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Aber siehst du, es geht doch nicht, denn ich kann doch von meinem Bruder, von dem Sohn meines Vaters nicht gut annehmen, daß — er — ein Schuft ist." „Nein, das kannst du wirklich nicht", würgte der andere tonlos heraus. ,, „Aber es quält mich so." „Denn frag' schon, deines Vaters Sohn." „Hast du wieder gespielt, Werner, trotz deines Ehrenworts?" Werner fühlte, daß er jetzt aufstehen müßte und dem Bruder mit der Faust in's Gesicht schlagen, wenn er noch rein wäre. Aber er bleibt sitzen. Lacht nur dumpf her aus mit verzerrtem Gesicht, aschgrau und sagt ganz heiser: „Ehrenwort — nein! — — " Und dumpf denkt Werner immer wieder, voll wachsender Qual: „Wo ist denn nur der eiserne Besen. — Meine Seele will nicht länger im Schmutz bleiben. Rein will ich werden — rein — einmal noch — — — " Komtesse Rut Kischer hat recht behalten. Am nächsten Tage kommt Werner von Meisenbach wirklich zu ihr. Nicht wie sonst in fröhlichen, stolzen Tagen schreitet er die Freitreppe hinauf in die mächtige Vorhalle des Schlosses, nein, als sie gerade auf einer Bank unter einer traurigen Linde, deren Wurzeln nicht stark genug zum Aufsaugen des Lebenssaftes für den hohen Stamm waren, im Park ausruht, steht er vor ihr. Den Hut in der Hand, die Stirn schweiß- bedeckt und dennoch, seltsain bleich. Sie wundert sich selbst, daß sie ihm Plötzlich so ruhig entgegenschauen kann. Aus ihrer Seele ist jede Spur von Bangigkeit gewichen. Was in dieser letzten langen Nacht noch tastende Unruhe war, ist plötzlich, nun er vor ihr steht, zur lichtvollen Klarheit geworden. Sie weiß mit einem Schlage, daß sie ihm nicht angehören kann, selbst nicht, wenn er darob verloren gehen müßte. Das gibt ihr die ruhige Würde und Sicher heit zurück, die sie allzeit ihm gegenüber be obachten konnte. Sie fühlt klar, daß er unruhig nach einer Ermunterung durch sie sucht. Und sieht ihn doch nur weiter stumm an. Da stößt er endlich heraus: „Du wirst wissen, Nut, weshalb ich heute zu dir eile. Du mußt es ja fühlen, nicht wahr?" Sie schaute ihn mit den tiefen stillen Schwesteraugcn der Kindheitau. Ihre junge Stimme klingt weich und tröstlich. „Ach, Werner, ich weiß alles, was du mir sagen willst. Auch, daß ich ganz gewiß eine Schuld begangen habe. Ich habe deinem Bruder gegenüber nicht verneint, als er mich wohl in deinem Auftrag fragte. Ich konnte das damals nicht. Vielleicht "erkennst du den wahren Grund. Ich schäme mich feiner nicht mehr. Ich war so hilflos und vereinsamt. Der Vater wollte sterben. Ich fürchtete mich unsagbar vor der Oede meines künftigen Lebens. Ich war unklar. Vergib mir das, Werner." „Du mußt schon deutlicher werden, Rut." „Lieber, guter Werner, ich möchte ja so gern zu dir sprechen wie früher, als wir uns so gut verstanden. Es ist aber urplötzlich eine heiße Angst vor dem offenen Wort in mir. Und . doch, es geht ja nicht anders. Sieh, ich kann deine Frau nicht werden. Niemals. Wernerlein, komm, setz dich zu mir. Höre mich an! Willst du denn ein elendes Almosen. Damit dich begnügen. Mehr könnte ich dir nicht bieten. Meine Liebe, ich selbst mit jedem Gedanken gehören einem andern als dir. Das elende Bruchstück ist nicht genug für dich. Laß es liegen. Es würde dich doch nicht beglücken. Ich kann eben nicht." „Und warum kannst du nicht, Rut? Wer hält dich von mir zurück?" Er hat ihre Handgelenke umspannt und ist vor ihr auf die Knie gesunken. „Gib mich sofort frei, Werner," sagte sie fest. „Ich befehle es dir oder, bist dü so erbärmlich, daß du dich nicht scheust, ein schwaches Weib zu zwingen?" Er gurgelte etwas heraus. „Ja, so erbärmlich bin ich! Ich zwinge dich. Hiermit zwinge ich dich." Und plötzlich hat er etwas aus der Tasche gerissen. Die Sonne spielt mit goldenen Lichtern darauf. Ein Revolver ist es. Er richtet ihn gegen sich. Ein Schrei, ein kurzer, scharfer Knall. Rut hat ihm die Waffe geschickt aus der Hand geschlagen. Der Schuß sitzt in der alten Linde. Rut zittert, beherrscht sich und sagt ganz i langsam, im Ton eines festen Befehls: „Gib mir jetzt die Waffe." Er schüttelt den Kopf und spricht vor sich hin. „Niemals. Ich bin krank. Sehr krank. Merkst du das? Keiner weiß es. Du kannst mich gesund machen. Willst du das nicht tun?" Ja, sie will cs tun! Nur, bis er gesundet ist, will sie sich ihm versprechen. Nachher findet sie schon das rechte Wort, um sich wieder von ihm zn lösen. Einen Mord kann sie nicht auf das Gewissen laden. Und er wäre iinstande, in der nächsten Stunde, in welcher er allein und von ihr abgewiesen, dasitzen müsse, noch einmal den Revolver gegen sich zu erhebe«. Sie reichte ihm die Hand. Ganz kalt ist sie. Aber sie zittert nicht. „Geh jetzt heim, Werner, und so lange du krank bist, will ich zu dir halten. Werde nur schnell gesund. Dann wird alles zwischen uns beiden licht." Ec reißt sie in die Arme und ! küßt sie, küßt ihr loses blondes Haar, i ihren blutleeren kleinen herben Mund, ihr Kinn, ihre weichen Wangen. Dann taumelte er über den Gutshof, nack) Tanneuberge hinüber. Nun gehört sic ihm. Wie lange. Wer weiß das? Doch, er weiß es. Endlich ist der Tag seiner Abreise ge kommen. Er hat vor, zur Erholung seiner angegriffenen Nerven eine kleine Harztour zu machen und der Bruder billigt dies, weil Werner von Mcisenbach wirklich angegriffen und schlecht aussieht. Von Nut Kischer hat er nicht persönlich Abschied genommen. Jr. gend etwas bäumt sich in ihm dagegen auf. Er hat wohl dem Bruder davon gesagt, daß sie seine Braut in aller Heimlichkeit geworden sei, aber nicht mehr. Nun hat er ihr ein paar Worte des Lebewohls geschrieben. „Es kann alles noch einmal gut werden, kleine Nut, wenn du mich lieben lernst, wie ich dich liebe." Dann wird es also niemals gut, dann wird alles sterben und untergehen, denn ! lieben kann sie nur einmal. Den Einen-Ein- zigen, der nichts davon ahnt, der keine Augen sür sie hat, wie sie meint. Den, nur den! Werner von Meisenbach reckt die Schultern hoch und holt tief Mein, als er in dem Zuge sitzt, der ihn nach Berlin und dann weiter in die stille grüne Einsamkeit des Jlsetales, das er so sehr liebt, tragen soll. Und leise kommt eine stille Fröhlichkeit in seine Seele. Wenn doch alles wieder werden tönnte wie einst, wenn er rein würde. Aber dann ersteht ihm die Vergangenheit. Der Schmerz erhebt sich wider ihn, befleckt seinen Rock, schwärzt seine Hände, sein Ge sicht, staubt die Seele ein. So kann er niemals wieder werden, denn er ist ein Ehrloser! Wild fährt er herum, rollt mit den Augen, ballt die Hände zur Faust. Welcher Frechling hat dies Wort ihm ent- gegengeschrieen.. Er sieht sich wirr in seinem Abteil um. Er ist allein darin. Und er erkennt, daß sein gemartertes Gewissen es ! gewesen ist, das diese Antwort ihm gab. . Erkennt es und sinkt stöhnend und bleich j in die Polster zurück. Das gebrochene Ehrenwort und der ge fälschte Wechsel erheben sich wider ihn. Darüber kann niemand hinaus. Aber er wird den Wechsel,cinlösen, sobald er Rut völlig besitzt. Bis dahin kann er ihn pro- longieren. Es wird nichts herauskommen. Garnichts. Und von dem gebrochenen Ehren, wort weiß ja nur er. Er allein. Also. Es ist alles Einbildung und Ner- i venüberreizung. Daran darf er nicht zu i Grunde gehen. j Weiter rattert der Zug. Er denkt krampf- > hast nach. Was mag eigentlich in der Welt : vorgehen. Seit vier Tagen hat er keine ! Zeitung gelesen. Da hält der Zug. Auf dem kleinen Bahnhof drängen sich die Menschen zusammen. Einer ruft etwas. Atemlos, blaß, an dere rufen mit. Ein paar fassen sich bei den Händen. Zivei alte Männer sinken sich in die Arme. Sind denn diese Leute hier alle toll geworden. Mit einem elastischen Satz - schwingt sich Werner von Mcisenbach vom Trittbrett herab. -"»--SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSVSSSSSSSSSSS? Well tm Bild Du sprachst einmal davon, daß das Tier, ! welches dein Man,', ritt, ein besonderes Kennzeichen habe. Wäre es nicht am besten, - wenn du mal selbst sehen wolltest?" Sie war sofort bereit. Es war in der Tat Ajax, den sie in dem Hof des Pferdehändlers zu sehen bekam. Als sie dessen sicher war, vermochte sie sich nicht mehr zu beherrschen. Die Tränen traten ihr in die Augen. Sie klopfte zärtlich den schlanken Hals des schönen Tieres, und das Pferd tat das selbe, was es beim Aufbruch seines Herrn in den Krieg getan hatte, eS wieherte leb haft und Preßte seine Nüstern gegen ihre Wange. Die großen schwarzen Augen sprühten. „Ajax," sagte sie und es rang sich wie ein Schrei von ihrem Herzen los, „wo ist dein armer Herr?" Der Fuchswallach erhielt seinen Platz in der v. Nachow'schcn Villa wieder. Aber das Rätsel seines Wiederfindens war nicht so leicht zu lösen als es von vornherein den Anschein hatte, obwohl sich in den nächsten Tagen eine Anzahl Personen damit be schäftigte. Die Mitteilungen des Berliner Hauses wiesen nach Aachen. Matt nahm sofort die Spur auf. Aachen — Brüssel — Gent. In Gent stieß man auf Van der Kinderc. Van der Kindere war ein starker, von Wetter und Sonne gebräunter Mann mit einem Zug wallonischer Verschlagenheit. Vor ein paar Jahren war er in eine Hehlerei geschichte verwickelt gewesen. Aber es war ihm nicht beizukommen. Man mußte ihn freisprechen. Als er horte, um was cS sich handelte, zog er ein schmieriges dickes Notizbuch aus der Brusttasche seiner Joppe und blätterte darin. „Das Pferdchen ist von Vater Jerome," sagte er nach einigen Minuten. „Ist Ihr Vater Jerome derselbe, der den Egmont'schen Hof iin Hennegau bewirt schaftet?" fragte der Geheimagent, den man in Brüssel hinzugezogen batte. „Derselbe, mein Herr," erwiderte der Händler. „Haben Sie das Pferd auf seinem Hof eingehandelt?" „Nein." „Wo sonst?" „Pierre hat es mir gebracht." „Aber Pierre. Was ist das für eine Nummer?" „Mein Gott, Pierre ist bei Vater Jerome bedienstet. Ein armer Teufel, mein Herr." „Wissen Sie sonst nichts über ihn?" „Was sollte ich sonst über ihn wissen? Allerdings, es siel mir auf, daß er das Pferdchen verhältnismäßig billig losschlug. Aber," fuhr er fort, indem er sein Fuchs- gcsicht in schmerzliche Falten legte, als trage er den Schmerz des ganzen Königreichs zur Schau, „wir haben Krieg — Krieg meine Herrn — der Krieg hat alles durcheinander- gewürfelt. Er hat Dörfer und Gehöfte ver wüstet und vereinsamt. Er hat Menschen und Tiere vertrieben, und das oberste zu unterst gekehrt." Es war gegen seine Ausführungen nichts cinznwcndcn. Am nächsten Morgen fuhr man in das Hennegau. Der Egmont'sche Hof lag in den Aus läufern der Ardennen. Er war bekannt durch seine Rinder- und Pferdezucht. Ein qm Saume prächtiger Wälder belcacncr Erdenwintel, der von dem Krieg anscheinend nicht berührt worden war. Vater Jerome stand am Fenster der ge räumigen Wohnstube im Erdgeschoß, als die Herren bei ihm cintraten. Er rauchte aus einer kurzen holländischen Pfeife. „Was Sie mir da erzählt haben, meine Herren," sagte er schließlich, „ist sehr merk würdig. Ich bedaure, daß Sie sich die Mühe gemacht haben, hierher zu reisen. Ich kann Ihnen nicht helfen. Alle ihre Voraus- setzungen treffen nicht zu. Pierre ist nicht mehr bei mir — und Pferde habe ich nicht mehr zu verkaufen. Alles, was ich hatte, hat mir der Krieg weggenommcn." „Pierre ist nicht mehr bei Ihnen?" ver setzte der Brüsseler Agent überrascht. „Seit wann?" Vater Jerome schob seine Marderfellmütze von einem Ohr aufs andere, und tat aus seiner Pfeife einen starken Zug. >,Schon zu Anfang des Krieges, als die ersten Preußen einmarschierten, lief er mir davon." „Wohin?" „Wie soll ich es wissen, mein Herr? Dieser Krieg hat Schründe und Abgründe aufgerissen, in welche alles hineinstürzt." Man bestimmte Vater Jerome mit nach Berlin zu fahren. Man wollte ihn dem ver wundeten Freisckärler in der v. Nachowschen Villa gegcnüberstcllcn. Die Gattin des Dragoneroffiziers war nicht wenig überrascht, als sie von dem Ergebnis der Erhebungen unterrichtet wurde. Aber sie faßte sich. Sie war in der letzten Zeit stark geworden. Sie begleitete Vater Jerome in das Krankenzimmer. „Pierre," sagte sie, „kennen Sic diesen Herrn?" In das blasse Gesicht des Wallonen trat ein Ausdruck des Erstaunens. „Weshalb sollte ich ihn nicht kennen?" versetzte er. „Ick war ein Paar Jahre Se kretär bei ihm. Ick besorgte seine Schrei bereien und vertrat ihn bisweilen bei seinen Verkäufen." Und nicht ohne Stolz fügte er hinzu: „Mein verstorbener Vater war Direktor der Vicille-Montagnehlltten." Er reichte dem Mann aus dem Henne gau die Hand und sagte gleichgültig: „Guten Tag, Vater Jerome." „Ich hätte nicht geglaubt, daß wir uns so Wiedersehen, Pierre," versetzte der Be grüßte. „Ich hatte bisher keine Klagen gegen Sie. Aber in einein Punkte haben Sie nicht ehrlich gehandelt. Sie haben van der Kinderc ein Pserd verkauft, welches ich niemals besessen habe." „Ich war dazu genötigt. Wir waren vollständig abgebrannt." „Aber woher hatten Sie das Pferd?" „Wir hatten cs in den Ardennen einer preußischen Patrouille abgenommen. Es war das Offizierspferd, und ich dachte mir, das wäre was für van der Kinderc. Die andern drei ließen wir laufen." „Und die Reiter?" warf die junge Frau in höchster Erregung dazwischen. „Was ist aus den Reitern geworden, junger Mann?" „Wir haben sie erschossen, Madame." Er sprach wie ein Held, für den der Tod keine Schrecken hat. In seinen me lancholischen Augen stieg eine heiße Glut des Hasses auf. .Sic haben sic aus dein Hinterhalt cr- ! schossen, Pierre. Wissen Sic nickt, daß Sic . ein Verbrechen begangen haben?" Er sah sie groß an. „Ich habe mein Vaterland verteidigt, Madame. Mein Herr und Heiland wird I mir verzeihen." Er wußte nicht, daß er den Mann seiner Pflegerin getötet hatte. Er sann auch nicht darüber nach, wodurch man seiner Tat auf die Spur gekommen war. Der Krieg brachte, so viele Ueberraschungcn. „Man wird mich erschießen," fuhr er fort. „Aber, Madame, ich habe die Bela gerung von Antwerpen mitgemacht. Ich habe drei Wochen lang in einer Hölle zu gebracht. Was ist daran gelegen, wenn ich sterbe, wo so viel Größere dem Tod sich weihen." „Ich werde Ihr Richter nicht sein, Pierre. Aber Sie werden uns dcn Platz in den Ardennen bezeichnen, wo der Uebcrfall > ausgeführt wurde. Fühlen Sie sich kräftig genug?" „Zu Befehl, Madame — Es wird wohl ' gehen." Er verabschiedete sich von Vater Jerome in gefaßter Weise. Seine Armwunde war nahezu verheilt. In drei Tagen war alles fertig. Man fuhr nach Lüttich und von dort m ArHos in die Ardennen. Ueber eine steinige, baumlose Hochebene gelangte man nach halbstündiger Fahrt in die Waldschluckt, in welcher Kurt v. Nachow und seine Begleiter ' dcn Tod gefunden hatten. Es war ein bitterkalter Jannartag. > Die Wege waren hart gefroren. Ein bleifarbener Himmel hing über der erstarr ten Erde. Als die mitgebrachteN Pioniere sich an j der von Pierre bezeichneten Stelle mit Schaufel und Spaten an ihre Arbeit machten, - gab es der jungen Frau einen Stich durchs l Herz. Und als sic nach einigen Minuten des j entstellten Gesichtes ihres ermordeten Ge- liebten ansichtig wurde,, verließ sie ihre Stärke. Sie weinte bitterlich, und man mußte sie mit Gewalt von der Leiche entfernen. In diesem Augenblick erfaßte der Wal- lonc den Zusammenhang. Er sah ein, daß er den schlimmsten Raub an derjenigen begangen hatte, die ihn be schützt und gepflegt. Er sah Tränen aus den Augen stürzen, die so ost an seinem Krankenbett gewacht. Er sah die Hände, die seine Wunden verbunden, sich ringen in tiefernstem Schmerz. Eine wilde Verzweiflung kam über ihn. Alles in ihm geriet in Aufruhr. Ein paar Schritte von seinem Standort am Ausgang der Schluckt, fiel die Erde dreißig Meter tief in einen Steinbruck ab. Ehe man ihn daran hindern konnte, hatte er sich in den Abgrund gestürzt. Man fand ihn mit zerschellten Gliedern. Der Militärgouverneur erteilte der Witwe die Erlaubnis, dcn Leichnam des ermor deten Reiteroffizicrs nach Berlin-überzu führen. Der auf so seltsame Weise Wiedergc- sundene wurde mit militärischen Ehren be stattet. Von einem Dragoner geführt, folgte Ajar der Bahre seines Herrn. Den gefallenen Freiwilligen in der Ar- dcnnenschlucht ließ Gretel v. Nachow ein Denkmal errichten.