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Der amtliche Tagesbericht der Obersten Heeresleitung war bis zur Drucklegung noch nicht eingegangen. vLyeuvayn Lwmmepy—tLyauerange vorgeragerr yno, uns nach Süden in verschiedenen Einschnitten abfallen, bildeten den Gewinn des Angriffes der französischen Übermacht bei der zweiten herbstlichen Chainpagne-Schlacht am 6. Oktober. Hier wurde damals ein feindlicher Angriff riesiger Truppen- massen zum Stehen gebracht. Die Rückeroberung dieses Punktes ist sehr erfreulich. Schon wird auch um den Ort Tahure selbst südlich davon im Talkessel gekämpft. Zu gleicher Zeit haben auch im Artois bayrische Nachstöße unsere Linie wesentlich verbessert. Zwischen Givenchy und La Folie, nordöstlich von La Neuville, wurde ein über einen Kilometer langes Grabenstück trotz zäher Gegenwehr der Franzosen genommen. Vernichtung des französischen Regiment- 174. ' Die französische Regierung hat durch Vermittlung des Genfer Roten Kreuzes bei der bulgarischen Regierung an- fragen lassen, welche Zahl von Manschaften des 174. fran zösischen Infanterie-Regiments, das bei Walandowo gegen die Bulgaren gekämpft hat und von dem kein Mann zu- rückgckommen ist, verwundet oder unoerwundet in bulga rische Kriegsgefangenschaft geraten sei. Der Berichterstatter des „Az Est", Andor Adorjan, meldet aus Sofia über das Zusammentreffen der Bulgaren mit den Franzosen bei Walandowo: Die Franzosen waren dürftig ausgerüstet. Sie kämpften aber äußerst hartnäckig. Die Schlacht war sehr blutig; die Franzosen erlitten schwerste Verluste. VerteittigungsmaKregeln fUr Rgypten. Den Engländern wird nach den deutsch-österreichischen Erfolgen in Serbien ernstlich um Ägypten bange. Die „Neue Zürcher Zeitung" meldet: Der englische Kriegsrat, der den Einzug der Deutschen in Konstantinopel erwartet, hat eine Reihe von Ver- tcidigungsmahregeln in Ägypten beschlossen, insbesondere die Verstärkung der dortigen Streitkräfte, die gegenwärtig !<><> 000 englische, 70 000 australische und 30 000 ein heimische Soldaten umfasse, auf 400 000 Man». Zahl reiche Truppentransporte sollen bereits nach Alexandrien abgehcn. Bei den Zahlen wird, wie stets bei Angaben aus eng lischer Quelle, der Mund wohl etwas kräftig vollgenommen sein. Aber daß England sich auf die Verteidigung Ägyptens, seiner Lebensader, ernstlich einrichtet und die Franzosen hier als Vorspann benutzen will, darf wohl als erwiesen gelten. Englischer Rückzug am Persische» Golf. Die „Central News" melden aus Kalkutta vom Ld. Oktober: Die indische Regierung hat bekanntgegeben, daß die englische Besetzung des persischen Hafens Buschir (am Persischen Golf) am 16. Oktober aufgehoben worden ist. Neue Anruhen in Indien. Konstantinopeler Blätter melden aus Bagdad: Eng lische Soldaten, die jüngst gefangengenommen wurden, erzählten, daß überall in Indien Unruhen ausgebrochen und daß in den letzten Tagen an der afghanischen Grenze bewaffnete Konflikte vorgekommen seien. Infolge dieser Zustände halten die Engländer die Truppen in Indien zurück und senden den in Mesopotamien kämpfenden Trupven keine Verstärkungen mehr. Die mesopotamischen Stämme beunruhigen fortwährend die englischen Truppen, deren Schwäche sie erkannt haben. Um die Entsendung von Verstärkungen vorzutäuschen, bringen die Engländer während der Nacht einen Teil der Truppen auf Schiffe und setzen sie am nächsten Tage an einem anderen Punkt -n Land. Es verlautet, daß die Engländer im letzten Kaurpf am Tigris über 2000 Mann verloren hätten. * Vie Mackl am Ifonro. Nach österreichischen KrtegSpresse-Berichten. Den heldenmütigen österreichischen Truppen, die getreu die Wacht am Jionzo halten, ist eS auch gelungen, du neueste große Offensive der Italiener lahmzulegen. Am 18. Oktober hatten die Scharen Cadornas ihren Ansturm erneuert und am 28. Oktober unter Heranführung zweier frischer Reserve-Armeekorps zur höchsten Kraft entwickelt. Schon jetzt ist er erlahmt. Über eine halbe Million Angreifer. Die Italiener haben, nachdem sie nach berühmten Mustern, wie ihre lateinischen Brüder in Frankreich, in flammendem Aufruhr den Sieg vorweggenommen hatten, in den 14 Tagen der Jionzoichlacht mindestens 25 Infan teriedivisionen an die Front geworfen, das sind etwa 400000 Mann. Dazu kommen die technischen und Spezial- truppen, so daß man die Angreifer auf eine halbe Million einschätzen kann. Trotz dieses ungeheuren Masseneinsatzes sind sie ihrem Ziel, dem in der Ferne deutlich winkenden Triest, nicht näher gekommen. Auch als sie versuchten, weiter nördlich gegen die Kärntner Gebirge vorzugehen, um die österreichische Jsonzofront in der Flanke zu fassen, konnten sie gegen die österreichische eiserne Mauer nicht das geringste ausrichten. 150000 italienische Verluste. Zu gleicher Zeit versuchten die Italiener auch gegen Tirol anzurennen. Sie erneuerten ihren Versuch, die öster reichische Dolomitenfront am Col di Lana zu brechen. Aber auch hier konnten sie nicht über das Vorfeld hinaus. Wie überall, so blieb auch auf diesem vorspringenden Punkt die österreichische Hauptstellung völlig unversehrt. Den Italienern aber kostete die lebte Offensive in der zweiten Oktoberhälfte mindestens 150000 Mann. Da sie alle ihre Reserven eingesetzt hatten, so dürfte man eine Erneuerung des Massenangriffs io gleichem Maßstabe so bald nicht zu erwarten haben. Kleine k^riegspokt. Konstantinopel, 1. Nov. An der Dardanellenfront versenkte türkische Artillerie gestern das französische Unterseeboot „Turquoise" und machte die Besatzung, 2 Offiziere und 24 Mann, zu Gefangenen. Lyon, 2. Nov. Wie .Nouvelliste' meldet, sind in Toulon die ersten Verwundeten von der serbisch bulgarischen Front angekommen. Die Verwundeten er klärten einstimmig, daß die Bulgaren achtenswerte, starke Gegner sind. Von freunct una feind. ^Allerlei Draht- und Korrespondenz - Meldungen^ Vobn für Grieckenlantt. Lugano, 2. November. Mit einer fast nicht mehr zu überbietenden Schärfe wendet sich ein großer Teil der italienischen Presse gegen Griechenland. Die .Jdea Nazionale" bringt einen Artikel, überschrieben „Die unschätzbaren Dienste Griechenlands" Der Artikel greift Griechenland mit Mißtrauen an und überschüttet die griechischen Erklärungen mit Hohn. Die griechischen Pläne bedrohten die italienischen Interessen in Albanien aufs schwerste. ,Zdea Nazionale" schließt: „Wir hoffen, unsere Regierung wird gegenüber der hellenischen Politik die Augen offen halten, um so mehr, als wir der unschätzbaren Dienste Griechenlands nie im geringsten bedurften, noch jemals be dürfen werden." — Mit Drohungen sind die italienischen Kriegsrufer immer leicht bei der Hand gewesen. Aber mit Großsprechereien sind Taten nicht zu verwechseln, wie die bisherige Kriegführung Italiens zeigt. franröllfl^e GeftänäniNe. Genf, 2. November. Betrübte Bettachtungen über Frankreichs innere Lage stellt der „Temps" an. Der Burgfrieden sei vorüber. Nörgel sucht und sogenannter Krisengeist beherrschen jetzt mehr oder minder das politische Frankeich. Die Ursachen seien die allzu lange Kriegsdauer und der Stillstand des gewerblichen Lebens. Die begangenen Fehler des früheren Kabinetts und die entnervende Polemik politischer Parteien lassen einen Krisengeist aufflackern. Viele Stimmen predigten den Frieden. Der „Temps" gesteht das alles ein, knüpft daran aber die Hoffnung auf den Zusammenbruch der Feinde. Wir fürchten, der „Temps" folgert etwas seltsam angesichts des Fort schreitens der deutschen Erfolge. Aber seine Eingeständnisse sind wertvoll. Japans „belckeittene" Vilfe. Rotterdam, 2. November. Aus Tokio läßt sich die „Agence Havas" etwas Tröst liches berichten, um die über das Ausbleiben der sehnlichsl erwünschten japanischen Soldaten enttäuschten Franzosen zu trösten. Der japanische Ministerpräsident habe zwar erklärt, daß Japan den Verbündeten keine Truppen schicken könne, da es nicht über die notwendigen Transpotte verfüge, da gegen gewähre Japan durch die Mobilmachung feiner Arsenale militärische und matttime Hilfe. Japan nehme die Rolle einer Schildwache im äußersten Osten ein, um die Feinde zu verhindern, die muselmanischen Völker zum Aufstande aufzu reizen. Es wache darüber, daß die transsibirische Eisenbahn linie. die zur Verproviantierung Rußlands diene, nicht zerstörl werde. Japan freue sich, um seine Sympathien für Frankreich zu beweisen, seine, wenn auch bescheidene finanzielle Hilfe zu gewähren, die vielleicht das Ende des Krieges beschleunigen würde. — Wenn man einem Bettler, statt des Pfennigs einige gute Ratschläge gibt, muß er auch zufrieden sein, trotz innerlicher Wut. So ergeht es Frankreich. Serbien vor clern Sonckerfriecken? Budapest. 2. November. Wie hier bekannt wird, scheint man in Serbien nun ein gesehen zu haben, daß Land und Heer unmittelbai vor dem Ende stehen. Jede weitere Verteidigungsmöglichkeit hält man für ausgeschlossen und hat das in Petersburg deutlich aus gesprochen. Aus Sofia wird gemeldet: Der serbische Wesandtc in Petersburg, Svalajkowitsch, erschien tm russischen Ministerium vcs Äußern und teilte mit, daß, wenn Rußland nicht baldigst solche Truppen massen nach Bulgarien schicke, daß der wesentlichste Teil der serbischen Kräfte befreit werde, dir serbische Rrgrerunu genötigt wäre, mit den Zcntralmächten und Bulgaricu einrn Sonderfrieden zu schließen. Gleicher Meinung ist auch der bekannte Militärmitarbette', der „Times", Oberst Reptngton. Er erklärte, daß noch seiner Meinung die Alliierten Serbien nicht mein retten konnten Auch eine Landung an der adriatischen Küste, also in Albanien oder Montenegro, wäre vergeblich Jedes Unter nehmen dieser Art käme zu spät Was mag nun Oberst Reptngton bei dieser Überzeugung von den immei «ach fort gesetzten Anstrengungen. Truppen über Saloniki zu schicken eigentlich denken? ßlolitilcke kunäkkau. Deutsches K.eick. 4- Nach §3 der Bundesratsoerordnung vom 28. Oktober über die Regelung der Kartoffelpreise sind die Landes zentralbehörden befugt, Abweichungen von den durch den Reichskanzler angeordneten Groß- und Kleinhandelshöchst preisen für Kartoffeln festzusetzen, d. h., sie können diese Preise nicht erhöhen, wohl aber für einzelne Wittschafts- .gebiete usw. ermäßigen. Von dieser Befugnis hat jetzt die preußische Staatsregierung für den größten Teil der Monarchie in einem eben an die Oberpräsidenten ergangenen Ministerialerlaß Gebrauch gemacht. Für Berlin, Brand l- burg, die Rheinprooinz, Westfalen und die Hohenzollernschen Bernde bleibt es bei der Spannung von 1 Mark 30 Pfennig Zentner zwischen dem Erzeuger- und dem Kleinhandels preis, das heißt bei einem Höchstpreis von 4 Mark 5 Pfennig pro Zentner, für alle übrigen Provinzen wird ein neuer, verschieden abgestufter, aber durchweg niedrigerer Klein handelspreis festgesetzt. 4- Nach den Beratungen der Reichsprüfungsstelle für Lebensmittel steht, wie verlautet, eine Bundesrats oerordnung zur Herabsetzung der Schweineflcischprcne bevor. Die Verordnung bezweckt, den Kleinhandelspreis für Schweinefleisch so zu regeln, wie die Rücksichten auf die Ernährung der Bevölkerung es erfordern. Der Klein handelspreis für Schweinefleisch dürfte dabei gegenüber den Preisen der letzten Zeit ziemlich erheblich herabgesetzt werden. Eine Regelung der Preise für Rindfleisch ist einstweilen noch nicht in Aussicht genommen. Auch die weiteren auf Regelung der Versorgung mit Milch, Käse und Eier bestimmten Maßnahmen stehen alsbald bevor. Nerlren. X Das Gerücht vom Abschluss eines Soudervertragcs Persiens mit Deutschland und der Türkei hat in Ruß land arge Mißstimmung hervorgerufen. Der russische Ge sandte hat im Auftrage seiner Regierung der persischen Negierung mitgeteilt, daß, wenn diese Gerüchte sich be stätigten, das englisch-russische Abkommen, das auf den, Grundsatz der Erhaltung der Unabhängigkeit und Unan tastbarkeit Persiens beruhe, sofort seinen Zweck verlieren werde. Aus In- und Ausland. Lyon, 2. Nov. Die Zeitungen „Rappel", „Ouvre', „Libre Parole", „Eclair", „Figaro" und „Journal" geben bekannt, daß sie ihre Informationen und politischen Artikel der Zensur nicht mehrunterbreiten werden. Berlin, 2. Nov. Die Einzahlungen auf die dritte Kriegsanleihe sind in der Woche vom 23. bis 30. Oktober um 275,5 auf 9008 Millionen Mark gleich 74,4 v. H. der Gesamtzeichnung gestiegen. Dresden, 2. Nov. Der in Sacksen geplante Kriegs zuschlag zur Einkommensteuer soll nach der Vorlage der Regierung an den Landtag bei einem jährlichen Einkommen von 1400 Mark beginnen und bei den höheren Einkommen bis zu 2ö Prozent der bisherigen Steuer steigen. Pirmasens, 2. Nov. Der Großindustrielle Kommerzien rat Louts Leinenweber ist gestorben. Er gehörte von 1889—1906 als nationalliberales Mitglied dem Deutschen Reichstage an und war Ende der 90 er Jahre auch bayerischer Landtagsabgeordneter. Kunte Leitung. Munitionsverbrauch im Weltkriege. Zur Charak teristik des in der bisherigen Geschichte der Feuerwaffen ohne Beispiel dastehenden Munitionsverbrauches im gegen wärtigen Kriege schreibt das französische Armeeblatt „Bulletin des Armees": Während des ganzen Feldzuges von 1870—71 verschoß die deutsche Artillerie ungefähr 817000 Geschosse, und zwar 479000 auf französische Festungen und 338(XX) im freien Felde. Im russisch japanischen Kriege verschoß die gesamte Artillerie nur 954000 Projektile und zwar meist aus Feldgeschützen. Über den gegenwärtigen Krieg lassen sich vorläufig noch keine genauen Zahlen angeben. Immerhin kann man schon heute behaupten, daß der Munitionsverbrauch im Weltkriege die unglaublichsten Phantasien noch übertrifft. So ereignete es sich z. B., daß eine der beiden Parteien an einem einzigen Tage aus einer Front von 8 Kilometer 100000 Granaten verschoß. Die Zahl der Treffer auf jeden Meter der Front war sechsmal größer als in den heißesten Tagen des Krieges 1870. Aus den russischen Berichten schließt man, daß die Deutschen im Verlaufe der großen Schlacht in Galizien 700000 Geschosse abfeuerten, zu deren Heran bringung wohl 1000 Eisenbahnwagen erforderlich gewesen sein müssen. Nach einem offiziellen Bericht der französi schen Heeresleitung vom 17. Juni hat die französische Artillerie im Norden von Arras innerhalb 24 Stunden 300 000 Geschosse verfeuert. DaS Gesamtgewicht dieser 300 000 Geschosse kann auf 4 500 000 Kilogramm bemessen werden, demnach hat ihre Heranbringung sechs große Last züge erfordert. Die Kosten lassen sich auf 9 375 000 Franken veranschlagen. Mobilmachung im Kulgarenclorf. In der bulgarischen Zeitung „Narodnt Vrawa'.schildert Christo St. Schewikow einen Mobilmachungstag im bulgarischen Daft: Ich weilte zufällig in dem freundlichen Dotte N. Das Dott schmiegt sich an die Abhänge eines lieblichen Gebirgs tales im Balkan an. Dicht an der Brücke liegt die Schenke des alten Freiheitskämpfers Baj Zotscho. In der Schenk- stube saßen viele Bauern. Vom Pfluge weg pflegen sie in den „Kratschma" (Schenke) zu gehen, um sich von der Arbeit zu erholen und aus dem Munde des Dorfschullehrers etwas Neues zu hören. Mitten unter ihnen standen der Lehrer Dimitrow und der Priester Rattscho. Baj Zotscho hatte seinen müden Gästen einen vorzüg lichen Balkanslibowitz vorgesetzt Alle richteten mit verhaltenem Atem ihren Blick aus den Lehrer, der ihnen aus einer Zeilung von den Grausamkeiten oorlas. die die Serben an den Bul garen in Macedonien begingen. Selbst Bai Zotscho hörte aufmerksam zu und stieß dabei von Zeit zu Zeit Verwün schungen gegen die Serben aus. Aus seinem Antlitz lag tiefe Trauer ob der Leiden der Brüder in Macedonien. die seit einer Ewigkeit nicht wußten, was Friede. Glück und Freiheit bedeuteten .Daskale!' (Schullehrer) sagte er zum Lehrer. „Hat denn das wüste Treiben der Serben noch immer kein Ende? Wann wird denn endlich die Zeit der blutigen Heim zahlung kommen?" „Das Ende stetst nahe bevor, Baj Zotscho", erwiderte der Lehrer „Gesündigt haben sie nun gerade genug: jetzt werden sie für alle ihre Taten den Lohn empfangen." „Kinder!" sprach Bai Zotscho während seine Stimme erzitterte, als ob ihm etwas in der Kehle steckte. „Bei dem Blut der bulgarischen Helden beschwöre ich euch auch in meinem Namen Rache zu nehmen an den verruchten Feinden der Bulgaren. DaS Recht ist aus unserer Seite, und Gott wird uns helfen!" Die Augen der jüngeren Leute flammten auf. als wenn plötzlich ein Feuerbrand sie entzündet hätte lind Drohungen über Drohungen wurden gegen die Serben ausgesloßen. Und dann kam die Mitternacht heran. Die ersten Hähne krähten bereits, aber niemand schien sich heute aus der Schenke Baj ZotschoS entfernen zu wollen Nm der Priester Raitscho sagte „Gute Nacht!", denn er wollte frühzeitig für ifie Liturgie aufstehen. Bevor er ging, warf er noch einen Blick durch das kleine Fenster mit den verräucherten Scheiben. Uber dem Balkan häufte sich schwarzes Gewölk. Die Bäume rauschten, und ein plötzlicher Sturmwind brach hinein in die Stille der geheimnisvollen Septembernacht „Hörst du, mein Junge, wie der Balkan brüllt?" flüsterte mir der Kirchenvorsteher Djedo Parvan ins Ohr. „Ein furchtbarer Sturm hat sich erhoben." Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als Stamenko. der öffentliche Ausrufer, in die Schenkstube trat und mit weithinschallender Stimme rief: „Die allgemeine Mobilmachung! Hurra! Es lebe Bulgarien!" Dann nahm er seine Mütze und warf sie kräftig auf den Fußboden. Alle waren zuerst wie betäubt. Aber dann erhob sich ein unglaublicher Lärm. Rufe wurden ausgestoßen: es war der Ausbruch einer settenen, einzig artigen Vaterlandsliebe. Der Sturm tobte noch immer und rüttelte am Fenster. Aber der nächtliche Ruf des Schall holzes an der Kirche Hötte nicht auf und übertönte ihn. Das ganze Dorf hatte sich auf dem Platze vor der kleinen Kirche versammelt. Baj Zotscho stand vor der Schenke und hielt eine flammende patriotische Ansprache, worin er alle auf- forderte. das bulgarische Volk vor den Serben zu schützen. Die Nacht begann zu schwinden. Die Mauern der Dorfkirche traten immer Heller aus dem Dunkel der Nacht hervor. Im Osten erschien mit goldigem, rosigem Schein die Morgenröte. Bis zum Abend des nächsten Tages begleiteten dir alten Mütter und die jungen Bräute ihre Söhne und ihre Verlobten, die ins Feld ziehen sollten. Blühende Mädchen rmt roten Wangen bekänzten die Mützen ihrer Ge liebten mit Geranienblüten und Herbstblumen. Und alle zogen mit kühnen, ftohen Leibern und stolzen, strahlenden Seelen und unter Gesängen zu ihren Truppenteilen ab, um unter die stolz entlasteten, siegreichen Fahnen zu treten. Der alte Freiheitskämpfer Baj Zotscho aber stand in der Tür seiner Schenke und schaute ihnen leuchtenden Auges nach . . .