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WchMt für MM Amts 174- 7-br- Nr. 8z. Sonnabenci, clen 24. Juli i-zZ. Mr die Königliche Amts^mptmannschaft Meißen, ru Wilsdruff sowie für das König- lMÄ < Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstag?, Donnerstags und Sonnabends. Inserate werden tags vorher bis mittags 11 Uhr angensNMr Bezugspreis in der Stadt vierteljährlich . lO Mk. frei inS Haus, abgeholt von der Expedition 1,30 iM» dNrch die Post und unsere Landausträger bezöge« L-D M. Jnsertionspreis 15 Psg. pro sünsgefpaltene KorpuSzev«. Außerhalb des Amtsgerichtsbezirks Wilsdruff 20 Psg Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 Prozent Ausschlag. Jeder Anspruch aus Rabatt erlischt, wenn der Betrag durch „ 8^^ I H Klage cingezogen werden muß od. der Auftraggeber in Konkurs gerät. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt WilSdruff. für das Königliche Amtsgericht und den StadtrM Forstrentamt zu Tharandt» Lokalblatt für Milsclr«kk . Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardswalde, Groitzsch, Grumbach. Grund bei Mohorn, Hartha bei Gauernitz, Helbigsdorf, Herrogswalde mit Landberg, Höhndorf, Saufbach, Kesselsdorf, Kleinschönbera, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Miltitz-Roitzschen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, RöhrK^ bei Wilsdruff, Roitzsch, Nothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Seeligstadt, Sora, Steinbach bei Keffelsdorf Steinbach bei Mohorn, SpechtShausen, Tannebrrg Taubenheim, Ullendorf, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg, Zöllmen. Mit laufender Unterhaltungs-fRsmau-Mlage, wöchentlicher illustrierter Keitage „Wett im Kild" oud monatlicher Keilagr „Nufere Heimat". Druck und Verlag von Arthur Zschunke, Wilsdruff. Für die Redaktion verantwortlich: Oberlehrer Gärtner, WilSdruff. groKe Völkerringen. Das Im fünften Mt. Ein gewaltige- Drama rollt sich vor unseren Augen ab. Und wir stehen in seinem fünften Akt. Der dramatische Held ist der Großfürst Nikolai Nikolajewitsch, einer der entschlossensten Treiber zum Weltkriege, und die gewaltige russische Heeresmacht, die der Kaiserliche Vetter in Sankt Petersburg dem Großfürsten zur Verfügung gestellt hatte. DeS Zaren goldenen, diamantenbesetzten Ehrensäbel hat sich der Großfürst erkämpft; welches der Schlußlohn sein wird und das Ende, steht noch auS. Denn der »Er oberer'Przemysls und Lembergs wurde auch Przemysls und Lembergs Verlierer. Und ob er nicht auch Warschau dem unbezwinglichen Feinde bald wird aus- liefern müssen, steht dahin. Es entspricht durchaus der Eigenart des Großfürsten- Generalissimus, daß er in den Verzweiflungskampf um die Stellung in Russisch-Polen, in die Granaten-Hölle des »eisernen Ringes" der Heere Hindenburgs und Mackensens, der Heerführer v. Scholtz, v. Gallwitz, v. Eichhorn, v. Woyrsch und Erzherzog Josef Ferdinand, seine letzten Reserven, die soeben erst eingetroffenen frischen Mann schaften des sibirischen Nachschubs hineinschleudert. Es geht nicht nur um Russisch-Polen und Rußlands schirmen des Festungsviereck; es geht auch um Ruhm und Ruf, um Zukunft und Hoffnung. Diesen Augenblick hat der Großfürst wohl nicht zu erleben erwartet, als er, wenige Jahre vor dem Kriegs ausbruch, in für Deutschland beleidigender Weise »die französische Ostfront inspizierte", als er aus der Ecke von Nancy aus seine Gemahlin, die Prinzessin aus dem Hause Montenegro, jenen die Franzosen so schwärmerisch ent zückenden Blick über die deutsche Grenze tun ließ. Halb Frankreich geriet damals in Raserei. Generale und vataillonsführer lieben ihre Truppen gegen die deutsche Grenze hin Sturmanläufe und Schlußmanöver unter nehmen. Hochrufe auf den Krieg erschollen unmittelbar am deutschen Grenzpfahl und über die niedrigen Grenz steine hinweg, die das R. k'. der französischen Republik scharf eingemeißelt trugen. Der „Matin" veranstaltete seinen »Ostflug" gegen die deutsche Grenze hin („vers la krontisre"). In den militärischen Zeitschriften schrieben französische Generale mit NamenZunterschrift dreiste Artikel gegen Deutschland. Senatoren und Abgeordnete sprachen von der Parlamentstribüne herab offen über den Krieg gegen den Nachbar an der Vogesenzrenze und über die verschiedenen »Löcher" an dieser Grenze. Selig schwamm inmitten dieses Kriegslärms und Revanchetrubels er, der vor einigen Tagen so fabelhaft unschuldig tat, Präsident Poincarö, der »Lothringer", dessen Ehrgeiz dahin ging: der Präsident der Revanche, des Zerschmetterungskrieges gegen Deutschland zu werden, der Heimbringer Elsasses und Lothringens, der für immer den Flor von der Statue Straßburgs abnehmen würde. — So sollte es werden. Es ist anders gekommen. Sie alle hatten gerechnet und gehofft auf die „russische Dampfwalze". Aber die steht jetzt dicht vor ihrer Zertrümmerung. Elf Monate lang ist der bekannte Salonzug, der Tag und Nacht auf Anschluß-Gleisen stand, das Lagerzelt des Großfürsten-Generalissimus gewesen. Langen Schrittes, in düsterster Aufregung, mag er ihn jetzt durchmessen. An den Wänden hängen ein paar wehmütige Erinnerungen aus Hoffnungstagen — da dröhnt der Kanonendonner der angreifenden deutschen Heere in das Ohr des riesen langen Feldherrn. In Warschau hält sein Salonzug längst nicht mehr. Die Basis der russischen Operationen verschiebt sich mehr und mehr nach Brest-Litowsk Zwischen dem angreifenden Hindenburg und dem vor drängenden Mackensen, zwischen der Narew-Front im Norden Russisch-Polens und der Jwangorod-Lublin-Cholm-Front im Süden mag der Generalissimus jetzt angstvoll hin und her pendeln. Gegen Mackensen wirft er jedes Reserve- Bataillon, das er erwischen kann; und hier helfen ihm im Augenblick die Regenfluten, die über dem lehmigen, weichen Loden Südpolens soeben niedergegangen sind. Im Norden hofft er, daß die außerordentlich verstärkte Narew-Front durch ihre Befestigungen Hindenburgs Hammerschlag ver zögern werde. Aber es hilft ihm nichts. Wir stehen im fünften Akt. Tei russische Feldherr, hatte Russisch-Polen halten und zugleich Ostpreußen und Galizien überschwemmen und zu festen Händen erobern wollen. Aus Ostpreußen und dessen Vorland schlug ihn Hindenburg nach der größten Vernichtungsschlacht, die die Kriegsgeschichte bisher ge sehen, in nochmaliger zweiter und dritter Teil-Zerschmette rung hinaus. Von da ab bezog Großfürst Nikolai gegen Hindenburg die Defensive. Aber nach Galizien ließ er nun den ganzen Ozean seiner Menschenmassen hinein spülen. Zum Teil bis über die Karpathen drang er vor. Aber an der unüberwindlichen Zähigkeit der Österreicher und Ungarn begann nun seine überzahl allmählich zu verbluten. Und als dann die Helmspitzen der Deutschen in den Karpathen auftauchten und zuletzt in großem Maß stäbe deutsche Heere zur Unterstützung zwischen die Armeen unserer Verbündeten geschoben wurden und zuletzt auf der Strecke Gorlice—-Tarnow der große deutsch-österreichische Durchbruch vorbereitet worden war, da begann der strategische Umschwung. Im Verlauf von zwei Mo naten wurde in einem schlechterdings glänzenden Feldzuge Galizien vom Feinde geräumt. Und nun dringt der An griff umfassend ein in des Feindes eigenes Land. Wie groß die »Katastrophe" werden wird, das allein steht noch in Frage. Von den drei Hauptrückzugsstraßen des Großfürsten und seiner Heere wird die südliche Eisen bahn schon bedroht und die nördliche über Bjalystock aus St. Petersburg zu zum mindesten schon bedrängt. Bei der deutschen Tapferkeit und glänzenden Führung ist ein Umschlag für den Großfürsten nicht mehr zu erhoffen. ES hilft ihm nichts: Wir sind im fünften Akt — — Der Krieg. Von den Gefilden Kurlands bis zum Dug Himmler st die deutsch-österreichische Offensive in unaufhaltsamem Lorschreiten. Vie fettung Ivangoroä eingelckloffen. Die Russen unter die Mauern Warschaus gejagt.— Weitere 10000 Gefangene, große Beute. Große- Hauptquartier, 22. Juli. Westlicher Kriegsschauplatz. Im Westteil der Argonnen machten unsere Truppen weitere Fortschritte. — Lebhafte Artilleriekämpfe fanden zwischen Maas und Mosel statt. — Südlich Leintrey brachen französische Angriffe dicht vor den Hindernissen unserer Vorpostenstellungen zusammen. — In den Vo gesen griff der Feind gestern südwestlich des Reichs ackerkopfes sechsmal an. Er wurde durch bayrische Truppen unter großen Verlusten zurückgeschlagen. Bei einem Gegenstoß gewannen wir das noch in Feindes hand befindliche Grabenstück zurück und machten 137 Alpenjäger (darunter 3 Offiziere) zu Gefangenen. Auch bei Sondernach wiesen wir abends einen feindlichen Angriff ab. — Ein feindlicher Doppeldecker stürzte im Feuer unserer Abwehrgeschütze in den Wald von Parcy ab. Im Luftkampf über dem Münstertal blieben drei deutsche Flieger über drei Gegner Sieger und zwangen auf der Verfolgung zwei von ihnen zur Landung im Thanner Tal. östlicher Kriegsschauplatz. Nordöstlich Szawle machten unsere konzentrisch vorgehenden Truppen unter erfolgreichen Kämpfen 415« Gefangene. Außerdem fielen ihnen 5 Maschinen gewehre, viele Bagagen und ein Pionierpark zur Beute. Der Durchbruch an der unteren Dubiffa führte die deutschen Stoßgruppen bis in die Gegend von Gryn- kiszki —Gudzinny. Auf dem Wege dorthin wurden mehrere feindliche Stellungen gestürmt. Die Russen weichen auf der ganzen Front vom Rakiewo-See bis zum Njemen. Südlich der Straße Marjampol—Kowno vergrößerten wir die entstandene Lücke und gewannen weiter vordringend Gelände nach Osten. 4 Offiziere, 1210 Mann wurden gefangengenommen, 4 Maschinen gewehre erobert. Am Narew hat der Feind seine aus sichtslosen Gegenstöße eingestellt. Südlich der Weichsel sind die Russen in die erweiterte Brückenkopfstellung von Warschau, in die Linie Blome—Nadarzyn—Gora Kal- warja, zurückgedrängt worden. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Die deutschen Truppen der Armee des General obersten v. Woyrsch vereitelten gestern durch kühnes Zu fassen die letzten Versuche des Feindes, seine geschlagenen Truppen vorwärts Iwangorod zum Stehen zu bringen. Gegen Mittag war die große Brückenkopfstellung bei Lagow—Lugowa Wola von unseren tapferen Schlesiern gestürmt; anschließend wurde der Feind unter Mit wirkung österreichisch-ungarischer Truppen auf der ganzen Front in die Festung geworfen, die nunmehr eng ein- geschlossen ist. Nordwestlich von Iwangorod kämpfen österreichisch-ungarische Truppen noch auf dem Westufer der Weichsel; gestern wurden über 3000 Gefangene ge macht und 11 Maschinengewehre erbeutet. — Zwischen Weichsel und Bug nimmt die Schlacht unter Oberleitung des Generalfeldmarschalls v. Mackensen ihren Fortgang. Südwestlich von Lublin machten österreichisch-ungarische Truppen weitere Fortschritte; zwischen Siennicka Wola (südlich von Rejowiec) und dem Bug wurden breite Abschnitte der feindlichen Stellung gestürmt. L berste Heeresleitung. Amtlich durch das W.T.B. Das im Heeresbericht genannte Lagow liegt 13 Kilo meter östlich Zwolen, Lugowa Wola liegt 10 Kilometer nordöstlich Zwolen. Vie tzcklackt rnilcken Meickfel unc! Kug. Der Spezialkorrespondent des Mailänder »Corriere della Sera" drahtet aus Petersburg: Der unerhörte Kampf an der russischen Front wiederholt sich mit noch größerer Heftigkeit an derselben Stelle, wo er schon einmal tobte: zwischen Lublin und Cholm. Mit seiner besonderen Aus dauer hatte der Feind zwischen Ciechanow und Prasznysz operiert, während er den Rest der^ Front gegen Loinza, Ossowiec, Kowno und Mitau abtastete, und das deutsche Kommando wandte sich, um seinen furchtbaren Stoß auch gegen den südlichen Kriegsschauplatz zu schleudern und das unterbrochene Werk der Armee des Erzherzogs Josef Ferdinand wieder aufzunehmen. Der Kampf hat in der selben Gegend von Wilkolaz und Bychawa wieder be gonnen mit der Absicht, die Front von Lublin nach Cholm zu durchbrechen. In dieser Gegend hat der Feind in der Ruheperiode seine Hauptlräfte konzentriert. Das ganze Streben des Feindes ist darauf gerichtet, dem General Mackensen, welcher auf das Gebiet des rechten Weichsel ufers dringen will, eine Straße dahin zu eröffnen. Zu diesem Zweck hat der Feind große Massen auf den Wieprz geworfen und der Kampf wird mit einer wütenden Hartnäckigkeit geführt, der für alle deutschen Angriffe charakteristisch ist. Kurz vor dem Ende. Wie weiter berichtet wird, schiebt die Stoßgruppe des Erzherzogs Josef Ferdinand die Russen immer weiter zurück. Es ist bereits die Linie erreicht, die im letzten Jahr die vordersten Stellungen der ersten Offensive des Generals Dank! markierte. Auch die Eisenbahn und Straßensperre Cholm, gegendie von österreichisch-ungarischen Truppen neben deutschen Kräften auch das Korps Arz an gesetzt ist, das in den letzten Tagen sich wiederholt ganz besonders auszeichnete, ist den Verbündeten schon sehr nahe gerückt. Wenn nicht alle Anzeichen trügen, bezeichnen die augenblicklichen Kämpfe die letzte Phase vor dem Er reichen der den Russen so unendlich wichtigen Bahnlinie. Kittgottesclienste in ganr KuKlanä. Petersburg, 22. Juli. In Petersburg, in Moskau und in ganz Rußland wurden auf Veranlassung des Synods Bittgottesdienste für den Sieg der russischen Waffen abgehalten. Zahlreiche Prozessionen durchzogen die Straßen, gefolgt von Zehn- tausendeu aus der Volksmenge, die andächtig beteten. * Vie Kampfe am VnMn. Nach schweren Stürmen Stellungskrieg. Wie der österreichische Generalstab mitteilt, ist die Lage am Dnjestr unverändert. Die Russen hatten große Verstärkungen, namentlich auch schwere Artillerie heran geführt und versuchten hier, wie an der beßarabischen Grenzfront, die von den deutschen und österreichischen Truppen gewonnenen Stellungen wieder an sich zu reißen. Ihre fortgesetzten Stürme blieben völlig erfolglos, ihr« Verluste waren sehr schwer. Jetzt haben die Ruffen. an scheinend ihre Kräfte erschöpft. An der beßarabischen Grenze gibt es nur noch unbedeutende Plänkeleien und die Zahl der russischen Überläufer mehrt sich ständig. Am