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schlagen könnte. Vielleicht werden sie sich bald noch weiter klären. Und Griechenland? Nun, König Konstantin bat bereits erklärt, daß er zur Politik der unbedingten Neutralität halte und daß er sich darin auch nicht von Venizelos, falls er zurückkehren sollte an die Spitze der Regierung, beirren lassen werde. Ferner leidet Griechenland unerträglich unter dem Piratentum, das Englands Kriegsschiffe zum Zwecke politischen Druckes augenblicklich auch an der griechischen Handelsschiffahrt ausüben. Empört ist des weiteren ganz Griechenland über die Festsetzung Englands auf der Insel Lemnos. Und entrüstet ist man darüber, daß der britische Befehlshaber vor den Dardanellen nun auch noch gar auf Myfilene die Hand gelegt hat. Selbstverständlich hat England versprochen, nach Be endigung des glorreichen Dardanellen-Unternehmens sich oon der Insel Mytilene wieder vorbehaltlos zurück- zuziehen. Aber man kennt ja England, wenn es in Wut oder wenn es auf einen zufälligen Vorteil erpicht ist. Und man sieht ja, wie hübsch es Ägypten bisher .zurück gegeben" hat. Für Griechenland blüht im Lager der Zentralmächte endlich noch eine besondere Hoffnung; Albanien. Siegt der Vierverband, so erdrückt Italien alle ernsthaften Hoffnungen Griechenlands in Südalbanien und an der adriatischen Küste. Siegen Deutschland und Osterreich-Ungarn, so kann Griechenland seine albanischen Wünsche beinahe so hoch spannen, wie es will. Der Regelrecht wie ein Uhrwerk verläuft der Fortgang unserer Operationen im Osten. Ein Rädchen greift ins andere und in gleichmäßiger, ruhiger Weise vollzieht sich rin beträchtlicher Fortschritt auf der ganzen Front. Schwere russische Meäerlagen. L)er Feind zwischen Lomza und Bugmündung ge worfen; vom 4. bis 6. August 85 Offiziere, 14200 Russen gefangen, 60 Geschütze, 8 Minenwerfer und ö9 Maschinengewehre erbeutet. — Die russischen Stellungen bei Rustowola erstürmt. Großes Hauptquartier, 7. August. Westlicher KriegSschauvla». In Flandern wurden die Belgier durch die Wir kung unserer Artillerie gezwungen, ihre bei Heernisse (südlich von Dixmuide) über die User vorgeschobene Stellung teilweise zu räumen. — Französische Hand granatenangriffe in der Gegend oon Souchez wurden abgewiesen. — Südlich von Leintrey (östlich Lionville) wiesen unsere Vorposten eineu Vorstoß des Gegners leicht ab. — In den Gebirgskämpfen nördlich oon Münster keine besonderen Ereignisse. Östlicher Kriegsschauplatz. Östlich von Voniewicz gingen die Russen hinter die Jara zurück. Gegen die Westfront oon Kowno wurden Fortschritte gemacht. Hierbei sind 500 Russen gefangen genommen und 2 Maschinengewehre erbeutet. — Die Armeen der Generale v. Scholtz und o. Gallwitz haben nach heftigen Kämpfen den feindlichen Widerstand zwischen Lomza und Bngmüudung gebrochen. — Das Gesamtergebnis ans den Kämpfen vom 4. bis 6. August betrügt: 85 Offiziere und mehr als 14 SOO Mann gefangen, 60 Geschütze, 8 Mineuwerfer und 69 Maschinengewehre genommen.—Die Einschließungs truppen von Nowo-Georgiewsk drangen oon Norden her bis zum Narew durch. — Das Fort Dembe wurde genommen. Von Süden her ist die Weichsel bei Wenkow erreicht. — In Warschau ist die Lage unverändert. Die Russen setzen die Beschießung dec Stadt von dem öst lichen Weichselufer aus fort. — Unsere Luftschiffe be legten die Bahnhöfe oon NowoMinsk und Siedlce mit Bomben. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Bei und nördlich Iwangorod ist die Lage unver ändert. — Zwischen Weichsel und Bug haben deutsche Truppen bei Rustowola (südöstlich von Lubartow) die feindlichen Stellungen gestürmt und nordöstlich von Lenczna den Austritt aus den dortigen Seenengen er zwungen. Oberste Heeresleitung. Amtlich durch das W. T. B. Die Jara fließt etwa 60 Kilometer östlich von Poniewiez von Norden nach Süden; Rustowola liegt 8 Kilometer südöstlich oon Lubartow. * ' Großes Hauptquartier, 8. August, (wtb. Amtlich.) Eiugegaugeu nachmittags ^4 Uhr. Westlicher Kriegsschauplatz: Französische Handgranatenangriffe bei Souchez und Gegenangriffe gegen einen vorgestern dem Feinde entrissenen Graben in den Westargonnen wurden abgewiesen. Die Gefechte in den Vogesen, nördlich von Münster, lebten gestern nachmittag wieder aus. Die Nacht verlief dort aber ruhig. Oestlicher Kriegsschauplatz: Die deutsche» Narewtruppen näherten sich der Straße Lomza—Ostrow—Wiszkow. An einzelnen Stellen leistete der Gegner hartnäckigen Widerstand. Südlich von Bis- kupicie ist der Bug erreicht. Serock, an der Bugmüudung, wurde besetzt. Vou Nowogeorgiewsk nahmen unsere Einschließnugs- truppen die Befestigungen von Zegrze. Bei Warschau gewannen wir das östliche Weichselufer. Südöstlicher Kriegsschauplatz: Vor dem Druck der Truppe« des Generalobersten von Woyrsch weichen die Russen nach Osten. Zwischen Weichsel und Bug hat der linke Flügel der Truppen des Generalfeldmarschalls von Mackensen den Feind nach Norden gegen den Wipres geworfen. Der rechte Flügel steht noch im Kampf. Oberste Heeresleitung. * K - » Furcht zerstöret deine Kraft im Streite, Unerschrockenheit macht doppelt stark. Jene ruft den Tod dir an die Seite, ? Diese stärket mächtig Sehn' und Mark. Foh. Gottfr. Seume. « Tun k-age im Osten. Die großangelegtsn Operationen unserer Armeen im Osten werden meist mit einer gewaltigen Zange verglichen, die die russischen Festungen und Heere zusammenpretzt. Besonders stark ist zurzeit der Druck auf die Verbin dungsbahnen zwischen dem Warschauer Weichsel-Festungs- sreieck und Petersburg. Aus der obenstehenden Karte sieht man die wichtigen Schienenstränge, die oon Warschau ans di? Brücke zum Hinterland, namentlich nach Nord osten zur Reichshauvtstadt schlagen. Sie sind an ver schiedenen Stellen durch unsere Truppen bereits schwer bedrobt. Kaiser Milkelm 2» Marschaus fall. Der König von Württemberg hatte an Kaiser Wilhelm ein Glückwunschtelegramm zur Eroberung Warschaus ge richtet. Darauf ging das folgende kaiserliche Antwort telegramm ein: „Vielen herzlichen Dank für Deine Glückwünsche zur Einnahme Warschaus. Wir dürfen doch jedenfalls darin einen bedeutungsvolle» Schritt sehen auf dem Wege, den der allmächtige Gott uns bisher noch gnädigst geführt hat. Im Vertrauen auf ihn werden unsere herrlichen Truppen weiterkämpsen bis zum ehrenvollen Frieden. Wilhelm" Während die französische Presse sich über den Fall Warschaus mit dem Trost hinwegsetzt, daß er erwartet wurde und deshalb an der allgemeinen Lage nichts ändere, da die russischen Heere intakt seien und hinter die Linie Njemen—Bug zurückgeführt wurden, tun die italienischen Blätter geradezu, als ob die Russen mit dieser Räumung einen Sieg davongetragen hätten. Das polnische Festungs dreieck sei zur Verteidigung schlecht geeignet gewesen, des halb hätten die Russen es geräumt. In England dagegen ist man etwas ehrlicher. Man gibt zu, daß die Gefahr der Abschneidung für große russische Truppenmassen ge wachsen, daß keine russische Offensive gegen Deutschland mehr möglich ist und daß die Eroberung Warschaus des halb eine» wichtigen Abschnitt in diesem Kriege bildet. * Ver bmrug in Marlckau. Wien,,7. August. Von der buntgemischten Bevölkerung freudig begrüßt, haben deutsche Truppen in Warschau ihren Einzug ge halten. Die Russen hatten heuchlerisch erklärt, daß sie Warschau freiwillig räumen würden, um die Perle Polens den Geschossen der Deutschen nicht preiszugeben. Sie haben nach echt russischer Art ihr Wort nicht gehalten. Zwar war bei den Kämpfen um die West- und Südforts und die innere Verteidigungslinie aus dieser Seite die Stadt selbst ganz und gar verschont geblieben, trotzdem die Zusammenstöße recht heftig waren. Preußische, baye rische, württembergische und sächsische Truppen hatten in den durch Drahtverhaue, Gruben, Minen und Gräben stark befestigten Forts schwere Blutarbeit zu leisten, ehe der Weg in die Stadt offen stand. Um 3 Uhr morgens drangen die ersten deutschen Truppen in die Stadt ein, gegen 8 Uhr morgens die Hauptmacht, als Befreier be grüßt. Die Straßen waren im Nu von einer jubelnden Menge gefüllt, die begeistert winkten und grüßten, sämt liche Häuser waren beflaggt. Die Bevölkerung atmete von schwerem Druck auf, die Geschäfte sind geöffnet, die Straßenbahn in vollem Ver kehr. Die Bewohner dankten Gott, daß sie die Zer störungsbefehle, die die zurückweichenden Russen ihnen ge geben hatten, nicht auszuführen brauchten, da die Deutschen unmittelbar hinter den Russen in die Stadt drangen. Wer weiß, ob sonst nicht ein Blutbad unter den Polen ange richtet worden wäre, die sich vielfach offen weigerten, Warschau zu verlassen, ihre fahrende Habe mit sich fort zunehmen oder zu zerstören. Der schändliche russische Plan war also mißglückt. Aber als die Einwohnerschaft den deutschen Befreiern zujubelte, begannen die Russen von der Vorstadt Prag« aus ihr schweres Geschütz gegen die Stadt spielen zu lassen, die sie angeblich aus zarter Rück sicht geräumt hatten, um sie keinem deutschen Bombardement auszusetzen. Besonders richteten sie ihre Geschosse aus das altehrwürdige Königsschloß, das noch aus den Zeiten der alten Herzöge Masoviens stammt, mit dem der Name eines Helden, wie Johann Sobieski, eng yerknüpftist undvondessen Balkon einst Kosziusko und später Adam Czartoryski die Jugend Polens zum Kampf gegen den Erbfeind Rußland anfeuerten. Das Schloß war den Herzen der Polen teuer als Symbol ihrer Nationalität. Nun legen russische Granaten dieses Heiligtum in Asche. Aber nun erst recht jubeln die Polen Warschaus den Befreiern zu. Die Flammen des Kömgsschlosses beleuchten grell auch die kürzlich in der Not gegebenen russischen Versprechungen für Polen. Auch sie sind eitel Rauch und würden ebenso oon den Russen mißachtet weiden wie alle früheren. Zwischen Polen und Russen gibt es keine Freundschaft, sondern nur Kampf bis aufs Messer. Aus unbekannten 6rünÄen. Der Verlust des italienischen Luftschiffes „CittL di Jeff". Die amtliche italienische Berichterstattung über die Kriegsereignisse sorgt von Anfang an dafür, daß in diesen schweren Zeiten auch der Humor zu seinem Recht kommt. Cadornas „Wetterberichte" sind weltberühmt und der König vo»! Italien figuriert in den Witzblättern bereits als stehende Figur mit dem „Degenschirm". Aber die „Agenzi« Stefani" übertrifft Herrn Cadorna doch noch an unfreiwilliger Komik, wenn sie meldet: In der Nacht zum 6. August fiel eines unserer Luftschiffe bei einem Angriff auf Pola aus Gründen, die noch nicht festgestellt werden konnten, ins Meer. Die Besatzung, bestehend aus drei Offizieren und drei Mann wurde gerettet und geriet in Gefangenschaft. Die Gründe, die hier so schamhaft verhüllt werden, sind durch den österreichischen Bericht ebenso bekannt, wie die Tatsache, daß die Besatzung von d-n Österreichern gefangen wurde. Sie bestanden in wohlgezieltem Schrapnellfeuer, durch das das Luftschiff beim Versuch, den Hasen von Pola anzugreifen, heruntergeholt wurde, ehe es noch eine einzige Bombe auf sein Ziel abwerfen konnte. Aber solche Gründe dürfen in einem echt italienischen Bericht nicht angeführt werden. Ganz zu verschweigen versucht man den zweiten Erfolg der Österreicher: die Versenkung des Unterseeboots „Nautilus", das von einem österreichischen C-Boot bei der von den Italienern besetzten kleinen Insel Pelagosa torpediert wurde. Es ist das zweite Mal, daß die italienische ^Luft- und Unterseebootwaffe von unmittelbar aufeinanderfallenden Schlägen betroffen wird. Das italienische Luftschiff „Citta di Ferrara" wurde am 8. Juni von einem österreichischen Marineflieger zwischen Fiume und Lussin in Brand ge schossen, die Besatzung gefangengenommen. Das italienische Unterseeboot „Medusa" wurde, nach einer Meldung vom 11. Juni, in der Nord-Adria von einem österreichisch ungarischen Unterseeboot torpediert und versenkt. — Das Tauchboot „Nautilus" hatte eine Wasserverdrängung von 300 Tonnen, Besatzung 17 Mann, lief 1913 vom Stapel. Deutsche U-Boote vor Marseille. Der „Matin" berichtet: Marseiller Meldungen zufolge wurde am 1. August auf einen Hilfskreuzer, der den Überwachungsdienst an der afrikanischen Küste versieht, in der Gegend von Algier ein Angriff unternommen. Am folgenden Tage wurde bei Cap Matifou auf ein Handels schiff ein Angriff gemacht. Torpedierungsoersuche blieben erfolglos. Man muß sich jedoch fragen, ob nicht ein deutsches Unterseeboot im Mittelmeer sein Unwesen treibt. Unter den Schiffsreedern in Marseille und in anderen süd- hächMchen Häfen herrscht große Beunruhigung. Vom tf-Bootskrieg. London, 6. August. In der am 4. August zu Ende gegangenen Woche sind sechs englische Handelsschiffe und neun Fischerfahr zeuge durch Unterseeboote in den Grund gebohrt worden. Ein Fischerfahrzeug ist auf eine Mine geraten und ge- /f'wken. 1453 Schiffe sind in den Häfen Les vereinigten. Königreiches angekommen bezw. von dort abgefahren. - Der Fischdampfer „Grinbarian" ist von einem deutschen Unterseeboot versenkt worden. Vier Mann von der zehn köpfigen Besatzung sind ausgenommen und an Land ge bracht worden. Außerdem wurden Lie Dampfer „Costello" und „Portia" versenkt. ' Italien hat wieder englisches Geld. Lugano, 6. August. .Wie Professor Einaudi im „Corriere della Sera" mitteilt, haben dre Verhandlungen der italienischen Regie rung mit dem englischen Schatzkanzler zum Abschluß der Eröffnung eines bedeutenden Kredits zugunsten Italiens üemhrt. Im Zusammenhangs dannt erklärt sich wahr- scyemlich auch der Rückgang des italienischen Wechselkurses m Len letzten Tagen und die heute wieder aufgenommene Hetze der offiziösen Blatter gegen die Türkei. Rom, 6. August. Das Amtsblatt veröffentlicht ein Dekret des Reichs- oerwesers, das den Beginn der Aushebungsarbeiten der Klasse 96 bereits m diesem Jahre anordnet kl leine kricgspoU. Köln, 7. Aug. Der hiesige Polizeipräsident von Glaseuavv ist in gleicher Eigenschaft an die deutsche Ver waltung von Warschau berufen worden. Paris, 7. Aug. General Sarrail wurde zum Ober- 'oefehlshaber der französischen Orientarmee er nannt. Rotterdam, 7. Aug. Der kanadische Dampfer „Indian Queen", 2000 Tonnen groß, wurde von einem U-Boot versenkt. Die Bemannung ist gerettet. Von freunä unä femä. (Allerlei Draht- und Korrespondenz-MeldungenJ Veutsck-amerikaniscke Verständigung. Amsterdam, 6. August. Eine soeben auS Amerika im Haag eingetroffene poli tische Persönlichkeit teilt zuverlässig mit, daß die Spannung zwischen Deutschland «nd Nordamerika als beigelegt be trachtet werden könne. Die in Betracht kommende Persönlichkeit hat mit dem leitenden Staatsmännern Amerikas in Fühlung gestanden,, so daß es sich hier nicht bloß um Vermutungen oder Ge-> rüchte handelt. Viel hat zu den Verhandlungsschwierig- ketten der Umstand beigetragen, daß zwischen dem deutsche« Botschafter in Washington und seinen heimatlichen Be» hörden nicht der gewünschte regelmäßige diplomatisch!' Gedankenaustausch stattfinden konnte.