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Ragusa-Vecchia. Avanti, Ssvois! In furchtbarer Reih' Acht Kreuzer und zwölf Torpedos, dabet „Giuseppe Garibaldi"! Ragusa. Vecchia bedrohten sie stramm, Voraus der stolzen Flotte schwamm „Giuseppe Garibaldi"? Sie feuerten an die tausend Schuß» Die meisten feuerte mit Genuß „Giuseppe Garibaldi". Der vorletzte traf sogar, i nu nee! In Ragusa-Vccchia zerstör? ein V?. Q. „Giuseppe Garibaldi". Aufjauchzte die Flotte und freute sich, Doch ach — ein Unterseeboot beschlich „Giuseppe Garibaldi". Cadorna seufzte von ferne: „Ach!" Um dreiviertel sechse versank mit Krach „Giuseppe Garibaldi". Und aus Ragusa grauenvoll: „Vecchia! (Weg hia!)" das Echo scholl - „Giuseppe Garibaldi". Rasch macht' da die Flotte die Anker licht; D'Annunzio schrieb den Kriegsbericht: „Giuseppe Garibaldi". Da sieht man erst, wie Italien groß! Oest'reich hat Unterseeboote bloß, „Giuseppe Garibaldi"! Italien dagegen, die Weltmacht in spe, Hat schon zwei Kreuzer unter See: „Amalfi" und „Garibaldi". Caliban im „Tag„. Verlustliste Nr. 175 äer Röniglick-Häcksiscken Armee, ausgegeben am 23. Juli 1915. Dieselbe enthalt aus der Stadt Wilsdruff und deren näheren Umgebung folgenden Namen: Döring, Gustav Adolf, Vizefeldwebel aus Wilsdruff — leicht verwundet, bei der Truppe. Horn, Arno, Mohorn — gefallen. Wockenspielpl»« «ter vres«tener Ukealer. Residenz-Theater: Dienstag und Mittwoch „Hu- sarenfieber", Donnerstag, Freitag, Sonnabend, Sonntag und Montag „Hasemanns Töchter". Anfang täglich abends 8 Uhr. Außerdem Sonntag nachmittag Uhr „Alt Heidelberg". Central.Theater: Täglich: „Herrschaftlicher Diener gesucht". Rnegsreiten unä k^riegsaberglaube. Allerlei Naturerscheinungen. In Ägypten, dem Lande deS von den Engländers eingesetzten neuen Khedive oder Sultan, ist in del letzten Tagen eine furchtbare Heuschreckenplage ein getreten. Diese uralte ägyptische Plage kommt nock zu all dem Unglück, welches das arme Land in der letzten Jahrzehnten getroffen, und sie reiht sich in bei Chronik der Weltereignisse, den zahlreichen „Zeichen un! Wundern" an, welche diesen Krieg nach Art und Vor bild älterer Kriege begleiten. Auch in Palästina tret" schreckliche Heuschreckenschwärme auf. Alles, was gri?c war, fiel ihnen zur Beute. Selbst die Rinde nagten sü von den Bäumen. Die Folge wird sein, daß viele Bäum« eingehen werden, und so die Mühe von sieben bis ach! Jahren dahin ist. Die Aprikosen- und Feigenbäume fieler ihnen zuerst zum Opfer, nun auch alle Olbäume un! Apfelsinen. Entlaubt und der Rinde beraubt stehen dir Bäume da. Alles Gemüse ist einfach vom Erdboden ver schwunden. Ein Teil des Weizens war glücklicherweist schon eingeheimst. An manchen Stellen ist's wie ein Lavastrom. Die ersten Reihen fallen, und über sie hinwer wälzt sich der Strom der gefräßigen Tiere und verzehr! die Gefallenen oder Verwundeten gierig. Die Maue-' sehen aus wie mit dichtem Moos bewachsen. Schlimm so.- es in Nazareth und Umgebung sein; dort sind alle Häusel so dicht von Heuschrecken besetzt, daß man keine Stein« mehr sieht. Man kann nicht ruhig sitzen, ohne daß einem bald aus den Röcken, bald aus den Ärmeln der Kleider Heuschrecken kriechen. . . _ Am 21. August 1914 gab es eine tolale Sonnen- finsternis, deren Mittelpunkt, was die Sichtbarkeit betraf, Rußland war, — Rußland, von dem drei Wochen vorher der Weltkrieg seinen Anfang genommen hatte. Aber schon ovryer war oer »cneg angecunmgr worven durch einen Durchgang des Planeten Merkur durch die Sonnenscheibe am 7. November 1913. Am 13. Oktober fiel ein großer Meteor in England nieder. Er wog 16 Kilogramm, hatte eine Höhe von 27 Zentimeter, bildete eine abgestumpfte Pyramide und bestand der Hauptsache nach aus Eisen, Nickel und Magnesium. Er war also ein gutes Vorbild für die eng lischen Dum-Dum-Geschosse. In der Umgegend von Rom gab es am 13. Januar 1915 ein furchtbares Erdbeben. Italien hat sich freilich durch diese Warnung nicht abhalten lassen, seine Bundes genossen zu verraten. Wahrscheinlich waren die Italiener enttäuscht, daß diesmal die deutschen Hilfsgelder aus blieben. Große Überschwemmungen erfolgten in Nordfrankreich, im Flußgebiet der Seine, Marne, Oise, Saone und anderer Flüsse. Vor allem wurde der Krieg bisher durch den üblichen Kriegskometen begleitet. Im Dezember 1913 entdeckt, war er das ganze Jahr 1914 über sichtbar, und die Stern kundigen meinen, daß dieser Stern, abweichend von sonstigen Kometengewohnheiten, noch volle fünf Jahre in unserm Gesichtskreise bleiben würde. Bekanntlich wurde in früherer Zeit jede dieser Erscheinungen, Komet, Meteor, Heuschreckennot, Pest, Mißgeburten usw. als notwendige Vorboten und Be gleiter eines Krieges aufgefaßt. Als im Jahre 1701 beispielsweise ein Komet Europa erschreckte, wurden alle öffentlichen Lustbarkeiten, Schlittenfahrten, Theater spiele und dergleichen eingestellt, in zahlreichen Städten wenigstens. In Lille betrachtete ein alter Mann den Kometen drei Stunden lang, so daß er nachher erfroren lufgefunüen wurde. Alte Frauen von 80 bis 90 Jahren beschworen vor Gericht, daß sie von ihren Eltern gehört batten, vor Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges sei auch 'in Komet erschienen, ferner habe sich Wasser in Blut ver- vandelt, und in Stockholm habe man plötzlich einen chwarzen Mohren gesehen. Heute meinen freilich Zweifler, daß wir Mondfinster- nsse, vom Himmel fallende Steine, Hagelschläge und mdere Plagen gar nicht mehr brauchen: wir merken sc chvu, daß Krieg ist. 711. und fern. o Teure Eierpreise sind nicht mehr berechtigt, da durch die Wiedereroberung Galiziens genügende Ver sorgung des Marktes gesichert ist. Schon vor der Ein nahme Lembergs waren Lieferungsverträge mit galizischen und ungarischen Händlern abgeschlossen, wonach wir jetzt , jeden Monat 150 Waggons Eier erhalten. Jeder Waggon I bringt 110 Kisten zu je 24 Schock, also rund 120 000 Eier; das sind 18 Millionen Eier monatlich. Die Regelung greift noch weiter und verteilt diese Zufuhren über alle Städte Deutschlands, so daß überall genügend Vorrat an Eiern vorhanden ist. o Das 24. Kind wurde dieser Tage dem Küfer Martin Lorentz in Düttlenheim, Kreis Erstem, geboren, so daß er jetzt eine Auslese von 12 strammen Jungens und 12 Töchtern hat. Zwei der Söhne stehen im Felde und zwei andere werden demnächst militärpflichtig, während die nachfolgenden in stufenweiser Reihenfolge bis zum kleinsten Sprößling meistens nur ein Jahr von einander sind. o Gebraucht die deutsche Muttersprache! Aus Regens burg wird den Münchener N. N. geschrieben: Bei de: silbernen Hochzeitsfeier des Fürsten Thurn und Taxis wurden zahlreiche Gäste vom Hosmarschallamt zu einem „Dsjomwr cklnatoir" eingeladen (der Deutsche Kaiser ladet seine Gäste zu einer Frühstückstafel), bei der ein „^svu" in französischer Sprache vorgelegt wurde. Vielen Gästen wurde dadurch die Freude an der Einladung gründlich verdorben. o Lebensmittelversorgung -er besetzten franz-fischen Gebiete. Im Stadthause in Zabern fanden letzte Woche, wie der „Zaberner Anzeiger" berichtet, wegen der Ver sorgung des besetzten französischen Gebiets mit Lebens mitteln auf Veranlassung der Intendantur der Armer.» abteilung Falkenhausen wichtige Beratungen statt. Neben Vertretern der militärischen Verwaltungsbehörde nahmen Bürgermeister und Notable der besetzten Orte daran teil, auch waren Vertreter neutraler Staaten (amerikanische Deleaierte) bei den Verhandlungen zugegen. o Die maßlose Verteuerung der Räucherfische wirs ausschließlich dem Großhandel zugeschrieben, während der Kleinhandel in diesem Falle unbeteiligt sein soll. Drei Bücklinge, die in Friedenszeiten mit 25 Pfennig bezahl zu werden pflegten, kosten jetzt 75 Pfennig. In deu^ gleichen Verhältnis, also um das Dreifache, sind auch die Preise für die anderen geräucherten Fischwaren gestiegen. Aus Berlin und einigen andern groben Städten wird be richtet, der Kleinhandel wolle sich dem Raubzug auf Kosten der Verbraucher widersetzen und den Verkauf der Räucher fische einstellen, solange die unberechtigte Verteuerung an hält. Dieses Vorgehen dürfte Nachahmung finden, denn ein Nachweis für die Notwendigkeit der Teuerung kann nicht erbracht werden. Frische Fische sind im Preil- z weitaus nicht so gestiegen wie die dauerhafteren Räuche» waren, die zumeist von der Ostseeküste (Bücklinge, Flundern u. a.) kommen. Wie es scheint, haben sich auch dort Händlerringe gebildet, die die Zeit zu einem reichen Beutezua für gekommen erachten. Nossener proäuktenbörse am 23. Juli 1915. 1000 t-L M.Pf. M.Pf. KL M.Pf. bis M.Pf Weizen „L - L 286 — 85 „ 24 30 Weizen neu 7b Z tztz „ Neu68/72,,„ Roggen, neu 70 „ -L-'L 85 „ -- „L— L 246 - 80 „ 1968 Hafer, neu „ „L - Z 264 — 50 „ 13 20 Futtermehl II „Z 50 - - „ - - Roggenkleie, inld. „ „ 50 „ „ russische „ „ 50 „ Weizenkleie, grob „ „ 50 „ Maiskörner, grob „ „ 50 „ Maisschrot „ 50 „ Heu, neu per 50 Kilo M. 3 - . 3 50 Heu, alt „ 50 „ „ 4— „ 450 Schüttstroh „ 50 „ „ 2- „ 250 Gebundstroh I 50 „ „ 1- „ 175 Speise-Kartoffeln neu „ 50 „ „ 450 „ 550 Meikner Marktbericht am 23. Juli 1915. Butter, ein Kilo 3,30-3,40 Mk., Landeier, ein Stück 13-14 Pfg., Honig, ein Pfund 1,20—1,50, altes Huhn, ein Stück 3,50 Mk., junge Hühner, ein Stück 1,50—1,80 Gänse, ein Pfund — Pfg., bis — Mk., Enten, ein Stück , Mk., Tauben, ein Stück 60-65 Pfg. Getreidepreise Höchstpreis geringe Qualität mittlere Qualität gute Qualität niedrigst, höchst, niedrigst, höchst, niedrigst, höchst Weizen, — — — — — 28,60 Roggen, — — — — 24,60 Gerste — — — — — Hafer, — — - — — 26,40 Dresdner Produktenbörse am 23 Juli 1915. Wetter: Heiß. Stimmung: Fest. Um 2 Uhr wurde amtlich notiert: Weizen, pro 1000 Kilo netto, inländischer, 286,— Mk. gesetzlicher Höchstpreis, Ware beschlagnahmt. Ernte 1914. Roggen, pro 1000 Kilo netto, inländische- Kilo 246,—, gesetzlicher Höchstpreis, Ware beschlagnahmt. Ernte 1914. Gerste, pro l0<X Kilo nerto, irländisch«, — Kilo —, sächsische 282,l>0 schlesische und Posener 282,N gesetzt. Höchst preise,Ware beschlagnahmt, E>nteI9l4, ausl 680-690.(Klein-HandctspretS bis 3000 KZ, Angebot fehl!.) Hafer, pro 1000 Kilo netto, inländischer 264,— gesetzltcherHöchstprets, Ware beschlagnahm' Ern>clö14(kl Handelspreis bis 3(00 Icx netto, Angebot sehits. Mals, pro Ul 0 kA. netto, Cinqantine 625 — 640, Rundmais 6l0 — 625. Legaaten Pro 1000 lex netto. Winterraps 604 Mk, gcjetzl. Höchstpreis,. Ware beschlagnahmt, Ernte i915. Weizenyeie pr- 100 KZ netto ohne Sack, gesetzliche Höchstpreise chr den He Oeller 13,00, (beschlagnahm!) Roggenklcie pro lOO lex netto ohne Sack, gesetzlicher Höchst preis für den Hersteller, Großhandelspreis sür inländische Kleie 15,00 (beschlagnahmt), do Kleinhandelspreis bis liXO kx 15,50 (beschlagnahmt) ausländische Kleie 49—50 (Die für Artikel pr 160 lr^ notierten Preise verstehen sich sür Geschäfte unter 5000 hx Alle anderen Notierungen gelten sür Geschäfte von mindestens 10 000 kx.) Dresdner Marktpreise, 23. Jul. Großhandespreise Roggenstroh (Flegeldiusch) SO Kilo 2,50-2,80 Mk., do Breitdrusch 50 Ktto 2,00 - 2,40 Mk, Wiesenh u in Bündeln 50 Kilo 5,60— 6,00 Mk., Wiesen heu lose SO Kilo 5,30—5,70 Mk. Zn äer Zäria Originalroman von H. A. Revel. §3) (Nachdruck verboten.) Pietro war eben auch nur Mensch, und sie war eine schöne Frau. Eine andere würde das vielleicht ihrem Manne mitgeteilt haben. Melitta aber hieß ihre Eitelkeit und — Diplomatie schweigen. Warum sollte sie sich nicht aus Pietro einen blinden Sklaven ma^en? Wer konnte wissen, wozu es noch dienlich war? In diesem Augenblick fingen die Kirchenglocken an zu läuten. Die kleinen, blechernen BiMmeln der kleineren Kirchen wurden übertönt von den fonoren, eigentümlichen Glocken des Domes. Sie blieb stehen und besah sich das Gotteshaus. Etwas Sonderbares kam über sie, hervorgerufen durch das Glockengeläute und die wunderbaren Lichtstimmungen. Der Dom lag in einem rötlichen Schwarzblau. Es war so dunkel auf dem Domplatz, -aß man die Vorübergehenden kaum erkennen konnte. Nur von der Kuppel strahlte das Kupferdach hernieder, während ein lichter, blauer, fast weiblicher Himmel die in Dunkel gehüllte Stadt über wölbte. Einer unbewußten Regung folgend, zog sie das man iillenartige, aus einer dunklen Spitze bestehende Kopftuch etwas fester an und betrat das Gotteshaus. Es war ein sam. Die Strahlen der in der fernen, tief liegenden See blutigrot untergehenden Sonne brachen durch das eine Kirchenfenster und fielen gerade auf das Tiziansche Ge mälde der Himmelfahrt Mariae und auf den rechts vom Hochaltar hängenden Christuskopf von Pordenone. Wie gebannt von der Schönheit des Geschauten blieb äe auf der Schwelle stehen und blickte nach dem Altar, sinnier näher trug sie ihr leichter, schwebender Schritt, bis sie langsam, unmittelbar vor dem Hauptschiff, in die Knie sank. Wollte sie beten? Sie wußte es selbst nicht. Lie beugte den Kopf nieder, klopfte sich — wie in tiefer Andacht — die Brust und schien in tiefer Andacht ver sunken. Die wenigen, häßlichen, zum Teil in Sackleinwand gekleideten Weiber des niedrigsten Volkes mit ihrem Rosenkranzgenäsel störten sie nicht weiter. Die saßen hinten in der letzten Bank oder verkrochen sich in er schauernder Ehrfurcht hinter einem Kirchenpfeiler. Wie lange sie so in dieser Stellung ausgeharrt hatte, wußte sie nicht. Plötzlich sah sie neben sich eine in einen schwarzen Pelerinenmantel eingehüllte männliche Gestalt, von der sie fixiert wurde. Das belästigte sie. Sie erhob sich und wollte die Kirche verlassen. Doch auch der andere erhob sich und folgte ihren Schritten. In der Nähe eines wunderbar geschnitzten alten Beicht stuhles aus dem 17. Jahrhundert, wo es fast vollständig dunkel war, fühlte sie plötzlich ihre Hand ersaßt und sich von zwei Armen umschlungen. „Melitta!" „Um Gottes willen, Nicola! Du? Du hier?" Sie mußte sich unwillkürlich an ihn lehnen, da er sie so sehr erschreckt hatte. Er lächelte. „Also nicht mehr: »Zurück, Mörder -- Verruchter?'" Sie richtete sich stolz empor. „Schweige davon! Zum Glück bist du eS nicht geworden. Denn sonst " „Sonst? — wärst du vielleicht mein Weib, und wir unter wegs nach Amerika —" — „Ich bitte dich, lab diesen furchtbaren Ton! Ich habe schwer genug gesühnt — ge büßt Einen Gentile konnte sie nicht hintergehen. Er wußte, daß sie Komödie spielte, und sagte mit eisigem Hohne: „Nun kommt gleich noch deine Versicherung, daß du deinen Mann unsagbar liebst —" „Habe ich das gesagt?" — „Noch nicht." — „Das werde ich auch nicht sagen. Denn es wäre gelogen. Und ich hasse die Lüge." — „Gott vergebe dir diese Lüge." — „Was soll das heißen? Willst du mich höhnen und quälen?" „Ich wollte dich nur aufsuchen. Seit zehn Tagen bin ich Tag für Tag um diese Stunde im Dom. Auch ist's hier am kühlsten. Und so wartete ich auf dich." „Wie konntest du wissen, daß ich hierher kommen würde? Es ist das erstemal —" „Das genügt. Ich wußte es. Denn du bist Italienerin. Und jede Italienerin befällt binnen einer bestimmten Frist der Drang, in die Kirche zu gehen." „Leb wohl." Sie wollte sich rasch entfernen. Do<L er holte sie ein und faßte ihren Arm: „Ohol Nur nicht die Beleidigte gespielt zwischen uns beiden. Mit gefangen — mit gehangen. Jetzt — nach dem Geschehenen — wirst du Mich nicht wieder so leicht abschütteln können." Sie sah ihn entsetzt an: „Nach dem Geschehenen? Daran war doch ich nicht beteiligt?" „Du bist wirklich naiv. Würde ich es getan haben oder haben tun lasten, wenn du nicht die geistige Mutter und Urheberin der Tat gewesen wärst?" „Ich? Ich?" Sie hielt sich schaudernd die Ohren zn und sank ausstöhnend in eine Kirchenbank. Der rot« Schein einer an dem einen Pfeiler angebrachten ewigen Lampe warf ihre zitternden Reflexe auf die kniend hir> gegossene Frau. Nicola, in seinen schwarzen Mantel gehüllt, stand neben ihr, das verkörperte Bild -es bösen Versucher-. „Nur keine Theaterspielerei und schöne Posen! Du würdest dadurch deine eigene Schönheit zu gering an schlagen. Wir beide gehören jetzt zueinander. Und, wenn dn vernünftig bist, werden wir gemeinsam handeln." Sie blickte empor — unsicher, fragend: „Was soll ba- heißen, .gemeinsam'?" „Du wirst mich schon verstehen. Ich glaube, hier ist nicht der Ort, wo wir von Geschäften reden können." Sie erhob sich matt. Woher wußte er? Wie konnte er erfahren haben? Sie wagte nicht zu fragen. Langsam durchschritten sie das GotteShauS, da- nun bereits in tiefem Dunkel lag. — Draußen brannten die Laternen. Ehe Melitta noch Zeit gehabt hatte, ihr Spitzentuch vor -as Gesicht — nach spanischer Art — zu legen, folgte ihnen unmittelbar ein älterer Herr, der Ibsen zum Verwechseln ähnlich sah, Md trat vor beide hin, höflich den Hut ziehend. ; (Fortsetzung folgt.)