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mgr. «so gehen wir ruhigen Schrittes unseren Weg, alle Gedanken unverrückt auf das Ziel gerichtet, das wir im Auge haben. Und unsere Gegner? Sie kündigen wieder einmal große Reden an, mit denen sie uns endgültig zer schmettern wollen. Der englische Premierminister will, von seiner Darmkrankheit wiederhergestellt, im Unterhause zur Stelle sein und auf die unzähligen Fragen antworten, die sich während seiner Abwesenheit angesammelt haben. Danach soll es auch den Volksvertretern gnädiglich ge stattet worden, ihr Sprüchlein zu sagen, wenn sie durch aus glauben, auf einer Debatte bestehen zu müssen. Am Mittwoch will dann Herr Briand, der neueste Retter Frankreichs, vor der Kammer erscheinen, um seine Heil rezepte der Kritik des Landes zu unterbreiten. Wir wollen uns schon im voraus auf eine kräftige Kapuzinerrede gefaßt machen, und das Sündenregister, das dieser ehe malige Sozialistenführer für Deutschland und seine Ver bündeten vorbereitet, wird gewiß den Umfang einer an ständigen Leporelloliste aufweisen. Aber das alles soll uns nicht im mindesten anfechten. Worauf es ankommt, das sind ausschließlich die militärischen Leistungen; im Schwätzen und Lärmen, im Anklagen und Verleumden wollen wir uns gern von vornherein für geschlagen er klären, darin sind die Franzosen und Engländer die unbe strittenen Meister. Aber wir sind trotz dieser Minder wertigkeit ganz gut von der Stelle gerückt, weil wir unseren Willen auf die Tat gerichtet haben. Bei dieser Arbeits weise wollen wir es auch in Zukunft bewenden lassen. Daß wir die Balkanfrage diesmal am richtigen Ende ungefaßt haben, das zeigt uns jetzt jeder Tag auf's neue. Bald sind es vier Wochen her, daß Mackensen sich gegen die Donau in Bewegung gesetzt hatte, und noch immer sind die Vierverbandsmächte ihrer Verblüffung nicht Herr geworden. Sie schicken Truppen nach Saloniki, allerdings; aber was mit ihnen beginnen, das weiß anscheinend kein Mensch. Die Einsetzung eines diplomatischen und mili tärischen Zentralrates fordert zum hundertsten Male der Mailänder „Corriere della Sera", der sich als die Papier gewordene Vorsehung der Entente aufspielt, Wie und wo dieser Vollzugsausschuß zusammentrcte, sei Nebensache, nur Eile, höchste Eile tun not, wenn noch irgendetwas gerettet werden solle. Der Krieg werde seine Lösung im Frühjahr oder auch schon vorher finden, man müsse also unter äußerster Anstrengung aller Kräfte und unter Vermeidung der bisher gemachten Fehler zu Werke gehen. Wenn das nur so einfach wäre! Herr Sasonow scheint jedenfalls kein Zutrauen zu solchen gemeinschaftlichen Beratungen und Beschlüssen zu haben, zu denen er nach Paris eingeladen worden ist, denn er hat unter Berufung aus seinen stark angegriffenen Gesundheitszustand dankend abgclehnt. Von Rumänien will man in London und Paris am liebsten schon gar nichts mehr hören, und was man von Griechenland denken soll, darüber schweigt des Sängers Höflichkeit. Vielleicht daß von General Joffres Besuch in London, seinen Be sprechungen mit Kitchener irgendein erlösender Gedanke herausspringt, der sich heute oder morgen in Taten um- setzen läßt — vielleicht! Der deutsche Generalstab ist jeden falls auch diesmal wieder früher ausgestanden. Der Krieg. kchagujevac in cteutscken k)anä. Französische Gegenangriffe bei Tahure abgewiesen. — Deutscher Vormarsch gegen Riga. — Schwere russische Verluste bei Dünaburg. Grohes Hauptquartier, 1. November. Westlicher Kriegsschauplatz. In der Champagne schritten die Franzosen bei Tahure nachmittags zum Gegenangriff. Sie wurden abgewiesen. Die von unseren Truppen am 30. Oktober gestürmte Butte de Tahure ist fest in unserer Hand geblieben. Die Zahl der in den letzten beiden Tagen gemachten Gefangenen ist auf 31 Offiziere, 1277 Mann gestiegen. — Bei Combres kam eS zu lebhaften Kämpfen mit Nahkampfmitteln. Leutnant Bölcke hat am 30. Oktober südlich von Tahure einen französischen Doppeldecker zum Absturz gebracht und damit das 6. feindliche Flugzeug außer Gefecht gesetzt. — In der Gegend von Belfort fanden mehrere für die deutschen Flieger erfolgreiche Luft gefechte statt. Oestlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des GeueralfeldmarschallS d. Hindenburg. Beiderseits der Eisenbahn Tuckum—Riga gewannen unsere Truppen im Angriff die allgemeine Linie Raggasem— Kemmern (westlich von Schlok)—Jaunsem. Feindliche Gegen stöße wurden zurückgeschlagen. — Westlich und südwestlich von Dünaburg wurden starke russische Angriffe abge wiesen. Zwischen dem Swenten- und Jlsen-See war der Kampf besonders heftig; er dauert dort an ein zelnen Stellen noch an. Vereinzelte feindliche Vor stöße nördlich des Dryswjaty-Sees scheiterten ebenfalls. Der Gegner hatte große Verluste. — Bei Olai (südwestlich von Riga) wurde ein russisches Flugzeug zur Landung ge zwungen; Führer und Beobachter sind gefangengenommen. Heeresgruppe des GeueralfeldmarschallS Prinzen Leopold von Bayern. Östlich von Baranowitfchi wurde ein russischer Nacht angriff nach Nahkampf abgeschlagen. Heeresgruppe deS Generals d. Linstngen. Die Lage ist im allgemeinen unverändert. Ein feind licher Gegenstoß nördlich von Komarow hatte keinen Erfolg. Deutsche Truppen der Armee des Generals Grafen v. Bothmer wurden bei Siemikowce (an der Strypa nördlich von Burkanow) angegriffen und stehen dort noch im Kampfe. Balkan-Kriegsschauplatz. In Fortsetzung des Angriffs wurden die Höhen südlich von Gra. Milanovac in Besitz genommen. — In Richtung aus Kragujeoac ist der Feind über den Petrovackar- und Lepenica-Abschnitt zurückgeworfen; Kragujeoac ist in deutscher Hand. Östlich der Morava ist gegen zähen Widerstand der Serben der Trivunovo-Berg genommen. Es wurden einige hundert Gefangene gemacht. Die Armee des Generals Bojadjeff war am 30. Oktober unter Nachhutkämpfen dem Feinde bis in die allge meine Linie Höhen von Planinica (südwestlich von Zajecar) — Slatina (nordwestlich von Knjazevac) — östlich von Wer sich in den Schatten stellt, darf nicht : Klagen, daß er friert. Kedwig Dohm. Svrljig — westlich von Bela Palanka — östlich von Vlasotince gefolgt. Die Oktober-Beute im Oste». Zahl der im Oktober von deutschen Truppen im Osten ein gebrachten Gefangenen und die von ihnen gemachte Beute. Bei der Heeresgruppe des Generalfeldmarschatls o. Hindenburg. Gefangen: Erbeutet: 88 Offiz., 14 482 Manr^ 40 Maschinengew. Bei der Heeresgruppe deS Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern. 32 Offiz., 4134 Mann, 2 Maschinengew. Bei der Heeresgruppe deS Generals v. Linsingen. 56 Offiz., 8871 Manu, 21 Maschinengew. Bei der Armee des Generals Both. 8 Offiz., 1525 Manu, 1 Maschinengew. Bei der Heeresgruppe Mackensen. 55 Offiz., 11 937 Mann, 23 Gesch. *), 16 Maschinengew. »us. 244 Offiz-, 40 949 Mann, 23 Gesch. '), 80 Maschinengew. *) Abgesehen von einer großen Zahl aufgefundener Ge schütze älterer Fertigung. Oberste Heeresleitung. Amtlich durch das W.T.B. Grohes Hauptquartier, 2. November. Westlicher Kriegsschauplatz. Abgesehen von starken feindlichen Feuerübcrsiillcn aus die Butte de Tahure und lebhaften Artilleriekämpfcn aus der Front zwischen Maas und Mosel ist nichts von Be deutung zu berichten. Oestlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des GeueralfeldmarschallS v. Hindenburg. Südlich der Bahn Tuckum—Riga hat unser Angriff beiderseits der Aa weitere Fortschritte gemacht. — Bor Düuaburg wurde auch gestern heftig gekämpft. Mehrfache starke russische Angriffe wurden blutig abgewiescu. Die Kämpfe zwischen Swenten- und Jlsen-See und noch im Gange, über 500 Gefangene fielen in unsere Hand. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern. Nichts Neues. Heeresgruppe des Generals v. Linsingen. Die Russen versuchten, unser Vorgehen westlich von E-artorysk durch Gegenangriff auf breiter Front und in dichten Massen zum Stehen zu bringen. Sie sind unter schwersten Verlusten zurückgeworsen; unsere Angriffe wurden darauf fortgesetzt. Bei Siemikowce war es den Russen vorübergehend ge lungen, in die Stellungen der Truppen des Generals Grasen von Bothmer einzudringen. Durch Gegenstoß gewannen wir unsere Gräben zurück und nahmen über 600 Russen gefangen. Der Ort Siemikowce selbst wurde nach erbitterten Nacht kämpfen heute morgen zum größten Teil wieder erstürmt, wobei weitere 2000 Gefangene gemacht wurde». Balkan-Kriegsschauplatz. Nördlich und nordöstlich von Cacak ist der Austritt aoe dem Berglande südlich Grn. Milanovac in das Tal der westlichen (Golijska-) Morawa erzwungen. Cacak ist be setzt. Die Höhen südlich von Kragujevac sind genommen. Beiderseits der Morawa ist die allgemeine Linie Bagrdan— Despotovac überschritten. Die Armee des General- Bojadjeff hatte am S1. Ok tober die Vezdan-Höhe westlich von Slatina an der Straße Knjazevac—Soko—Vanja und die Höhen beiderseits der Turija östlich von Svrljig in Besitz genommen. Im Nisav». Tal nordwestlich von Bela-Palanka wurde Vrandol über, schritten. Oberste Heeresleitung. Amtlich durch das W.T.B. * Ein serbikckes Eeckan bei kraljevo? Nach der Einnahme von Kragujeoac, das nach an fänglichem verzweifelten Widerstand auf den Höhen nördlich der Stadt vön dem Gros der serbischen Verteidigungs truppen überraschend schnell geräumt wurde, ist die Lage der Serben äußerst schwierig. Sogar die »Agence Havas" gibt das zu. Sie schreibt: Der bulgarisch-deutsche Plan ist, den Rückzug der Hauptmacht des nordserbischen Heeres gegen Süden ab zuschneiden. Das Bestreben des serbischen Generalstabes ist, den Rückzug in guter Ordnung auf eine Ver teidigungslinie zu sichern. Griechische Militärkreise halten die Lage des serbischen Heeres für schwierig. Wie gemeldet wird, steht die serbische Hauptarmee m einem Kreis mit dem ungefähren Durchmesser von 45 Kilometer, in dessen Mittelpunkt sich die Stadt Stalac befindet. Man glaubt, daß nach der Aufgabe von Kragu jevac, dem Hauptwaffenlager und einzigen Waffen- und Munitionsfabrikant Serbiens, die von allen Seiten be drohte serbische Armee bei Kraljevo einen letzten Gang wagen wird, der aber nach allgemeiner Ansicht der Sach verständigen mit einem serbischen Sedan enden muß. Kral jevo liegt ungefähr im Mittelpunkt des alten Serbien au einer Zweigbahn der Linie Belgrad—Nisch an der Morawa und ist ein wichtiger Garnisonsort. Wo ist König Peter? König Peter von Serbien ist zurzeit unbekannten Aufenthalts. Der König ist zusammen mit dem Thron folger, dem Kriegsminister sowie dem Generalstab auS Kragujevac abgereist. In Podujewo (östlich Mitrowitza) wurde der König zuletzt gesehen. Seitdem fehlt jede Spur. Die Wahrscheinlichkeit spricht aber dahin, daß er sich nach Kraljevo gewandt hat. Mit dieser Annahme stimmt eine Nachricht aus Rom, nach der die serbische Regierung ihre ursprüngliche Absicht, nach Monastir überzusiedeln, auf gegeben habe. Man traue in Serbien den Griechen nicht mehr und wolle sich nicht so nahe ihrer Grenze befinden. Daher habe man einen Platz mitten in Altserdien gewählt. Das paßt auf Kraljevo. Der neueste serbische Generalissimus. In Serbien herrscht größte Verwirrung. Nach der Demission PutvickS wurde General Pavlooitsch Gene ralissimus, nach dem Fall von Wranja, Zaitschar und Negotin bat man wieder einen neuen Generalissimus, nämlich General Stepanowitsch. JoffreS Orientplckue. In London und Paris schwelgt man wieder in ge heimnisvollen Andeutungen über neue große Pläne der Verbündeten. General Joffre ha- erblich mit dem eng lischen Kriegsminister eine gemei. -e Unternehmung der französischen und englischen Armeen festgesetzt, die die Wirkungen der großen deutschen Unternehmungen im Orient aufheben soll. Außerdem wurden noch verschiedene andere Fragen, die der Erledigung harrten, der Lösung zugeführt. Der politische Korrespondent des „Daily Chronicle" glaubt, daß jetzt schnell gehandelt werden wird, und neue Armeen für den nahen Osten gebildet werden sollen. * liuKlancls Mlfie für Serbien? Rumänien gegen russischen Durchzug. Immer wieder tauchen Gerüchte auf, die von russischen Plänen und Versuchen melden, den Serben auf dem Wege durch Rumänien oder durch eine Landung an der bulgari schen Schwarzmeerküste Hilfe zu bringen. Über das neuer liche Mißlingen der ersteren Absicht wird aus Sofia ge meldet: Rumänien hak gegen den Versuch Rußland-, bei Baltschik Truppen z» landen, entschieden Stellung ge- nemmen. Der Hafen Baltschik liegt am Schwarzen Meere, ge hörte früher zu Bulgarien und kam 1913 an Rumänien. Daß die Rumänen bereits mehrfach russische Durchzugs verlangen, auch über Land, strikt abgewiesen haben, ist be kannt. Neue Beschießung von Warna? über den rumänischen Hafen Baltschik kommen auch Gerüchte von einer neuen Beschießung deS bulgarischen Hafens Warna durch die russische Flotte. Man vernahm in Baltschik aus jener Richtung eine heftige Kanonade. Es ist ungewiß, ob es Alarmschüsse «'bulgarischer Küsten batterien waren oder ob türkische Kriegsschiffe die russische Flotte angegriffen hatten. Scheinwerfer spielten die ganze Nacht, sowohl aus der Richtung Warna—Euxinograd als auch von Kap Calaiaera, wo sich ein Teil der russischen Flotte befindet. In Bukarester russischen Kreisen glaubt man, die russische Flotte werde keine neuen Angriffe gegen Warna unternehmen, sondern in Kleinasien Angriffe versuchen. Englische Siegesliigen. Da die Engländer nirgends siegen, müssen sie sich nach altbewährtem Rezept ihre Siege zusammenlügen. Nachstehend einige Muster: Nach dem amtlichen Bericht des Generals Sir Jau Hamilton vom 28. August sollen 5 deutsche Offiziere ge fangen, der Führer der Abteilung getötet und „das Ma schinengewehr" zerstört worden sein. Tatsächlich ist nur ein schwerverwundeter Offizier in der feindlichen Stellung in Gefangenschaft geraten, während die aus zahlreichen Maschinengewehren bestehende Landungsabteilung weiter mit gutem Erfolge Schulter an Schulter mit den türkischen Bundesgenoffen auf Gallipoli ficht. Ferner behaupteten die Engländer, daß ihre Truppen an der Dardanellen- Nordfront 300 Meter Gelände gewonnen haben. Nach türkischer Feststellung Haden sie nicht nur keinen Meter Raum gewonnen, sondern Gelände verloren. Diese Feststellung der unwahren englischen. Bericht erstattung läßt deutlich erkennen, wie wenig man den amt lichen englischen Berichten von den Dardanellenkämpsen Glauben schenken darf. Englischer Verteidigungskrieg auf Gallipoli. In der letzten Zeit ist ein weiterer Abtransport englischer Truppen von Gallipoli nicht wahrgenommen worden. Manche Anzeichen lassen darauf schließen, daß ein solcher auch nicht geplant ist, die Engländer sich oiel- mchr auf den Verteidigungskrieg einrichten und die dazu erforderlichen Vorkehrungen bereits treffen. V!e Eroberung von kragujevac. Mit Kragujevac ist die Hauptstütze deS serbischen Widerstandes gefallen. Die stark befestigte Stadt und die steilen, leicht zu verteidigenden Höhen, die sich im Kranze um sie herumziehen, bildeten eine sehr schwer zu bezwingende Sperre deS Morava-Tales. Man glaubte, daß die Serben, auf die natürliche Stärke des Platzes gestützt, hier den oordringenden deutsch-österreichischen Armeen einen hartnäckigen Widerstand entgegensetzen würden ia man hielt es für möglich, daß hier die Entscheidungs schlacht geschlagen werden würde. Kragujeoac war mit seinen Waffcnsabriken und Munitionslagern der Haupt- wafseuplatz des Landes. Der konzentrische Druck, der auf die serbischen Heere wirkt, hat es schneller räumen lassen, als selbst die optimistischsten Hoffnungen erwarten konnten- * (Inlere Erfolge im Mesten. Bei Neuville und Butte de Tahure. Den Franzosen ist in diesen Tagen gezeigt norden, daß die deutsche Front trotz der großen englisch-franzö sischen Offensive Ende September nicht nur w'erschüttert dasteht, sondern daß unsere Truppen auch ihre Stoßkraft in alter Weise bewahrt haben. Die Butte de Tahure in der Champagne, auf deren Einnahme die Franzosen so große Opfer an Blut und Munition verwandt hatten, ist wieder fest in unserer Hand. Etwa 1300 befangene wurden bei diesem kühnen Gegenangriff gemacht und alle fran zösischen Versuche, uns aus dieser beherrschenden Stellung ,u vertreiben, sind gescheitert. Diese Höhenzüge, die unter dem Namen Butte de Tahure zusammengefaßt werden, der