Volltext Seite (XML)
JnsertionspreiS 15 Psg. pro sünsgespattme Korputjrv«. Außerhalb des Amtsgerichtsbezirks Wilsdruff 20 Psg unä Kmls unsere Landausträger bezogen Mk. Bezugspreis in der Stadl Vierteljahrs Haus, abgeholt von der Expedition 1,30 M lO Mk. ftei in« Ach die Post und Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Inserate werden tags vorher bis mittags 11 Uhr angen»-r- -"l. Mr die Königliche Nmts^ Meißen» m Wilsdruff sowie für das König- Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 Prozent Ausschla». Hz Jeder Anspruch aus Rabatt erlischt, wenn der Betrag d-rch M 8 8 Klage eingezogen werden muß od. der Austraggeber in Konkurs gerlt. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt WilSdruff. für das Königliche Amtsgericht und den StadtrU Forffrentamt zu Tharandt. SokalblLtt für Milsckrukf Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Hartha bei Gauernitz, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndsrf, Skaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Miltitz-Roitzschen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhr^ bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, SachSdorf, Schmiedewalde, Seeligstadt, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf - Steinbach bei Mohorn, Spechtshausen, Tanneberg, Taubenheim, Ullendorf, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg, Zöllmen. Mit laufender Unterhaltungs-Osmail-Weilage, wöchentlicher illustrierter Anlage „Pelt im Kild" und monatlicher Anlage „Ansere Heimat". Druck und Verlag von Arthur Zschunke, Wilsdruff. Für di- Redaktion verantwortlich: Oberlehrer Gärtner, WilSdruff. Sonnabend, de« 18 November 1913. Nr. 131. Das gvoHe Völkevvingen 74. Jahrg. AM MUiaräen. Im englischen Oberhause haben zwei liberale Lords zum ersten Male seit Ausbruch des Krieges die Frage auf geworfen, ob es denn nun nicht bald genug sei des grau samen Spiels. Sie blieben allein, ihre Worte verhallten im Hause, und ob sie draußen im Volke ein lauteres Echo finden werden, ist mehr als ungewiß. Im Unterhause dagegen hat das Haupt der britischen Regierung die an gekündigte neue Krcditvorlage eingebracht und damit bewiesen, daß ihr im Augenblick nichts ferner liege, als Friedensgedanken. Acht Milliarden fordert Herr Asquith zur Fortführung des Krieges. Diese ein geschlossen, kann England eine Gesamtausgabe von 33 Milliarden und 240 Millionen bisher für Kriegszwecke verbuchen. Der Ministerpräsident macht auch kein Hehl daraus, daß die täglichen Kosten, die sich bereits im Sep- tember-Oktober auf 87 Millionen gegen 54 Millionen im vorangegangenen Abschnitt des Finanzjahres gesteigert haben, noch weiter anschwellen werden — teils wegen der leidigen Vorschüsse an die teuren Verbündeten, teils wegen der ungeheuren Munitionskosten. Seit dem 1. April 1915 bis zuni 6. November hat England für Kriegszwecke 14862000000 Mark ausgegeben, und ein Ende ist immer noch nicht abzusehen. Welche Gedanken diese Lage der Dinge in Großbritannien auslösen wird, werden wir vielleicht in den Debatten zu hören bekommen, die nunmehr, da wieder einmal Geld, und zwar viel Geld zu bewilligen ist, dem Unterhause nicht versagt werden können. Wir haben uns schon manchmal gewundert über die scharfe Kritik, die in England an den Maß nahmen der Regierung, an der ganzen Unzulänglichkeit ihrer Kriegführung geübt werden durfte. Von Respekt war in diesen Reden und Artikeln auch nicht mehr die geringste Spur zu finden. Trotzdem durften sie unbeanstandet vassieren, weil in ihnen allen die Überzeugung gemeinsam war, daß der Krieg — von englischem Standpunkt aus — nicht zu vermeiden war, daß er durchgehalten und ge wonnen werden muß. Die Regierung ist weitherzig genug zuzugeben, daß andere Männer an der Spitze die Sache vielleicht bester gemacht hätten, und sie kann, angesichts der dauernden Erfolglosigkeit ihrer militärischen wie politischen Bemühungen, gute Ratschläge nur zu sehr gebrauchen. Sie hat auch gezeigt, daß sie bereit ist, von den Tadlern zu lernen. Machte die Presse des Lord Northcliff Lärm, weil die Liberalen die ganze ungeheure Verantwortung für den Kampf um die Existenz des Reiches allein zu tragen den traurigen Mut fänden, so überlegte sich das stolze Haupt der Regierung die Sache, und flugs wurde das ohnedies nicht gerade schwach besetzte Ministe rium um ein halbes Dutzend Männer der Rechten ergänzt. Nun waren es 22 Räte der Krone, die beiden Parteien hatten einen gemeinsamen Ausschuß für die Leitung der Geschäfte, und die Opposition im Parlament war damit so gut wie ausgeschaltet. Das ging eine Weile, bis offenbar wurde, daß England auch mit den vereinten Kräften der Liberalen und Konser vativen nicht zu siegen imstande war. Nun erhob sich dieselbe Presse und fand nicht Hohn und Spott genug über die gigantische Vielköpfigkeit eines Ministeriums, das sichtlich mit Unfruchtbarkeit geschlagen mar. Gehorsam lernte Herr Asquith sofort wieder um. Jetzt sucht er sein Heil in einem Kriegsausschuß des Kabinetts, der nur aus drei oder vier Mitgliedern bestehen und ganz allein, ohne Zuziehung aller übrigen Kollegen, die Verantwortung für die Kriegführung über nehmen soll. Man wird sehen, wie lange er sich mit dieser neuen Erfindung noch über Wasser halten kann. Ganz geheuer ist es ihm selbst nicht mehr um die Sicher heit seines ministeriellen Daseins. Kitcheners geheimnis volle Sendung soll wohl eine neue Kulisse dar stellen, hinter der sich die Regierung vor allzu un bequemen Fragern und Nörglern zurückziehen kann. Man lebt halt von der Hand in den Mund, da vorläufig niemand einen befreienden Ausweg zu finden weiß. Zu dieser Schlußweisheit wird unzweifelhaft auch das Unterhaus nach ausgiebigem Gerede über die neuen Milliarden ge langen. Man wird sich das Herz nach Möglichkeit er leichtern, dann aber das Geld einstimmig bewilligen und nach Hause gehen, um weiter abzuwarten, ob vielleicht im nächsten Jahre von irgendwoher die Rettung kommen wird. Sie wird nicht kommen, es sei denn, aus der besseren Einsicht des englischen Volkes, gegen die sich jetzt noch die Geister auflehnen wie gegen Tod und Teufel. Noch bilden sie sich drüben ein, etwas Besseres zu sein als die „ver dammten Deutschen", für eine bessere Sache zu kämpfen. Noch gießen sie die vollen Schalen ihrer moralischen Ent rüstung über unsere angeblichen Barbareien aus, die täglich zu dem einzigen Zweck von ihren Preßbanditen erfunden werden, um der Krieaswut des Volkes immer wieder neue Nahrung zuzuführen. Wir können diesem unverant wortlichen Treiben nicht Einhalt gebieten, so durchsichtig es auch ist. Wir müssen weiter kämpfen, bis die Blinden sehend werden, und wir werden gewiß nicht verzagen, denn unsere Erfolge sprechen für sich selbst. Jetzt haben wir auch den Land- und den Wasserweg nach Konstantinopel frei gemacht, und die Engländer begreifen sehr wohl, wie sehr sich die militärische Lage dadurch zu ihren Ungunsten verschoben hat. Mit den acht Milliarden, die sie jetzt wieder bewilligen werden, wird das Kriegsglück auch nicht zu wenden sein. Sie müssen umkehren, wenn sie nicht immer tiejer in das Kriegselend hineingeraten wollen. Der Krieg. Großes Hauptquartier, 11. November. Westlicher Kriegsschauplatz. An verschiedenen Stellen der Front Artilleriekämpfe, sowie lebhafte Minen- und Handgranatentätigkeit. — Ein englisches Flugzeug mußte nordwestlich von Bapaume landen; die Insassen sind gefangengenommen. Oeftlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hinden burg. Bei Kemmern (westlich von Riga) wurden gestern drei Angriffe, die durch Feuer russischer Schiffe unterstützt wurden, abgeschlagen. In der Nacht sind unsere Truppen planmäßig und ungestört vom Feinde aus dem Waldge- lände westlich und südwestlich von Schlot zurückgezogen worden, da es durch den Regen der letzten Tage in Sumpf verwandelt ist. — Bei Bersemünde (südöstlich von Riga) kam ein feindlicher Angriff in unserem Feuer nicht zur Durchführung. Bei einem kurzen Gegenstoß nahmen wir über 100 Russen gefangen. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinze:) Leopold von Bayern. Die Lage ist unverändert. Heeresgruppe des Generals v. Linsingen. Unter stützt von deutscher Artillerie warfen österreichisch-ungarische Truppen die Russen aus Kosciuchnowka (nördlich der Eisenbahn Kowel—Sarny) und ihren südlich anschließenden Stellungen. 7 Offiziere, über 200 Mann, 8 Maschinen gewehre wurden eingebracht. — Südlich der Bahn schei terten russische Angriffe. Balkan-Kriegsschauplatz. Die Verfolgung der Serben im Gebirge südlich der westlichen Morawa hat gute Fortschritte gemacht. Uber 4000 Serben wurden gefangengenommen. — Die Armee des Generals Bojadjeff hat die Morawa an mehreren Stellen überschritten. Oberste Heeresleitung. Amtlich durch das W.T.B. * Oie Keärängnis der Serben. Die Serben wissen bei dem schnellen Vormarsch der verbündeten deutsch-österreichischen und bulgarischen Armeen nicht mehr, wohin sie ihren Rückzug nehmen sollen. Überall droht er ihnen abgeschnitten zu werden. Im österreichischen Kriegspressequartier wurde bekanntgegeben, daß die Ver bündeten die serbische Hauptfront erreicht und zum Kampfe gezwungen haben. Noch ist indessen nicht klargestellt, ob nicht doch beträchtliche Teile des serbischen Heeres gegen Süden abzuströmen versuchen, während die vom Gegner erreichten Heeresteile, die infolge der schwierigen Rückzugs- rerbältniüe auch nur langsam fliehen können, zum Kampfe genötigt sind. Ure deutschen und österreichischen Morawicakolonnen, aie längs der Bjelica und des Jbar vordrangen, »erlegen den fliehenden Serben den Rückzug über Novibazar, andere Abteilungen bedrohen die großen über Pristina führenden Toplica-Nückzugslinie. Serbische Truppenteile, die noch das westliche Morawa-Ufer bei dem von den Bulgaren schon besetzten Aleksinac hielten, gelten bereits als abge schnitten. Die serbische Regierung hat angeblich ihren Sitz in Mitrowitza aufgeschlagen, wo sich Ministerpräsident Paschitsch mit allen Mitgliedern des Kabinetts und den Beamten der einzelnen Ministerien befindet. Der erste englisch-bulgarische Kampf. Der Sonderberichterstatter des „Secolo", Magrini, drahtet aus Saloniki, Sonnabend seien die Bulgaren zum ersten Male mit den Engländern zum Kamps gekommen, die bei Doiran 15 Tote und Verwundete gehabt hätten. Der serbische Oberst Leschianin, der zu General Sarrail entsandt worden ist, teilte Magrini mit, daß er seit vier Tagen ohne Nachrichten aus Alt-Serbien zei. Griechenland in Verlegenheit. Der griechische Finanzminister Dragumis erklärte einigen Journalisten, die griechische Diplomatie erwäge mit Besorgnis den Fall, daß die Serben und ihre Verbündeten durch die Bulgaren, Österreicher und Deutschen auf griechischen Boden zurückgeworfen würden. Kraft der Ge setze der Neutralität werde Griechenland gezwungen sein, die Serben und ihre Verbündeten zu entwaffnen. Man könne die Serben entwaffnen. Aber die Verbündeten? — Auch die griechischen Blätter fangen an, die Frage zu Italieniicke ^fieclenluKen in l ibpen. Die italienische Zensur unterdrückt streng alle Nach richten aus Libyen. Wie man über Konstantinopel er fährt, hat sie auch alle Ursache dazu. Türkische Blätter erfahren nämlich aus sicherer Quelle: Die arabischen Stämme in Libyen haben Fezzau sowie die Ortschaften Dschcsra, Hum und Raddan im Gebiet der Syrte und die Ortschaften Zaletcin, Urfcle, Misrata, Turgha und Tarhuna zurückerobert. Die Italiener er litten grosse Verluste an Leuten und Material und liehen eine Anzahl Gefangene, Geschütze und Mnnition in den Händen der muselmanischen Krieger. Diese nahmen dem Feinde in Fezzan 5 Kanonen und Maschinengewehre, im Syrtegebiet 12 Kanonen und Maschinengewehre, in MiSrata 3 Kanonen ab. Die von Tripolis nach Tarhuna entsandten italienischen Verstärkungen erlitten eine große Niederlage und muhten unter Zurücklassung einer Anzahl von toten und gefangenen Offizieren auf Tripolis zurückgehen. Daß die Italiener sich im Innern von Tripolis nicht halten konnten, war bekannt. Sie mußten sich schon mehr fach nnter schwersten Verlusten unter die Kanonen ihrer Flotte zurückziehen. Cadornas Siegeslügen. Aus dem österreichischen Kriegspressequartier wird gemeldet: Die amtlichen italienischen Angaben, daß die Italiener unsere Bemühungen, den Col di Lana wieder zuerobern, vereitelten und den Gipfel des Monte Sief wegnahmen, sind erlogen. Wohl war der Col di Lana, wie aus unserem amtlichen Bericht bekannt ist, am 7. November vorübergehend in feindlichem Besitz. An diesem Tage noch gewann ihn jedoch ein von Landes schützen durchgeführter Gegenangriff wieder zurück. Seither blieb dieser Berg in unseren Händen. Die italienische Trikolore wehte nie auf seinem Gipfel. Ebenso ist es er logen, daß die Italiener dm Monte Sief erobert hätten. Oie QonpecUenung cken „Ancona". Durch die „Agence Havas" werden oom Kap Bon noch folgende Einzelheiten über die Torpedierung des italienischen Passagierdampfers „Ancona" durch ein öster reichisches U-Boot verbreitet: Der „Ancona" näherten sich, durch dichten Nebe! begünstigt, mittags 12 Uhr zwei Unterseeboote, von denen das nächste etwa 100 Meter lang war und zwei 76 Milli meter-Geschütze führte. Das entferntere verlegte der „Ancona" den Weg. Die „Ancona" versuchte zu fliehen, worauf das U-Boot feuerte. Als die „Ancona" getroffen wurde, ließ der Kapitän die Rettungsboote aussetzen. Nach Aussagen eines Schiffsoffiziers müssen acht Rettungs boote mit 240 Personen und ein großer Teil der Be satzung als verloren gelten. Nach einer Lloydsmeldung sind 41 Mann von der Be satzung und 40 Passagiere der „Ancona" in Malta an gekommen. 300 Personen von der „Ancona" sind ertrunken, meistens Frauen und Kinder. Natürlich vergißt der eng lische Bericht nicht, hinzuzusetzen: „Es befanden sich auch einige Amerikaner an Bord." Man sucht in England Amerika in eine Erregung wie bei der „Lusitania" hinein zuhetzen. In der italienischen Presse schreit man Zeter und Mordio über die österreichischen Verbrechen und droht ihnen die blutigste Vergeltung an. Man geht sogar so weit, den österreichischen Kommandanten zu verdächtigen, er habe noch auf Rettungsboote feuern lassen. Neue Erfolge unserer Li-Boote. Wolffs Bureau verbreitet die folgende amtliche Mit teilung des Chefs des AdmiralstabeS der deutschen Marine: Am 5. November wurden am Eingang des Finni schen Meerbusens das Führerfahrzeug einer russischen Minensuch-Abteilung und am 9. November nördlich von Dünkirchen ein französisches Torpedoboot durch unsere Unterseeboote versenkt. Die britischen Dampfer „Elan McAlister", 4835 Tonnen, „Lalifornian" und „Moorina" sind, wie „Lloyds" meldet, versenkt worden. — Lloyds Register nennt zwei Dampfer „Californian", einen mit 5707 Tonnen, den anderen mit 6223 Tonnen.