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Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend : 22.07.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782024719-191507223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782024719-19150722
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782024719-19150722
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-07
- Tag 1915-07-22
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Monat
1915-07
-
Jahr
1915
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Gottes Werke und Wunder kennen lernen, dann wird sich I in dieser Zeit Körper und Grist stählen und nach der ! freien Zeit willig sich wieder zu geistiger Arbeit bequemen. - — Vierwöchige Gültigkeit der irrnersächsischenSonder- 1 zugskarte«. Auf eine Eingabe des Sächsischen Verkehrs- ! Verbandes, Vortort Leipzig, Johannisplatz I, 1. Stoll, hat ' die Gcneraldirektion der Sächsischen Staatsbahnen zum erstenmal für die Karten der in diesem Jahre während ! der Ferien innerhalb Sachsens fahrenden Sonderzüge eine Gültigkeitsdauer von vier Wochen festgesetzt. Damit hat die Generaldirektion den veränderten wirtschaftlichen Ver hältnissen der Kriegszeit auch ihrerseits Rechnung tragen wollen. Es ist dringend zu wünschen, daß die Sonderzüge recht stark benutzt werden, damit unsere sächsische Eisenbahn- Verwaltung aus einer regen Beteiligung die Berechtigung entnehmen kann, auch künftighin weiter solche Züge fahren zu lassen. — Aeurkauvungen zur Krnte. Bekanntlich wird den Mannschaften, die zur Heu- und Körnererte sowie im Interesse des Weinbaues beurlaubt werden, unter Belassung der Löhnung freie Eisenbahnfahrt auf Kosten des Reiches ßtwährt. wie dies schon bei den Beurlaubungen zur Früh- jahrsbestellung der Fall war. Der Urlauber erhält für die Reise einen Militärfahrschein, der neben anderen Angaben auch den Vermerk: „Fahrkosten sind zu stunden" enthält Hieraus ist vielfach geschlossen worden, daß der Beurlaubte nur vorläufig frei fahre und die Fahrkosten später von ihm bezahlt werden müßten. .Das trifft nicht zu. Jeder, der einen solchen Schein in Händen hat, fährt tatsächlich frei. Der Vermerk regelt nur das Abrechnungsverhältnis zwischen dem Reich, daß die Fahrkosten trägt, und der Eiscnbahnverwaltung, auf deren Linie der Beurlaubte fährt. — Iireie KisenSahnfahrt für veurkaubte Mann schaften. Die Kammer richtete an das Ministerium die folgende Eingabe: Nach einem Erlaß des preußischen Krtegsministeriums vom 27. April d I. fallen die Kosten für Eisenbahnfahrten der Mannschaften vom Feldwebel abwärts, die zur Frühjahrsfeldbestellung in die Heimat beurlaubt werden, dem Kriegsjahrcsetat zur Last Für Mannschaften, die zur Erledigung dringlicher gewerblicher Arbeiten beurlaubt werden, besteht unseres Wissens diese Vergünstigung nicht. Da unseres Erachtens k in Anlaß vorlicgt, die landwirtschaftlichen Erwerbskreise in dieser Beziehung günstiger zu behandeln als die gewerblichen, er« suchen wir das Königliche Ministerium, an zuständiger Stelle dafür e>nzutreten, daß auch den Mannschaften, die zu dringlichen gewerblichen, industriellen und kaufmännischen Arbeiten beurlaubt werden, freie Eisenbahnfahrt gewährt wird. — Unterstützung des Kandwerks und Kleinhandels. Um den Handwerkern und Kleinhändlern, die infolge des Krieges oft schwer um die Erhaltung ihres Geschäfts zu j kämpfen haben, genügend Arbeits- und Verdienstgelegenheiten zu geben, ist es Pflicht der kapitalkräftigeren Kreise der Bevölkerung, mit Aufträgen und Bestellungen nicht zurück- zuhalten, sondern ihre Bedürfnisse an Gebrauchsgegenständen, Lebensmitteln usw. wieder wie gewöhnlich zu befriedigen und somit dem Handwerk und Kleinhandel, von dem viele Angehörige draußen im Felde stehen, in dieser ernsten Zeit zum Durchhalten zu verhelfen Jeder einzelne, der hier nach handelt, erfüllt damit ;jne soziale Pflicht, eine Pflicht gegenüber der Allgemeinheit und dem Vaterlande. — Das Sächsische Krzgcöirge in seinen landwirt> schaftlichen Schönheiten weiten Kreisen bekannt zu machen, erstrebt die neue Veröffentlichung des Erzgebirgsvcreins, die auf 28 Bildseiten die malerisch interessantesten Orte und Gegenden des Erzgebirges vorführt und auf 4 Text seiten eine knappe Uebersicht über Land und Leute im Erzgebirge und dessen beachtenswerteste Schönheiten bietet Das weit ausgedehnte Gebirgsgcbiet wird namentlich in seinem Waldreichtum, seinen malerischen Felsformen und Tälern, prächtigen Städten und Sommerfrischen vorgcführt; außerdem lenken verschiedene Wintermotive schon jetzt die Aufmerksamkeit auf das Erzgebirge als anerkannt hervor, ragendes Wintcrsportgebiet. Versandt wird die kleine Schrift kostenlos vom Erzgebirgsverein, Sitz Schneeberg, Sa., vom Sächsischen Verkehrs.Verband, Leipzig, Johannisplatz 1l sowie von den Erzgebirgs-Zweigvereinen in Leipzig (Nasch- marlt, Handelshof) und Chemnitz (Gustav Arnold, Anna- bergerstr. 34 und Kreifig, Kronenstraße 17). 8.ft K. — Die hervorragendeBeteiliguugder evangelische« Diakonissenbäuser an der Kriegsarveit zeigt die Tatsache, daß von den deutschen Diakonissenhäusern insgesamt 8391 Betten für Verwundete zur Verfügung gestellt worden sind Von den deutschen Diakonissen arbeiten 3804 im Kriegs dienst, meistens in den Etappenlazaretten. Die 3 sächsischen Di. konissenhäuser sind mit folgenden Zahlen an der Arbeit beteiligt, Dresden: 30 Betten, 300 Diakonissen; Leipzig Borsdorf: 50 Betten, 5 Diakonissen; Leipzig-Lindeau: 86 Betten, 45 Diakonissen. — Die flekkvertreleuden Generalkommandos des Xll und XIX. Armeekorps haben eine Bekanntmachung bctr. Bestandsmeldung und Verwertung von Kupfer in Fertig- fabrikation cnlasfen, die am 20. Juli 1915 in Kraft tritt — Fremde Gäste, nämlich 35 russische Gefangene, die als Erntearbeiter auf dem hiesigen Rittergute verwendet werden, trafen am Dienstag mit dem Nachmittagszuge 2 Uhr 17 Minuten unter Bewachung ein. Auf dem Bahn hof hatte sich Jung-Dcutschland, soweit es nicht durch Unterricht ferngehalten wurde, zahlreich kingefunden, folgte dem Zuge bis in den Schlvßhof und hielt hier, woselbst die Gefangenen sich hinter einem Drahtverhau aufhielten, fürsorglich bis zum Abend Wache. — Ihre Königliche Koheit Prinzessin Mathilde besuchte am vorigen Dienstag nachmittag Ihre jetzt auf dem hiesigen Schlosse in den Ferien weilende Hofdame Fräulein von Oppell Sie kam um fünf Uhr mit Geschirr, das von Ihr selbst geleitet wurde, hier an und kehrte nach Vi8 Uhr wieder nach Dresden zurück. — Kelbigsdorf. Gestern nachmittag 2 Uhr 30 Minuten kamen hier mit dem Zuge unter Führung eines Unteroffiziers und mehrerer anderer Wachmannschaften 80 Mann gefangene Russen an, die von Landwirten zur Hereinbringung der Ernte verwendet werden sollen. Aus dem hiesigen Sammel lager werden die Gefangenen an jedem Morgen truppweise nach den verschiedenen Arbeitsstätten gebracht und kehren am Abend in das gemeinsame Lager wieder zurück. — Wossen, 18 Juli (Nachtdienstübung.) Am Frei tag unternahm das 2. Ersatz-Bataillon Jäger Nr 12 eine Nachtdienstübung und rückte am späten Nachmittage mit zwei kriegsstarken Kompagnien in unserer Stadt ein. Während die beiden Kompagnien in zwei Gasthöfen der Stadt sich durch Kaffeetrinken stärkten, spielte die Bataillons musik zur Freude der Bewohnerschaft von V,7 Uhr ab fröhliche Weisen auf dem Markte. Vor dem Ausmarsch der Truppen dankte Major Hofmann der Stadtverwaltung und der Bewohnerschaft für die freundliche Bewirtung. Beim Abmarsch in der Richtung nach Siebenlehn spielte die Musik einen schneidigen Marsch, ein Teil der Bevölke- rung begleitete die braven Feldgrauen noch ein großes Stück Bei Siebenlehn hat dann das Treffen stattgefunden. — Dresden. (Ingendgerichtshof.) Wegen gemein sam begangenen Diebstahls standen die noch im jugendlichen Alter stehenden, bisher unbescholtenen Schmiedelehrlinge Arthur Kurt S. und der Tischlerlehrling Otto Arthur D vor der 3. Strafkammer des Jugendgerichts Hofes. Beide Angeklagte wohnen in Wilsdruff. S. wird zur Last ge legt, am 28. März und am 18 April d. I aus einem Möbelfabrikgrundstück in Wilsdruff, nachdem er in das Grundstück eingestiegen war, eine Partie Holzbestandteile, Werkzeuge und bares Geld gestohlen zu habe». Der Mit- angeklagte D. soll sich in einem Fall mit beteiligt haben. Die Beschuldigten sind geständig, so daß Zeugen nicht ge laden und vernommen werden brauchten. Das Gericht er kannte unter Annahme mildernder Umstände für S. auf 2 Wochen, für D. auf 2 Tage Gefängnis. Mit Rücksicht auf die bisherige Unbescholtenheit sprach sich dos Gericht für eine Befürwortung einer Bewährungsfrist aus, so daß den jungen Burschen, die die Tat nur im Leichtsinn ver übt haben, die Verbüßung der Strafe später erlassen wird — Dresden, 19. Juli. (Vom Hofe.) Seine Majestät der König besuchte gestern den Gottesdienst in der Schloß kapelle zu Moritzburg. Später fand beim Könige Familien tafel statt. — Zwickau. Einen wohlverdienten Reinfall erlitt auf dem Wochenmarkt ein Kartoffelhändler. Dieser hatte in den Zeitungen neue Kartoffeln zum Preise von 65 Pf. für 10 Pfund angezeigt, und infolge dieses niedrigen Preises hatte er einen starken Zulauf von Käufern. Beim Ver- kauf erklärte er aber, die Anzeige in den Zeitungen enthalte einen Druckfehler; nicht 16 Pfund, sondern 5 Pfund kosteten 65 Pf. Infolgedessen kam es zu erregten Auf ¬ tritten zwischen dkm Händler und den enttäuschten Käufern. Schließlich legte sich die Polizei ins Mittel, und der Händler mußte seine Kartoffeln zu dem angekündigten Preise von 65 Pf. für 10 Pfund abgeben. — flauen. Gegen halb 1 Uhr brach in der Nacht zum Sonnabend im oberen Stockwerk der Papierfabrik von August Geipel Feuer aus. Trotz aller Bemühungen fiel der größte Teil der Fabrik den Flammen zum Opfer. Der große Popiersaal mit sämtlichen fertigen Waren, alle kleinen Maschinen wurden ein Raub der Flammen. Die Ursache des Brandes ist noch nicht aufgeklärt. — Zittau, 17. Juli (Flüchtige Russen wieder einge fangen) Acht kriegsgefangene russische Offiziere und ein Korporal, die in der Nacht zum Donnerstag voriger Woch« aus dem Kriegsgefangenenlager im benachbarten Deutsche Gabel mit acht Kameraden geflüchtet waren, sind jetzt wieder ergriffen worden. Vier Offiziere, die als Touristen gekleidet und selbst mit Rucksack versehen waren, wurden bei Bregenz im Vorarlberg festgenommen, während ein Oberleutnant und ein Leutnant von Landwirten bei Schwabitz abgefangen wurden. Die Flüchtlinge hatten an dem unterirdischen Gange, durch den sie ihre Flucht aus dem Gefangenenlager nach einem benachbarten Kornfeld ermöglichten, zwei Mo nate gearbeitet und waren in Handwerksburschentracht entkommen. Von den anderen fehlenden russischen Offizieren hat man noch keine Spur. Verlustliste Nr. 173 cier königlich, Sächsischen Armee, ausgegeben am 19 Juli 1915. Dieselbe enthält aus der Stadt Wilsdruff und deren näheren Umgebung folgenden Namen: Lehmann, Paul, Gefreiter aus Grund — leicht verwundet. Marktberichte Dresdner Schkachtviehmarkt am 19. Juli 1915. Auftrieb: 66 Ochsen, 384 Bullen, 711 Kalben und Kühe, 329 Kälber, 470 Schaft, 1087 Schweine zusammen 3047 Schlachtii-rr. Für Armeekonftrven 10 Ochsen, 207 Bullen, 438 Kühe, — Sch ei« Von dem Austrieb sind 655 Rinder dänischer Herkunst und — Schweine — — — Herkunst. Die Preise sür 50 Kilogramm Lebend- respektir Schlachtgewicht waren nachstehend verzeichnete. I. Rinder. X) Ochsen: 1. vob fleischige, ausgemästete höchsten Schiachtwertes bis zu 6 Jahren 74—?7resp. 128- 131.2. junge, fleischige, nicht ausgemästete, ältere ausgemästete 59 - 61 resp. 122 124,3. mäßig genährte junge, gut genährir ältere 50—53 resp. 111—117, 4 gering genährte jeden Alters 40—45 resp. 101—106. 8) Bullen: 1. vollfleischige, ausgewachsene höchster» Schlachtwertes 68—71 resp. 115—118, 2.vollfleischigejüngere 58—62 resp. 107—112, 3. mäßig genährte jüngere uns gut genährte ältere 16 bis 50 resp. 98—103, 4. gering genährte 40—42 resp. 89 94. L) Kalben und Kühe: 1. vollfleischige, ausgemästete Kalben höchste» Schlachtwertes 70—72 resp. 125—127, 2. vollfleischige, ansgemästete Kühe höchsten Schlachiwertes bis zu 7 Jahren 52—65 resp. 125—128. 3. ältere ausgemästete Kühe und gut entwickelte jüngere Kühe und Kalben 45- 48 resp 102—108, 4. gut genährte Kühe und mäßig genährte Kalben 37—40 resp. 92—100, 5. mäßig u. gering genährte Kühe u. gering genährte Kalben25—30 resp.81—89. II. Kälber: 1. Doppellender 85- 95 resp 117 bis !27, 2. beste Mast- und Saugkälber 68—72 resp. 113 -117, 3.mittler« Mast- und gute Saugkälber 63 - 67 resp. 108—112 und 4. geringe Kälber 55—KOresp 100—105. III. Schaft: 1. Mastlämmer und jüngere Mast- Hammel 70-72 resp. 140-145,2. ältere Masthamm. l 65 - 68 resp. 130-135 und 3. Mätzig genährte Hammel und Schaft (Merzschase) , resp. . IV. Schweine: I. vollfleischige der feineren Rassen und deren Kreuzungen im Alter bis 1'/^ Jahr 116- 121 resp. 151—155,2. Fettschweir e 126-130 resp. 161-165,3. fleisch. 103 - 08 resp. 138-143 4. gering ent- wickelte 88- 95 resp. 123—130 und 5. Sauen und Eber 98—118 resp. 133—153 Ausnohmepreije über Notiz. Geschäftsgang in Rindern mittel, in Kälbern und Schafen gut. in Schweinen langsam, Ueberstcmd — Ochsen, 3 Bullen, 1 Kuh, — Schwein. Dresdner Nrodnktenvörse am 19 Juli 1915. Wetter Veränderlich Stimmung: Geschästslos. Um 2 Uhr wurde amtlich notiert: Weizen, pro 1000 Kilo netto, inländischer, 286,— Mk. — — gesetzlicher Höchstpreis, Ware beschlagnahmt. Roggen, pro 1000 Kilo netto, inländischer, Kilo 246,—, gefctzlicher Höchstpreis, Ware beschlagnahmt. Gerste, pro 1000 Kilo netto, irländische, — Kilo —, sächsische 282,50 schlesische und Posener 282,50 gesetzl.Höchstpreise,Ware beschlagnahmt, ausl 670—680.(Klein-Handelspreis bis 3000 kx, Angebot sehli.) Hafer, Pro 1000 Kilo netto, inländischer 264,— gesetzlicher Höchstpreis, Ware beschlagnahmt (kl. Handelspreis bis 3000 Ke netto, Angebot fehlt). Mais, pro 1000 kx. netto, Cinqantine 615 — 630, Rundmais 600— 615. Weizenlleie pro 100 k§ netto ohne Sack, gesetzliche Höchstpreise für den Her steller 13,00, Roggenkleie pro 100 kx netto ohne Sack, gesetzlicher Höchst preis sür den Hersteller, Großhandelspreis für inländische Kleie 15,00 (beschlagnahmt), do Kleinhandelspreis bis 1000 ko 15,50 (beschlagnahmt) ausländische Kleie 48—49 (Die sür Artikel pr. 100 kg notierten Preise verstehen sich für Geschäfte unter 5000 kz Alle anderen Notierungen einschließlich der Notiz für Malz, gelten für Geschäfte von mindesten- In cier Mria Originalroman von H. A. Revel. 20) (Nachdruck verboten.) LouiS wurde auf Deck gebettet und dieses durch die Liebenswürdigkeit des Kapitäns zum Teil abgesperrt, damit der Kranke und die junge Frau nicht durch die-in diskrete Neugier der Passagiere belästigt würden. Velhatz hätte aufschreien mögen vor Freude, als Louis nach einer Weile die Augen aufschlug und Melitta anblickte. „Mutter!" murmelten seine Lippen. .Ich werde depeschieren", sagte die junge Frau, die abgestumpft, fast teilnahmslos, mit dumpfem Hirne neben ihm faß und daS bewußte Telegramm an Frau Sömnes niederschrieb um eS Velhatz zu übergeben. Die Sirene ertönte von neuem; der Dampfer mußte in See gehen. Eine Krankenschwester, die unter den Reisenden sich befand, erbot sich, die Pflege zu über nehmen. Velhatz verabschiedete sich unter Tränen von Melitta, sobald tch'S Telegramm auf'geben hab, renn' ich zum Sindaco und Gendarmerieposten. Denn den Schuften müssen wir kriegen. Auf d' Jagd werd ich jetzt gehen; ober auf eine andere, als i' denkt hab," Melitta begleitete Ihn mechanisch bis zur Brücke. Während sie noch mit ihm einige Worte wechselte, stand plötzlich der als Thomson in der Liste eingetragene Reisende neben ihr. „Ich habe mein Versprechen gehalten", hörte sie ihn reden. „Halte du das deine." „Weg! Weg! Elender — Verruchter —' Ob sie es laut oder bloß zu sich selbst — innerlich — gesprochen hatte, war sie sich niemals klar geworden. Sie fühlte nur, wie es Nacht um sie ward und die Stimme neben ihr flüsterte: „Du wirst mir wiederkommen und wirst von mir hören. Ich werde zu warten wissen." Sie versuchte die Augen zu öffnen, zu rufen; doch eine bleierne Ohnmacht war über sie gekommen. Hätte L- nk-r Marke kernnrbrinaen können — in kielem Augenblick wäre sie imstande gewesen, den Furchtbaren kaltblütig als den Mörder auszuliefern. Als sie wieder zu sich kam, lag sie in den Armen des Kapitäns, der ihr die Schläfen und den Puls mit einer starken Essenz einrieb. Ihr erschreckter Blick suchte jemand, ohne ihn zu finden. War er mitgekommen? Oder in Makarska geblieben? Der Kapitän mißverstand ihr Suchen: „Dort — dort liegt Ihr Gatte." Er brachte sie zu Louis, der die Augen geschlossen hatte. Laut auf schluchzend sank sie vor ihm in die Knie. 5. Kapitel. Seit vierzehn Tagen schon waren sie in Ragusa, einst weilen noch in der Junggesellenwohnung des Leutnants in der er sich nach glücklich überstandener Operation von feiner Mutter pflegen ließ, die sofort nach Empfang der Depesche in Begleitung ihres ältesten Sohnes abgereist war. Die Wohnung bestand aus drei Zimmern im ersten Stockwerk eines kleinen Hauses auf dem Gundulicplatz, hinter welchem man den Dom St. Maria Maggiore die nicht allzuhohen Dächer überragen sah. Ragusa ist ein kleines Venedig ohne Kanäle, wie eine trotzige Raubritterburg auf Felfen gebaut und aus Mauern und abschüssigen Felsenpartien emporragend, eine sowohl für den Laien als auch für den Fachmann fchier uneinnehmbare Feste. Einen Vorzug hat sie vor allen Städten des Küsten landes: Ragusa liegt hoch und frei und wird stets von erfrischenden Winden bestrichen, während alle übrigen Städte Dalmatiens entweder frei im Sonnenbrand am Meeresniveau liegen, wie Zara, oder aber von einem Felsenamphitheater oder Kessel eingeschlossen sind, wie Spalaio oder Cattaro. Trotzdem man nur selten unter tropischer Hitze — schon wegen des ständigen Luftzuges — zu leiden hat, fühlte sich Frau Sömnes, auch infolge der tiefen seelischen Erschütterung, in die sie der Unfall ihres Lieblingssohnes versetzt hatte, in Ragusa stets leidend. Sie litt zu sehr unter dem ungewohnten milden Klima, das >m Nu sich in ein rankes nerwandeln (konnte. Luigis Frau hatte im Anfang leinen günstigen Ein druck auf sie gemacht. Die Begrüßung und Melittas Schmerz erschienen ihr etwas stark theatralisch. Doch nach und nach verflog der erste unliebsame Eindruck, als sie sah, daß Melitta oft wie eine Traumwandlerin handelte, daß sie von ihrem Schmerze derart benommen war, daß sie oft nicht hörte, wenn man zu ihr sprach, und aus die an sie gerichteten Fragen ganz verkehrte Ant worten gab. Beinahe schüchtern näherte sie sich dem Lager ihres Gatten, diese Besuche auf das nötigste Maß reduzierend, da sie das Empfinden hatte, daß sich Louis lieber von seiner Mutter pflegen ließ als von ihr. Übrigens hatte sie, sobald erwiesen war, daß keine Gefahr mehr für das Leben ihres Gatten vorlag, die Ein richtung der neuen Wohnung übernommen, die sie sich an dem die ganze Stadt durchquerenden Stradone gemietet hatte; und zwar hatte sie von einem Hause in das andere durchbrechen lassen, um mehr Räume zu gewinnen. Denn trotz allen Suchens hatte Velhatz keine größere als eine Dreizimmerwohnung finden können. Die fabelhaftesten Gerüchte schwirrten durch die Stadt von dem Reichtum und der Schönheit der jungen Fraü Leutnant, natürlich nicht ohne die gehässigsten Kommentare, zu deren Verbreitung nicht zumindest die bisher schönste Frau Ragusas, die Gattin des Apothekers, Frau Bianca Wolfsgruber, beitrug. Sie hätte diese sie schädigende Propaganda vielleicht Unterlasten, wenn sie geahnt hätte, daß eigentlich bloß sie diejenige gewesen war, die alle Leute auf die Schönheit der jungen Baronin Wehnsdorf aufmerksam gemacht hatte. Frau Bianca aber fühlte sich infolge der Stellung ihres Gatten, dessen relativer Reich tum ihn zu einer wichtigen Gesellschaftsperson der Stadt machte, sowie auch infolge ihrer bisher von den Regiments damen noch nicht übertroffenen, allerdings etwas korpu lenten Schönheit zu fest im Sattel, als daß sie diese Römerin gefürchtet hätte. (Fortsetzung folgt.)
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