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Großes Hauptquartier, 20. September. (Wtb. Amtlich.) Emgegangen nachm. ^4 Uyr., WchNch-r Krtegsfchsüplätz: ! Feindliche Schiffe, die Westende und Middelkerke (südöstlich von Ostende) erfolglos be schossen, zogen sich vor unserem Feuer zurück. Es wurden Treffer beobachtet. An der Front keine besonderen Ereignisse. Westlich von St. Quentin wurde ein englisches Flugzeug durch einen deutschen Kampf flieger abgeschofsen.. Der Führer ist tot, der Beobachter gefangen genommen. Oestlicher Kriegsschauplatz: Heeresgruppe des Geueralfeldmarschalls von Hindenburg. Im Brückenkopf von Dünaburg mußte der Feind vor unseren Angriffen von Nowo- alexandrow in eine rückwärtige Stellung weichen. Es wurden 55VGefangene gemacht. Bei Smorgon versuchte der Gegner durchzubrechen; er wurde abgeschlagen. Der Angriff gegen den aus der Gegend Wilna abziehenden Gegner ist im Gange. Weiter südlich solgen unsere Truppen dem weichenden Feinde. Die Linie Mjedniki-Lida-Soljane (am Niemen) ist erreicht. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern. Der Gegner leistet nur vorübergehend an einzelnen Stellen Widerstand. Die Heeres gruppe erreichte den Molozadz-Abschnitt bei Dwotzec und südöstlich und nähert sich mit dem rechten Flügel dem Myschanke-Abschnitt. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen. Der Feind ist überall weiter zurückgedrängt. Südöstlicher Kriegsschauplatz: Bei kleineren Gefechten machten die Deutschen über 1VV Gefangene. Am nördlichen Donauuser nahm deutsche Artillerie den Kampf gegen serbische Stellungen südlich der Straße Semendria auf. Der Feind wurde vertrieben und sein Geschützseuer zum Schweigen gebracht. Oberste Heeresleitung. zu lassen. In solchen Fallen würde das Ausfuhrverbot me neutralen Besitzer und deren Güter treffen, ohne dem Feinde Schaden zuzufügen. In besonderen Fällen seien auch besondere Erleichterungen für die freie Beförderung von Arzneimitteln, chemischen Stoffen unh dergleichen zu gestanden worden, wenn der Beweis geliefert werden kann, das; sie nirgends sonst als im Feindesland!! erhältlich seien, und im neutralen Lande ein Mangel daran bestehe. Amerika x Nach einer Meldung des Reuterschen Bureaus teilte Staatssekretär Lansing mit, daß die Note an England bereit liege. Wie verlautet, wurde mit der Versendung gewartet, solange die deutsche Antwort wegen des Unter seebootkrieges ausstand. Die Vereinigten Staaten halten daran fest, daß die Pflicht der Beweisführung bei der Beschlagnahme, von Ladungen auf Englands Seite ruhe und nicht bei Len amerikanischen Eigentümern und Versendern. Sulgaiisn. X Nach den Berichten der Zeitungen ist fetzt der von der Entente am 22. Dezember 1914 geschlossene Geheim- vertrag über die Di. w an eilen bekanntgeworden. Er ent hält folgende Bestimmungen: England und Frankreich ver pflichten sich, ihre äußersten Kräfte anzusirengen, um sich Ler Meerengen zu bemächtigen und den Weg zur Er oberung von Konstantinopel sreizumachen, Rußland wird die englisch-französischen Operationen von der Seite des Bosporus unterstützen. Die Meerenge der Dar danellen und Konstantinopel kommen unter die Herrschaft Rußlands. Die Vertragsmächte verpflichten sich zur strengsten Geheimhaltung des Inhalts des Vertrage t gegenüber den Valkanstaaten. Das Versprechen, Rußland Lie Dardanellen und Konstantinopel zu geben, erregt hier ebensoviel Entrüstung, wie die ungeordnete Geheim haltung, die man direkt als eine Maßregel zur Täuschung und Übervorteilung der Interessen der Balkanstaaten ansieht. -Mw In- unÄ Amstcrdam, 18. Sept. Reuter meldet aus Washington: Als der amerikanische Botschafter in Wien die Note aus bändigte, die Dumbas Abberufung beantragte, antwortete die österreichische Regierung, daß sie Dumba zur Besprechung der Angelegenheit zurückberufeu werde. Amsterdam, 18. Sept. Reuter erfährt, daß die englische Regierung bereit sei, ihre Zustimmung zur Ausfuhr von Amerika nach Schweden für eine Anzahl von Waren gattungen zu geben, deren. Ausfuhr sowohl von England wie von Schweden verboten ist, wenn die schwedische Regierung ihrerseits die Durchfuhr gewisser Güter nach Rußland gestattet. kio-isiantiuopel, 19. Sept. In Bulgarien hat die strenge Zollkontrolle nach der Türkei aufgehört, die Reisenden empfinden kaum noch die Grenzsperre. Auch Rumänien zeigt sich bei der Gepäckrevifion freundlicher gesinnt. Paris, 18. Sept. Das „Echo de Paris" meldet aus Athen: Die Reservisten der Jahresklassen 1886, 1887 und 1838 sind auf den 1. Oktober einberufen worden. Paris, 18. Sept. Nach dem „Temps" wird Villain, der Mörder von Jaures, in der am 16. November in Paris beginnenden Schwurgerichtsperiode abgeurteilt werden. Paris, 18. Sept. Nach einer Meldung des „Temps" aus Lissabon hat die Regierung infolge der wiederholten Unruhen eine scharfe Überwachung der Grenzen an geordnet: nur mit vollständigen Ausweispapieren versehenen Personen ist es gestattet, nach Portugal zu reisen. Loudon, 18. Sept. Wie die „Times" aus Sydney meldet, zeigte die Bundesregierung an, daß sie eine neue Anleihe von 2ö Millionen Pfund Sterling aufnehmen wolle. London, 18. Sept. Ein neuer Ausstand ist im Kohlen revier von Südwales ausgebrochen. Tausend Mann legten wegen eines Streites über die Bezahlung der Überstunden die Arbeit nieder. Letzte Meldungen. Amsterdam, 19. September. Reisende, die hier aus England eintrafen, berichten, daß bei dem letzten Zeppelinangriff auf London auch die Bank von England getroffen worden sei. Der angerichtete Schaden ist viel bedeutender, als bis her angenommen wurde; allein in einer Fabrik die getroffen wurde, wird der Schaden auf drei Millionen Mark geschätzt. Die Zahl der getöteten und Verwundete« soll in die Hun- dere gehen. Sosia, 19. September. Wie man aus Risch erfährt, werden in der serbischen Presse die hef tigen Angriffe gegen den Vierverband, nament lich gegen Rußland, immer stärker. Das serbi sche Heer ist bereits ebenso russenfeindlich geworden, wie die bulgarische Armee nach dem zweiten Bal kankriege. Die Diplomatie des Vierverbandes, was den Balkan anbelangt, bereitet eine nicht nur Bulgarien, sondern auch Serbien und Grie chenland betreffende neue Note ultimatumartigen Charakters vor. Paris, 19. September. Kriegsminister Millerand hat von der Kammer die Ermächti gung erbeten, den Rekrutenjahrgang 1917 (die Siebzehnjährigen) einzuziehen und den Jahrgang 1888 unter den Waffen zu behalten. Genf, 19. September. Aus Petersburg wird gedrahtet: Nach einer Tokioter Meldung beschloß der japanische Kriegsminister, 1200 Fabriken mit 109000 Arbeitern zur Ausführung von Kriegsmaterialbestellung für Rußland zur Verfügung zu stellen. Außerdem prüft die ja panische Regierung den Plan der Gründung einer neuen Gewehrfabrik, die gleichzeitig für Rußland arbeiten-soll. Tagung der Semstwo - Vertreter. Petersburg, 29. September, (tu.) Für heute ist nach Moskau eine außergewöhnliche Sitzung der Vertreter der russischen Semstwos (Provinz- vertretungen) und Stände einberusen worden, an der auch eine große Anzahl von Dumamitgliedern teilnehmen wird. Anfänglich war man in Peters burg im unklaren darüber, ob die Regierung die Tagung Anlassen werde und man wollte Goremy- kin bezw. den Minister des Innern darüber be fragen. Im letzten Augenblick ist man jedoch übereingekommen, die Sitzung ohne vorherige Anfrage abzuhalten auf die Gefahr einer gewalt samen Auslösung hin. Der Hauptpunkt dieser Tagesordnung bildet natürlich die Auslösung der Duma und sämtliche Parteiführer des Blocks werden dahingehende Vorträge halten resp. Aufklärungen abgeben. Eisenbahnunglück in Holland. Amsterdam, 20. September, (tu.) Gestern morgen fand zwischen Haag und Voorborg ein großes Unglück statt. Zwei Dampfmaschinen stießen aufeinander. Der Zusammenprall war so heftig, daß 20 Personen, darunter einig sehr schwer, verletzt wnrden. Der Materialschaden ist bedeutend. Die Linie mußte gesperrt werden. Der Fehlbetrag des englischen Budgets. London, 20. September, (tu.) Offiziell ver lautet, daß das am Dienstag einzureichende eng lische Budget infolge der Zinsanforderung für die Kriegsanleihen einen Fehlbetrag von 80 Mil lionen Pfund Sterling ergeben wird. Zur Deckung foü die Einkommensteuer um weitere 4 Schilling 1 Cent erhöht werden, was ungefähr 50 Millionen Pfund Sterling ergeben soll. Die restlichen 30 Millionen sollen voraussichtlich durch die Erhöhung der Zölle ans Tee, Zucker und Ta bak um durchschnittlich 50°/«, was 16 Millionen ergeben soll, ferner aus der Erhöhung der Ak zise aus Eier, Wein und Alkohol, was 8 Mil lionen ergeben soll, gedeckt werden, während der Restbetrag durch Verminderung der Ansgaben aufgebracht werden fall. Die Feindes-Anleihen in Amerika. Neuyork, 20. September, (tu.) Man meldet, daß man es nicht für notwendig erachtet, daß die von französischen und englischen Delegierten in Amerika vorbereitete Anleihe durch amerika nische Bürgschaften garantiert wird. Ein Mit glied desFinanzministeriums erklärte,man glaubt, daß diese Anleihe durch die Versprechungen und den Kredit Englands und Frankreichs genügend gedeckt ist. Es sei selbstverständlich, daß eine äußere Anleihe von den inneren Anleihen be zahlt werde. letzten Arichnungstag. Nur ein Tag noch trennt uns vom Schluß der Zeichnungen auf die neue fünfprozentige Reichsanleihe. Mittwoch, den 22. September, mittags 1 Uhr, werden die Zeichnungslisten geschlossen. Wer bis heute versäumt hat, seinen Anteil von der dritten Kriegsanleihe zu über nehmen, der beeile sich, die kurze Zeit, die noch zur Ver fügung steht, auszünutzen. Zeichnungsscheine sind bei allen Banken und Bankiers, bei allen öffentlichen Sparkassen, bei jeder deutschen Lebensversicherungsgesellschaft und Kredit genossenschaft und an jedem Postschalter zu haben. Dort werden auch ausführliche Merkblätter auf Verlangen zur Verfügung gestellt. Der Zeichnungsschein braucht nur ausgefüllt und am Schalter abgegeben werden. Die Mühe ist ganz gering, im Vergleich zu dem Nutzen, den man stiftet und sich selbst schafft. Es ist doch gewiß nicht schwer, eine Anlage zu wählen, die auf 9 Jahre mehr als fünf Prozent Zinsen abwirst, und deren Kapital vor jeder Entwertung sicher ist! Jeder überlege sich doch einmal, welche Wertobjekte er früher wählen mußte, um einen so hohen Ertrag zu erzielen. Einen so sicheren Besitz hat jedenfalls keine andere Kapitalanlage vor der fünfprozentigen Reichsanleihe gewährt. Denn es gibt keinen Schuldner, der so zahlreiche und so gute Bedingungen bieten kann wie das deutsche Reich, das sich die eine unbedingte Ge wißheit erkämpft hat, nicht mehr besiegt werden zu können. Alle Zweiselsucht und Aengstlichkeit muß vor dieser einen Errungenschaft haltmachen. Deutschlands Erfolg aus den Schlachtfeldern sind die wirksamste Empfehlung seiner Kriegs anleihen. Jede verfügbare Summe uud jede Möglichkeit, in den nächsten Monaten Geld zu kommen, muß der dritte» Kriegsanleihe dienstbar gemacht werden. Das deutsche Volk besitzt alle Mittel, um den Feinden zu beweisen, daß der hämische Spott, mit der sie die deutschen Anleiheerfolge zu verkleinern suchen, bewußter Unwahrheit entspringt. Keine schlimmere Enttäuschung kann dem Gegner zugefügt werden, als eiu weiterer Milliardensieg. Welcher Triumph für das deutsche Nolksvermögen, wenn es deu 9 Milliarden der zweiten Anleihe, die die Freunde voll Bewunderung, die Feinde mit Neid gesehen haben, eine neue, gleichwertige Tat an die Seite gestellt haben wird! Bescheiden hielt sich der Reichtum des deut schen Volkes im Hintergrund, während das Erdenrund von den Leistungen Ler der „Weltbankiers" Frankreich und England widerhallte. Im Februar 1915 hieß es, die Mächte des damaligen Dreiverbandes wollten eine gemein same Anleihe von 20 Milliarden Franken aufnehmen. Das wurde als historisches Ereignis besprochen, noch bevor es Wahrhret geworden war. Und diese berühmte Anleihe der Entente ist niemals zustande gekommen. Das Deutsche Reich aber, das seine Finanzbereitschaft nicht in die Welt hinausschreit, wird die zwanzig Milliarden, und mehr als die, in guten deutschen Mark mit dem Ergebnis der dritten Kriegsanleihe wirklich aufgebracht haben. Ein französisches Blatt berichtete kürzlich von einer Unterredung, die sein Londoner Berichterstatter mit dem Unterstaatssekretär im Amt gehabt habe. Dieser Beamte hätte unter anderem gesagt, der Tag werde kommen, an dem Deutschland seinen Bewohnern den letzten Heller herausgepreßt haben werde. Solche Anleihen, wie sie das Deutsche Reich mache, bedeuteten ja eigentlich nur, daß es bei sich selbst borge. Wohl dem Volke, das imstande ist, bei sich selbst borgen zu können, statt vor fremde Schmieden gehen zu müssen! Und die Antwort auf solche Glossen zu deu deutschen Kriegsanleihen wird Deutschland mit seinem kriegsbereiten Kapital nicht schuldig bleiben. Die dritte Kriegsanleihe bistet eine neue Gelegenheit, dem Feinde zu zeigen, wieviel das deutsche Volk sich selbst borgeu kann. Jeder trage das Seine dazn bei, diesen Beweis zu erbringen; und wer noch keinen Zeichnungsschein ausgefüllt hat, der tue es schleunigst. Niemand darf sich nachsagen lassen, er sei dem Ruf des Vaterlandes nicht gefolgt, obwohl er die Möglichkeit gehabt hätte, sich an der Uebernahme der neuen Reichsanleihe zu beteiligen. Gedenket der Tapferen, die rückhaltlos ihr Leben für Deutschlands Zukunft einsetzen, und ermeßt, wie wenig es dagegen heißt, daß ihr auf die dritte Kriegsanleihe zeichnen sollt! Nutzet also die letzten Stunden, die noch zur Anmeldung zur Verfügung stehen. Aus Stadt und Land. Vom Weltkrieg 1S14. 19. September. Auf der ganzen Front zwischen Maas und Oise wird das französisch-englische Heer in die Ver teidigungsstellung gedrängt. — Vom östlichen Kriegsschau platz kommt die Nachricht, Lab die 4. Finnländische Schützen brigade bei Augustow geschlagen wurde. Die Plätze Grajewo und Szczuczyn nach kurzem Kampf genommen. 20. September. Fortschritte zwischen Oise und Maas; Beschießung von Reims; in den Vogesen mehrere französische Vorstoße zurückgeschlagen. 21. September. Vom Weltkrieg 1914. Glänzender Erfolg der deutschen Kriegsanleihe: 4'/, Mil liarden gezeichnet. — In der Bucht von Daressalam wird der kleine englische Kreuzer „Pegasus" vom deutschen kleinen Kreuzer „Königsberg" in Grund geschossen. — Das englische ll-Boot L 1" gesunken. — Die Höhen von Craonelle bei Reims gestürmt, Bätheny erobert, das 8. französische Armee korps auf der Cate Lorraine zurückgeworfen, ein Ausfall aus Verdun abgeschlagen. — Was die Woche brachte. Das Wetter in der verflossenen Woche war angenehm, an einzelnen Tagen sogar herrlich, nur der letzte Tag war verregnet. Auf ein fernes Gewitter mit länger anhaltendem Regen am vori gen Dienstag nachmittag folgte zwar eine starke Abkühlung, die aber nur bis zum folgenden Tage anhielt. In der Ehrentafel mußte leider wieder der Tod von fünf Helden gemeldet werden. Ein „Habe Dank" sei ihnen für die Hilfe, die sie dem Vaterlands geleistet haben, in die Ewig-