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Schlachtfeldern wirklich schlagen helfen? Oder wollte er bloß Prestige-Vermehrung Japans durch die Bitten der europäischen Mächte um Hilfe? Wollte er an ihren An geboten bloß kennenlernen, wie weit Japan seine Ziele in Ostasien zurzeit werde stecken dürfen, um gegebenenfalls von der voraussichtlichen Uneinigkeit der Verbündeten zu profitieren? Sicher haben die Japaner jede dieser Möglichkeiten in ihre Rechnung gestellt. Auch die Möglichkeit eines verhältnismäßig glimpflichen Ausgangs des Streites mit Deutschland stellen die vorsichtigen gelben Herren in Rech nung. Darum behandeln sie fast durchweg die deutschen Gefangenen aus dem Kampf um Tsingtau achtungsvoll, ja zum Teil mit Auszeichnung. Wir wissen es auch, ohne daß es amtlich von London aus bekanntgegeben wurde, daß man in London über die japanische Waffenhilfe ver handelt hat. England war aber hartleibig, weil es in China selbst Opfer bringen tollte. Der japanisch-chinesische Vertrag, der so rücksichtslos Englands Vorteil, ja sogar einige englische Sonderrechte angriff, stak ihm ohnehin schon wie ein Geruch jener fauligen chinesischen Lieblings speisen in der Nase. Jeht sollte es noch mehr zahlen, obschon es wohl im stillen schon darüber nachsinnt, wie es später vielleicht mit nordamerikauischer Hilfe jenen Vertrag wieder aufräufeln könne? Das war zu viel. England blieb hart. Und es sagte seinen notleidenden Verbündeten Frankreich und Rußland auch nicht, was Japan fordere und warum England ablehne. In Frankreich hatte inzwischen Herr Clemenceau den Ruf nach den Japanern ausgenommen. Und als am 1. August die Duma in St. Petersburg zusammentrat, als der Zusammenbruch der russischen Weichselfront nicht mehr zweifelhaft war, da war es bekanntlich Rußlands auswärtiger Minister, da war es Herr Sasonow selbst, der nach Tokio mtt dem w ißen Taschentuch hinübev- winkte und auf der Tribüne des Reichspariamentes den Satz aussprach: „Ich hohe, daz aus dem gegenwärtigen Bunde mit Japan sich e u engeres und festeres Bündnis entwickeln werde ..." Stürmischer Beifall in der Duma. ... Das englisch-japanische Bündnis ist durch Japans ge waltsame Ausnutzung des Krieges in ganz Ostasieu sehr gelockert worden. Und ein Zusammenstoß Japans mit Nordamerika droht auch. Da wäre es von den gelben Männern gewiß ganz gerissen, wenn sie mit Rußland ein Nückversicherungs-Vüuduis aüschlössen. Stücke Land können sie dem Russen aus Chinas Besitz allemal lassen, wenn sie, gestützt auf ein Bündnis zum Verspeisen Chinas, sich erstens ebenso viel Land nehmen und zweitens Chinas Märkte außerhalb der russischen Jnteressen-Sphäre mit Beschlag belegen könnten. Das gäbe die Feindschaft Eng lands und Nordamerikas. Aber mit Rußland im Bunde, würden die Japaner dies vielleicht riskieren. Rußland müßte auch für d ese geteilte Feindschaft ein Entgelt haben. Und das könnte nur in Englands asiatischem Besitz liegen. Darum glauben wir, daß Japan, das schon jetzt die Rusten mit schwerer Artillerie und den dazu gehörigen Instruktions-Offizieren sowie mit Munition unterstützt, nicht auch noch mit großen Trnppenmassen den Russen zu Hilfe kommen würde. Es würde vermutlich eher zu „Väterchen" sagen: „Mach jetzt Frieden — wir müssen deine Macht erst wieder aufbausn" — — denn jetzt würde Japans Waffenhilfe ja auch den Engländern nützen, viel leicht dem Feinde von morgen. Nur wenn Frankreich, Rußland und England den Japanern die größten Zugeständnisse machten und wenn außerdem noch andere Mächte mit einträten in den Ring der Kämpfenden gegen Deutschland und Osterreich-Ungarn, könnten wir es uns als nicht völlig ausgeschlossen denken, daß Japan die Gefahren europäischer Schlachtfelder und schwerer Truppenoerluste liefe. Das japanische Ministerium wird zurzeit eigenartiger weise gerade neu gebildet. Ausgeschifft wird gerade der auswärtige Minister Baron Kato, früher Japans Bot schafter in London, ein unbedingter Freund Englands. Die japanischen Staatsmänner sind untereinander übrigens auch keineswegs einig in all diesen Fragen. Oder sie tun doch wenigstens so. Der Botschafter in Rom, Baron Hayaschi, hatte Japans Waffenhilfe als wahrscheinlich hi^ gestellt, der Botschafter Motono in Paris hatte abgewiriA „Hat* — so fragte er ironisch — „Europa denn nichr genug an dem einen Einfall des Tamerlan?* (vor vielen hundert Jahren). Dieser selbe Motono hat sich über „Englands Eng herzigkeit* gegenüber Japans Ausdehnungswünschen be schwert. Während die Pariser Presse daraufhin England heftig anfährt als einen Geizhals am unrechten Fleck, meldet aber die russische „Rjetsch" aus Tokio, daß keine Hoffnung bestehe auf javanische Soldaten. — Japans Gegenforderungen seien unerfüllbar. So ist der gelbe Mann durch Englands rassen verräterische Politik zum umworbensten Helden und Retter gemacht worden. Auch wenn nichts wird aus Heldenrolle und Rettertum — die Schande für die gegen uns verbündeten europäischen Großmächte bleibt. Neger und Papuas, Berber und Maoris, Hindus und Gurkhas, Kannibalen und Kopf jäger haben sie schon gegen uns ins Feld geführt. Nur die Gorillas und Schimpansen fehlen noch. Vielleicht landen die englischen und französischen Werber noch vor dem Tierpark Hagenbecks Der Krieg. Auf dem westlichen Kriegsschauplatz haben sich die Engländer, wohl auf die beweglichen Mahnungen von Petersburg, zu einem Vorstoß entschlossen, der ihnen bisher einen kleinen lokalen Erfolg gebracht hat. Im Osten wird die Einkreisung der Russen immer enger und für ihre rückwärtigen Verbindungen kritischer. I-omra von äeutlcken Gruppen erstürmt. Seit 7. August zwischen Narew und Bug mündung 10 100 Gefangene. — Der Anschluß der Armeen o. Woyrsch und v. Mackensen erreicht. Großes Hauptquartier, 10. August Westlicher Kriegsschauplatz. Oestlich von Hpern gelang es starken englischen Nur im Leiden empfinden wir recht voll- » » kommen alle die großen Eigenschaften, die nötig Z ? sind, um es zu ertragen. Goethe. 8 Kräften, sich in Besitz des Westteils von Hooge zu setzen. Französische Minensprengungen in der Gegend des Gehöftes Beau-Ssjour waren erfolglos. Nach der Zerstörung des Viaduktes westlich von Dammerkirch durch unsere Artillerie am 30. Mai haben die Franzosen im Zuge einer Umgehungsbahn die Larg südlich von Mansbach überbrückt. Die kürzlich fertiggestellte Brücke wurde gestern durch einige Volltreffer unserer Artillerie zerstört. Am Südrand des Hessenwaldes westlich von Verdun wurde ein französischer Fessel ballon hernntergeschosfen. — Am 9. August um 11 Uhr abends warf ein feindlicher Flieger auf Cadzand (auf holländischem Gebiet in der Nähe der belgischen Grenze) Bomben. — Zwischen Bellingen und Rhein weiler (südlich von Müllheim in Baden) mußte ein französisches Flugzeug im Feuer unserer Abwehr geschütze landen; Führer und Beobachter sind gefangen genommen. — Bei Pfirt wich ein feindlicher Flieger, durch unser Feuer gezwungen, auf Schweizer Gebiet aus. Östlicher Kriegsschauplatz. Auf der Westfront von Kowno wurde der Angriff unter ständigen Gefechten näher an die Fortlinie heran getragen. Hierbei machten wir wieder einige hundertRussen zu Gefangenen. 4 Geschütze wurden erbeutet. — Truppen der Armee des Generals v. Scholtz durchbrachen gestern Nachmittag die Fortlinie von Lomza, erstürmten Fort 4 Ehrentafel der in den Kämpfen um Deutschlands Ruhm und Fortbestehen gefallenen Helden ans Wilsdruff und den Orten der Umgebung. Max Oswalt! Naumann au; Ällrüruff im Infanterie-Regiment 329, 1. Kompagnie, kmlt Wbsrt Möbius aus Steinbach. Ehre den Tapferen! Ihr, die für Deutschlands Ehr gestritten, Im Feld dabei den Tod gelitten, Um euer Grabkreuz mög sich ranken „Des ganzen Volkes herzlichst Danken " und nahmen heute bei Tagesanbruch die Festung. — Südlich von Lomza wurde die Straße nach Ostrow kämpseud überschritten. Ostrow wird noch vom Gegner gehalten. Von Bojany westlich von Brok bis zur Bug- mündung haben unsere Truppen diesen Fluß erreicht. — Sest dem 7. August wurden hier 23 Offiziere, m 10» Mann zu Gefangenen gemacht. — Östlich von Warschau ist die Armee des Prinzen Leopold von Bayern bis nahe an die Straße Stanislawow—Nowominsk ge langt. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Die Armee des Generalobersten v. Woyrsch erreichte in der Verfolgung die Gegend nördlich nud östlich von Zelechow; sie nahm Anschluß an den von Süden vordringenden linken Flügel der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen. Aus der Front von Ostrow bis zum Bug wurden die feindlichen Nachhuten auf ihre Hauptkräfte geworfen. Oberste Heeresleitung. Amtlich durch das W. T. B. s^ack äem fall Qomras. (Von unserem LL.-Mitarbeiter.) Berlin, 10. August. Immer enger schließt sich der Ring um die russischen Armeen, immer schmaler und gefährdeter werden ihre Rück zugslinien. Die Narewfront ist mit dem Fall Lomzas völlig eingedrückt. Zwar wehrt sich noch die Festung Ossowiez, ist aber eingeschlossen und für den Gang der Dinge ohne Bedeutung. Die den Nordflügel der Narew- stellung deckende Njemenfeste Kowno wankt bereits unter dem energisch vorgetriebenen Angriff. Die Einschließung dergroßen Festung Nowogeorgiewsk, des Kernwerks des Waffenplatzes an der Weichsel und dem Narew-Bug, ist vollkommen. Das ganze Dreieck zwischen Lomza—Ostrow—Wyszkow, dem Narew und der Bugmündung in die Weichsel bei Nowogeorgiewsk ist in deutscher Hand. Durch unsere über Lomza östlich vorstoßenden Truppen wird der wichtige Knotenpunkt Bjelostok der Bahn Warschau—Petersburg bereits schwer bedroht. Östlich von Warschau haben die Truppen des Prinzen Leopold von Bayern nach dem Fall Pragas die Linie Stanislawow—Nowominsk erreicht. Nowominsk ist ein sehr wichtiger Kreuzungspunkt an der Linie Warschau— Brest-Litowsk. Dem Raume um Brest-Litowsk treten nun aber als Ausnahmestellung die russischen Heere zu. Da die deutschen Truppen schon bei Nowominsk stehen, so wird die Rückzugsmöglichkeit hier immer geringer. Zu gleich wird der einengende Druck von Süden herauf immer stärker. Die von Osten zwischen Pilicamündung und Iwangorod über die Weichsel vorgedrungenen Truppen des Generals v. Woyrsch haben sich bereits mit den von Süden her die Ruffsn'nach Nordost drängenden Armeen des Generals v. Mackensen bei Zelechow die Hand gereicht. Die Kette der Treiber ist hier geschlossen. Das Wild muß über kurz oder lang ins Garn gehen. Flugangriff auf Zweibrücken und SL. Ingbert. Berlin, 10. August. (Amtlich). Gestern vormittag machten sechs bis acht feindliche Flugzeuge einen Angriff ans die außerhalb des Operations gebietes liegenden Orte Zweibrücken und St. Ingbert. In Zweibrücken wurden 15 bis 20 Bomben beobachtet. Es wurde nur unbedeutender Sachschaden verursacht. In St. Ingbert acht Tote und zwei Verwundete. Vas Gnäeäes engtticken Vilfskreurers „Tnäia", Durch ein deutsches V-Boot versenkt. Der U-Bootkrieg breitet sich über immer weitere Ge biete aus. Aus Drontheim wird berichtet: Am 8. August um 5 Uhr 45 Minuten sah der schwedische Dampfer „Götaland" nördlich svon Bodoe b im Einlaufen in den Vestfjord in einiger Entfernung einen englischen Kreuzer. Er glaubte, dieser nähere sich ihm, um ihn zu durchsuchen. Kurz darauf nahm „Göta land" wahr, daß das Achterschiff des Kreuzers zu sinken begann und bereits ein paar Minuten darauf völlig im Wasser verschwand, als Folge eines Torpedotreffers. Das U-Boot selbst wurde von „Götaland" nicht bemerkt. „Götaland* setzte 80 Mann und lO Offiziere der „India" in Narvik an Land. Eine Stunde später kam der englische armierte Fischdampfer „Samson" mit 60 Mannschaften, unter denen sich acht Offiziere befanden, an. Zwei Boote der „India" sollen mit etwa 72 Mann in Helligvär gelandet sein. Außerdem wurden in Narvik elf Tote, darunter drei Offiziere gelandet. Die Gesamtbesatzung des Hilfs kreuzers soll 340 Mann betragen haben. Die in Nor wegen gelandete englische Mannschaft wird dort in terniert. Bodoe liegt hoch oben im Norden auf der Breite der Lofoten, dem 67. Grad nördlicher Breite. Die „India* hatte eine Wasserverdrängung von 7900 Tonnen, hatte eine Länge von 152 Metern bei einer Breite von 17 und einen Tiefgang von über 7 Metern und lief 18 Knoten. Sie war 1896 vom Stapel gelaufen und gehörte der P. L O. Steam Navigation Company in London. * Vorllok gegen clen Merbufen von Kiga. Zur Feststellung der russischen Minensperre. Bei den Operationen gegen Riga tritt nun auch die deutsche Flotte in Tätigkeit. Der russische Marine- stab berichtet, daß eine deutsche Flottenabteilung, bestehend aus neun gepanzerten Schiffen, zwölf Kreuzern und einer großen Anzahl Torpedobooten, die Ein fahrt in den Rigaischen Meerbusen heftig ange griffen habe. Ihre Angriffe wären abgewiesen worben. Russische Wasserflugzeuge hätten durch ihre Bombenwürfe zum Erfolge beigetragen und durch Minen seien ein deutscher Kreuzer und zwei Torpedoboote beschädigt morde» Dazu wird von deutscher zuständiger Stelle mitgeteiltr handelt sich «m ekne von unseren SeestreitkrÜst« vorgenommene Erkundung der Einfahrt des Rigaisch« Meerbusens zur Feststellung der Lage russtscher Minen sperren. Ein russisches Wasserflugzeug wurde dabet mit den Insassen eingebracht. Die Räumung Rigas ist annähernd durchgeführt. DaS Rote Kreuz, die Kanzlei der Militärchefs und die Polizei- Verwaltung verließen die Stadt. Ein feindliches H-Boot vernichtet. Konstantinopel, 10. August. Das Hauptquartier teilt mit: An der Dardanellen front brachte gestern früh um 5 Uhr 50 Minuten eine- unserer Wasserflugzeuge durch Bomben ein feindliches Unterseeboot vor Bulair zum Sinken. br*fc>iFreict>e türkische krampfe auf Gallipoli. Die Engländer haben mit neuen Streitkräften ver sucht, ihre wiederholten schweren Niederlagen auf der Halbinsel Gallipoli wieder wett? Machen. Doch wurde auch, dieser neueste Vorstoß wieder von den Türken blutig abgeschlagen. Das türkische Hauplauartier teilt mit: „An den Dardanellen hat der Feind in der Nacht vom 6. zum 7. August unter dem Schutze seiner Flotte einen Teil frischer Str itkräfte in der Umgebung von Karatchali im Norden des Golles von Saros gelandet, den Rest an zwei Orten nördlich von Ari Burnu. Wir vertrieben den bei Karatchali gelandeten Feind voll ständig. Er floh und ließ etwa 20 Tote zurück. Die nördlich von Ifiri Burau gelandeten Truppen rückten unter dem Schutze der Flotte am 7. August ein wenig vor. Am Abend hielten -vir das feindliche Borrücken durch Gegenangriffe auf. Am 8. früh schlugen w r die Angriffe des Feindes zurück und brachten ihm erhebliche Verluste bei. Wir machten einige Soldaten und Offiziere zu Gefangenen. Bei Sed il Bahr trieben wir einen Teil eines Grabens auf unserem rechten Flügel etwa vierzig Meter gegen den Feind vor. Am 6. August schlugen wir den Feind zu rück, der bei zwei fruchtlosen Angriffen gegen diesen Flügel 2000 Tote vor den Graben liegen ließ. Am 7. August wiesen wir drei lange und heftige, aber fruchtlose Angriffe zurück, die der Feind gegen diese Laufgräben und in Massen gegen unser Zentrum und gegen unseren linken Flügel unternahm. Wir trieben den Feind vollständig in seine alten Stellungen zurück. Der türkische Bericht schließt: Nicht zufrieden damit, diese wiederholten Angriffe zum Scheitern gebracht zu haben, drangen unsere tapferen Truppen in einen Teil der feindlichen Gräben ein und richteten sie gegen den Feind ein. Wir machten 110 Gefangene. Das Linienschiff „Barbarossa Heiredin" versenkt. Ein feindliches Unterseeboot versenkte am 8. August bas Linienschiff „Barbarossa Heiredin". Ein grober Teil der Besatzung ist gerettet. Der Untergang des „Barbarossa*, so bedauerlich er an sich ist, schreibt dazu das türkische Hauptquartier, regt uns nicht übermäßig auf, nur daß er bas Stärkeverhältnis unserer Schiffe zu den feindlichen wie 1 zu 10 gestaltet. Mit dem Linienschiff „Barbarossa Heiredin* ist eine ehemalige Einheit der deutschen Flotte in die Fluten des Meeres hinabgesunken. Es trug früher den stolzen Namen