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Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend : 30.11.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782024719-191511301
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782024719-19151130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782024719-19151130
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-11
- Tag 1915-11-30
-
Monat
1915-11
-
Jahr
1915
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Eine hübsche saubere, gut gepflegte Prooinzstadt mit italienischem Charakter, wie er ja der diesseitigen Hauptstadt der Furlanei, oder des österreichischen Friaul auch zu kommt. Eine Stadt mit alten, nicht hervorragend schönen, aber immerhin recht ansehnlichen Palästen, unter deren Eignern wir ausgezeichnete Namen der österreichischen Hoch- ormokratie finden, wie die Cvlloredo-Mannsfelds. die Coro- ninis und andere. Eine Stadt, so lieblich und ruhig, daß sie sich neben der steierischen Hauptstadt Graz zur Pensionopolis entwickeln konnte, zur Stadt, in die alte, in Pension gegangene Beamte und Offiziere sich gerne zurück i hen. Eine Stadt, ^ie stolz auf ihren Corso war, stolz auf ihr Krankenhaus der oarmherzigen Brüder und stolz auf ihr Kapuzinerkloster, in dem Kastanienwäldchen der Castagnovizza. Wes ganz berechtigt. Denn der Corso war an sich eine sehr nette, sehr saubere und sehr korrekte Straße, wie ja die Korrektheit überhaupt das Wahrzeichen der Kleinstädte ist. Aber der Corso war mehr, er war auch die große Straße des alltäglichen Bummels bei dem man die schönen Mädchen von Görz in ihren tadellosen einfachen, aber geschmackvollen Toiletten, ihrem zierlichen Schuhwerk und ihren reizenden Frisuren bewundern konnte. Kleine, zierliche, schlanke und doch der fraulichen Fülle nicht entbehrende Gestalten. Denn die Üppigkeit gehört zum Be griffe der Friaulerin. Das Krankenhaus wieder, das letzt auch nahezu vollständig zujammengejchossen ist. genießt seinen Nus nicht nur durch die musterhafte, vorbildlich gewordene Ordnung, nicht nur durch den Umstand, daß die Grisetten der Stadt sich dort für lb Pfennige ihre Zähne ziehen oder p ombieren lassen können, sondern tu'L' den Umstand, daß dort zuerst das Wesen einer der furchchmsten Krankheiten, die wir kennen, studiert worden ist, der zum Wahnsinn und Kretinismus führenden Pellagra, tue von einseitiger Mais mehlnahrung herrührt und die Geißel der italiemscken l rmut ist. v leibt die Castagnovizza Ihr R r geht weit mutz z'rankreich hinüber, denn in der Kai lergrust ruhn die ( ebrine des k ten Königs vvn Frank» Jenes Heinrich. Grafen von Eham o d. de, niemals den Ahrem seiner Bäter bestiegen hat, sondern in FrohSdorf bei ^sien lebte und Hof hielt und fick als König huldigen ueg. Aber auch ihn haben die Haubidengeschc'se brr Jtai ner in seinem Schlafe gestört und eines der großen Geschoße soll unmittelbar über der Gruft explodiert sem, in der auch ein anderer unge krönter König ruht: der Präsident Ton Carlos von Spanien, der in dem nahen Peneoig gestorben ist. Aber noch auf ein Ding stad die Eörzer stolz und das ist der Jsonzo. Sie kennen zwar feine Geschichte nicht, sie wissen nicht, daß kein anderer Fluß in den Kriegen der Welt eine so große Rolle gespeli hat wie dieser, sie wissen nicht, daß sich das Schicksal der We't zehn- oder zwölfmal an seinen Wässern entschieden hat, aber sie wissen, welche Rolle er in diesem Kriege spielt und wissen, daß er einen Ruhmeskranz um ihre eigene, hergenommene Stadt schlingt, der ihr später zur Zierde und Ehre gereichen wird. Sie wissen das und sehen der Zukunft ruhig entgegen, ruhiger als jemals cm Volk seine Heimatstätte hat vernichten sehen. Hab und Gn* hat zerstören sehen. Dir Görzer und Gürzerinnen singen darum daS Lie0.' „kl es 6unri» nmors Liü bell» rvruüoiler» . . und wenn wir Görz auch sterben sehn So wird es schöner auferslehn, ein Trost, der hoffentlich recht bald zur Wahrheit wird Daß Görz auch al« Industriestadt eine Rolle gespielt hat, misten wir. Die größten Industriellen Österreichs, die Ritters von Aahonv Haden dort Ihre Fabriken, namentlich ihre großen Papierfabriken errichtet, aber auch andere Jndustrieunler- «ehmungen kamen dort zm Blüte und bewirkten einen wirk» tMaftlichen Aufschwung der Stadt, der ihr in jeder Hinsicht som Vorteil gereichte. Görz war auf dem besten Wege, eine reiche Stadt zu werden, da kam der Krieg, und aus der tungaufstrebenden Stadt, die den Weg zum Reichtum be schritten hatte, wurde die„poverissims" die allerärmste, denn Heine andere österreichische Stadt hat so gelitten wie sie, trotzdem noch kein Feind sie betreten hat uuü wohl auch lucht betreten wird. Denn: Sind wir auch Italiener, Italien woll'n wir nickt: Den Kops so zu verlieren Nicht unserm Wunsch rnllvrichr teisst ein ganz neuer Gorzer Gassenhauer, der darauf an ivielt, daß der österreichische Adler ja zwei Kopfe hat. von denen sie einen verlieren müßten. Und ein ebenso neu- gegrägtes Sprichwort segt: .^e^lio i> beceo auskriLeo, oa t» croce itolwoa', besser der österreichische Schnabel als das italienische Kreuz Denn Görz will alles, nur nicht „erlöst lern", erlöst im Sinne Italiens, die sinnlose Zerstörung der Stadt abu ist die Erwiderung Italiens aus diese Erkenntnis Ver LlüektUng. Koman von A. Seyffert-Klinger. kg (Nachdruck verboten.) Der Wachtmeister kam zurück und meldete, daß er alles w Hester Ordnung gefunden. Trotzdem befahl der Oberleutnant, doppelte Wacht posten aulzusteHen. Inzwischen batte der Bursche die weichen Betten ans ber Bettstelle entfernt, daS Roßdaarkissen und die wollene Decke teures Herrn zuiecktgelegt. Er selbst richtete sich aut einem Kanapee im Nebenzimmer ein. M rt»n konnte, trotzdem ihm die Augen vor Müdig keit zustelen. noch keinen Schlot finden. Traute Bilder aus der Heimat beschätigten ihn. Er iah den gedeckten Teelisch und dwor leine liebe, «ekle Mutter Er wußte es, sie gedachte seiner in bang r Sorge und Herzen angst. Daneben, vom pe en Lr t ter elektrischen Ampel ü erstrahlt, Cl.ues süße, rouge ck n- heil, ihre schlanken Fing > spielten Mit T e er und Ga el; fte atz so gut w.e nickt, litt be äuöig au S!v U Auaugel, und doch praugien aui ihrem hold,rügen Autuu die starben gesunder Jugend und Fr. cke. Freilich, der Arzt Hostie Elaste versch ed-vtlib mit i-br ernstem Gesicht beobachtet un den -pk ges ' üüest. „ br Fräulein Bra st mus cd meh t k r li en, . c San a l, oder flrizig spazieren er en, d m r tun Av: eist uneerrgl »ird Von den llrünu eu d e >e za U „ mmt. ann kein Menich exnuercn. > e em i c:m »e zum geamdcn Leide heranre« en Mart.n haue die An rutuug da ' a s w. dl oer andea. 00ch nicht sonder ck eu ! t. Wer hält» Aw re au ant «ollenk Stine L u »ei e, e cs tinauSzugehen. Bru n - > recht, weil e an 2 m Er >e tu: wiil b>» u . u, o . »ommen zeiü len. oa ii-e Svan racneen begle ten in !. u ce trotze u de v r iten i»ck erst I a, e tem kani. . lx ui Au> ruck ge il r i^m wie eine Zeit- »eri^wca. uap vor^r.^ui. -u 6ren2en äer L,ebensmittelteuerung. Pflichten der Händler und Verbraucher. Da Deutschland in Friedenszeiten für mehr als drei Milliarden Mark Lebensmittel (Getreide, Schmalz, Eier, Obst, Kakao und Kaffee) und Futtermittel (Kleie, Reisab fälle, Ölkuchen, Palmkerne und Mais) aus dem Auslande bezogen hat und diese Einfuhr durch den Krieg in weitem Maße unterbunden ist, so wäre theoretisch ein zahlenmäßiger Ausgleich schon möglich, wenn die Erzeugung der deutschen Landwirtschaft um diesen Betrag gesteigert würde oder ein Rückgang im Verbrauch um diesen Betrag durchzusetzen wäre; oder wenn die Steigerung der Erzeugung und die Einschränkung des Verbrauchs gemeinsam die Lücke, die durch die fehlende Einfuhr entstanden ist, aussüllen würden. Theoretisch wäre diese Auffassung richtig, praktisch ist die Sachlage aber eine völlig andere, weil der Weg bis zu den theoretischen Zielen kein gerader und glatter ist, sondern durch eingewurzelte Gewohnheiten und liebge wordene Bequemlichkeiten des einzelnen und durch geschäft liche Verhältnisse und Einrichtungen ganzer Geschäfts zweige und durch die Unmöglichkeit die Erzeugung fofort zu steigern, versperrt ist und die Überwindung dieser in der Praxis vorhandenen Hindernisse der schnellen Umge staltung und Überführung auf die durch die Theorie gege benen Grundlagen entgegensteht. Alle Teile der Bevölkerung, ganz gleich ob Erzeuger, Händler oder Verbraucher, müssen nun daran Mitarbeiten, diese Hindernisse zu überwinden. Die größte Aufgabe fällt hierbei dem Verbraucher zu. Der Verbraucher kann durch das. was er an Nahrungsmitteln verlangt, ganz außer- md iillich darauf einwirken, daß wir wirtschaftlich durch- imltcn: wenn er nämlich diejenigen Nahrungsmittel bevor zugt, die wir zur Verfügung haben, die nach Möglichkeit meidet, in denen eine Knappheit besteht, und diejenigen völlig ausschaltet, in denen ein Mangel vorhanden ist, was er von Fall zu Fall beim Einkauf unschwer sehen wird. Der Ländler muß in seinem Geschäftsbetriebe in gleic cm Sinne wirken und sich bemühen seinen Betrieb auf die veränderten Verhältnisse einzustellen. Der Kolonial- ivarenhändler darf nicht etwa glauben, den Ausfall in leincm Gewinn für fehlende Kolonialwaren allein durch einen erhöhten Verdienst auf die verbleibenden Artikel wettmachen zu dürfen, sondern er muß bemüht sein, durch Aufnahme neuer Artikel, besonders von Landesprodukten, den Ausfall an Verdienst auszugleichen. Dasselbe gilt für den Schlächter und für die große Masse aller Klein händler. Der Verbraucher muß also den bestehenden Verhältnissen Rechnung trogen, indem er Speisezettel, Küche und Haus halt auf die reichlich vorhandenen Nahrungsmittel einstellt und nicht durch Nachfrage nach knappen oder völlig fehlen den Nahrungsmitteln unnötige Schwierigkeiten hervorruft. Der Händler muß dieser Entwicklung durch Umstellen seines ( werbebetnebes Rechnung tragen und der Erzeuger darf das Bemühen, die Höhe seiner Erträge zu steigern, nicht aus den Augen lasten. Bei solchem gegenseitigen Jneincmderarbeiten werden etc varbandcuen Schwierigkeiten gewiß seichter überwunden werden, die sich dem völligen Ausgleich in der Ernährung 'mmcr neck entgegenstellen. Es wird aus diesen Wegen möglich sein, das zu erstrebende Ziel, die Volksernährung Deutschlands während des Krieges allein durch die Er- z ugnisse der deutschen Landwirtschaft sicherzustellcn, zu rr- »eichen. und wenn dieses Ziel erreicht ist, sind auch die rcnzcn der Verteuerung der Lebensmittel erreicht und -s >i »m Gegenteil ein kicher Ni ckgang der Preife zu rwurten, bis uvunaie WelunaMsprrhalluiäc mir ^r- NergcNc.Ut sind. Oie ütaät 6es öckneigens. Im „ParNer Journal" erzählt der Schrift steller Jean de Bonnesou über einen Befuch der Stadt Venedig: .Elfwal ist die Stad» des heiligen Markus innerhalb der letzten fünf Monate mit Bomben beworfen worden. Ick wollte wissen, ob es nunmehr gegen feindliche Angriffe ge schützt ist. Gegen ihre Bewunderer ist die Stadt jedenfalls sehr gut geschützt. Ein unangenehm nebeliger Nooember- morgen lag auf den silberglänzenden Wassern, als ick über den langen Damm fuhr, der fick von Mestre zur Stadt hm erstreckt. Drei Reisende saßen in dem von Rom kommenden Schnellzug. Der Bahnhof ist still wie ein Grab Die lärmenden Gepäckträger sind an der Front: die zahllojen Beamten, die die Fahrkarten prüfen und mißtrauisch hin und her wenden, sind nicht mehr aui ihrem Posten. Im Gepäckraum schalten und walten Soldaten unter der Aufsicht eines Leutnants. Endlole Schreibereien. Und das dauert so fast zwei Stunden. Die beiden andern Reisenden sind nicht „erwünscht" und müssen zurück nack Rom. Ick aber darf in Venedig Anziehen und fünf Tage dort bleiben. Eine einzige Gondel wartet an den Marmorstufen. Ein traurig blickender Greis lenkt sie langsam, zuerst durch den großen Kanal, dann hinein in die kleinen Kanäle, wo an den Straßenkreuzungen nickt mehr die heiteren Warnungs- nnd Zurufe der Bootsleute erschallen. Überall sind an den jHomhiten der Paläste die plumpen hölzernen Fenster- ludcn geschlossen Lie großen Spitzbogen der vornehmen Fenster, die . »hassen sind, um sich schleierlos in den blauen L »crn zu spiegeln, sind mit schwarzem Papier überspann! und scheinen Trauer zu tragen um die große Vergangenheit, um die entschlafenen Freuden, um die begrabenen Liebesszenen. Der Friede des Todes hat sich über die Stadt gebreitet. Nur in den großen Hotels wimmelt es von Menschen; sie sind angefüllt mit einer lärmenden Menge, und an den Fenstern zeigen sich lebendige Köpfe. Aber die großen Hotels sind Militürlazarette, und ihre Gäste sind die verwundeten Soldaten, die jetzt die Prunkzimmer bewohnen. Die Bäume weinen ihre Blätter hinab auf die gelbgewordenen Blumen der kleinen Gärten von Venedig. Wir kehren zurück zum großen Kanal, dorthin, wo er breiter wird und einen See bildet zwischen dem Dogenpalast und den grünen Kuppeln von San Marco. Der Hinter- giund des Bildes wird versperrt von den großen Kriegs- mMen, mit den ächzenden Ankerketten, den Kolossen, die sich unter ihrem grauen Mantel zu langweilen scheinen Aber ivas ist das? Der Dogenpalast trägt eine Maske: Strebe- iiluuern von Ziegelsteinen stützen die leichtgeschwungenen Annen Logen. Srurke Baumstämme versperren die Galerien des ersten Stockwerkes. Die darüber gelegenen Einsatzrosen, dce mit schweren Balken belastet sind, gleichen imünen Augen. die man geblendet hat. Die Bildwerke der Ecken verschwinden unter den Zieget- turmchen. Der Palast Hal seinen Panzer, eine schwere Nu,lang, die noch die Schönheit ahnen läßt. Ich schreite zu rzuß üvel die widerhallenden Steinplatten und mische mich unter das „gewöhnliche Volk", das iemer Stadl die Treue vcwahrt hat, während die vornehmen Herren aus ihre Güter entwichen sind. Wie der Dogenpalast ist auch die Markus- tirche mit Ziegelsteinen bekleidet. Die Engel und die Heiligen jiiid nicht mehl sichtbar. Nächtliche Finsternis herrscht m bcm heiligen Raum, und gewaltige Balken stützen auch hier die Bogenwölbungen. Wird diese Last von Steinen, von Holz, von Eisen den oeweglichen Boden Venedigs, das alte, gebrechliche Pfahl- wert nicht zu sehr beschweren? Was wird geschehen, wenn man einst, beim Läuten der Friedensglocken, all den Denk- malern ihr Schutzimeder wird abnehmen wollen? Es gibt Leute, die da fürchten, daß dann Senkungen und Einstürze an der Tagesordnung sein werden. Ich irre umei den Galenen um den Markusplatz herum. Die größten Geschäfte sind geschlossen. Aus dem Besitztum des Fürsten von Hohen lohe, der ausgewiesen wurde oder von selbst gegangen ist, wohnt jetzt d'Annunzio..." — Und das, so könnte man hinzu- fügen, ist entschieden das Schlimmste, was der schönen Lagunenstadt in dieser schweren Zeil geschehen konnte. Wochenspielplan der Dresdener Theater. Opernhaus: Dienstag „Tannhäuser", Mitt woch „l. Volks-Sinfonie-Konzert", Donnerstag „Die ver kaufte Braut", Freitag und Montag geschlossen, Sonnabend „Göiteidämmerung", Sonntag „Undine". Anfang abends i/.,8 Uhr, außer Dienstag 7 Uhr, Mittwoch 8 Uhr und Sonnabend 6 Uhr. Schauspielhaus: Dienstag und Freitag „Teukros", Mittwoch „Flachsmann als Erzieher", Donnerstag „Prinz Friedrich vvn Homburg", Sonnabend „Der Strom", Sonn- lag „Hans Gradedurch", Montag „Minna von Bornheim". Anfang täglich abends V28 Uhr. Residenz-Theater: Dienstag und Mittwoch „Drei Paar Schuhe", Donnerstag bis Montag „Die ideale Gattin"- "Anfang abends 8 Uhr außer Freitag und Montag V28 Uhr- Sonntag nachmittag Vs4 Uhr „Das Glücksmädel". Cential-Theater: Dienstag bis Montag „Ein Tag im Paradies', Sonntag nachmittag „Das Farmermädchen". Albert-Theater: Dienstag und Donnerstag „Die zärtlichen Verwandten", Mittwoch „Das Glück im Winkel", Freilag „Logierbesuch", Sonnabend „Im weißen Nößl", Sonntag nachmit ag „Großstadtluft", abends „Der Regi strator auf Reisen", Montag „Ter Registrator auf Reisen". Aber da tauchte noch ein anderes Bild vor seinem Geiste aut, ein fables. uns önes Gesicht mit spitzem Kinn und Lippen io bleich und sä mal, datz sie nur angedeulet zu iein schienen. Doch jelisam, die Züge oerschwammen alsbald zu nebelhaften Schalten, dalür aber blickten ihn zwei tiefe leuchtende Augen an, aus denen unverhüUt eine reine edle Mädchenseele zu ihm sprach, eine Fülle dunklen, duftigen Haares schimmerte ihm entgegen, Evas Augen iahen ihn an, und feine Gedanken liebkosten den Reichtum ihrer schlichtgefiochtenen Haare, unter deren Rahmen das winzige gelbe Gesichtchen fast verschwand. Und da drang plötzlich ein schneidender Vorwurs auf ibn em. Wohl batte er Eva gebeten, sich seiner Mutter anzunehmen iie zu trösten und adzulenken von Sorge und Kummer. Warum hatte er Nicht auch sür seine Braut ge sprochen? Eva war ein so lieber, selbstloser Haugeist, sie hätte sicher auch Cla res Gesundheit überwach!, alles auf- geöolen, um sie aus ihrer Lethargie aufzurütteln. Es durchschauerte ihn eigen. Erst hier, in Feindes land kam es ihm zum Bewußtsein daß Claire rin Leben turnte, wie es sich für rin junges Mädchen nicht gehört. Sie verbrachte die Tage im Nichtstun. Am liebsten lag sie im Gar en in der Hängematte und las. Welcker Art ihre Leltüre war, entzog sich seiner Kenntnis. Sie hatte es geschickt verstanden, die Romane, welche sie „verschlang', vor ihm zu verbergen. Sie lrteiUgte sich weder an einer Haushaltungsfrage, noch suchte sie sich nü lich zu machen. Er batte das alles schön und richtig gefunden, sie sogar seiner Mutter gegenüber verteidigt. W e kam «S, daß er jetzt, fern von ihr kritisch wurde, ihr Verhallen wie eine Gesabr für ihr gemeinsames Glück emp and, und waS er früher gutgeheißen, m.ß- bilLgte? Er hatte sie vielleicht nie so treu und innig geliebt wie in dieser Stunde. Doch die Leidenschaft, welche ihn in ihrer Nähe durchglühte, war ernster Besorgnis gewichen. Er glaubte sich verantwortlich sowohl sür ihre körper liche wie sür ihre seelische Entwicklung und war über zeugt, daß m seiner Braut die edelsten Eigenschalte» schlummerten, und daß es nur einer kundigen Hand be dürfe um sie zu wecken und zur Entfaltung zu bringen. Damit hätte er Eva beauftragen müssen. Er könnt» «8 sich nicht verzeihen, daß er dies versäumt. Sollte er Eva schreiben, um feinen Fehler gut zumachen? Nachdenklich blickte er in den schweigenden Park hinaus. Der Mond stand in goldener Pracht am wolken losen Himmel. Die Sterne leuchteten. Martin löschte die Lichter aus — der Bursche hatte inzwischen den Tisch abgeräumt und war entlassen worden — und öffnete gerüuich'os eins der Fenster. Dann schob er die Vorhänge zusammen und lugte durch einen Spalt hinaus. Weiß hoben sich die Wege von den Rasenflächen ab. So weit daS Auge reichte, konnte dem scharfen Blick deS Oberleutnants nichts entgehen, er bemerkte jeden Schatten, sah, wie der Abendwind die Blätter der Rüstern bewegte. Fro! es Leben mochte bis vor wenigen Wochen hier geherr-cht haben. In einem Vorzimmer hingen noch Kinderhü'e und Mäntelchen, auch ein seidener Damenschal. Der Besitzer des Schlosses war vielleicht schon von e'nem deutschen Geschoß dahingerafft, seine Familie ge flüchtet. Wieviel Familienfrieden und unzählbare Hoffnungen mochte d eser, in ummmger Habgier und Arglist herauf- beschworene Krieg noch fordern! Hier in der Nähe mußte sich auch der Ort befinden, wo ClaireS Eitern gelebt halten, wo sie ausgewachsen, war, umschmeichelt von einem genußreichen, lockenden Leben. Und „Claire', flüsterte Oberleutnant Ohlendorf zärtlich vor sich bin, seine Gedanken waren wieder zu d.r (>> liebten zurückgekehrt. Schnell entkleidete er sich und warf sich aufs Lagcr. Aber trotzdem die Augen ihm vor Müdigkeit zusielen, konnte er nicht emschlasen. (Fortsetzung folgt.)
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