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gäbe, wenn es von dieser seiner neuen Bundesgenosscuschaft wieder „erlöst" werden könnte! Nach einer sittlichen Grund lage dieser Staaten- und Kriegsgemeinschaft wird man vergeblich Umschau halten. Noch suchen die einzelnen Glieder vor der Welt zu verschleiern, wie ihnen wirklich zumute ist. Aber überall zeigen sich schon Risse und Sprünge, die sich unaufhaltsam erweitern werden, je mehr der Bund der Treue, der ihnen gegenüber steht, sich seinem Ziele nähert. Wie die Verzweifelten kämpfen sie immer noch um Griechenland, um Rumänien, denen sie Be lohnungen in Aussicht stellen, daß den Staatsmännern in Athen und Bukarest die Augen übergehen müßten. Aber die Untreue hat — seit dem italienischen Beispiel — ihren Reiz verloren, und die sittlichen Mächte im Völkerleben! beginnen sich wieder stärker zu bewähren. Wenn nicht! alles täuscht, hat der Vierverband aus keinen Zuwachs! mehr zu rechnen; er wird mit der schlechten Sache, die ihn zusammengebracht hat, zugrundegehen. Der Krieg. Tur kage. Unter ^/(-Mitarbeiter schreibt uns am 22. d. Mts.: Die Operationen in Serbien, wo Deutsche, Österreicher und Bulgaren nach einheitlichem Plan und unter einheit licher Führung vorgehen, nehmen einen von Tag zu Tag erfreulicheren Fortgang. Die Deutschen und Österreicher haben jetzt bereits den halben Weg nach Kragujewac hinter sich, während die Bulgaren Kumanowo besetzt und damit endgültig emen festen Riegel zwischen die Serben und die in Saloniki gelandeten Ententetruppen geschoben haben. Die Nachricht, die Serben hätten dafür die bulgarische Stadt Strumitza weggenommen, ist falsch. In Rußland haben die heftigen und andauernden feindlichen Angriffe keinen nennenswerten Erfolg gehabt. Bei dem angeblichen russischen Sieg von Czartorysk drehte es sich um eine ganz untergeordnete Kampfhandlung. Wenn dort einige deutsche Geschütze in die Hände der Russen ge fallen sind, so ist das nur ein Zeichen der unvergleichlichen Tapferkeit unserer Artillerie, die entsprechend unseren Vor schriften — wir haben in dieser Beziehung eben eine andere Taktik als die Russen — bis zum letzten Schub und bis zum letzten Mann ausgehalten haben. Auf dem westlichen Kriegsschauplatz hat sich in den lebten Tagen nichts von Bedeutung ereignet. Unseren ge glückten Versuch, an einem Punkte in der Champagne unsere Stellung zu verbessern, haben die Franzosen zu einer großen Schlacht und zu einem „mißglückten Angriff auf breiter Front" aufgebauscht. Uns kann's recht sein! * König fercttnancl an sein Volk. (Meldung der Bulgarischen Telegraphen-Agentur.) Sofia, 22. Oktober. König Ferdinand hat sich an die Front begeben. Er wohnte einem Artilleriekampf vor der starken Stellung von Stracin bei, deren Einnahme den Weg nach Kumanovo öffnet. Die Kundgebung des Königs an die Bulgaren hat folgenden Wortlaut: Bulgaren! Ihr seid alle Zeugen der unerhörten An strengungen, die ich während eines ganzen Jahres seit Aus bruch des europäischen Krieges zur Aufrechterhaltung des Friedens am Balkan und der Ruhe des Landes gemacht habe. Ich und meine Regierung haben uns bemüht, durch die bisher bewahrte Neutralität die Ideale des bulgarischen Volkes in die Wirklichkeit umzusetzen. Die beiden Gruppen der kriegführenden Großmächte erkannten die große Unge rechtigkeit an, die uns durch die Teilung Mazedoniens an getan war. Die beiden im Krieg befindlichen Parteien stimmen darin überein, daß es zu seinem größten Teile zu Bulgarien gehören muß. Einzig unser treuloser Nachbar Serbien ist vor den Ratschlägen seiner Freunde und Ver bündeten unbeugsam geblieben. Weit davon entfernt, auf ihre Ratschläge zu hören, hat Serbien in seiner Feindlichkeit und Habgier unser eigenes Gebiet angegriffen, und unsere tapferen Soldaten haben für die Verteidigung unseres Bodens kämpfen müssen. Bulgaren! Nationale Ideale, die uns allen teuer sind, waren es. die mir im Jahre 1912 die Pflicht auferlegten, unsere heldenhafte Armee zum Kampf aufzurufen, in dem sie die Fahnen der Freiheit entfaltete und die Ketten der Sklaverei brach. Unsere serbischen Verbündeten wurden dann der Hauptgrund dazu, daß Macedonien uns verlorenging. Er schöpft und ermüdet, aber nicht besiegt, mußten wir unsere Fahnen zusammenrollen, in Erwartung besserer Tage. Die guten Tage sind viel schneller gekommen, als wir sie erwarten konnten. Der europäische Krieg nähert sich seinem Ende. Die siegreichen Armeen der Mittemächte sind in Ser bien und rücken schnell vor. Ich richte an die bulgarische Nation den Anruf zur Verteidigung des heimatlichen Bodens, der von dein schurkischen Nachbar befleckt ist und zur Be freiung unserer versklavten Brüder vom serbischen Joche. Unsere Sache ist gerecht und heilig. Ich befehle also unserer tapferen Armee, den Feind aus den Grenzen des König reiches zu verjagen, den schurkischen Nachbar zu zerschmettern und unsere vom serbischen Joche bedrückten Brüder von ihren Leiden zu befreien. Zugleich mit den tapferen Armeen der Mittemächte werden wir die Serben bekämpfen. Mag der bulgarische Soldat von Sieg zu Sieg fliegen. Vorwärts, Gott segne unsere Heere. Das Eiserne Kreuz des Bulgarenkönigs. Wie es einem Könige geziemt, hat sich auch König Ferdinand von Bulgarien als oberster Kriegsherr an die Front feiner kämpfenden Truppen begeben. Er wohnte einem Artilleriekamps vor der starken Stellung von Stracin bei, deren Einnahme den Weg nach Kumanowo öffnet. Kaiser Wilhelm verlieh seinem tapferen Verbündeten das Ehrenzeichen der deutschen Krieger, das Eiserne Kreuz 1. und 2. Klasse. Aus Sofia wird dazu berichtet: Die Verleihung des Eisernen Kreuzes an den Bul garenkönig hat im bulgarischen Volke die größte und dankbarste Befriedigung hervorgerufen und wird als ein Zeichen besonderer persönlicher Wertschätzung des deutschen Kaisers für den König sowie als beredter Beweis dahin angesehen, wie hoch die Waffenbrüderschaft der kriegs erprobten bulgarischen Armee in Deutschland bewertet und mit welcher Zuversicht der Sieg der bulgarischen Sache erwartet wird. In der Tat erwartet man den bulgarischen Sieg zu sammen mit dem der Zentralmächte und der Türkei im «enzen deutschen Volke mit derselben testen Gewißheit wie in Sofia. Ales Kandel» im Kriege ist nur auf wahr- Icheinliche, nicht auf gewisse Srkokge gerichtet. Was an der Gewißheit fehlt, muß überall dem Schicksal oder dem Gluck — wie mau es nenne» will — f überlassen bleiben. Ks gibt Kalle, wo das höchste i Wagen die höchste Weisheit ist. i General Karl v. Glansewitz. Vie Lelckiekung 6er buigarilcken Külte. Durch eine englisch-französische Flotte. In gewohnter Weise haben sich Engländer und Fran zosen auch dem bulgarischen Volke gegenüber als rechte Ritter der europäischen Kultur und wahren Menschlichkeit gezeigt. Der bulgarische amtliche Heeresbericht meldet über die Beschießung bulgarischer Küstenorte am Ägäischen Meer am 21. d. Mts.: Von I Uhr nachmittags bi» zum Abend haben zwölf englische und französische Schiffe die Kliffe des Ägäische» Meeres beschossen, besonder» die offene» Ortschaften Porto- Iagos, Maronis, Makri und Dedeagatsch, die keinerlei Befestigungen besitzen. Diese Operationen der feindliche» Flotte haben keinerlei militärische Bedeutung. Aus Sofia wird weiter dazu berichtet, daß Helle Empörung über das ruchlose Vorgehen der feindlichen Flotte herrsche. Besonders die Beschießung von Portolagos sei eine törichte und zwecklose Barbarei, da dort außer halbzerfallenen Fischerhütten nur sechs fast ganz zerfallene Häuser stehen und keine Spur einer Garnison vorhanden ist. In Dedeagatsch wurde die griechische Mühle zer stört. Die Bevölkerung hatte dte Stadt schon seit einige« Tagen geräumt. der in den Kämpfen um vtznisdllgnds Kullm und korlbeölellen geigllenen Helden aus Mlbdru!! und den Orten der Umgebung. kurt Otto floimsm, flIipMiiseli Lrenndier in einem Keserve-Lrengdier-Kegiment. Osk-I!' fllllmi'irMgei', flelbigsrsork Leireiter der kulirpurkkolonne I der 123. ini.-Uivis. ISsNer fledert, flelbigsüork Keserve-^üger-Lutniilon Ur. 13. flerndsnl Kreidiger, Kreml Keserve-Ininnlerie-Kegimeni Ur. 101. Msx 5üwlre, flesselrüor! Keserve-Inklinterie-Kegiment Ur. 103. flrtlwrMred Milder, llnkersüori Keserve-ininnierie-Kegilnent Ur. 101. kriist btreudsl, Koitzsch Keberve-Inksnterte-Kegiment Ur. M. 5ie sinrben, su! dutz unker Oeulsdilnnd lebt Und in 5dimndi und 5dmnde nicht fglle, vgtz 5chutzio5 nicht Weib und Kind erbebt vor mildem, feindlichen bdmglis. Hetz unser Keim nicht veriodert in Krnnd im Ansturm ruchtioser Ueere — Keiuilen für das vuterisnd 2u veutschiunds 5chutz und Ubrel ««Lm Vas 6n6e 6er VarciLneUennktlon. Nach Nachrichten aus italienischer Quelle ist das Dardancfllcmmternchmcn infolge der Ereignisfe auf dem Balkan nunmehr endgültig aufgegeben worden. General Monro, der Nachfolger Hamiltons, sei nur dazu ausersehen, den Abtransport der Truppen zu leiten. Nach anderen Versionen ist ein gänzlicher Verlust auf die DardanMenaktion bisher nicht beabsichtigt. Die teil weise Räumung wird aber allgemein zugegeben. Ein Be richterstatter erfährt, daß die bis jetzt vorliegenden Angaben Lie Annahme zulassen, daß zwei französische Divisionen, die erste und die zweite, also fast sämtliche Franzosen, und die zehnte englische Division ihre Lager auf der Halb insel Gallipoli verlassen haben. Truppen, die zu diesen beiden französischen Divisionen gehören, find unter den in Saloniki gelandeten Streitkräften bemerkt worden. Wie es heißt, haben die abziehenden Franzosen ihre Stacheldrahtverhaue zerstört. Bisher ift aber nicht bekannt, ob größere englische Einheiten die Halbinsel ver lassen haben. Englischer Mißbrauch von Hospitalschiffen. Die Türken kündeten an, daß Hospitalschiffe in den Dardanellen künftig beschossen werden würden, da sie zu Truppentransporten benutzt würden. Die Kranken könnten ruhig in den Dardanellen zurückbleiben, wo sie Arzte und Rücksicht finden würden. * Oer serbische Kriegsschauplatz Die Serben ringen mit furchtbarer Erbitterung vm ihre Existenz. Frauen, Kinder, Greise beteiligen sich an den Kämpfen, und die serbischen Krieger in den Schützen gräben ergeben sich nicht, ehe eine schwere Wunde sie kampf unfähig macht. Aber alle fanatische Tapferkeit kann das unerbittlich« Geschick LeS Landes nicht mehr aufhatten. Von Norden bringen in weiter Front die deutsch österreichischen Truppen vor und von Süden und Westen stürmen die Bulgaren an. Die wichtigsten Straßeuzüge und Bahnlinien sind den Serben entrissen, zwischen ihnen und der Ententehilfe, nach der sie als der letzten Rettung sehnsüchtig ausschauen, ist die Verbindung abgeschnitten. Das kleine Volk, das den Weltkrieg entzündete, auf die Ver sprechungen der Entente bauend, muß jetzt die schwere Blutschuld von Sarajewo büßen. Ein deutsches Flugzeug über Saloniki. Der Lyoner „Rouvelliste" meldet aus Saloniki: Die Alliierten haben wiederum zwanzigtausend Mann nach Macedonien abgehen lassen (?). Ein deutsches Flugzeug überflog Saloniki in sehr großer Höhe, um Transport bewegungen zu erkunden. Dem türkischen Blatte „Turan" wird gemeldet, daß die englischen und französischen Offiziere in Saloniki ein sehr liederliches und verschwenderisches Leben führen. Sogar die serbischen Frauen, welche aus dem von Len deutsch-österreichischen und den bulgarischen Truppen be setzten serbischen Gebiet nach Saloniki auswauderten, werden von Liesen Offizieren sehr belästigt. Frauen und Kinder als Mitkämpfer. Beim Rückzug haben die Serben keine Verwüstungen angerichtet, jedoch nur aus dem Grunde, um den Bewohnern noch Unterschlupf zu geben, Lie die Truppen aus dem Hinterhalt überfallen. Unter den Gefangenen befinden sich denn auch viele Frauen, die meuchlings die Soldaten an griffen. In Pirot stürzten sich Frauen und Kinder mit Handgranaten auf die eindringenden bulgarischen Vorhuten. Die gefangenen Frauen tragen meist eine trotzige Haltung zur Schau und fürchten sich keineswegs vor Ler Todes strafe, die ihrer harrt. 6m scdvVeäisck-6Lutscker 2HsckenfaN. Beschießung des schwedischen V-Boots „Hvalen'. Zwischen Schweden und Deutschland schweben diplo matische Verhandlungen über einen Zwischenfall zur See, der bei dem bereits betonten guten Willen der deutschen Behörden sicherlich schnell seine befriedigende Lösung finden wird. Die Tatsachen liegen folgendermaßen: Das von dem Werkstattfahrzeug „Blenda" begleitete schwedische Unterseeboot „Hvalen" wurde bei Kap Abbekas gleich westlich von Madt von einem deutschen Vorposten- bcot beschossen, wobei ein Mann schwer verwundet wurde. Als dem deutschen Vorpostenboot, das „Hvalen" beschoß, sein Irrtum klar wurde, sprach dessen Kommandant sein tiefes Bedauern über das Versehen aus. Die Deutschen begründeten es damit, daß auf „Hvalen" ein zufällig aufge richteter Mast sie irregeführt hatte, so daß sie glaubten, es sei ein maskiertes englisches Unterseeboot. Sie sagten, daß sie selbst über den Vorfall sehr betroffen seien, und ver sprachen, dafür zu sorgen, daß die Beschädigten vollen Ersatz, und das Schweden von Deutschland volle Genug tuung für diese unangenehme Angelegenheit erhalten soll. Der deutsche Gesandte in Stockholm hat denn auch bereits sein Bedauern über den Vorfall ausgesprochen und das deutsche Reich die nötigen Schritte zur Klärung ein geleitet. Ein schwedisches Blatt gibt selbst zu, daß man, obgleich es Heller Tag gewesen wäre, als das V-Boot be schossen wurde, doch nicht vergesse» dürfe, daß die Eng länder durch ihren Mißhrauch der Flagge ihrem Gegner begründete Veranlassung gegeben haben, die Echtheit von „Hvalens" Neutralitätszeichen zu bezweifeln. Amerikanische U-Voote für England. In amerikanischen Blättern findet sich folgende Meldung aus Boston vom 3. Oktober: Eine Flottille neuer ameri- kanifcher Unterseeboote, die der britischen Flotte in Gibraltar zugeteilt worden sind, hat die Reise über den Atlantischen Ozean mit eigener Kraft zurückgelegt. Die Unterseeboote wurden vom Kanonenboot „Kanada" und dem Hilfskreuzer „Calgarian" begleitet, und fuhren die ganze Zeit au ^r Oberfläche. 6ngiilcke Kuttur-6estän6nisfe. Die Nordd. Allg. Ztg. schreibt: Im „Manchester Guardian" vom 18. ds. Mts. finden wir folgende von einem englischen Offizier beglaubigte „Heldentat" eines jungen französischen Mädchens: Es war ein Mädchen von 17 Jahren in der Stadt, die wundervolle Heldentaten in der Nacht des Angriffs ausführte. Sie half bei den Verwundeten im Keller, der schnell als Krankenstation hergcrichtet war, während zwei deutsche Schützen von einem Nachbarhause aus in den Keller feuerten. Wir konnten sie nicht kriegen, da sie durch die Tür des Hauses gedeckt waren. Sie sah dies, nahm den Revolver eines verwundeten Offiziers, kletterte heraus und von hinten an das Haus heran »nd erschoß die beiden deutschen Soldaten. Dann kam sie zurück, legte de» Revolver hi», sagt« »O'e-t »u- fuhr fort, weiter dte