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Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend : 13.11.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782024719-191511139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782024719-19151113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782024719-19151113
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-11
- Tag 1915-11-13
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Monat
1915-11
-
Jahr
1915
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Englands gekckeiterte Oftfee-Klockacle. Große feindliche Schiffsoerluste. England hat auf den amerikanischen Einwand, die Blockade Deutschlands sei wegen des offenen Handels betriebes in der Ostsee nicht effektiv, den Versuch gemacht, durch Entsendung einer Unterseeboot-Flottille den deutschen Handel lahmzulegen. Uber daS bisher erzielte Ergebnis liegen jetzt die Ergebnisse der letzten vier Wochen des U-Bootkrieges aus absolut zuverlässiger Quelle vor, nach denen er als gänzlich mißlungen zu betrachten ist. Es fielen den englisch-russischen -l-Booten während dieser Zeit 13 deutsche Handelsschiffe mit 2S301 Register- tonnen zum Opfer. Von diesen entfällt nur eiuS auf den Monat November. Dagegen verloren unsere Feinde in dem gleichen Zeitraum durch Unterseeboote 20 größere Dampfer mit 7V 616 Tonnen Raumgehalt. Aus diesen Angaben ergibt sich, daß die den Feinden oerlorengegangenen Schiffe ungleich wertvoller sind. Zu berücksichtigen ist weiter, daß ihr Untergang gleichzeitig mit einem großen Verlust an Truppen verbunden war, da eine große Zahl unter ihnen Transportdampfer waren. Wie gering der Einfluß auf den Handelsverkehr der Ostsee ge wesen ist, ergibt sich daraus, daß im Laufe von 14 Tagen in sieben größeren Ostseehäfen 1200 Schiffe mit rund 550 000 Tonnen Ladevermögen abgefertigt worden sind. kleine Kriegspost. Berlin, 11. Nov. Gegen den russischen Gouverneur Baron Korff ist der Landrat des Kreises Lyck Dr. - Peters, der bei dem zweiten Einfall der Ruffen in Ost preußen, im Februar d. I. von diesen mit anderen Notabeln als Geisel in das Innere Rußlands verschleppt worden war, ausgetauscht worden. Wien, 11. Nov. In Beßarabien werden die russi schen Truppenzusammenziehungen fieberhaft fort gesetzt. Man schätzt die Zahl der Versammelten auf bereits 20V000 Mann. Es ist schwere japanische Artillerie ein getroffen. Wien, 11. Nov. Ein mit großen Kräften unternommener italienischer Generalsturm gegen die Görzische Front wurde unter den schwersten Verlusten für den Feind abgewiesen. Paris, 11. Nov. Der ehemalige Leiter des militärischen Luftschiffahrtswesens General Hirschauer ist durch einen Granatsplitter verletzt werden. London, 11. Nov. Die „Times" meldet: Es ist jetzt sicher, daß eine starke, gut ausgerüstete und mit kräftiger Artillerie versehene Expedition nach Ostafrika gehen wird. Wahrscheinlich wird General Smuts mit Oberst Brits als GeneralstadSchef den Befehl übernehmen. London, 11. Nov. Die Admiralität berichtet: Der Zerstörer „Louis" ist im östlichen Mittelmeer gestrandet. Er ist nunmehr ein Wrack. Die Offiziere und die Besatzung sind gerettet. Mnulden, 11. Nov. Durch einen Fischdampfer ist die Besatzung des Fischdampfers „St. Nicolaas", der Montag abend durch ein vermutlich englisches Kriegsschiff mit abgeblendeten Lichtern überfahren wurde, gelandet worden. — Der Fischlogger „Sch. 450" ist auf eine Mine gelaufen. Die Besatzung wurde gerettet. Neapel, 11. Nov. Wie verlautet, haben sich auf der torpedierten „Ancona" Sir Cecil Grey und 24 Ameri kaner befunden. Madrid, 11. Nov. Der in einem Rettungsboot in dem marokkanischen Hafen von Mesilla angekommene Kapitän des japanischen Transportschiffs „Basikuni Maru" erklärte, daß s-m Schiff Lurch ein deutsches V-Boot versenkt worden sei. Berlin, 10. Nov. Dem Kriegsausschuß für warme Unterkleidung im Reichstagsgebäude ist die Erlaubnis erteilt worden, eine Sammlung von Geld und Wollsachen bis zum 31. März 1816 zu veranstalten. Wien, 10. Nov. Wie aus Saloniki gemeldet wird, waren dort bis zum 7. November nur 80 000 Mann ge landet, wovon nur ein Teil, fast ausschließlich Franzosen, den Vormarsch nach Norden angetreten hat. Frederikshavn, 10. Nov. Ein englischer Geschwader von fünf Schlachtkreuzern und fünf Torpedojägern hielt ver schiedene mit Holz beladene Schiffe an, die jedoch sämtlich die Erlaubnis zur Weiterfahrt erhielten. Amsterdam, 10. Nov. Ein hiesiges Blatt meldet, daß bei Biggekerke ein deutscher Fesselballon niedergegangen sei. Er sei von den Militärbehörden beschlagnahmt worden. Amsterdam, 10. Nov. Der französische Dampfer „Mer", der mit der Besatzung deS ebenfalls torpedierten italienischen Dampfer- „Elisa-Franziska" an Bord durch ein Ö-Boot versenkt wurde, ist der frühere amerikanische Dampfer „Dacia", der von einem französischen Prisen gericht als gute Prise erklärt und verkauft worden war. Konstantinopel, 10. Nov. Da- französische Unter seeboot „Turguoise" ist nach Hissung der Flagge und Zeremonie der Neuhenennung in die türkische Marine ein gereiht worden. Osn freund und feind. Me 8ir 6rey Nck kenausrectet. Amsterdam, 11. November. Er verleugnet sich nicht, der vielerfahrene Leiter der britischen Geschicke und mittelbare Anstifter des Weltkrieges. Im Unterhause wurde er befragt, was denn eigentlich von seiner kürzlichen Erklärung zu halten sei, Serbien beizustehen. Ob er Serbien wirklich habe unterstützen wollen oder nur dann, wenn Griechenland ebenfalls helfe. Grey war sichtlich scywer m die Enge getrieben, wand sich schließlich aber unter ziemlichen Verrenkungen heraus. Er meinte, seine Worte, die Serbien unbeschränkte und unbedingte Hilfe versprachen, hüt en nur politische, keineswegs aber militärische Bedeutung gehabt. — Nun wird man ja in Serbien trotz des Nieder- b aches zufrieden sein. Grey versprach ihnen Hilfe, die nicht kam, weil sie nur politisch, nicht militärisch gemeint war. Das wird die Serben in ihrem Unglück trösten. Grey aber kann weiter mit ehrlicher Miene Versprechungen machen. Rumäniens gegenwärtige l^age. Bukarest, 11. November. In interessanter Weise verbreitet sich das konservative Blatt „Steagul" über die augenblicklichen Aufgaben Ru mäniens im Anschluß an die Erfolge der Mittelmächte auf dem Balkan. „Steagul" schreibt: Ein militärisches Eingreifen Rumäniens auf dem Balkan könnte heute die Verbindung zwischen Deutschland und der Türkei nicht mehr verhindern, da die Linie über Nisch nach Konstantinopelbereits freigeworden ist. Heute in den Krieg gegen Deutschland eintreten, würde die Übernahme einer untergeordneten Rolle bedeuten, die darin bestünde, dem Vierverband mehr Zeit für seine Landungen in Saloniki zu verschaffen. Das Schicksal Rumäniens wäre dann an die stark verringerten Siegesaussichten de- Ver- ""1 Wit der Zeit verdunstet ässe Aitterkeit, wir gehen ässe dem Perssänduis entgegen. K. L. Andersen, Aas MärÄcn meines Levens. WUMM MYME MMMYMMIMMMMWM bandes geknüpft. Da heute in keinem Fall mehr von der Austeilung Osterreich-Ungarns die Rede sein kann, sondern höchstens von der Verhinderung eines großen deutschen Sieges, wäre ein Krieg Rumäniens gegen Deutsch land Wahnsinn. — „Steagul" spricht jedenfalls die Meinung derjenigen ehrlichen rumänischen Politiker aus, die es mit dem Wohl ihres Landes aufrichtig meinen im Gegen satz zu den von Vierverbandsgeldern beeinflußten Elementen. Onantastbrre rmerikLniscke Schiffe? Amsterdam, 10. November. Aus Washington läßt die „Times" sich melden, die Ver einigten Staaten würden zukünftig alle Schiffsfrachten nach Deutschland, die keine Konterbande enthalten, gleichgültig ob sie direkt gehen oder über neutrale Häfen, als unantastbar erklären. Die amerikanische Regierung würde auf diese Weise die Reeder ermuntern, die Blockade der Verbündeten nicht zu beachten. — Daran täte sie recht, denn die Blockade be steht erstens nicht und dasjenige, was von ihr besteht, ist un rechtmäßig. Lar fei-cünanä wn-ck ckeutlick. Sofia, 11. November. Bei den Franzosen gilt bekanntlich der Satz als oberstes Gesetz, daß man jeden, der nicht unbedingt für ihre Interessen leben und sterben will, mindestens zum Barbaren stempelt. Dieser Gewohnheit folgte auch der Prinz Philipp von Orleans, als er an den König von Bulgarien aus London einen Brief richtete, in dem er in scharfen Worten das Verhallen des Königs verurteilte und sagte, der König habe seine französischen Vorfahren und seine französische Abstammung vergessen, als er den Beschluß faßte, gegen Frankreich zu kämpfen. Aber Zar Ferdinand weiß vortrefflich zu antworten. Er ließ den vor witzigen Prinzen, dem bekanntlich die Furcht der Republik vor monarchistischer Propaganda den Aufenthalt auf franzö sischer Erde verbietet, eine treffliche Antwort zugehen. Der König schrieb, daß er in erster Linie die Pflicht habe. Bul garien nicht zu vergessen. Was mit Frankreich geschehen wird, verdiene dieses Land. Daran können keine senti mentalen Hilferufe etwas ändern. Frankreich möge daran denken, welche teuflischen Pläne es gegen Bulgarien ge schmiedet habe. Deutlich für den Prinzen und deutlich für Frankreich. ^olinscke Kunälckau. veutkckes Kelek. -I- Die Tagesordnung für die Neichstagssitzung am 30. November wird nunmehr bekanntgegeben. Sie enthält die erste Beratung der Bemerkungen des Rechnungshofes zur Reichshaushaltrechnung 1911 und die dritte Beratung des von Schiffer (Magdeburg) und Genossen eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes betreffend Abänderung des Gesetzes über den Belagerungszustand vom 4. Juni 1851 aus Grund der in zweiter Beratung unverändert angenommenen Vor lage. Die Budgetkommission wird am 1. Dezember vor mittags 10 Uhr zusammentreten. 4- Im weiteren Verfolg der Maßnahmen zur Linderung xr Tenerung und zur Verteilung der Lebensmittel ge langten in der letzten Sitzung des BundeSrats zur An nahme: der Entwurf einer Verordnung über Kaffee, Tee und Kakao, der Entwurf einer Verordnung über die Rege lung der Preise für Buchweizen, Hirse und deren Ver arbeitungen, der Entwurf einer Verordnung über die Regelung der Preise für Obstmu- und sonstige Jettersatz- tzoffe zum Brotausstrich. Ferner gelangten zur Annahme: der Entwurf einer Verordnung über die Regelung der Preise für Gemüse und Obst, eine Änderung der Verordnung vom 14. Oktober 1915 über daS Verbot deS Anstreichens mit Farben aus Bleiweiß und Leinöl, der Entwurf einer Verordnung be treffend Einwirkung von Höchstpreisen auf laufende Ver träge und der Entwurf einer Verordnung betreffend Änderung der vek«vttniichung über die Regelung der Kartoffelpresse NE 28. Oktober. Okterreick-tlngarn« X Die Zeichnungen auf die dritte österreichisch« Kriegs anleihe hat nach Wiener Berichten bither den Bettag von 4015 Millionen Kronen ergeben. — Lus die zweite öster reichische Kriegsanleihe wurden im ganzen 2630 Millionen Kronen gezeichnet. Die dritte Anleihe hat «ls» einen vollen Erfolg gehabt. — Auch für die ungarische Kriegsanleihe, deren Zeichnung-frist bis 17. November läuft, steht ein über die vorige Anleihe sehr weit binau-gehende- Ergebnis in Au-sicht. X Die Mißstimmung der französtsche« Press« über die Entwicklung der Dinge in Griechenland macht sich in lauten Anklagen und Schmähungen gegen König Kon stantin kund. Besonders heftig schreiben die sozialistischen Blätter. „Rappel" meint, Griechenland habe kein Ministe rium, sondern nur einen Deckmantel für König Konstantin. „Humanit«" erklärt, L>kuludis falle die Aufgabe zu, der Vollstrecker des königlichen Willens zu sein. Daneben geben die meisten Blätter, welche seit einiger Zeit in mili tärischen und politischen Artikeln ihre Leser mit Zukunfts musik über die ungünstige Lage vertrösten der Hoffnung Ausdruck, daß sich die Lage auf dem Balkan in wenigen Wochen derartig verändern werde, daß auch der König Konstantin seine Neutralitätspolitik bedauern werde. US In- und Ans land. Athen, 10. Nov. Wie die halbamtliche „Agence d'Athenes" mitteilt, wird das neue Kabinett die Politik des vor hergehenden Kabinetts fortsetzen. Athen, 10. Nov. Patris befragte den Ministerpräsi denten Skuludis, welcher erklärte, das Kabinett werde sich der Kammer nur dann vorstellen, wenn eS sicher sei, die Mehrheit zu erhalten. Andernfalls werde er die Kammer auflösen. Die bisherige Politik soll fortgeführt werden. Anders lautende Nachrichten französischer Zeitungen sind Stimmungs mache. Paris, 10. Nov. Der Ministerrat ermächtigte den Finanzminister Ribot, in der Kammer den Plan einer Rentenanleihe von fünf Prozent einzubringen. Konstantinopel, 10. Nov. Die Regierung hat der Kammer den Gesetzentwurf betreffend einen von der deut schen Regierung gewährten Vorschuß von zwei Mil lionen Pfund unterbreitet. Der Entwurf wurde dem Finanzausschuß überwiesen. Rotterdam, 11. Nov. Im englischen Unterhause er klärte Asquith, daß die Bildung eines gemeinschaftlichen KriegSrats aus französischen und englischen Ministern vor bereitet werde. Asquith erklärte, es würde ihn freuen, wenn Italien und Rußland sich diesem Kriegsrat anschlösjen. Athen, 11. Nov. England. Frankreich und Rußland haben der griechischen Regierung den Betrag volli 40 Millionen als Anleihe zur Verfügung gestellt Snglilck-amerikLmlcbe Streitfragen. Wird die Note der Ver. Staaten Erfolg haben? s. Berlin, 10. November. Es ist sicherlich verfrüht, vou der Ablehnung der amerikanischen Note an Großbritannien zu sprechen, wie es eine Meldung aus dem Haag tut. Wahrscheinlicher ist schon die daran geknüpfte Bemerkung, die englische Re gierung werde nichts an ihrem bisherigen Standpunkte ändern. Der Noten sind schon einige von Washington nach London gegangen, ohne daß sich irgend etwas Wesentliches geändert hätte. Selbstverständlich greift die englische Presfe den Wortlaut der amerikanischen Einwendungen heftig an. Dabei stören sie sich nicht besonders an Rechtsdarlegungen, an internationale Vereinbarungen oder an die Rechte der Neutralen. England müsse so handeln, wie es handele, sonst begehe es Selbstmord und schädige seine Interessen. Das ist allerdings die billigste Beweisführung, mit der jeder Straßenräuber sein Geschäft rechtfertigen kann. Frag lich bleibt, ob diesmal die Vereinigten Staaten sich mit so billigen Gründen zufrieden geben werden. Der energische Ton, den die letzte Note anschlägt, läßt eigentlich nicht darauf schließen. Aus dem schon in großen Zügen be kannten Inhalt heben wir noch die folgenden Sätze hervor: Die Hoffnung, die britische Regierung werde dafür sorgen, den berechtigten Handel möglichst wenig zu be helligen und die Rechte amerikanischer Bürger in Handel und Wandel nicht unberechtigt zu beschränken, hat sich nicht erfüllt. Im Gegenteil sind die Übergriffe gegen ameri kanische Schiffe und Ladungen, die guten Glaubens für neutrale Häfen bestimmt waren, in wachsendem Maße schikanös geworden. Die Beschwerden der amerikanischen Note betreffen drei Punkte: 1. das Anhalten amerikanischer Schiffe und Ladungen, 2. die Blockade und 3. die Forde rung, daß die durch die englische Politik geschädigten amerikanischen Interessenten ihr Recht vor einem englischen Prisengericht suchen sollen. Beim 1. Punkt verurteilt die Note das Verfahren, die Schiffe nicht auf hoher See zu durchsuchen, sondern in einen Hafen zu schleppen und beschwert sich, daß die eng lische königliche Verordnung vom 5. August die hundert jährige Übung der Prisengerichte aufgehoben habe, nach der bei der Durchsuchung nur die Schiffspapiere, die Art der Ladung und die eidlichen Aussagen von Offizüren und Mattosen als Beweis dafür gegolten hätten, ob Bann ware vorlag oder nicht, während jetzt die Schiffe auf bloßen Verdacht hin beschlagnahmt und festgehalten werden. England kann nicht voraussetzen, daß die Vereinigten Staaten sich eine solche offenbare Ungerechtigkeit gefallen lassen. Jeder Versuch der Kriegführenden, das Recht der Neutralen auf freie Ausfuhr zu beeinträchtigen, wird als ungesetzlich und unentschuldbar erklärt. Es geht den neu tralen Verkäufer nichts an und es berührt sein Handelsrecht nicht, wenn das Bestimmungsland Güter später an ein kriegführendes Land weiter verkauft. Zu Punkt 2 hat eine sechsmonatige Erfahrung die amerikanischen Bürger gelehrt, daß die Handhabung der sogenannten Blockade gegen Deutschland und Österreich- Ungarn nicht dem Völkerrecht entspricht. Die amerikanische Regierung sieht sich daher genötigt, der englischen Regierung in aller Form anzuzeigen, daß die Blockade, die England mit der königlichen Verordnung vom 11. März errichtet zu haben behauptet, von den Vereinigten Staaten nicht als rechtmäßige Blockade angesehen werden kann. Bei Punkt 3 wird die Unrechtmäßigkeit der englischen Priseng erichtsh andh abung festg estellt, die auf unsäglich e B elästi- gungen, Kosten usw. für Unbeteiligte herauskommen. Die Endentscheidung der englischen Prisengerichte müsse auch deshalb abgelehnt werden, weil Rechtserlaffe einer krieg führenden Macht für neutrale Länder nicht bindend seien. Das ganze Prisengerichtsverfahren sei eine Ausübung un rechtmäßiger Gewalt. Die amerikanische Regierung erkennt die Rechtmäßigkeit der unvornehmen Behandlung ihrer Bürger nicht an und behält sich alle Rechte vor. Die amerikanische Presse, auch die wenig deutschfreund liche stimmt der Note im allgemeinen zu, fragt aber, welchen Weg nun die Vereinigten Staaten einfchlagen würden, falls die britische Antwort unbefriedigend ausfällt.— In Deutschland sieht man der Entwicklung mit Ruhe ent gegen. Die Kölnische Zeitung gibt jedenfalls die allgemeine Beurteilung der britischen Handlungsweise richtig wieder, wenn sie schreibt: Die Note ist nach einer Richtung hin ein Zeitdokument ersten Ranges. Sie kündet aller Welt durch den Mund de- mächtigsten Neutralen, den man getrost Englands Freund nennen kann, wer in diesem Krieg das Völkerrecht mit Füßen getreten, wer die Freiheit der Meere vernichtet, wer die Interessen der Neutralen mißachtet und geschädigt hat. Englands Staatsmänner, die beständig die Heiligkeit der Verträge im Munde führen, die sich heuchlerisch als die Beschützer der kleinen Nationen gebärden, sie sind von wahrlich unvoreingenommener Seite entlawt worden. Ein Brandmal drückt diese Note England auf, das es nimmer mehr von sich wird abwaschen können: Es hat die Seege walt, die es besitzt, mißbraucht, um eine Seedespotie aus zuüben, die ihm ungeheuren Vorteil, dem ganzen Welt handel aber unberechenbaren Schaden gebracht hat. kriegstage in flanäern. (Von einem unserer Mitarbeiter im Felde.) Im November 1915. Als ich dieser Tage durch die belebte Geschäftsstraße des Städtchens R. bummelte — auch Soldatm finden dann und wann einmal Gelegenheit, zu bummeln — und mich gerade mit einem Kameraden über die Stimmung des belgischen Volkes unterhielt, da hörte ich, wie jemand die .Wacht am Rhein" pfiff. Unwillkürlich horchte ich auf und schaute nach dem stolzen Deutschen um, der mit wahrer Begeisterung unser altes Kampflied pfiff. Doch welch ein Erstaunen, als wir bemerkten, daß es ein junger Belgier war! Ja, was soll man dazu sagen? Da behaupten die Leute, die Belgier seien uns auch jetzt noch feindlich ge sinnt? Wie reimt sich das zusammen? Fängt das belgische Volk an, zu erkennen, daß die Deutschen gar nicht so böse Menschen sind, wie ihnen immer vorgeschwatzt wurde? Mit solchen Gedanken strebten wir unserem Heim zu, einem kleinen, aber sauberen Häuschen am Ausgang des Ortes. Unser Wirt, in Friedenszeiten Zugführer bei dcr belgischen Staatsbahn, empfängt uns freundlich wie immer Aus seinen Erzählungen geht aber deutlich hervor, daß er noch immer auf einen Sieg de- Vierverbandes hofft. Daß
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