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Großes Kauptquartier, 25, Juli. (Wtb Amtlich.) Eingegangen nachm. V,4 Uhr Westlicher Kriegsschauplatz: Am Ostrand der Argonnen sprengten wir ein Block haus des Feindes bei Sanncis. Südlich von Ban de Sapt setzten sich die Franzosen in einem kleinen Teile unseres vordersten Grabens fest. Die Festung Dünkirchen wurde mit mehreren Bomben belegt Hestticher Kriegsschauplatz: Bei der Armee des Generals von Below fanden Kämpfe mit Nachhuten des Gegners statt. Gestern wurden weitere 6000 Gefangene gemacht. Bei Vorstößen an der Jesia, südlich Kowno, und in Gegend Dembowo, 10 Kilometer nördlich von Suwalki, wurden russische Gräben erobert. Der Narew ist auf der ganzen Front von südlich Ostrolenka bis Pultusk über« schritten. Südöstlich von Pultusk nähern sich unsere Truppen dem Bug. Südwestlich dieser Stellung wurde trotz Wider standes des Feindes die Linie Nastelsk-Gzowo erreicht. Westlich von Blonie wurden mehrere Stellungen des Gegners genommen und südlich von Warschau die Orte Ustanow, Lbiska und Jazgarzew erstürmt. Südöstlicher Kriegsschauplatz: Die Lage bei den deutschen Truppen ist unverändert Oberste Heeresleitung Die Orte Ustanow, Lbiska und Jazgarzew liegen etwa 25 Kilometer südlich des Mittelpunktes von Warschau; Gzowo liegt 10 Kilometer südlich von Pultusk. * dnkere fortsckritte im Osten. völöm Das russische Festuugsvicreck. MM Kelce ME lISülce lVon unserem Mitarbeiters l k?" Berlin, 23. Juli. Die Russen haben augenscheinlich nicht mehr die Kraft, Om großzügigen Operationen der verbündeten deutschen und österreichisch-ungarischen Armeen mit Gegenangriffen großen Stils zu begegnen. Selbst wo sie große Massen dem Siegeszuge entgegenwarfen, mußten sie sich bald auf die Verteidigung beschränken und verhältnismäßig schnell Len Rückzug antreten. In Kurland geht die Verfolgung mit Riesenschritten weiter. Die Eile, mit der die Russen gegen Osten fliehen, wird am besten durch die hohe Zahl der Gefangenen am gestrigen Tage — 6550 — und die reiche Beute gekennzeichnet, die unseren Truppen in die Hände fielen. Das Hauptinteresse wendet sich aber zurzeit den Gebieten am Narew, Weichsel und Bug zu. Hier haben wir uns — die beigegebene Karte gibt die in den Generalstabs- /sscs- ff klin , x IrzAAMÄ'iLhn berichten erwähnten russischen Punkte wieder — ganz nahe an den Narew und die Festung Warschau herangezogen. Die Vor-Stellung, die die Russen dort noch halten, ist in ihrem südlichen Abschnitt, nachdem Groiec geräumt worden war, ganz an die Weichsel herangedrückt worden, die er bei Gora Kalwarja erreicht. Wie es scheint, ist der Zusammenhang zwischen den hier Warschau deckenden russischen Truppen und den weiter südlich auf dem westlichen Ufer des Flusses kämpfenden ganz verloren gegangen. Auch hier hat der große eiserne Besen gründlich auf geräumt und das Westufer von Janowiec bis Grani a vom Feinde gesäubert. Und dort, wo die Armeen des Generalfeldmarschalls o. Mackensen und die im Anschluß an sie fechtenden österreichisch-ungarischen Truppen m t Ler Front nach Norden um den Besitz der Baku Lublin—Cholm kämpfen, ist die russische Linie, die hier besonders stark war, bereits an verschiedenen Punkten durchlöchert worden. Hier hatten die Runen schon .seit langem sich sorgfältig darauf eingerichtet, ihre Eisenbahnverbindung, den Lebensnerv ihrer schwer erschütterten Armeen, zu decken. Aber schon leit. mehreren Tagen lag die Eisenbahnlinie Cholm unter dem Feuer unserer schweren Artillerie, und jetzt sind die Russen dort bereits im teilweisen Rückzug be griffen. Hier dürfte also bald der Ausweg nach Offen verlegt werden. Dann stehen den Russen im Ramus von Warschau und dem bereits eng eingeschlosseuen Iwangorod nur noch die Bahnlinien Warschau—Siedlce — Wolkowisk und Iwangorod—Brest - Litowsk nach Offen zur Verfügung, denn die Bahnlinie Warschau—Bjelostok— Grodno—Wilna ist durch die immer näher herandrängende deutsche Narew-Armee bereits aufs schwerste gefährdet. Warschau und Iwangorod sind von nun an keine Stütz punkte Ler russischen Stellung mehr, sondern sinken zu schwer zu verteidigenden Außenwerken herab.- > Ein französisches H-Boot verloren. Wie der Korrespondent der Frankfurter Zeitung in äsElMMr Quelle erfährt, wird bas franzö-^ Unterseeboot.Joule' seit dem 23. April vermiß ^lnerlei Nachricht wieder von ihm ein- dab an dem Untergang des Bootes nicht mehr gezweifelt werden kann. § Man Kann viel, voenn man sich nur recht « I viel ;utraut. i H Tlflhelm v. tzumbolät. * Verräterischer Zugriff auf ein U-!5oot. Durch einen englischen Dampfer mit dänischer Flagge. Die englische Marine fährt fort, sich mit Schmach und Schande zu bedecken. Sie führt den Krieg gegen unsere ll-Boote, wie es etwa chinesische Seeräuber tun, mit gemeiner Tücke und Arglist, aber nicht, wie es unter See leuten zivilisierter Völker Brauch ist. Aus Berlin wird gemeldet: Wie von zuständiger Stelle mitgetellt wird» hat ein deutsches Nuterseebovt am 21t. Juli 11 Uhr vormittags etwa 180 Seemeilen östlich vom Firth of Forth einen -twa 801t Tonnen grossen Dampfer angehalten, der die dänische Flagge führte. Der Dampfer eröffnete plötzlich aus zwei Geschützen Fener auf das Unterseeboot, holte nach der ersten Salve die dänische Flagge nieder, feuerte ohne Flagge weiter und setzte erst nach der fünften oder sechsten Salve die englische Kriegsflagge. Es ist einem GlückSzufall znzuschreibe», dass das Unterseeboot Uesen« hinterlistigen Angriff nicht zum Opfer gefallen ist. Wenn nach einem solchen himmelschreienden Vor- kommu s die Kriegführung unserer V-Bootskommandanten bei verdächtigen Schiffen keine Rücksicht mehr auf die neutrale Flagge nehmen kann, so haben sich die Neutralen für allen Schaden, der ihnen zustößt, einzig und allein du dem -erfiden Albion zu bedanken. Amerikas il.^norNivre. Weitere Verhandlungen wahrscheinlich. cS. Berlin, 24. Juli. Der höfliche und korrekte Ton der hier übergebener Antwort der Regierung der Vereinigten Staaten gibt dii Uewähr dafür, daß weitere Verhandlungen in sreundschasb sichern Geiste gepflogen werden könnend Im wesentlicher :rkennen die Vereinigten Staaten die außergewöhnlicher Umstände an, die sich ergeben aus der Anwendung eine! reuen Kampfmittels, wie es die Unterseebote sind. Es wird zugegeben, daß die veränderte Lachlag« des Unterseekrieges in den bisherigen Abkommer zwischen den Staaten noch nicht in Rechnung gezoger ist. Amerika erklärt wiederholt seine Bereitwilligkeit für die Freiheit der Meere einzutrcten und in der Verfolgung dieses Zieles mit uns zusammenzuarbeiten Es stellte sich aber auf den Standpunkt, daß es Sach« der Kriegführenden ist, ihre Unternehmungen uiii den Rechten der Neutralen in Einklang zu bringen, nicht aber Pflicht der Neutralen, ihre auf Grund un bestrittener Vereinbarungen feststehenden Rechte nach de« Kriegführung zu modeln. Die deutschen Vorschläge über die beschränkte Zu lassung einer Anzahl von Passagierschiffen unter amerika nischer Flagge werden abgelehnt, ebenfalls die Übernahme der Vervflichtung, daß diese Schiffe nichts, was das Leben der Fahrgäste in Gefahr bringen könnte, mitsührett. Die kriegführenden Staaten mögen selbst auf Mittel sinnen, damit amerikanische Bürger ohne Bedrohung an Leib und Leben den Ozean passieren können. Die Note bringt ferner umfangreiche juristische Auseinanderlegnngen über Schadenersatz für verlorengegangene Menschenleben und kommt zu dem Schluffe, daß Amerika es als eine „vor sätzlich unfreund'iche Handlung" ansehen würde, wenn durch die deutsche Seekriegsührung ein neues schiff versenkt werden und dadurch das Leben amerikanischer Bürger vernichtet «verden sollte. Die von England aus verbreitete Behauptung, die .rmer kamsthe Note bedeute den Abschluß der Verhand lungen, hat sich, wie man sieht, Ws unwahr herons- zeffellt. Wann und wie die deutsche Regierung antworten wird, läßt sich gegenwärtig nicht übersehen^ jedenfalls werden wir die für uns gebotenen Notwendigkeiten der siriegführung so durchzuführen wissen, daß Schaden für agiere eigene SaÄe ebenso vermieden wird wie die von uns nie gewollte BeeW-r.-U.sion neutraler Jul—essen KuMancis ^ieckerbruck.^.. > . Eine neutrale Würdigung der Kriegslage. Das ausgesprochen englandfreundliche norwegisch« Handels- und Schiffahrtblatt schreibt über die Kriegslage, die Moral der russischen Truppen müsse erschüttert sein, da sie von den deutschen Landwehrtruppeu, die zum erstenmal im Feuer waren, aus einer stark befestigten Stellung ohne lange Artillerievorbereitung glatt heraus geworfen wurden. Unter diesen Umständen werde es kaum lange dauern, bis Mittelpolen im Besitz der Deutschen sei und Rußland für längere Zeit auf die Defensive angewiesen sein würde oder Frieden suchen müsse. Die Zentralmächte würden dann die Wahl haben, entweder weiter nach Osten vorzudringen oder sich mit ihrem ganzen Gewicht auf den Westen zu werfen. Die Westmächte seien nicht imstande gewesen, die Zeit zu entscheidenden Unternehmungen zu benutzen. Das bedrängte Iwangorod. Budapest, 24. Juli. Aus dem österreichischen Kriegspresseguartier wird gemeldet: Die in Südpolen zurückweichende russische Front wird von den Verbündeten jetzt bei Iwangorod am stärksten bedrängt. Die Angreifer schritten, nachdem sie den zweiten Sektor der Vor-Stellungen, zwischen der Weichsel und der Bahnlinie durchbrochen, bereits zur Belagerung der Festung. Südlich der Bahn linie Lublin ^Cholm dringen wir ebenfalls vor, obzwar jeder Schritt hier erfochten werden muß. Offenbar hat die russische Leitung hier die Hauptmacht ausgestellt, welche ständig verstärkt wird. Trotzdem konnte unsere Offensive durchaus nicht zum Stillstand gebracht werden. * Vie uneinnekmbaren Vanäanellen. Die Italiener sind drauf und dran, sich von England und Rußland als Dardanellenvorspann anschirren zu lassen. Wenn die Herren in Rom noch nicht ganz den Verstand verloren haben, so müßte sie die folgende Meldung aus Wien doch ernstlich stutzig machen. Ein einem neutralen Lande angehörender Offizier hat auf der Reise von Konstantinopel Wien passiert. Er hat den letzten Kämpfen an der Dardanellenfront bei gewohnt und äußerte sich in Ausdrücken der Be wunderung über die Tapferkeit der türkischen Soldatem Weiter erklärte der Offizier, wie die „Neue Freie Preise" meldet, er halte es für ausgeschlossen, daß es den Ver bündeten gelingen könne, die Dardanellen einzunehmen. Die Türken erzeugen jetzt lelbst so viel Munition, daß sie niemals befürchten müßten, aus Mangel daran die Verteidigung aufzugeben. Mit der erlöschenden Hoffnung auf einen Munitions- mangel in der Türkei schwindet der lebte schwache- Schimmer einer Wahrscheinlichkeit der Dardanellen öffnung für die Angreifer. Die Italiener sollten es sich also nochmals reiflich überlegen, ehe sie dieses aussichts- . lose Abenteuer an der Seite ihrer neuen Freunde mit machen. klein« kviegopolt. Berlin, 24. Juli. Nach einer Meldung aus Wisby ist S. M. S. „Albatros" abgebracht worden und wird vor läufig nach Farösund übergefübrt. Wien, 23. Juli. Der „Politischen Korrespondenz" wird von der italienischen Grenze mitgeteilt, es habe eine große Anzahl von Erschießungen in Cormonsa, Grado, Monfalcone und Karfrert stattgefunden. Zu den ersten Letzle Meinungen. Washington, 25, Juli (tu) Der deutsche Botschafter Graf Bernstorff erklärte, daß nach seiner Meinung die An gelegenheit mit Amerika friedlich geregelt werden könne. Er glaube, daß die Note frühestens in einem Monat beant- wo^et w rdn würde. München, 25 Juli, (tu.) Der Kaiser hat die von König Ludwig ihm angebotene Würde eines Generalfeld marschalls der bayrischen Armee angenommen. Werkin, 25 Juli, (tu) Die Gesamtzahl der auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen gefangenen Russen betrug bis gestern mehr als eineinhalb Millionen. London, 25 Juli, (tu) Hier liegen mehrere Infor mationen vor, die das neuerliche Auftauchen deutscher See- ftreitkräfte im Golfe von-Riga melden. Diese Nachrichten haben weitgehende Befürchtigung in London erregt. Henf, 25. Juli, (tu) Aus London wird gemeldet, daß General Botha zum Fcldmarschall der englischen Armee ernannt wurde. Weityork, 25. Juli, (tu.) Mister Bryan ist nach Chi cago abgereist, von wo er seine Agitationsreife für ein Waffenausfuhrverbot durch die Union antritt. Kopenhagen, 25 Juli, (tu) Die Morning Post meldet aus Tokio: Japan ist eifrig damit beschäftigt, Heer und Flotte bedeutend zu verstärken. Es steht außer Zweifel, daß Japan in nächster Zeit das Verlangen an die Mächte stellen wird, daß ihm die Oberherrschaft über ganz Ostasten,, namentlich über China, zuerkant werde. Russische Verstärkungen in Voten. Kaag, 25. Juli (tu) „Daily News" melden aus Petersburg, daß von Petersburg und Moskau fortgesetzt Verstärkungen nach Bjelostok, Brest Litowsk und in Richtung östlich von Iwangorod zur russischen Front abgehen. Man vermutet, daß der russische Flügel auf diesem Frontabschnitt, um die Kämpfe bei Cholm aussichtsreicher zu gestalten, um mindestens 120000 Mann verstärkt worden ist (Tägl. Rdsch) Russischer Rückzugsvanäatisnius, Berlin, 25 Juli (tu.) Der Kriegsberichterstatter Lennhoff meldet aus dem Kriegspresse quartier der „B. Z a M": Offiziere, die von der polnischen Front kommen, berichten, daß die Russen auf ihrem Rückzug beim Nieder- brennen von Dörfern sehr radikal Verfahren, um den Vor marsch der Verbündeten nach Kräften zu erschweren. Nur manchmal geht ihre Flucht so rasch Vor sich, daß einzelne Ortschaften verschont bleiben. Die Vorrückungslinie bieteL deshalb ein trauriges Bild. Ueberall stößt man auf Brand- ruinen und rauchende Trümmer. Der Horizont ist stets ein qualmendes Feuermeer. Selbst die Bäume in der Um gebung der eingeäscherten Dörfer sind kahle schwarze Stümpfe, die nur selten noch nackte und verkohlte Zweige, aufweisen. Wie die Bevölkerung, die sich ruhig und ge-- faßt zeigt, erzählt, hat sich der russischen Offiziere und Soldaten eine tiefe Niedergeschlagenheit bemächtigt. Mehr noch als der Rückzug in Polen betrübt sie der Verlust des weitaus größten Tests von Galizien, in dessen Eroberung sie wenigstens ein Aequivalent für die gebrachten Riesen- opfer erblickten. (B. Z.) Vefrieckigung in Snglanci. Wotterdam, 26. Juli, (tu ) Reuter meldet aus Was hington: Die amerikanischen Blätter sind allgemein der Ansicht, daß Amerika das letzte Wort in der Unterseeboot- Angelegenheit gesprochen habe. Jetzt sei das Schlußwort Deutschlands Sache. Der Ton der Note werde allgemein gerühmt und das Vertrauen geäußert, die amerikanische Nation werde hinter dem Präsidenten stehen, was auch die Folgen sein werden. .Neuyork Times" sagen, Wilson und Lanfin gaben mutig der Ueberzeugung des amerikanischen Volkes Ausdruck! Verblüffung in Frankreich. Henf, 26. Juli (tu) Nach dem Beispiel des „Temps" bereiteten gestern sämtliche Pariser Blätter auf die Not wendigkeit der Räumung Warschaus durch den Großfürsten vor, der den Verbündeten schon von einem anderen Ver teidigungsplane durch Vorbereitung einer Linie hinter dem Bug Kenntnis gegeben habe. Wörtlich schrieb noch gestern der Fachkritiker eines großen französischen Blattes: Der russische Generalstab hat dafür gesorgt, daß Rozan und Pultulsk hartnäckigen Widerstand leisten und die Aussicht des Feindes sich Warschau, zu nähern, mindestens bis Ende des Monats vereitelt werde Die Verblüffung hat infolge der jetzt vorliegenden Petersburger Depeschen, die in allem wesentlichen die deuschen Meldungen bestätigen, ihren Höhe punkt erreicht. Aus Stack unci Lanci. Mitteilungen ans dem Leserkreise sür diese Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. — Was die Woche brachte. Dem Sturm und der Ab kühlung an den beiden ersten Tagen der verflossen en Wochefolgten warme, sogar heiße Tage, die Gewitter mit anhaltendem Regen brachten. Die Ernte ist nun in vollem Gange. Dem Leutemangel ist durch Einstellung russischer Gefangener abgeholfen worden. Wie auf den Fronten, so ist auch auf den Feldern ein unaufhaltsames Vorwärtsschreiten zu be-