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ZZSSSSS» q< »E MI N^M SSSSS-SSSSSSSSLLSSLSS-SSLLSLSSSLSSKSSSS« OSSKKKKIKAZKAKVZVAZ^Z-ÄKZKDSZÄ: Kunze, der Einzige des alten Inspektors. ' Der alte Kunze hat auch seine Vorzüge. ! So ist er ein selten fleißiger Mann. Ebenso wenig wie er es versteht, den Tannenberge schen Acker so recht zu behandeln, so wenig ermißt er auch, was in der Seele seines Sohnes vorgeht. Er behandelt ihn grund- ! falsch. Das kommt allemal davon, wenn die i einfachen Väter aus ihren Söhnen durchaus gelehrte Herren machen wollen. „Was hast du noch nicht gelernt," ! fragt ihn Vater und Mutter, sobald er sich j in dem kleinen Zimmer, das als gemein sames Etz- und Wohnzimmer zu dienen hat, sehen lätzt. Es fiel ihnen aber niemals ein, diese Frage in veränderter Form zu stellen. „Sage mal, was hast du eigentlich bis her gelernt?" Dann hätte er nämlich großartig abge schnitten. Eine Piekfeine Furche hätte er ihnen vorgepflügt — und im Galopp ge- i eggt, immer linksrum, daß den dicken, alten Peeden, die noch viel mehr Füße wie die Spinnen besaßen, das Weiterwuchern gründ lichst vergangen wäre. Woher sollte er wohl in aller Welt die Neigung für den stillen Gelehrtenberuf ha ben? Seit Anbeginn war sein Geschlecht mit der Landarbeit beschäftigt, unter GotteS freiem Himmel aufgewachsen. Und nun sollte er plötzlich aus der Art schlagen? „Atan muß immer im Leben das tun, l was man nicht will," meint Hans Weddo, § der doch ein Kluger ist, trotz2cm er in der Schule nicht grade flott mitkommt. Er sitzt nämlich erst in der Obertertia, wiewohl er Weihnacht bereits 15 Jahr« wird. Ja es ist sogar in letzter Zeit sehr j zweifelhaft geworden, ob er zu Ostern ver- ! setzt wird. Ihm gehen doch ganz andere Dinge im Kopf herum. — Werner — der jüngere hingegen lernt ausgezeichnet, ohne ' eigentlich jemals ein Buch vorzunehmen. Seine Gaben sind reich. Ohne jede Frage kommt er Osterri in die Obertertia. Das wird dann für den andern eine Qual. Aber es soll nicht so weit kommen. (Fortsetzung folgt.) Vs; lllunaer au; ?umn. Erzählung von Hedwig Stephan. „Wer will unter die Soldaten, . Der muß haben ein Gewehr, der mutz haben ein Gewehr Un'n Tornister, un'n Mantel, un Patronen, nn ne Wasserflasche, un'n Brotbeutel Den muß er mit Pulver laden " Ottimann sang, daß die Wände zitterten, und schlug zur Erhöhung des Effekts mit zivei Blechdeckeln aufeinander. „Aber Ottimann, hör' bloß auf mit dei nem Radau! Siehst du denn nicht? Mutt chen weint doch!" sagte Mieze halblaut und plinkte ihm zu. Nein, der dicke Blondkopf hatte es wirk lich nicht gesehen. Jetzt warf er krachend die beiden Deckel hin und stürzte auf die Mutter los, die in einem Korbstuhl am Fenster saß. „Warum weinst du^ Muttchen, sage mal? Weil es nu keine Schrippen mehr zum Kaffee im Bild L-ELLLLs« gibt? Och, denn könn' wir doch man Guß- zwieback essen, Mutti, nich?" Er zupfte die schluchzende Frau unge duldig am Aermel. „Otti, du sollst Mutter nicht so quälen!" schalt Mieze. „Mutter weint bloß, weil die Frau Doktor Ahrens sich nicht mehr fri fieren lassen will!" Diese Auskunft schien Otto aber durch aus nicht zu befriedigen. Er zuckte gering schätzig die Achseln. „Och, is ja nich. wahr! Wenn die eben so loddrig um'n Kopf rumlaufen will wie'n Strubbelpeter, denn laß ihr doch!" Das kleine Mädchen schlich sich an die andere Seite des Stuhls und strich der Mut ter leise über die schlaff herabhängende Hand. „Er versteht's nich besser, Muttchen -—- weine bloß nich so manchmal kommt doch 'n Wunder Fräulein Schmidt hat's heute in Rill'jon extra gesagt." „Mutter, es klopft! Ich geh' ausmachen!" rief Otto dgzwischen und rannte in den Flur. Gleich darauf steckte ein junges Mäd chen in weißer Latzschürze den Kopf durch die Türspalte. „Frau Spindler — eben is angcrufen worden — eine Frau Geheimrat Mönke mann oder Enkmann aus der Meier-Otto- Stratze — ob Sie gleich mal hinkommen könnten — die Herrschaften wollen noch aus heute abend." „Ja, gewiß — besten Dank, Fräulein Grete!" Die Bestellerin zögerte noch einen Augen blick. „Hatten Sie nicht sonst Montags immer den Ondulierkursus, Frau Spindler? Ich meine man, im Fall Sie's vergessen hätten." Ein leiser Seufzer. „Der Kursus — ja — der war früher, Fräulein Grete. Seit dem Krieg hat ja alles aufgehört." „Ach so!" Das Mädchen nickte verständ nisvoll und mitleidig. „Na, denn wer' ich der Dame Bescheid sagen." Frau Spindler packte unterdes rasch ihre kleine Ledertasche. „Also, Mieze — wenn ich bis sieben nicht zurück bin — der Apfel reis steht in der Kochkiste Und Otto mutz spätestens um acht ins Bett — und leg die Kette vor." »Ja, ja, Muttchen, wird alles gemacht!" schrie Ottmann in einem Ton, der gerade keine sonderlichen Hoffnungen erweckte. „Adjö, Adjö — ach nee" — er schlug sich auf den Mund — „das darf man ja nich mehr sagen na denn -sieb' wohl" — „empfehl' mich" — „komm' se bald wieder." Er hing an ihrem Halse, und sie küßte ihn lachend. „Strick du!" Aber wie sie auf der Straße stand, frö stelnd in der grauen Nässe des Winter abends, war alles Frohe weggewischt aus ihrem Gesicht. Die Straßenbahn hielt ge rade an der Ecke — sie spannte den Schirm auf und ging an der Hallestelle vorbei. Je ver Groschen mußte jetzt gespart werden! Und da wollten ihr wieder die Tränen aufsteigen, aber mit aller Gewalt nahm sie sich zusammen. Eine verweinte Friseurin, das war nichts für die Herrschaften, damit würde sie sich die paar Kunden auch noch verscheuchen, die ihr übriggeblieben waren. Ach, und so gut hatte sie sich schon ein geführt hier im Viertel — wirklich, sic konnte beinahe von einem .Ruf" sprechen! . ! Und dann — seit dem Sommer -- wie ab- s geschnitten! Zwei, drei Kündigungen mit- ' unter an einem Tage. Manche unter allerlei Vorwänden, die meisten ganz unumwunden: „Ja, liebe Frau Spindler — jetzt im , Kriege — wer denkt da noch an seine Haar- > frisur? Das ist einem ja gleichgültig!" — Bei der Kriegshilfe war sie auch schon gewesen. Die Dame hatte sie sehr freundlich angehört, aber, mit einem Blick auf ihren ! Hut und Pelzkragen, gemeint: „Das tut mir wirklich leid — Frisier stellen haben wir nicht zu vergeben." Lohnte es da überhaupt noch? Sie schauerte zusammen und ging ra scher, als wenn sie dadurch ihren Gedanken fortlaufen könnte. Aber die waren ebenso schnell: sie kamen mit in das vornehme, stille Haus, die tep- i pichbelegten Treppen hinauf, in die behag- lich durchwärmten Räume. Frau Geheimrat Enkmann war ein we- ! nig erregt und gesprächiger als sonst. „Wir haben nämlich unerwartet Besuch l bekommen, Frau Spindler, mein Neffe aus ! Ostpreußen — er ist nun doch einberufen worden und bleibt nur bis morgen in Ber- ! lin — da wollen wir am Abend noch ein- ! mal alle bei meinem Schwiegersohn zu- s sammen sein. Wie gut, daß Sie frei waren — der Arm ist heute ganz besonders steif — ! mit dem Selbstfrisiercn hat's wohl noch gute : Wege!" „Ich habe jetzt nicht viel zu tun, Frau Geheimrat", sagte Luise Spindler und zog behutsam die Nadeln aus dem vollen, grauen Haar. „Und — hatten Frau Geheimrat vielleicht daran gedacht" — sie holte ver- ! stöhlen Atem — „die Frau Tochter zu ' fragen?" Die alte Dame machte ein etwas unbe hagliches Gesicht. „Ach so — ja — liebe Frau Spindler — sehen Sie, meine Tochter hatte schon zuge- : sagt — wollte sie auch in ihrem Kreise emp fehlen — aber nun haben die jungen Frauen so ein Strickkränzchen eingerichtet, und ge rade beim letztenmal wurde davon gespro chen, daß es gar nicht mehr zeitgemäß sei, sich frisieren zu lassen — sie sollten es von i jetzt an alle selbst tun ünd für, den gesparten ! Bekag Strickwolle kaufen. Da konnte sich meine Tochter natürlich nicht.ausschlietzen!" „Natürlich nicht ausschlietzen!" wieder- i holte Luise Spindler mechanisch. Merken zu lassen, daß ihr dabei eine Hoffnung in Stücke ging, hätte sie für un- passend gehalten. Nur der Ton war etwas matt, in dem sie fragte: „Wünschen Frau Geheimrat den Zopf als Flechte oder gedreht?" Sie konnte die Ant- ivort kaum verstehen, weil eine dröhnende Männerstimme aus einem der benachbarten Zimmer sehr deutlich herüberklang — so ein richtiger ostpreußischer Grundbaß, der im Zweifel läßt, ob gerade furchtbar geschimpft oder ein guter Witz erzählt wird. Frau Enkmann machte eine, kleine, miß billigende Bewegung. „Mein Nesse ist recht aufgeregt!" sagte sie halb entschuldigend über die Schulter weg. — „Er mußte Hals über Kopf das Gut verlassen — der In spektor steht auch im Felde, und der Ersatz scheint nicht zu taugen — die Mamsell und die Jungfer sind einfach auf und davon ge- gangen, als es hieß, die Russen kämen, und nun sitzt meine Nichte da ganz allein mit den Kindern und ein paar dummen Klein- ^-»T»KSSSSSSS:S2S:SDDSISS^SSS-SSDSSSSAA» Welt tm Bild die Schulter weg zu den ihm verdutzt Nach starrenden: „Ihr seid alle Gänse Gänse seid ihr." Die Jungen tun, als ginge es nur die Mädchen an. Die feine, stille Rut ärgert sich dann auch wirklich. Die dunkle Ladislawa aber sieht selig aus und lacht und tanzt Plötzlich durch das wogende Gras an den wispernden Käfern und tragenden Bienchen vorbei und summt dabei ein Liedchen, was sie oft genug von ihrer alten Kinderfrau gehört hat: Flieg . . . flieg Käicrlein . . . Grüße den Allerliebsten mein . . . . Grü e ihn mit einem Schmatz . - - Meinen lieben, süßen Schatz . . . Sie hat nämlich keine Ahnung, was dies Lied eigentlich bedeutet. Ihr kommt es nur so ganz Plötzlich in den Sinn. Die andern lachen. Hans Weddo aber sagt langsam und würdig: „Du mußt solche Sachen nicht einfach gedankenlos nachsingen, Ladislawa, dazu bist du wirklich schon zu groß." Und die Kleine senkt den Kopf und läuft nun auch fort. Fritz Kunze nach! Still, ernst und verschlossen war Hans Weddo von Mcisenbach freilich von jeher! Aber jetzt trug er doch — allen die es sehen wollten sichtbar — ein Leid mit sich herum. Die Hausgenossen freilich hatten weder Zeit noch Lust, darauf acht zu geben. Darum blieb es ihnen auch verborgen. Die aber, welche zu ihm gehörten, wußten, daß eine Veränderung mit ihm vorgegangen war. Tante Johanna schob zuerst seinen schwindenden Appetit auf das große Konto der sommerlichen Hitze und nicht zum min desten aus das Naschobst, das in diesem Jahre besonders gut geraten war. Sie hatte jetzt auch in ihren Freistunden, die nicht mal sonderlich reichlich bemessen wa ren, mit den neuen Perlhühnern zu tun, die viel Pflege und Sorgfalt brauchten. Sie gaben zwar immer nur den nämlichen hohen, spitzklingenden einen Ton von sich, aber sie waren Fräulein von Kleist doch überaus interessant. Inspektor Kunze, der regelmäßig auch weiterhin nach des Frei herrn Tode seine Sonntagsbraten im Schloß verzehren durfte, verstand sich auch nicht sonderlich auf das Entziffern von > seelischem Schmerz, sofern er nur groß und stumm in den Augen geschrieben steht. Auch beschäftigte er sich mit dem Knacken der hartschaligen Nuß, die manchem Land wirt schon die besten Zähne gekostet hat, weil sie doch alle gar zu gern den Kern „die rationelle Erhaltung der Wirtschaft in dieser schwierigen Zeit" herausgehabt i hätten. Hans Weddo konnte also ziemlich un gehindert auf seinem Leidenswege weiter marschieren. Die frische Farbe, die eine gute dauerhafte Gesundheit verriet, schwand ganz allmählich von seinem Gesicht. Um die Augen zogen sich breite bläuliche Ringe j hin. Das Schwerfällige, das ihm der i kurze Fuß leicht gab und das in gesunden frischen Tagen kaum merklich war. trat ! jetzt scharf hervor, weil er zumeist müde und > schlaff umherirrte. Tante Johanna stand z grade mal wieder — traurig und hoff nungslos vor einem Massenbegräbnis ihrer interessanten Perlhühner, als sie den : tief in Gedanken versunkenen Hans Weddo ! plötzlich nahen sah. Tante Johanna blickte ihm erschrocken entgegen, denn die Helle Sonne zeigte ihr, . wie schmal sein sonst so gesundes Jungen gesicht in dieser Zeit geworden war. In Hellem Erschrecken eilte sie ihm ent- gegen: „Hast du ein Weilchen Zeit für mich, j Hans Weddo," fragte sie eilig. „Ich muß mal etwas mit dir besprechen." So ist sie immer. Grade, weil sie nie mals den Jungen etwas befahl, haben sie sie lieb. Er nickt, schiebt dann auch bereitwillig den Hut in das Gesicht zurück und folgt ihr gehorsam in das alte Schloß. Als sie oben in der Hellen Mansarde, die sie um keinen Preis gegen eins der zahlreichen un ten leerstehenden Zimmer vertauschen will, ! stehen, sagt sie mütterlich: „Nun wollen wir uns erst mal beide hier auf meinem alten Sorgensofa nieder lassen." „Du bist ja so sehr feierlich, Tante - Hanna," sagt er, nur, um nicht als gänz lich teilnahmslos von ihr angesehen zu werden. Sie lacht ein wenig. „Bin ich das wirklich, Junge? Na, i Grund genug wäre schon da. — Siehst du, ich möchte nämlich in aller Form dsi« i nen Rat einholen. Du weißt doch, daß ich ein alleinstehendes Frauenzimmer bin und seitdem dein Vater seine Augen zugemacht hat, keinen rechten Schutz mehr habe, wenn mir auch Onkel Klaus mit seiner Freund schatt sehr wertvoll ist." Hans Weddo wundert sich im stillen über die lange Rede, die sonst bei der kurz angebundenen so schnell auf das Ziel losaehenden garnicht Sitte war. Da spricht sie aber schon weiter. „Es handelt sich nämlich um einen Ver wandten von mir, der ungefähr Dein Alter hat. Der Vater ist tot, das Gut, das ihm gehört, liegt in treuen, bewährten Händen, die es ihm Wohl zu erhalten verstehen, bis er mal so weit ist, es allein zu übernehmen. Offenbare Sorgen in der Schule hat der Junge auch nicht. Und trotzdem fehlt ihm etwas. Man dachte zuerst, man wollte nicht laut darauf achten, aber nun soll es doch böser werden. Er spricht sich dabei gegen keinen aus, geht verschlossen und elend rum und hat eine traurige Müdigkeit, die garnicht zu seiner Jugend Paßt, in den Augen. — Nun, sage mir bloß, Hans Weddo, was soll man in aller Welt mit diesem Jungen beginnen ?" Hans Weodo von Meisenbach sitzt Plötz lich ganz steif und starr da. „Das will ich dir schon sagen, Tante Johanna. Jemand, der das wahrhaftig ver steht, soll sich mal schleunigst davon über zeugen, ob die Hände, in denen die Ver waltung des Gutes liegt, auch wirklich so erprobte sind, wie du das sagst." „Du meinst also, daß es darum mit ihm so schlimm sein könnte" Die Hellen Knabenaugen Men sich mit schweren Tränen. Er schämt sich deswegen unsagbar. Aber er hat dies alles zu lange mit sich allein herumgetragen, als daß er jetzt weiter schweigsam und verschlossen bleiben könnte. Tante Johanna tut natürlich, als sähe sie diese Tränen nicht. Sie hält die Blicke beharrlich in den Schoß versenkt, als dächte sie angestrengt nach. Hans Weddo schluckt ein paar mal krampfhaft, ehe er sich zum Weitersprechen zwingt- „Ja, darum kann es sehr Wohl sein. Wenn er auch noch kein Mann ist. Denkt ihr denn, die Hsimatscholle — das, was Urahn und Ahn bis zum Vater gefördert haben, liebt man erst, wenn man ein ganz bestimmtes Alter erreicht hat? Das stimmt wirklich nicht. Schon als kleiner Junge hängt man mit allen Fasern an ihr. Da weiß man schon, das gehört dir mal und ! das mußt du schützen, sonst bist du ganz gewiß nicht anständig. Ah, Ihr habt ja ! alle keine Ahnung, wie das tut, mitansehen I und dennoch schweigen zu müssen, wenn die j Leute die herrenlose Zeit zu ihrem Vorteil ! ausnützen. Jeder tut das hier. Und der alte Kunze ist nicht stark genug und auch schon zu alt. um dreinzuschlagen und alles ' zu sehen. Viel guter Wille ist Wohl da. — ! Aber, siehst du, er schafft es eben nicht mehr. Wo ist der Junge, von dem du vorher ge sagt hast'. Ich will zu ihm, ich will ihm die Hand drücken — — ich — — ich " Das alte Fräulein gibt sich einen Ruck, weil sie inne wird, wie es mit der Seele dieses jungen Menschen, der kein Kind mehr ist, bestellt war, diese ganze lange, schlimme Zeit über. „Der Junge bist du selbst, Hans Weddo." Da verliert der Willensstärke Knabe, von dem der Vater gemeint hat, daß ihn nie- mals sein Herz zwingen werde, die Gewalt j über sich. Er wirst die Arme über das s zierliche Tischlein und preßt den Kopf ! darauf. Die Sonne ist geschwunden. Eine dicke Wolke thront dort, wo sie noch vor kurzem lachte. In der stillen Mansarde ist es mit einem Schlage kühl und dämmrig geworden. Das alte Fräulein hebt den Kopf des eltern losen Knaben mit sanfter Gewalt empor und bettet ihn an die Stelle, wo warm und liebevoll ihr Herz für anderer Leid schlägt. „Mein Junge", sagte sie weich und zärt lich, „mein guter,. tapferer Junge. Glaube mir nur, es zieht sich alles wieder zurecht, wenn du nur Mut und Ausdauer genug hast. Dann kommt auch die Kraft zum Bes sern und Gutmachen ganz von selbst. Und wenn dir mal sehr schwer um das Herz ist, dann steige nach Feierabend, wenn du mit deinen Schularbeiten im reinen bist, zu mir in die Mansarde hinauf. Wir beide wollen uns in dieser großen Sorge so recht von Herzensgrund verstehen lernen." — — — An jedem Alltag fahren Hans Weddo und Werner von Mcisenbach aus dem Pony wagen nach dem drei Kilometer entfernt liegenden Städtchen zum Schulbesuch. Es heißt Prozin und ist ein Soolbad, das viel Fremde anlockt. Sie thronen dann ein wenig würdig und ein gut Teil verschlafen auf dem Vordersitze des kleinen Gewährtes Das Amt des Kutschierens versehen sie abwechselnd, j Hinten auf der Pritsche mit dem lose auf geschnallten Kissen, den Kopf auf die Brust ! gesenkt, sitzen ebenfalls zwei Gestalten. — ! In sich zusammengekauert, machen sie den Eindruck von Philosophen. Und es sind doch nur einfache Kinder ! aus dem Volk, denen das Durchrütteln und Hochwerfen nichts ausmacht — Der Linke in dem viel zu weiten Tuchmantel dessen goldene Knöpfe, von der feuchten Morgen- glut beschlagen, ist Hermann Degels, der i Ponyjunge. Rechts von ihm sitzt Fritze