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Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend : 13.11.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782024719-191511139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782024719-19151113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782024719-19151113
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-11
- Tag 1915-11-13
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Monat
1915-11
-
Jahr
1915
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der Geheimhaltung unserer Heeresgliederung verboten wird, Verzeichnisse auszustellen, auszugeben oder zu veröffent lichen, in denen die zum Kriegsdienst einberufensn Angestellten oder Arbeiter größerer Firmen oder Mitglieder von Vereinen oder Verbänden zusammengestellt und die Truppenteile so wie die höheren Verbände, zu denen sie gehören, angegeben sind. Zuwiderhandlungen werden mit Gefängnis bis zu einem Jahr bestraft. — (X. dl.) Das Königlich Sächsische Kriegsministerium veröffentlicht eine Bekanntmachung, betreffend Beschlag nahme, Behandlung, Verwendung und Meldepflicht von rohen Häuten und Fellen. Diese Bekanntmachung tritt mit dem 10. November 1915 in Kraft. Von diesem Zeitpunkt an sind die am 23. November 1914 im Deutschen Reichsanzeiger veröffentlichte Beschlagnahmeverfügung über- Großviehhäute, sowie die Nachträge zur ihr aufgehoben. — ic. 5l. Der Kronprinz von Sachsen besuchte am 17. Oktober das 18. Kgl. Sächs. Infanterie-Regiment Nr. 192, da« sich in den Kämpfen der letzten Wochen be sonders ausgezeichnet hat. Das Regiment war aus einer Waldwiese im offenen Viereck aufgestellt. Auf dem rechten Flügel stand der Brigadekommandeur mit seinem Stabe. Nach Abschreiten der Front trat Se. Kgl. Hoheit in die Mitte des Vierecks und hielt etwa folgende Ansprache: „Es drängt mich, das jüngste Regiment Se. Maj. nach diesen schweren Tagen zu begrüßen und ihm Glück zu wünschen zu den er folgreichen Kämpfen auf blutgetränktem Schlachtselde. Das Regiment hat eine Feuertaufe durchgemacht, wie noch kein anderes. Sie haben ganz wesentlich dazu beigetragen, den gewaltigsten aller Anstürme des Erbfeindes zu brechen und zu vernichten. Wir sind stolz auf unsere Hundertzweiund- neunziger. Alle meine Wünsche für dieses vortreffliche Regi ment fasse ich zusammen in den Ruf: Das 18. Infanterie Regiment Nr. 192 Hurra! Hurra! Hurra!" — Hierauf ergriff der Regimentskommandeur Oberstleutnant Rothe das Wort, um den untertänigsten Dank auszusprechen für die dem Regiment durch den Besuch und die huldvollen Worte Se. Kgl. Hoheit zu teil gewordene hohe Auszeichnung, die dem Regiment ein Ansporn sein werde zu weiterer treuer Pflichterfüllung. In das anschließende Hurra auf Se. Maj. den König und Se. Kgl. Hoheit den Kronprinzen stimmte das Regiment begeistert ein. — Sodann verteilte Se. Kgl. Hoheit über 100 Eiserne Kreuze, die Angehörigen des Regi ments für Ruhmestaten in den letzten Kämpfen verliehen worden waren eigenhändig an Offiziere und Mannschaften, wobei jeder einzelne durch gnädige Worte ausgezeichnet wurde. Noch etwa eine Stunde verweilte Se. Kgl. Hoheit im Kreise der Offiziere und Mannschaften. Dann erfolgte die Abfahrt unter jubelndem und aus innerstem Herzen kommenden Hurra und Hoch de» dankbaren Regiments. — Weibliche Briefträger. Die Königliche Oberpost direktion Dresden wird noch im Laufe dieser Woche dazu übergehen, weibliche Briefträger anzustellen, um dadurch dem immer empfindlicher hervortretenden Mangel an Personal entgegenzuwirken. Diese Maßnahme stellt natürlich zunächst nur erst einen Versuch dar, der, wenn er sich bewährt, zu.einer dauernden Einrichtung auSgestaltet werden dürfte. Bei der Einstellung hat man in erster Linie die Witwen der im Kriege gefallenen Postunterbeamten berücksichtigt. Vorläufig sind zehn Frauen für den Briesträgerdienst verpflichtet worden. — Fleisch- und Fettkarten. Um die Fleischversorgung gleichmäßig durchführen zu können, beabsichtigt die Regierung, wie zuverlässig bekannt wird, ähnlich den Brotkarten auch Fleisch- und Fettkarten auszugeben. Die entsprechende Ver ordnung wird, wie verlautet, in der nächsten Zeit ergehen. — Einkommens-Deklarationen. Die Aufforderungen zur Einkommensdeklaration werden jetzt auSgetragen. Wer trotz dieser Aufforderung nicht deklariert oder die Deklaration verspätet einreicht, verliert das Recht zur Reklamation für das nächste Jahr. Bei Kriegsteilnehmern zieht die Unter lassung der Einreichung einer schriftlichen Einkommens deklaration oder die Versäumnis der Deklarationsfrist den Verlust des Reklamationrechles nicht nach sich, 1. wenn der Beitragspflichtige oder, dafern für ihn der gesetzliche Vertreter die Deklaration zu bewirken hat, dieser zurzeit der Behändigung der DeklarationSaufforderung a) vermöge seines Dienstverhältnisse», Amtes oder Berufe» zu den mobilen oder gegen den Feind verwendeten Teilen der Land- oder Seemacht oder zu der Besatzung einer armier ten oder in der Armierung begriffenen Festung gehört, b) dienstlich au« Anlaß der Kriegsführung des Reiches sich im Aurlande aufhält, o) als Kriegsgefangener oder Geisel sich in der Gewalt des Feindes befindet; 2. wenn eine der Voraussetzungen unter 1 a -c für den Beitragspflichtigen oder, dafern für ihn der gesetzliche Vertreter die Deklaration zu bewirken hat, für diesen während des Laufes der Frist zur Abgabe der Deklaration eintritt. — Oberhermsdorf. Es gibt Veranstaltungen, bei denen man im voraus weiß, daß ein Besuch derselben wirk lichen Genuß bedeutet. Das kann man von den Kinder aufführungen sagen, die von Zeit zu Zeit unter Leitung der beiden Lehrer unseres Ortes im hiesigen Gasthof statt finden. Am Sonntag waren wir wieder zu einer solchen geladen. Da der Reinertrag der örtlichen Kriegshilfe zu gute kommen sollte, war es natürlich Pflicht der Bewohner schaft, so zahlreich wie möglich zu erscheinen. Nun: es hat wohl keinen unter der großen Zuhöhrerschaft gereut, die Veranstaltung besucht zu haben; denn die gehegten Erwar tungen sind restlos erfüllt, wenn nicht übertroffen worden. An diesem schönen Erfolge hat zunächst wesentlichen Anteil die glückliche Wahl des Stückes, das zur Aufführung ge langte. „Du deutscher Wald" lautet der Titel des reizenden Spiels, das von dem Leisniger Stadtkantor Fr. Nagler, einem unsrer erfolgreichsten neueren Komponisten, verfaßt ist. Was dem Deutschen der Wald ist, darüber bedarf es wohl keiner Ausführungen. Und so schlug auch unser Herz höher, als Waldeszauber den geräumigen Saal erfüllte. Alle erschienen sie, die freundlichen Gestalten des Waldes: der Förster, die Holzsucher, die Waldarbeiter, die Kinder, die Beeren suchend sich verirrten, der Waldgeist nnd seine neckischen Gesellen, die Zwerge. Ein jeder hatte etwas zu sagen, was uns das Herz erfreute und warm machte. Auch die Elfen, die verführerischen Töchter Erlkönigs, fehlten nicht. Mit einem geschickt zusammengestellten, graziösen Reigen belebten sie gegen Ende der Aufführung die außerordentlich wirkungsvolle Szenerie. Die ganze Dichtung wurde aufs beste ergänzt und zu höherer Wirkung gebracht durch die lieblichen Chorlieder, die die brave jugendliche Sängerschar in prächtigster Weise sang. Mit welcher Inbrunst wurde das gefühlvolle Abt'sche Lied „Waldandacht" vorgetragen. Und wie erheiternd wirkte im Gegensatz das frische Holz hackerlied und der derbe Gesang der Wanderburschen. Auch die reizenden Kinderliedchen der Kleinsten, die uns Er wachsenen so recht an die eigene Jugendzeit erinnerten, seien nicht unerwähnt gelassen. So könnte noch manches zum Lobe des Stückes und der Aufführung gesagt werden. Bei der Kürze des zur Verfügung stehenden Raumes müssen wir uns aber auf das Wenige beschränken. Es ist ja am 28. November noch einmal Gelegenheit geboten, sich die mustergültigen Darbietungen anzusehen. Möchte dann wieder ein gefüllter Saal die reichen Mühen der Veranstalter lohnen. Der aufrichtige Dank der Gemeinde und aller derer, denen der Segen ihrer Arbeit zuteil werden soll, ist ihnen gewiß. — Dresden, 10. November. Nach einer Verordnung des evangelisch-lutherischen Landeskonsistoriums sind in allen Kirchengemeinden Erhebungen über vorhandene, nicht mehr im Gebrauch befindliche Kirchenglocken anzustellen. Sie sollen nach Befinden der Heeresverwaltung zur Verfügung gestellt werden. — Nossen. Der Kicchenvorstand wählte von den drei Gastpredigern, die «lle hier sehr angesprochen haben und sich bei ihren Gastpredigten eines sehr starken Zuspruchs erfreuten, den dritten, den seit 1908 in Frankenberg am tierenden ArchidiakonuS Meier. Er ist der Sohn des ehe maligen Oberpfarrers zu Lößnitz und späteren Oberhof predigers Meier und ist 1864 zu Lößnitz i. E. geboren. Ein leucktencles Vorbilä. Die Friedr. Krupp Aktiengesellschaft legt jetzt der Öffentlichkeit ihren Rechnungsabschluß für 1914/15 vor, und auf den ersten Blick wird eS wundernehmen, daß sie in diesem Jahre keinen höheren Nutzen auf ihr Aktienkapital auSzuschütten in der Lage ist, als vor dem Kriege. Denn wenn ein Unternehmen für die zukünftige Kriegs gewinnsteuer in Betracht kommen müßte, so wäre es diese Gesellschaft, deren ungeheures Arbeitsgebiet zwar auch viele Werke des Friedens umfaßt, die aber doch in de^ Hauptsache daS eigentliche Rückgrat unserer Heeres- uno Florrerwewaffnung darstellt. Und in der Tat: di« Firma könnte mit Leichtigkeit ihre Dividende verdoppeln, von 12 auf 24 Prozent erhöhen, aber Lie Familie Krupp bat es vorgezogen, statt dessen den Mehrgewinn der Kriegsfürsorge für die Allgemeinheit zuzuwenden, abgesehen von den erheblichen Summen, die sie natür lich ihren eigenen Beamten und Angestellten jetzt noch mehr denn je zukommen läßt. Es handelt sich um nicht weniger als 23,7 Millionen Mark. Daraus wird eine Krupp-Stiftung gebildet und der Nationalstiftung für die im Kriege Gefallenen angegliedert. Ihre Zinsen sollen insbesondere kinderreichen Familien gefallener oder schwerbeschädigter Krieger zufließen; ein kleinerer Teil soll für die Zwecke der Förderung der deutschen Ostmark be stimmt sein. Damit hat die Firma Krupp sich ein ehren volles Denkmal im Herzen des deutschen Volkes gesetzt. Auch die deutsche Industrie kann stolz sein auf das leuch tende Vorbild, das ihr hier geboten wird, und wir zweifeln nicht daran, daß es zahlreiche Nachahmer finden wird. Sehen wir uns den Rechnungsabschluß des Unter nehmens etwas näher an, so bietet er im Ausschnitt ein erhebendes Bild von der gewaltigen Anspannung aller Kräfte, mit der die deutsche Arbeit den Anforderungen deS Krieges gerecht geworden ist. Die Firma verzeichnet diesmal einen Reingewinn von rund 86V- Millionen gegen 34 Millionen im Vorjahr, zu dem noch über 9 Millionen Übertrag aus 1913/14 hinzukommen. Insgesamt stehen 95 850 958 Mark zur Verfügung. Davon werden über 4 Millionen an die gesetzliche Reserve sowie „sonstige Zu wendungen besonders für Wohlfahrtszwecke" abgerechnet, und schon sind wir bei einem Reinertrag von „nur' 47,4 Millionen angelangt. Von diesem könnten 24 Prozent Dividende verteilt werden, es bleibt aber bei 12 Prozent, so daß über 23 Millionen frei werden, für die Zwecke der Krupp-Stiftung. Die Firma bezeichnet das abgelaufene Geschäftsjahr als den Höhepunkt ihrer Entwickelung und eine Zeit beispielloser Erfolge. „Über die Leistungen der Firma auf militärischem Gebiete, sagt der Bericht, haben wir uns hier nicht zu äußern. Der Fortgang des Weltkrieges spricht darüber auch eine Sprache, die von nichts übertroffen werden kann, und das letzte Wort wird die Weltgeschichte selbst reden." Die Ablieferungen für deutsche Rechnung erreichten in diesem Jahre fast den zweieinhalbfachen Betrag des Gesamtumsatzes für In- und Ausland im Jahre zuvor. Diese gewaltige Steigerung der Heereslieferungen für deutsche Rechnung konnte nur dadurch erreicht werden, daß die großen Werkstätten für das Auslandsgeschäft vorhanden waren. Zu den schon vorhandenen Anlagen sind ausgedehnte Neu- und Ergänzungsbauten hin zugekommen, die einen Kostenaufwand von rund 40 Millionen erforderten. Alle Werke waren bis auf den letzten Platz besetzt und voll beschäftigt. Tag und Nacht wurde gearbeitet, um den Heeresbedars sicherzustellen, von dessen schwindelnder Höhe sich vor dem Kriege auch der erfahrenste Generalstabsoffizier keine zutreffende Vor stellung gemacht hat. Die Firma hätte diesen An forderungen nicht genügen können, wenn sie nicht im Frieden auch für das Ausland geliefert hätte, was ihr von manchen Seiten des öftern verdacht worden ist. Sehr mit Unrecht, wie jetzt jedermann zugeben muß, denn der Inlandsbedarf der Friedenszeiten hätte, so grob er zu weilen auch war, doch niemals ausgereicht, um die Leistungsfähigkeit des Unternehmens auch für außerordent liche Zeiten bis zu der Höhe zu steigern, die wir jetzt voll Bewunderung anstaunen. Daß die Firma Knwv dabei auf Kriegsgewinn verzichtet, setzt ihre vaterländische Ge sinnung in das hellste Licht. Sie kann sich wahrhaftig sehen lassen vor der Welt, mit ihrer Arbeit sowohl wie mit dem Geiste, in dem sic arbeitet. Für unsern Frieden kommt die Essener Firma un mittelbar hinter dem preußischen Militarismus. Wie Cato den Römern Tag für Tag predigte, daß Carthago zerstört werden müsse, so kann man heutzutage in London und Paris alle Tage lesen und hören, daß Krupp zugrunde gerichtetwerden müsse, sonst werde es keinen dauernden Frieden geben in Europa. Aber Krupp lebt und arbeitet, wie das deutsche Volk in seiner Gesamtheit, das sie auch nicht unterkriegen können. Beide ghören zusammen, beide werden aus dieser schweren Prüfungszeit arbeitsfreudiger als je Hervor gehen. Beide lassen sich auch an sozialer Gesinnung von keinem anderen Unternehmen, von keiner anderen Nation der Erde übertreffen. Dieses Kapital wird schöne Früchte tragen, schon jetzt während des Krieges, mehr noch aber nachher in Friedenstagen, denen wir mit dem besten Ge wissen von der Welt entgegensehen dürfen. Der flücktUng. Roma» von A. Seyffert-Klinger. 181 (Nachdruck verboten.) In den nächsten Tagen fand sich noch oft Gelegenheit für die beiden Frauen zu engerem Anschluß. Immer wußte Eva, waS die Rätin wollte aus welchen Gründen fie so und nicht anders handelte. Doch wie ein dunkles, unabwendbares Verhängnis schwebte die Abschiedsstunde näher, immer näher heran. Kein fröhlicher Ton wollte in der Villa mehr auf- kommen, sogar Claire erschien ernst und in sich gekehrt. Man sah sie wenig in diesen Tagen. Keiner wußte eigentlich, wo sie steckte. Daß sie sich nach einem versteckten Winkel, im dichtesten Gebüich einen Stuhl getragen hatte, vermutete niemand, und ebensowenig, daß sie dort fran zösische Romans las, die sie heimlich aus O ckendorfs Bibliothek nahm und unbemerkt wieder an ihren Platz stellte. Der Rechtsanwalt war so in Anspruch genommen, daß er nur zu den Mahlzeiten herauskam, sich kaum eine Stunde Ruhe gönnte, selbst die Abende arbeitend in seinem Bureau verbrachte. Ehe man sich dessen versah, war die kurze Frist ver strichen, eS mußte Abschied genommen werden. An einem warmen Septembertage war es, der Wind strich flüsternd durch die Föhren, die letzten Rosen blühten und goldglänzende Wolken segelten im tiefblauen Azur. Zum letzten Male schritt Martin mit seiner Braut Arm in Arm durch den Garten, wo kaum ein gelbes Blatt an den nahenden Herbst gemahnte. „Mir kann eS nicht fehlen", scherzte er; „so viel Liebe - und Treue lasse ich zurück oder vielmehr begleiten mich, daß ich wohlbehütet bin. Wie freue ich mich, an die Front zu kommen, auch mein Teil zum Sieg und Ruhm de» deutschen Reiches beitragen zu könnenl" ° „Du sprichst so selbstverständlich vom Erfolg, Martin, eS könnte doch auch anders kommen!" .Anders kommen? Spricht so eine deutsche Soldaten braut? Ich sage dir, du siehst mich als Sieger oder über haupt nickt wieder! Wir wollten den Frieden, Herzlieb, und keine Ursache lag zu diesem furchtbaren Blutvergießen vor. Die aber, welche eS verschuldet, wird der Zorn deS Himmels treffen. Die Weltgeschichte ist das Weltgericht!" „Ich glaube, daß meine Landsleute daheim ebenso sprechen wie du! Wer hat das Recht auf seiner Seite?" „Wir Deutschen!" rief Ohlendorf mit starker Stimme, „denn wir sind friedliebend, gönnen auch dem Nachbarn Macht und Ansehen! Aber es kann der Beste nicht im Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt!... Und deine Landsleute sind hier, mein Klärchen, wo du deine Heimat gefunden hast. Demnächst wirst du eine deutsche Hausfrau sein und mit deine Freude haben an deutschen Siegen und neuem Emporblühen unseres ge liebten Vaterlandes!" Sie blickte wie in heimlichem Erschrecken zu ihm auf. Martin hatte etwas so Überzeugendes, Zwingendes in seinem Wesen, sie wagte nicht zu widersprechen. „Laß mir Zeit", bat sie leise, „ich will mich bemühen, so zu denken und zu fühlen, wie du es wünschest, wie es dir richtig erscheint, aber ehre auch meine Empfindungen, die sich nicht so im Umsehen wandeln können." Überrascht blieb Martin stehen, er zwang seine Braut, ihn anzuschauen. Tief sah er ihr in die bestrickenden Märchenaugen mit dem lockenden Glanz. Wie war sie schön, sein Mädchen, fein künftiges Weib, so weiß und rosig die Haut, wie aus weißen und purpurnen Blüten gewebt in unendlich feiner, in göttlich vollendeter Arbeit. Leise strich er über ihr goldiges Haar, über ihre zarten Wangen. Dann neigte er sich und küßte sie mit ernster Zärtlichkeit. „Hast du mich lieb, Klärchen?" Sie schloß die Augen, ein hastiges Neigen ihres schönen Kopfes war die Antwort. Sie wagte es nickt, feinem Blick zu begegnen. „Ich glaube dir, mein Liebling", sagte der Rechts anwalt, „und ich weiß, du wirst, mußt denken und fühlen wie ich. Vielleicht ist die Trennung gut für unk beide. Du hast nun Zett, dich ungestört in deutscher Wesen, deutsche Anschauungen und deutsche Lieb« hineinzufinden. Meine Nähe hat dich beunruhigt, ich nahm dich viel in Anspruch, du fandest selten Gelegenheit zu stiller Selbst besinnung. Bald aber bin ich fern. Dann wird die Sehn sucht nach mir dir den rechten Weg weisen, unsere Träume und Hoffnungen werden die gleichen sein. Dabei wird dein innerstes Wesen hier Wurzel fassen, deutsche Art ver stehen, deutsche Treue üben. Wenn ich wiederkomme, bist du ganz mein." Claire hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten. WaS ihr Verlobter da sagte, verstand sie nicht, daß Frank reich für ihn kaum existierte, er nur Deutschland groß und mächtig wissen wollte, reizte sie auf. Doch sie nahm sich zusammen. Sie beugte den Kopf und schwieg. Er nahm eS für Zustimmung und umarmte fie mit leidenschaftlicher Zärtlichkeit. „Lebwohl, mein SüßeS, mein Alles!" Und von dem großen Moment des Abschiedes fort gerissen, warf sie sich an seine Brust, erwiderte seine Lieb kosungen und stammelte heiße, sinnverwirrende Liebes worte. So kannte er Claire noch gar nicht. Ein Taumel erfaßt- ihn. „Oh wärst du mein Weib geworden vor dieser Trennung, Klärchen, dann hätte nichts mehr zwischen uns treten können, als der Tod. Und der soll mich noch lange nicht in seine Gewalt bekommen. Ich kehre wieder, mein Lieb, als Siegender, wenns Gott gefällt, mit dem Eisernen Kreuz geschmückt." Er küßte sie wieder und wieder, und fie ließ es ge schehen wie betäubt, ganz benommen von der Kraft der eigenen Leidenschaft und der seinigen. Mit bebenden Händen strich er ihr goldig leuchtendes Haar von ihrer Stirn zurück. Diese Stunde schien sie für alle Ewigkeit beide aneinander zu fesseln. Ihre wunder same Schönheit und weiche Hingebung, das Rätsel ihrer Seel' bezauberten ihn mehr und mehr. Er gehörte nur noch ihr. (FarHetzung folgt.)
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