum an sich hat keine Verheißung für die Völkerwelt. Aber Lhristus hat die Verheißung, daß durch ihn alle Völker gesegnet werden sollen. Darum so weit Lhrisli Geist eine Wacht gewinnt in unserem Volk, so weit werden wir zur Legensmacht für «ndere. Der Krieg ruft mit gewaltiger Ltimme unser Volk zur Buße, zur Umkehr, zur Entscheidung. Nicht germanischer Götterglaube, sondern lebendiger Ehristusglaube kann allein die Welt retten. Es ist in keinem andern Heil und ist kein anderer Name den Wenschen gegeben, darinnen sie sollen selig werden. Unser Volk stand in Gefahr, die Lebensmacht des christlichen Glaubens zu verlieren. Heid nische Grundgedanken, Wenschenvergötterung, Weltgenuß und Selbsterlösung — das waren die herrschenden Triebe unseres Volkslebens geworden. Was brauchte man noch den lebendigen Gott, wenn man sich selbst durch Reichtum und Wohlleben, durch Kunst und Wissenschaft und durch den Fortschritt der Erfindungen ein Paradies auf Erden zu schaffen hoffte. Wir lebten im Diesseits und fragten ach so wenig nach dem Jenseits. Und wir träumten ein Reich des Friedens und der Glückseligkeit auf dieser Erde. Da kam der Krieg und zertrümmerte mit einem Schlage all diese Traumgebilde. Er zeigte uns die Welt in ihrer ganzen Verderbtheit. Er vernichtete Tausende von jungen Blüten, die diese Welt genießen wollten. Er stellte die Schreckensmacht des Todes uns vor Augen. Was kann uns trösten in diesem Weh des Todes? Hin zu Ehristo Jesu, dem einigen Helfer! Erwählet heute, ob ihr ihm dienen wollt. Unser ganzes Volk muß jetzt ein« Läuterung durchmachen. Es muß abtun die fremden Götter, die Götzen der Eitelkeit, der Fleischeslust, der Sebstbespiegelung, der Ueberhebung, des pochens auf die eigene Kraft. Daß wir politisch als Sieger aus diesem ist HM Zeit sm VchnMsichlale !!^ W ist es, wenn diese überhaupt noch ihren Zweck W erfüllen sollen. Die dem Ladenverkauf freige« gebenen Sonntage stehen vor der Tür und die W Kundschaft rüstet sich zum Kaufe. LüD» killst slHtt kill, ist lin Wdtil!! I W Das sollte unsere Geschäftswelt nicht vergessen,' W denn fast die Hälfte aller Einkäufe wandert W hinaus ins Feld und an die Front, und der Weg dahm ist lang. Z Der«jetzt msM, D durch zweckentsprechende Anzeigen das kaufende W Publikum auf die Reichhaltigkeit und Preis- W Würdigkeit seiner Läger aufmerksam zu machen W und zu diesem Zwecke D im UMM zu iiismmii, D W der wird die Erfahrung machen müssen, daß W ihm weirerblickende Geschäftsleute der Großstadt . zuvorkommen und den Nutzen dieser Weitsichtig- keit genießen. Gegenwärtig können wir auch W noch jeder Anzeige einen vorteilhaften Platz in unserem Blatte sichern. Wer mit solchen Sonder- M wünschen sich jedoch erst ein paar Tage vor dem Feste endlich zu einer Anzeige entschließt, M V sm Stil ß n z« spät! V § „ VV »F Weltkriege hervorgehen, bas ist nicht bas höchste Ziel. Nein, wir müssen in religiöser und sittlicher Beziehung Sieger werden. Das ist die Hauptsache. Dann wird uns auch das andere alles zufallen. Dann kann am deutschen, christlichen Wesen auch noch die Welt genesen. Dazu muß aber jeder einzelne das Seine tun. Es muß uns zum heiligen Gelübde werden: Ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen. Amen. Svang. luth. Kirchenblatt. SäckMcber Lanätag. Am Dienstag begann in der Zweiten Kammer die Etat-Beratung. Vor Beginn der Verhandlungen erklärte für die So- zealdemokraten der Abg. Uhlig, es seien Anordnungen der Regierung bekannt geworden, durch die die freie Bericht erstattung des Landtages eingeschränkt werden solle; da aber daS Recht der Presse über die Verhandlungen der Parla mente zu berichten, verfassungmäßig garantiert sei, so müsse die sozialdemokratische Fraktion den Präsidenten auf diese Vorgänge aufmerksam machen. Der Präsident erklärte, sich deswegen mit d«r Regierung verständigen zu wollen. Dann hielt der Finanzminister von Seydewitz eine große Etatsrede. Der Minister gab in eineinhalbstündiger Rede ein sehr lebhaftes Bild des wirtschaftlichen Auf und Nieder in den zurückliegenden beiden Jahren und verband damit einen hoffnungsvolle» Ausblick auf die kommende Zeit. Die Betrachtungen des Ministers gingen davon aus, daß die laufende Finanzperiode voraussichtlich einen Fehlbetrag von 64 Millionen Mark zeitigen werde. Diese durch den Krieg hervorgerufene Tatsache zog sich wie ein roter Faden durch die ganze Ministerrede. Dennoch ließ Herr von Seydewitz deutlich erkennen, daß trotz der gewaltigen, durch den Krieg bedingten Anforderungen unsere Finanzpolitik und damit der Etat auf durchaus gesunden Füßen stehen, und daß wir gar keine Veranlassung haben, mit Besorgnis in die Zukunft zu blicken. Er hatte Worte hohen Lobe» für unser» Industrie und unsere Landwirtschaft, die dank ihrer Organisation die Hoffnungen unserer Feinde an den Zu sammenbruch unseres Wirtschaftslebens zuschanden gemacht hatten, und gab im Zusammenhang hiermit dem felsenfesten Vertrauen auf den glücklichen Sieg Ausdruck. Der Minister will alle Ausgaben vermieden wissen, die nicht unbedingt erforderlich sind; und er hat auch das Bestreben, dem Staate neue Einnahmequellen zu erschließen. Damit kam er auf die Versorgung des Landes mit Elektrizität und auf die Notwendigkeit eines Kriegszuschlages zur Einkommen steuer zu sprechen. Dabei nahm der Minister Veranlassung, ausdrücklich darauf hinzuweisen, daß Sachsen nach wie vor den Standpunkt einnehme, daß die direkten Stenern den Bundesstaaten überlassen bleiben müßten. Bemerkenswert war weiter, als der Minister das Gebiet der Staatseisen bahnen streifte, die mit besonderer Betonung hervorgehobene Wahrung der inneren Selbständigkeit und die Erklärung, daß Sachsen allen solchen gleichmachenden Bestrebungen mit Energie entgegentreten werde. Nach dem Finanzminister sprach der Führer der Konser vativen, Geheimrat Opitz. Seine Rede war eine groß angelegte staatspolitische Betrachtung über die Aufgaben, die Staat und Volk gerade in der gegenwärtigen Zeil zu erfüllen haben und gipfelte in der Betonung der Grundsätze; Gott, Vaterland, Monarchentreue und Autorität. Geheim rat Opitz gedachte auch der Vorgänge in den letzten Monaten und betonte im Anschluß an die Würdigung der Verdienste unserer tapferen Sächsischen Truppen, daß gerade Sachsen vollen Anteil an der Siegessrucht habe. Der nationalliberale Abgeordnete Dr. Niethammer verband seine Rede mit einer Reihe sehr beachtenswerter Anregungen. Zunächst gab er der Regierung den Rat, den Landtag diesmal nicht zu schließen, sondern nur zu vertagen, lieber die Absicht der Ministers, den Fehlbetrag zum Teil durch den Einkommensteuerzuschlag zu decken, war der Redner wenig erfreut, gab aber der Hoffnung Ausdruck, daß nach dem Kriege eine umfassende Reform unseres gesamten Staatssteuerwescns kommen werde. Dann wies der Redner auf die ungeheuere Fülle von Aufgaben hin, die die Gemeinden zu erledigen haben und die nur zu erfüllen sind unter möglichster Mithilfe des Staates, be sonders in steuerlicher Beziehung. Niethammer kam dann nach einer Würdigung der Leistungen unserer Eisenbahnen, wobei er allerdings den herrschenden Güterwagenmangel kritisierte, auf die großen Fragen der internationalen Ver- kehrSpolitik, wies auf die Wichtigkeit der großen Wasser straßen und auf den Anschluß Sachsen? daran hin und folgerte daraus die Notwendigkeit, einer Zentralleitung fw unser gesamtes Verkehrswesen. Darnach sprach der sozialdemokratische Vizepräsident Fräßdorf. Er verlangte nach einer tiefgreifenden Demo kratisierung auf allen Gebieten. Bei der Begründung dieses Verlangens kam er auf daS große und weite Gebiet der Sozialpolitik, wobei er der Regierung mancherlei Wünsche unterbreitete. Mit den neuen Steuerzu ¬ schlägen kann auch er sich nicht befreunden. Er wünscht keine Partikularpolitik, kann aber sich doch deS Gefühl» nicht erwehren, daß die Vertretung Sachsens im Bundesrat stärker erfolgen müsse. Wie Fräßdorf und mit ihm seine Parteifreunde über die Neuorientierung der inneren Politik denken, bewies seine Bemerkung, nach dem Kriege seien schwere politische und wirtschaftliche innere Kämpfe zu befürchten. Der fortschrittliche Günther war der nächste Redner. Nach seiner Meinung sind starke Ueberschüsse des Etats weiter nichts' als zuviel erhobene Steuern. Auch diesmal sei der Etat auf Ueberschußwirtschaft eingestellt, gegen die Steuerzuschläge habe auch seine Partei die schwersten Be denken. In der vierten Nachmittagsstunde kam schließlich noch der Abgeordnete Biener zum Wort, der vom mittel- ständlerischen Standpunkt aus sprach und als erster Redner unter voller Zustimmung des Hauses der außerordentlichen Leistungen der Geschäftsfrauen in diesem Kriege gedachte. Nach einer fast siebenstündigen Sitzung kam man zum Schluß. Die Etatsdebatte wird heute fortgesetzt. Die Gesetzgebungsdeputation der Zweiten Ständekammer hat in ihrer gestrigen Sitzung den nachstehenden Antrag angenommen; „Die Deputation beschließt, bei der Königlichen Staatsregierung anzufragen, welche dringlichen Maß nahmen sie zu ergreifen gedenkt, um alsbald unter An wendung der Erfahrungen mit den Bestandsaufnahmen, Beschlagnahmen und den Höchstpreisen zu bewirken: l. daß die Mehl- und Brotpreise ermäßigt werden und ihr späteresSteigenvermiedenwird, 2. daß Grieß,Graupen und Haferflocken und Nudeln ausreichend und zu ange messenen Preisen beschafft werden, 3. daß die Beschaffung und Verteilung von Fleisch, Fett, Butter und Milch ge regelt wird, 5. daß die zur Herstellung der Nahrungs mittel unter Punkt 3 erforderlichen Futtermittel zu an gemessenen Preisen beschafft und verteilt werden, 6. daß Sachsen eine Landesgetreidestelle und eine Geschäftsstelle der Zentraleinkaufsstelle erhält. Hus Stack un<i Lancl. Mitteilungen aus dem Leserkreise für diese Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. — Die unter der Schirmherrschaft Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Johann Georg an den Tagen des l2. und 13. November im ganzen Königreich Sachsen stattgehabte Sammlung »Winterspenbe 1815* zugunsten unserer Truppen und der in Feindesland zurückgehaltenen