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Großes Hauptquartier, 12. November. sWtb. Amtlich.) Cmgegangen nachm. Ve4 Uhr. Westlicher Kriegsschauplatz: An der Front nichts Neues. Zwei englische Doppeldecker wurden im Luftkampf heruntergeschossen. Ein dritter mußte hinter unserer Front notlanden. Oestlicher Kriegsschauplatz: Heeresgruppen der Generalseldmarschalle von Hindenburg und Prinzen Leopold von Bayern. Keine wesentlichen Ereignisse. Heeresgruppe des Generals von Linsingen. Die deutschen Truppen, die gestern am frühen Morgen südlich der Eisenbahn Kowel— Sarny einen russischen Angriff abschlugen, nahmen dabei 4 Offiziere und 230^,Mann^ ge fangen. Balkan-Kriegsschauplatz: Die Verfolgung wurde fortgefetzt. Südlich der Linie Kraljevo—Trstenik ist sder Gerste Gebirgskamm überschritten. In Nasinak, östlich Krusevac, drangen unsere Truppen bis Dupci vor. Weiter östlich wurde Rabire und das dicht dabei liegende Rabarska-Banja er reicht. Gestern wurden über 1700 Gefangene gemacht und 11 Geschütze ^erbeutet. Oberste Heeresleitung. er, ein Flame, 8er öle französische Sprache nur sehr mangel haft beherrscht, seine beiden Kinder in der französischen Sprache unterrichten läßt, sagt an sich schon viel. Noch offenkundiger aber wird seine Gesinnung, als wir uns eines Abends über den Krieg unterhalten. „Na, lange wird ja wohl der Krieg nicht mehr dauern", hatte mein Kamerad gemeint. „Das kann man noch gar nicht wissen", erwiderte darauf unser Wirt mit einer Miene, als wollte er sagen, „unsere Freunde werden Euch schon noch aus Belgien her ausjagen!" Noch deutlicher äußerte sich ein anderer Belgier, der direkt zu uns sagte: „Der Krieg dauert noch mindestens drei Jahre!" Was englische und französische Agenten dem betörten Volk eingeredet haben, das glaubt es also auch jetzt noch! Im großen und ganzen gibt es heute zwei Arten oon Belgiern: Der eine Teil, der von den deutschen Truppen keine direkten Vorteile zieht, verhält sich meist demonstratio abweisend. Die anderen aber, die in der Mehrzahl sind, benehmen sich den Soldatm gegenüber recht freundlich. Sie verdienen ja auch an ihnen sehr viel Geld oder aber sie erhalten von ihnen Lebensmittel usw., so daß sie sich kaum etwas zu kaufen brauchen. Daß ihre Freundlichkeit wirklich ehrlich gemeint ist, möchte ich trotzdem etwas bezweifeln. Sie sind nur die Schlaueren, welche die günstige Konjunktur auszunutzen verstehen. Immerhin wird es den Belgiern durch die Agenten des Vierverbandes sogar schwer gemacht, mit den Deutschen überhaupt zu ver kehren. Wie man auS verschiedenen Bekanntmachungen ersehm kann, versucht man auch jetzt noch immer und immer wieder durch Aufstellung schwarzer Listm, Verrufserklärun gen, Beleidigungen oder gar tätliche Angriffe die belgische Bevölkerung von dem Verkehr mit den bösen Deutschen fernzuhalten. Nur dem strengen Vorgehen der deutschen Behörden ist es zu verdanken, daß dieser Unfug unterdrückt werden konnte. So ist denn im großen und ganzen das Verhältnis zwischen den deutschen Truppen und der flämischen Be völkerung nicht nur ein erträgliches, sondern sogar ein recht freundliches. Und wenn auch bisher die Liebe nur erst durch den Magen geht, so darf man doch hoffen, daß die freundliche Gesinnung mit der Zeit auch immer ehr licher wird. Langsam bricht sich ja auch schon bei den Flamen die Überzeugung und Erkenntnis Bahn, daß nicht das böse Deutschland eS gewesen ist, das die belgische Neutralität mit Füßen getreten hat. Die flämische Bevölkerung hier über immer weiter aufzuklären, erscheint mir als eine der wichtigsten Aufgaben. Daß in Belgien immer noch die Spionage blüht, haben ja erst kürzlich die Zeitungen gemeldet. Selbst die schwersten Strafen haben in dieser Beziehung vollkommene Abhilfe nicht bringen können. Die Alge davon ist, daß ins besondere in den Operationsgebieten die Allgemeinheit darunter leiden muß. Besonders scharfe und rücksichtslos durchgeführte Beschränkungen der persönlichen Freiheit müssen im Interesse der Sicherheit unserer Truppen durch geführt werden. Dafür mag sich daS belgische Volk bet Len englischen und französischen Freunden bedanken. (/^) Nah und Fern. v Der Postttttweisanasdlenst mit der Türket. De^ 'Postanweisungs- und Nachnahmedienst mit der Türket wird jetzt wieder ausgenommen. Der Meistbetrag einer Post anweisung ist von 500 Franks auf 1000 Franks erhöht worden. Der Meistbetrag der Nachnahmen (500 Franks oder 400 Mark) bleibt vorläufig unverändert. DaS Um rechnungsverhältnis für Postanweisungen nach der Türkei ist auf 100 Franks --- 97 Mark festgesetzt worden. Aus China. Einen glänzenden Sieg auf friedlichem Wege hat so eben die chinesische Regierung erfochten, wenn sich eine Notiz des „Ostasiatischen Lloyd", die soeben nach Deutschland ge glanzt, bewahrheitet. Bekanntlich war es ein bleibender Schand fleck im Wappen Englands, daß es Mitte des vorigen Jahr hunderts mit Waffengewalt die Einfuhr indi chen Opiums in China durchgesetzt und damit zugleich den Opiumbau im Lande selbst, der voher ganz geringfügig war, zu riesiger Entfaltung gebracht hat. Die Volksgesundheit Chinas wurde dadurch auf Jahrzehnte hinaus ruiniert und es gelang erst nach heißen Mühen im Jahre 1907, England zu dem Zugeständnis zu nötigen, allmählich die Opiumeinfuhr aus Judien wieder einzustellen. Als Frist dafür war 1917 vor gesehen, doch enthielt der Vertrag die Klausel, daß in solche Provinzen Chinas, die selbst keine Opium mehr bauten, auch schon voher keines mehr eingeführt werden dürfe. Die chinesiche Regierung hat nun mit einer geradezu staunens werden Energie an der Ausrottung des Opiumbaues in China gearbeitet. Bei der Einträglichkeit dieses Geschäftes ging es nicht ohne Gewaltmaßnahmen ab, ja in einzelnen Gegenden mußte sogar Militär zur Zerstörung der Opiumfelder auf geboten werden. Dabei standen die christlichen Missionare, die schon lange auf diesen Krebsschaden des chinesischen Volkes hingewiesen hatten, in vorderster Kampffront, wie auch nach Angabe des Ostasiatischen Lloyd ein Teil der den Kampf leitenden chinesischen Beamten aus Missionsschulen hervor gegangen seien.. Diesen erneuten Bemühungen sei es nun soeben geglückt, jetzt schon, also zwei Jahre vor dem ver tragsmäßigen Zeitpunkt, den Opiumbau iu China und da mit zugleich der indischen Opiumeinfuhr eiu Eude zu machen. In der Tat ein folgenschwerer Sieg! Letzte Meldungen. Die serbische Negierung in Krusevo. Rotterdam, 12. November, (tu.) Reuter meldet aus Athen: Die serbische Regierung ver legte ihren Sitz von Mitrovitza nach Krusevo, nördlich Prilep. Beute in Serbien^ Budapest, 12. November, (tu.) Nach einer Meldung aus Nisch fanden die Bulgaren in dem Gebäude, in dem die serbische Regierung vor der Räumung der Stadt Nisch ihre letzten Beratungen abhielt, sowie in den Wohnungen der einzelnen Minister förmliche Arsenale von Handgranaten, Messern und Hand-Schars. Eisenbahndirektion Belgrad. Budapest, 12. November (tu.) Nach einer Meldung des Esseger Blattes „Die Drau" wird in Belgrad zum Betriebe der serbischen Eisen bahn eine besondere Eisenbahndirektion errichtet, deren Organisation demnächst in Angriff ge nommen wird. Betriebsbeamte werden Deutsche, Oesterreicher und Ungarn sein. Verwendung deutscher Schiffe in Italien. Lugano, 12. November, (tu.) Wie der „Secolo" mitteilt, wurde im letzten italienischen Ministerrat auch ein Beschluß über die Verwen dungaller in Italien festgehaltenen reichsdeutschen Dampfer für die italienische Handelsmarine trotz des fehlenden Kriegszustandes zwischen beiden Ländern herbeigeführt. Zum Untergang der „Ancona". Lug ano, 12. November, (tu.) Von den Passa gieren der versenkten „Ancona" fehlen jetzt nur noch von 156 Personen Nachrichten. Kitcheners Mission. Neuyork, 12. November (tu.) Associated Preß meldet aus Washington: Nach hier einge troffenen vertraulichen Mitteilungen gilt Kit cheners endgültige Mission Indien. Nach diesen Mitteilungen sieht sich die britische Herrschaft in Indien ernsteren Unruhen gegenüber, als inner halb britischer amtlicher Kreise allgemein bekannt war. Aus Stadt und Land. B»« Weltkrieg 1»14. 1S. 11. Französische Angriffe bei Soisson abgeschlagen. — Kämpfe bei Epdtkuhnen. — Die Türken dringen gegen Batum vor. — Das serbische Hauptquartier flieht von Valjevo nach Mladenovatz. Vo» Weltkrieg 1-14. 12. 11. Vordringen der Deutschen am Wertster.— DaS englische Kanonenboot „Niger" im Kanal von einem deutschen U-Boot vernichtet. — Kapitän v. Müller ist beim Unter gang der „Emden" gerettet. — Jradr des Sultans, in dem alle Mohammedaner zum Kriege gegen England, Frankreich und Rußland aufgefordert werden. — Die Ruffen räumen vor den siegreichen Türken ihre zwecke Verteidigungslinie im Kaukasus. Die nächste Donnerstag-Nummer des Wochenblattes, die regelmäßig am Abend vorher erscheint, kommt des Bußtags halber in Wegfall. Inserate für diese Nummer wolle man gefälligst sür die vorher erscheinende und zwar bis Montag mittag aufgeben. — Hauptversammlung des Gesangvereins „Sängcr- kranz". In der das Vereinsjahr abschließenden Haupt versammlung des Gesangvereins .Sängerkranz" am Mitt woch gab der stellvertretende Kassierer Schloffermeister Otto Legler einen Bericht über die Vereinskaffe, nach welchem der gegenwärtige Bestand mit Einlage im Sparkassenbuch 554 Mark 62 Pfg. beträgt. Wie im Vorjahre soll den bedürftigen Familien der im Felde stehenden Vereinsmit glieder wieder je eine Weihnachtsgabe an Geld überreicht werden. Den unverheirateten Kriegern will man Gaben inS Feld senden. Zu dieser Liebestätigkeit sollen ca. 300 Mark zur Verwendung kommen. Ferner beschloß man, dem Heimatdank mit einem jährlichen Beitrag von 20 Mark beizutreten. In Bezug auf diese edlen Aufgaben, welche sich der Verein gestellt, sei noch zu bemerken, daß auch die steuerfreien Vorstandsmitglieder ihre Jahresbeiträge gezahlt haben. Ein Militärkonzert anzuhören und ihm beizuwohnen, ist den Bürgern unserer Stadt und den lieben Bewohnern der Umgebung, die sich gern zn derartigen Veranstaltungen einstel len, schon seit langer Zeit nicht mehr vergönnt gewesen,' der Krieg hat eben alles unmöglich gemacht. Nächsten Sonntag, den 14. November, soll nun im Gasthof zum Goldnen Löwen das schon längst Vermißte nachgeholt werden und ein großes militärisches Konzert, worüber auch eine Anzeige im Inseratenteile berichtet, stattfinden. Möchten der Einladung hierzu recht viele Folge leisten, um einen wirk lichen Kunstgenuß wieder einmal zu habeu. — Sturmgeläut ertönte am Freitag früh nach ein Uhr in unserer Stadt und schreckte die Bewohner aus dem Schlafe,' es brannte die Scheune des Herrn Bennewitz, Besitzer des Amtshofes auf der Zellaer Straße, der zurzeit zum Heere einberufen ist. Nachbarsleute wurden zuerst des Brandes gewahr und schlugen Alarm. Die schnell herbeigerufene Freiwillige Feuerwehr ging dem Brande mit drei Schlauchleitungen zu Leibe, konnte aber nicht ver hindern, daß das Gebäude bis auf die Umfassungsmauern niederbrannte. Dem Feuer fielen außer einigen Wirtschafts geräten auch Heu, Stroh und etwas Getreide zum Opfer. Der miteingebaute überwölbte Pferdestall blieb unversehrt. Tie Entstehuugsursache ist unbekannt. — Die Ergebnisse der Bestandsaufnahme für Brot getreide, Hafer und Mehl am 16. November sind für die weitere Entwickelung auf dem Gebiete der kriegswirtschaft lichen Maßnahmen zur Sicherung der Volksernähruug und der Viehfütterung von ausschlaggebender Bedeutung und ist daher möglichste Zuverlässigkeit der Angaben dringend erwünscht. Von dem Ausfälle der Erhebung wird es ins besondere abhängen, ob die Reichsgetreidestelle in Zukunft die täglichen Brotrationen erhöhen und größere Getreide- mengen zn Futterzwecken freigeben kann. Es ist daher not wendig, daß sich jeder Anze gepflichtige bei Abgabe der An zeige die Notwendigkeit peinlichster Genauigkeit vor Augen hält. Muß auf der einen Seite eine Ueberschätzung der ungedroschenen Getreidevorräte selbstverständlich ver mieden werden, so ist auf der anderen eine übergroße Vor sicht in ihrer Schätzung mit dem Zwecke der Erhebung eben sowenig vereinbar. — Helbigsdorf. Sonntag, den 14. November be ginnen in der Helbigsdorser Kapelle die Betstunden und dauern bis zum 9 April 1916. Zu erwähnen ist, daß diese Gottes dienste aller 14 Tage abgehalten werden. Nur am Sonn tag, den 26. Dezember 1915 als am 2. Weihnachtsfeiertag wird keilte Betstunde statisinden. Der Beginn ist aus 1 Uhr nachmittags festgesetzt. Verlustliste Nr. 224 der Königlich Sächsischen Armee, ausgegeben am 10. November 1915. Dieselbe enthält aus der Stadt Wilsdruff und derer näheren Umgebung folgende Namen: Walther II, Alfred, Unkersdorf — gefallen. Hille, Alfred Richard, Wilsdruff — bisher vermißt, ist verwundet (Verlustliste 217). Lehmann, Paul, WeiStropp — bisher vermißt, zur Ersatz- Truppe zurück (Verlustliste 146). Sohrmann, Willy, Sachsdorf — leicht verwundet, Kopf. Hamann, Richard, Braunsdorf — 28. 9. 15 verwundet, zur Ersatz-Truppe zurück. Jacob, Kurt, Unteroffizier, Kesselsdorf — leicht verwundet, zur Truppe zurück. Kirchennachrichten für den 24. Sonntag nach Trinitatis. Wilsdruff. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. (Text: Apostelgesch. 26, 24—42.) Nachm. 1 Mr Kindergottesdicnst. Nachm. 2 Uhr Taufgottesdicnst. Abends Uhr Jünglingsverein. (Tonhalle.) Abends ^8 Jungfrauenverein (Pfarrhaus.) Grumbach. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Kesselsdorf. Vorm, y.,9 Uhr Beichte. Vorm. 9 Uhr Predigtaottesdienst. Nachm. 2 Uhr Taufgottesdienst, Pfarrer Heber. Nachm. 1—3 Uhr Jünglingsverein. Sora. Vorm. Uhr Beichte und heiliges Abendmahl. Anmeldungen tag? zuvor erbeten. Vorm. 9 Uhr Hauptgottesdienst. Abends Uhr Vaterländischer Familienabend im Gasthof zu Sora. Röhrsdorf. Vorm. > .,9 Uhr Predigtgottesdienst. Nachm. Uhr Abendmahlsgottesdienst. Limbach. Vorm, (zd Uhr Predigtgottesdienst' Blankenstein. Vorm. 9 Uhr Prediataottesdiewt. Vo m. Uhr Kindergottesdicnst. Kath. Gottesdienst in der Schloßkapelle zu Wilsdruff. Vorm. 9 Uhr. Die heutige Nummer umfaßt 16 Seiten mit „Welt im Bild".